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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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tel zeige/ warhafftig sage/ das ist Geld: also kan ich auch von andern natürlichen Dingen/ wann deren eusserliche Gestalt verknüpffet und zusammen gefüget ist mit dem darunter verborgenen Wesen/ warhafftig sagen: Das ist dieses oder jenes/ und also/ wann der Teuffel in einem besessenen Menschen nicht allein blos seinen Aufenthalt hätte/ sondern auch mit dessen eusserlichen Gestalten/ und Zufälligkeiten verknüpffet wäre/ so sägte man warhafftig? das ist der Teuffel: nicht als ob der Mensch seye der Teuffel: sondern daß der Teuffel verknüpffet und angehefftet seye an eben dieselbige eusserliche Gestalten/ an welche verknüpffet und angehefftet ist der Mensch. Und also/ weil eben dieselbige Gestalten/ welche seynd von Natur angehefftet an das Wesen des Brodts/ auch Sacramentlicher Weise angehefftet seyen an den Leib Christi / so sage ich warhafftig/ wann ich das Brodt zeige/ das ist der Leib Christi.

VI. Bringets doch das Wörtlein Est ist/ so da etwas ständiges bedeutet/ mit sich/ daß eine Verwandlung des Brodts in dem Leib Christi geschehen müsse.

Antwort. Aus dem Wörtlein Est Ist/ folget gantz und gar keine Verwandlung: sondern das allein folget daraus/ das warhafftig Christi Leib mit denselbigen sichtbarlichen Gestalten verknüpffet seye/ mit welchen auch verknüpffet ist die Substantz des Brodts.

VII. Man kan sich aber am allerbesten in dieses Geheimnüs schicken/ und dasselbige verstehen/ wann man die Transubstantiation oder Verwandlung will für gut auf und annehmen.

Antwort. Man muß nichts übels thun/ auf daß guts daraus komme/ gemäß dem Raht Pauli Rom. 3. v. 8. So muß man dann des Heil. Geistes Sprach und Meynung nicht verändern: dann das ist gefährlich und gelinget übel. Zum Exempel/ des H. Geistes Wort und Sprach ist / GOTT ist Mensch. Da ist GOtt und Mensch in einer Person unzertrennlich/ und bleiben doch die beyde Naturen in derselbigen einigen Person fein unterschieden/ und ob schon solches eine ungewöhnliche Art in der Natur zu reden ist/ so gebührt uns doch nicht/ daß wir um dieser Ungewohnheit willen dem H. Geist sein Sprach und Meynung veränderen: dann sonsten schweben wir in Gefahr der Euty chianischen Ketzerey.

VIII. Wann die Schrifft sagt: GOTT ist Mensch/ so heisset solches nichts anders/ als: Die Göttliche Person hat sich durch die Hypostatische Verbindung mit der menschlichen Natur verknüpffet.

Antwort. So lasset euch diese Wort: Das ist mein Leib/ so viel heissen/ als: Der Leib Christi ist durch die Sacramentliche Verbindung mit dem Brodt oder dessen Gestalten verknüpffet: so bleibt doch das Brodt und der Leib Christi zusammen ohne einige Verlandlung.

IX. Gleich wie aber die Rede Matth. 3. v. 17. Dis ist mein geliebter Sohn/ so viel heisset/ als wann man sägte: Was ihr da sehet/ da ist mein geliebter Sohn: also können auch wohl die Wort Christi: Dis ist mein Leib/ so viel heissen/ als wann Christus gesagt hätte: Was ihr da sehet/ das ist mein Leib. Und demnach das Brodt nicht mehr Brodt seye.

Antwort. Durch dis eingeführte Exempel wird die Transubstantiation oder Wandlung nicht bestättiget: sondern vielmehr im Gegentheil dardurch umgestossen/ und vernichtiget. Dann gleich wie die Person/ auf welche der

tel zeige/ warhafftig sage/ das ist Geld: also kan ich auch von andern natürlichen Dingen/ wann deren eusserliche Gestalt verknüpffet und zusammen gefüget ist mit dem darunter verborgenen Wesen/ warhafftig sagen: Das ist dieses oder jenes/ und also/ wann der Teuffel in einem besessenen Menschen nicht allein blos seinen Aufenthalt hätte/ sondern auch mit dessen eusserlichen Gestalten/ und Zufälligkeiten verknüpffet wäre/ so sägte man warhafftig? das ist der Teuffel: nicht als ob der Mensch seye der Teuffel: sondern daß der Teuffel verknüpffet und angehefftet seye an eben dieselbige eusserliche Gestalten/ an welche verknüpffet und angehefftet ist der Mensch. Und also/ weil eben dieselbige Gestalten/ welche seynd von Natur angehefftet an das Wesen des Brodts/ auch Sacramentlicher Weise angehefftet seyen an den Leib Christi / so sage ich warhafftig/ wann ich das Brodt zeige/ das ist der Leib Christi.

