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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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himmlische Vatter deutet und darvon zeuget/ daß es nicht nur ein purer GOtt/ auch nicht ein blosser Mensch: sondern zugleich wahrer GOtt und Mensch in einer unzertrennlichen Verknüpffung verbleibe ohne eintzige Veränderung der Naturen: also ist es/ auf gewisse Maaß/ mit den Worten: Dis ist mein Leib/ beschaffen: dann daselbst wird angedeutet das gantze Wesen / oder die zwey wesentliche Stück des H. Abendmahls: nemlich die mit den eusserlichen Gestalten verknüpffte Wesenheit des Brodts/ und mit eben denselbigen Gestalten Sacramentlicher Weise verknüpffter Leib Christi.

X. Es wird aber dannoch Brodt nach der Consecration nicht mehr Brodt: sondern der Leib Christi genennet: und weil also eine Aenderung in den Worten geschiehet/ so muß auch eine Aenderung im Werck: nemlich eine Veränderung des Brodts in den Leib Christi geschehen.

Antwort. Freylich geschicht eine Aenderung: aber keine Veränderung des Wesens: sintemahl dem Brodt alsobald nach der Consecration sein Nahme geändert wird; daß es nicht mehr ist noch heisset ein gemeines Brodt: sondern ein gesegnetes heiliges Brodt/ des HErrn Brodt / eine Gemeinschafft des Leibes Christi sc. Daraus aber folget nicht/ daß darum eine Veränderung des Wesens geschehen müsse.

XI. Nennen doch auch die Väter vor der Consecration zwar das Brodt: nach der Consecration aber nennen sie es den Leib Christi/ das Abendmahl des HErrn sc. Dis ist ja ein Zeichen / daß bey der Consecration eine Veränderung des Brodts seye fürgangen.

Antwort. Die Väter nennen das H. Abendmahl den Leib und das Bluth Christi/ weilen Christi Leib und Bluth die fürnehmste Haupt-Stücke seyn im H. Abendmahl. Uber das wöllen sie durch diese Manier zu reden das Brodt des H. Abendmahls/ als welches mit dem Leib Christi Sacramentlich vereinbahret ist/ von anderem gemeinen Brodt unterscheiden.

XII. Hat doch Lutherus selbsten in seinem grossen Bekändtnüs vom Abendmahl die Transubstantiation gutgeheissen/ indem er ihm gefallen läst den Wieder-Ruff/ den Berengarius gethan und bekandt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen esse/ und zermalme. So hat er ja auch gut geheissen/ daß sich nicht mehr Brodt befinde beym H. Abendmahl.

Antwort. Lutherus hat nicht gut geheissen des Berengarii grobe Art zu reden/ da er bekannt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen zermalme: sondern das hat er gut geheissen/ daß Berengarius bekannt hat/ Christi Leib werde in und mit dem Brodt mündlich zu geniessen den Communicanten ausgetheilet/ welches Zvvinglius und Oecolampadius, mit denen es damahls Lutherus zu schaffen hatte/ nicht wolten passiren lassen/ sondern die wahre Gegenwart des Leibs und Bluths Christi im Heil. Abendmahl laugneten. Die Verwandlung aber des Brodts hat Luther nicht gutheissen gewöllt/ noch gekönnt.

XIII. Seynd doch GOtt alle Ding möglich: Ey so wird ihm ja auch möglich seyn/ daß er das Brodt in den Leib verwandeln könne/ wie er das Weib des Loths hat in die Saltz-Seule verändert Gen. 19. und die Ruthe Moysis in eine Schlange Exod. 7.

Antwort. Nicht alles/ was bey GOtt möglich ist/ geschicht darum. Und muß man in solchen Sachen nicht darauf sehen/ obs GOtt könne: sondern ob ers wölle: wann wir demnach seines Willens versichert seyn/ so ist es allerdings richtig.

himmlische Vatter deutet und darvon zeuget/ daß es nicht nur ein purer GOtt/ auch nicht ein blosser Mensch: sondern zugleich wahrer GOtt und Mensch in einer unzertrennlichen Verknüpffung verbleibe ohne eintzige Veränderung der Naturen: also ist es/ auf gewisse Maaß/ mit den Worten: Dis ist mein Leib/ beschaffen: dann daselbst wird angedeutet das gantze Wesen / oder die zwey wesentliche Stück des H. Abendmahls: nemlich die mit den eusserlichen Gestalten verknüpffte Wesenheit des Brodts/ und mit eben denselbigen Gestalten Sacramentlicher Weise verknüpffter Leib Christi.