VI. Bringets doch das Wörtlein Est ist/ so da etwas ständiges bedeutet/ mit sich/ daß eine Verwandlung des Brodts in dem Leib Christi geschehen müsse.

Antwort. Aus dem Wörtlein Est Ist/ folget gantz und gar keine Verwandlung: sondern das allein folget daraus/ das warhafftig Christi Leib mit denselbigen sichtbarlichen Gestalten verknüpffet seye/ mit welchen auch verknüpffet ist die Substantz des Brodts.

VII. Man kan sich aber am allerbesten in dieses Geheimnüs schicken/ und dasselbige verstehen/ wann man die Transubstantiation oder Verwandlung will für gut auf und annehmen.

Antwort. Man muß nichts übels thun/ auf daß guts daraus komme/ gemäß dem Raht Pauli Rom. 3. v. 8. So muß man dann des Heil. Geistes Sprach und Meynung nicht verändern: dann das ist gefährlich und gelinget übel. Zum Exempel/ des H. Geistes Wort und Sprach ist / GOTT ist Mensch. Da ist GOtt und Mensch in einer Person unzertrennlich/ und bleiben doch die beyde Naturen in derselbigen einigen Person fein unterschieden/ und ob schon solches eine ungewöhnliche Art in der Natur zu reden ist/ so gebührt uns doch nicht/ daß wir um dieser Ungewohnheit willen dem H. Geist sein Sprach und Meynung veränderen: dann sonsten schweben wir in Gefahr der Euty chianischen Ketzerey.

VIII. Wann die Schrifft sagt: GOTT ist Mensch/ so heisset solches nichts anders/ als: Die Göttliche Person hat sich durch die Hypostatische Verbindung mit der menschlichen Natur verknüpffet.

Antwort. So lasset euch diese Wort: Das ist mein Leib/ so viel heissen/ als: Der Leib Christi ist durch die Sacramentliche Verbindung mit dem Brodt oder dessen Gestalten verknüpffet: so bleibt doch das Brodt und der Leib Christi zusammen ohne einige Verlandlung.

IX. Gleich wie aber die Rede Matth. 3. v. 17. Dis ist mein geliebter Sohn/ so viel heisset/ als wann man sägte: Was ihr da sehet/ da ist mein geliebter Sohn: also können auch wohl die Wort Christi: Dis ist mein Leib/ so viel heissen/ als wann Christus gesagt hätte: Was ihr da sehet/ das ist mein Leib. Und demnach das Brodt nicht mehr Brodt seye.

Antwort. Durch dis eingeführte Exempel wird die Transubstantiation oder Wandlung nicht bestättiget: sondern vielmehr im Gegentheil dardurch umgestossen/ und vernichtiget. Dann gleich wie die Person/ auf welche der