X. Es wird aber dannoch Brodt nach der Consecration nicht mehr Brodt: sondern der Leib Christi genennet: und weil also eine Aenderung in den Worten geschiehet/ so muß auch eine Aenderung im Werck: nemlich eine Veränderung des Brodts in den Leib Christi geschehen.

Antwort. Freylich geschicht eine Aenderung: aber keine Veränderung des Wesens: sintemahl dem Brodt alsobald nach der Consecration sein Nahme geändert wird; daß es nicht mehr ist noch heisset ein gemeines Brodt: sondern ein gesegnetes heiliges Brodt/ des HErrn Brodt / eine Gemeinschafft des Leibes Christi sc. Daraus aber folget nicht/ daß darum eine Veränderung des Wesens geschehen müsse.

XI. Nennen doch auch die Väter vor der Consecration zwar das Brodt: nach der Consecration aber nennen sie es den Leib Christi/ das Abendmahl des HErrn sc. Dis ist ja ein Zeichen / daß bey der Consecration eine Veränderung des Brodts seye fürgangen.

Antwort. Die Väter nennen das H. Abendmahl den Leib und das Bluth Christi/ weilen Christi Leib und Bluth die fürnehmste Haupt-Stücke seyn im H. Abendmahl. Uber das wöllen sie durch diese Manier zu reden das Brodt des H. Abendmahls/ als welches mit dem Leib Christi Sacramentlich vereinbahret ist/ von anderem gemeinen Brodt unterscheiden.

XII. Hat doch Lutherus selbsten in seinem grossen Bekändtnüs vom Abendmahl die Transubstantiation gutgeheissen/ indem er ihm gefallen läst den Wieder-Ruff/ den Berengarius gethan und bekandt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen esse/ und zermalme. So hat er ja auch gut geheissen/ daß sich nicht mehr Brodt befinde beym H. Abendmahl.

Antwort. Lutherus hat nicht gut geheissen des Berengarii grobe Art zu reden/ da er bekannt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen zermalme: sondern das hat er gut geheissen/ daß Berengarius bekannt hat/ Christi Leib werde in und mit dem Brodt mündlich zu geniessen den Communicanten ausgetheilet/ welches Zvvinglius und Oecolampadius, mit denen es damahls Lutherus zu schaffen hatte/ nicht wolten passiren lassen/ sondern die wahre Gegenwart des Leibs und Bluths Christi im Heil. Abendmahl laugneten. Die Verwandlung aber des Brodts hat Luther nicht gutheissen gewöllt/ noch gekönnt.

XIII. Seynd doch GOtt alle Ding möglich: Ey so wird ihm ja auch möglich seyn/ daß er das Brodt in den Leib verwandeln könne/ wie er das Weib des Loths hat in die Saltz-Seule verändert Gen. 19. und die Ruthe Moysis in eine Schlange Exod. 7.

Antwort. Nicht alles/ was bey GOtt möglich ist/ geschicht darum. Und muß man in solchen Sachen nicht darauf sehen/ obs GOtt könne: sondern ob ers wölle: wann wir demnach seines Willens versichert seyn/ so ist es allerdings richtig.

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        <p>Antwort. Die Väter nennen das H. Abendmahl den Leib und das Bluth Christi/ weilen            Christi Leib und Bluth die fürnehmste Haupt-Stücke seyn im H. Abendmahl. Uber das wöllen            sie durch diese Manier zu reden das Brodt des H. Abendmahls/ als welches mit dem Leib            Christi Sacramentlich vereinbahret ist/ von anderem gemeinen Brodt unterscheiden.</p>
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        <p>XIII. Seynd doch GOtt alle Ding möglich: Ey so wird ihm ja auch möglich seyn/ daß er das            Brodt in den Leib verwandeln könne/ wie er das Weib des Loths hat in die Saltz-Seule            verändert Gen. 19. und die Ruthe Moysis in eine Schlange Exod. 7.</p>
        <p>Antwort. Nicht alles/ was bey GOtt möglich ist/ geschicht darum. Und muß man in solchen            Sachen nicht darauf sehen/ obs GOtt könne: sondern ob ers wölle: wann wir demnach seines            Willens versichert seyn/ so ist es allerdings richtig.</p>
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[71/0371] himmlische Vatter deutet und darvon zeuget/ daß es nicht nur ein purer GOtt/ auch nicht ein blosser Mensch: sondern zugleich wahrer GOtt und Mensch in einer unzertrennlichen Verknüpffung verbleibe ohne eintzige Veränderung der Naturen: also ist es/ auf gewisse Maaß/ mit den Worten: Dis ist mein Leib/ beschaffen: dann daselbst wird angedeutet das gantze Wesen / oder die zwey wesentliche Stück des H. Abendmahls: nemlich die mit den eusserlichen Gestalten verknüpffte Wesenheit des Brodts/ und mit eben denselbigen Gestalten Sacramentlicher Weise verknüpffter Leib Christi. X. Es wird aber dannoch Brodt nach der Consecration nicht mehr Brodt: sondern der Leib Christi genennet: und weil also eine Aenderung in den Worten geschiehet/ so muß auch eine Aenderung im Werck: nemlich eine Veränderung des Brodts in den Leib Christi geschehen. Antwort. Freylich geschicht eine Aenderung: aber keine Veränderung des Wesens: sintemahl dem Brodt alsobald nach der Consecration sein Nahme geändert wird; daß es nicht mehr ist noch heisset ein gemeines Brodt: sondern ein gesegnetes heiliges Brodt/ des HErrn Brodt / eine Gemeinschafft des Leibes Christi sc. Daraus aber folget nicht/ daß darum eine Veränderung des Wesens geschehen müsse. XI. Nennen doch auch die Väter vor der Consecration zwar das Brodt: nach der Consecration aber nennen sie es den Leib Christi/ das Abendmahl des HErrn sc. Dis ist ja ein Zeichen / daß bey der Consecration eine Veränderung des Brodts seye fürgangen. Antwort. Die Väter nennen das H. Abendmahl den Leib und das Bluth Christi/ weilen Christi Leib und Bluth die fürnehmste Haupt-Stücke seyn im H. Abendmahl. Uber das wöllen sie durch diese Manier zu reden das Brodt des H. Abendmahls/ als welches mit dem Leib Christi Sacramentlich vereinbahret ist/ von anderem gemeinen Brodt unterscheiden. XII. Hat doch Lutherus selbsten in seinem grossen Bekändtnüs vom Abendmahl die Transubstantiation gutgeheissen/ indem er ihm gefallen läst den Wieder-Ruff/ den Berengarius gethan und bekandt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen esse/ und zermalme. So hat er ja auch gut geheissen/ daß sich nicht mehr Brodt befinde beym H. Abendmahl. Antwort. Lutherus hat nicht gut geheissen des Berengarii grobe Art zu reden/ da er bekannt hat/ daß er den Leib Christi mit den Zähnen zermalme: sondern das hat er gut geheissen/ daß Berengarius bekannt hat/ Christi Leib werde in und mit dem Brodt mündlich zu geniessen den Communicanten ausgetheilet/ welches Zvvinglius und Oecolampadius, mit denen es damahls Lutherus zu schaffen hatte/ nicht wolten passiren lassen/ sondern die wahre Gegenwart des Leibs und Bluths Christi im Heil. Abendmahl laugneten. Die Verwandlung aber des Brodts hat Luther nicht gutheissen gewöllt/ noch gekönnt. XIII. Seynd doch GOtt alle Ding möglich: Ey so wird ihm ja auch möglich seyn/ daß er das Brodt in den Leib verwandeln könne/ wie er das Weib des Loths hat in die Saltz-Seule verändert Gen. 19. und die Ruthe Moysis in eine Schlange Exod. 7. Antwort. Nicht alles/ was bey GOtt möglich ist/ geschicht darum. Und muß man in solchen Sachen nicht darauf sehen/ obs GOtt könne: sondern ob ers wölle: wann wir demnach seines Willens versichert seyn/ so ist es allerdings richtig.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/371>, abgerufen am 25.11.2024.