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        <p>Antwort. Man muß nichts übels thun/ auf daß guts daraus komme/ gemäß dem Raht Pauli            Rom. 3. v. 8. So muß man dann des Heil. Geistes Sprach und Meynung nicht verändern: dann            das ist gefährlich und gelinget übel. Zum Exempel/ des H. Geistes Wort und Sprach ist /            GOTT ist Mensch. Da ist GOtt und Mensch in einer Person unzertrennlich/ und bleiben doch            die beyde Naturen in derselbigen einigen Person fein unterschieden/ und ob schon solches            eine ungewöhnliche Art in der Natur zu reden ist/ so gebührt uns doch nicht/ daß wir um            dieser Ungewohnheit willen dem H. Geist sein Sprach und Meynung veränderen: dann sonsten            schweben wir in Gefahr der Euty chianischen Ketzerey.</p>
        <p>VIII. Wann die Schrifft sagt: GOTT ist Mensch/ so heisset solches nichts anders/ als:            Die Göttliche Person hat sich durch die Hypostatische Verbindung mit der menschlichen            Natur verknüpffet.</p>
        <p>Antwort. So lasset euch diese Wort: Das ist mein Leib/ so viel heissen/ als: Der Leib            Christi ist durch die Sacramentliche Verbindung mit dem Brodt oder dessen Gestalten            verknüpffet: so bleibt doch das Brodt und der Leib Christi zusammen ohne einige            Verlandlung.</p>
        <p>IX. Gleich wie aber die Rede Matth. 3. v. 17. Dis ist mein geliebter Sohn/ so viel            heisset/ als wann man sägte: Was ihr da sehet/ da ist mein geliebter Sohn: also können            auch wohl die Wort Christi: Dis ist mein Leib/ so viel heissen/ als wann Christus gesagt            hätte: Was ihr da sehet/ das ist mein Leib. Und demnach das Brodt nicht mehr Brodt            seye.</p>
        <p>Antwort. Durch dis eingeführte Exempel wird die Transubstantiation oder Wandlung nicht            bestättiget: sondern vielmehr im Gegentheil dardurch umgestossen/ und vernichtiget. Dann            gleich wie die Person/ auf welche der
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[70/0370] tel zeige/ warhafftig sage/ das ist Geld: also kan ich auch von andern natürlichen Dingen/ wann deren eusserliche Gestalt verknüpffet und zusammen gefüget ist mit dem darunter verborgenen Wesen/ warhafftig sagen: Das ist dieses oder jenes/ und also/ wann der Teuffel in einem besessenen Menschen nicht allein blos seinen Aufenthalt hätte/ sondern auch mit dessen eusserlichen Gestalten/ und Zufälligkeiten verknüpffet wäre/ so sägte man warhafftig? das ist der Teuffel: nicht als ob der Mensch seye der Teuffel: sondern daß der Teuffel verknüpffet und angehefftet seye an eben dieselbige eusserliche Gestalten/ an welche verknüpffet und angehefftet ist der Mensch. Und also/ weil eben dieselbige Gestalten/ welche seynd von Natur angehefftet an das Wesen des Brodts/ auch Sacramentlicher Weise angehefftet seyen an den Leib Christi / so sage ich warhafftig/ wann ich das Brodt zeige/ das ist der Leib Christi. VI. Bringets doch das Wörtlein Est ist/ so da etwas ständiges bedeutet/ mit sich/ daß eine Verwandlung des Brodts in dem Leib Christi geschehen müsse. Antwort. Aus dem Wörtlein Est Ist/ folget gantz und gar keine Verwandlung: sondern das allein folget daraus/ das warhafftig Christi Leib mit denselbigen sichtbarlichen Gestalten verknüpffet seye/ mit welchen auch verknüpffet ist die Substantz des Brodts. VII. Man kan sich aber am allerbesten in dieses Geheimnüs schicken/ und dasselbige verstehen/ wann man die Transubstantiation oder Verwandlung will für gut auf und annehmen. Antwort. Man muß nichts übels thun/ auf daß guts daraus komme/ gemäß dem Raht Pauli Rom. 3. v. 8. So muß man dann des Heil. Geistes Sprach und Meynung nicht verändern: dann das ist gefährlich und gelinget übel. Zum Exempel/ des H. Geistes Wort und Sprach ist / GOTT ist Mensch. Da ist GOtt und Mensch in einer Person unzertrennlich/ und bleiben doch die beyde Naturen in derselbigen einigen Person fein unterschieden/ und ob schon solches eine ungewöhnliche Art in der Natur zu reden ist/ so gebührt uns doch nicht/ daß wir um dieser Ungewohnheit willen dem H. Geist sein Sprach und Meynung veränderen: dann sonsten schweben wir in Gefahr der Euty chianischen Ketzerey. VIII. Wann die Schrifft sagt: GOTT ist Mensch/ so heisset solches nichts anders/ als: Die Göttliche Person hat sich durch die Hypostatische Verbindung mit der menschlichen Natur verknüpffet. Antwort. So lasset euch diese Wort: Das ist mein Leib/ so viel heissen/ als: Der Leib Christi ist durch die Sacramentliche Verbindung mit dem Brodt oder dessen Gestalten verknüpffet: so bleibt doch das Brodt und der Leib Christi zusammen ohne einige Verlandlung. IX. Gleich wie aber die Rede Matth. 3. v. 17. Dis ist mein geliebter Sohn/ so viel heisset/ als wann man sägte: Was ihr da sehet/ da ist mein geliebter Sohn: also können auch wohl die Wort Christi: Dis ist mein Leib/ so viel heissen/ als wann Christus gesagt hätte: Was ihr da sehet/ das ist mein Leib. Und demnach das Brodt nicht mehr Brodt seye. Antwort. Durch dis eingeführte Exempel wird die Transubstantiation oder Wandlung nicht bestättiget: sondern vielmehr im Gegentheil dardurch umgestossen/ und vernichtiget. Dann gleich wie die Person/ auf welche der

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/370>, abgerufen am 31.07.2024.