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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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XXIII. Wann man schon aus GOttes Wort nicht beweisen kan die Nohtwendigkeit und den Nutzen der Ohren-Beicht/ so haben wir doch noch schöne Exempel und Geschichten/ wodurch die kräfftige-Wirckung der Ohren-Beicht satsam kan bestättiget werden. Andere für dißmahl zugeschweigen kan diß eintzige dienen an statt aller/ welches zu lesen ist in Scala coeli, und auch aussührlich erzehlet P. Bernardinus Mercatoris in nucleo Catech. de Sacram. poenit. nemlich: Es war ein Weib die hatte einen Ehebruch begangen/ weilen sie aber von Natur gar geschämig war/ wolte die Schamhafftigkeit nicht zugeben/ solche Unthat in der Beicht dem Priester zu offenbahren: einsmahls aber/ da sie einen frömbden / ungefehr fürüber reisenden/ unbekanten Priester erwischte/ schöpffte sie einen Muht / und gedachte selbigem die Bürde ihres Gewissens aufzutragen/ womit er seinen Weg fort ginge/ und niemahls wiederkehrte. Da sie nun in der Beicht in so heylsamer Andacht begriffen war/ da begab sich ein wunderbahrliches Gesicht: dann der Reißgefehrte des Beicht-Vatters/ welcher stund an der anderen Seiten des Beicht-Stuhls/ und dem End der Beicht abwartete/ sahe deutlich mit offenen Augen/ wie daß/ so offt das Weib eine Sünde dem Priester offenbahrte/ aus ihrem Mund eine abscheuliche Krotte sich hervor gabe/ und zur Kirchen Thür hinaus hüpffte. Entlich aber/ da sie kame an den Ort/ da ihr der Geschwulst am meisten weh thäte/ und aber/ aus Ubermaß der Schamhafftigkeit/ mit der Sünde des Ehebruchs nicht hervor wolte/ sondern selbige verschwiege: sihe da kamen alle die vorigen Krotten/ so dem Weib schon aus dem Mund entwischet waren/ wiedrum zurück und krochen dem selbigen zum Maul hinein in ihre vörige Herberg/ im Begleit einer noch grösseren/ und abscheulichern Krotten als die vorigen waren (diese wird ohne Zweiffel der andern Mutter gewesen seyn.) Hieraus sehen wir ja eigentlich/ was ein heylsames Wesen es seye mit der H. Ohren-Beicht: und hingegen eine freche Gefehrlichkeit mit der Verschwiegenheit einer eintzigen Sünde in diesem H. Sacrament der Buß.

Antwort. Diese Krotten/ durch welche die Sünde dieses Weibs sollen seyn bedeutet worden / haben in ihrer Ausfahrt zum Maul die rechte päbstische Ordnung nicht gehalten: indem sie eine nach der anderen seynd ausgefahren: dann sie hätten müssen alle zugleich auf einmahl heraus wanderen: dieweilen nach Lehr der Papisten eine grobe Sünde von GOtt nicht nachgelassen wird/ ohne Nachlassung der andern: aus Ursachen/ dieweilen/ nach Fürgeben der päbstischen Theologen. die eingegossene Heiligmachende Gnade/ wodurch nach ihrer Lehr / die Sünden aus der Seelen des Sünders verbannet/ und vertilget werden/ sich mit keiner etntzigen schweren Sünde dülden kan. So ist dann den Weib das Maul zu klein gewesen alle Krotten zugleich auf einmahl heraus zu lasen: und hingegen ist die Anfschneiderey und Einfalt der Papisten bey solchem Fabel-Werck desto grösser.

Sechster Irrthum.

Wegen des päbstischen Ablaß.

ES hat zwar Luther als ein Edles/ die päbstischen Greulen zuvertilgen/ von GOtt erwehltes Werckzeug/ mit seiner vom Geist/ GOttes getriebenen Feder so viel gefruchtet / daß der schändliche Ablaß-Kram/ und Römische Wechsel-Banck zum theil ist aufgehoben/ und der offentliche Sünden-Gewerb in etwa den Krebsgang gewunnen und rückstellig gemacht ist: also daß auch die Päbste/ und fürnemlich Urbanus VIII. dieses schändlichen gewinnstes und Mißbrauchs sich haben geschämet/ viele Ablässe abgeschafft und aus dem Weg geräumet/ und vor der gantzen Christenheit unsichtbar gemacht. So pflegt

XXIII. Wann man schon aus GOttes Wort nicht beweisen kan die Nohtwendigkeit und den Nutzen der Ohren-Beicht/ so haben wir doch noch schöne Exempel und Geschichten/ wodurch die kräfftige-Wirckung der Ohren-Beicht satsam kan bestättiget werden. Andere für dißmahl zugeschweigen kan diß eintzige dienen an statt aller/ welches zu lesen ist in Scala coeli, und auch aussührlich erzehlet P. Bernardinus Mercatoris in nucleo Catech. de Sacram. poenit. nemlich: Es war ein Weib die hatte einen Ehebruch begangen/ weilen sie aber von Natur gar geschämig war/ wolte die Schamhafftigkeit nicht zugeben/ solche Unthat in der Beicht dem Priester zu offenbahren: einsmahls aber/ da sie einen frömbden / ungefehr fürüber reisenden/ unbekanten Priester erwischte/ schöpffte sie einen Muht / und gedachte selbigem die Bürde ihres Gewissens aufzutragen/ womit er seinen Weg fort ginge/ und niemahls wiederkehrte. Da sie nun in der Beicht in so heylsamer Andacht begriffen war/ da begab sich ein wunderbahrliches Gesicht: dann der Reißgefehrte des Beicht-Vatters/ welcher stund an der anderen Seiten des Beicht-Stuhls/ und dem End der Beicht abwartete/ sahe deutlich mit offenen Augen/ wie daß/ so offt das Weib eine Sünde dem Priester offenbahrte/ aus ihrem Mund eine abscheuliche Krotte sich hervor gabe/ und zur Kirchen Thür hinaus hüpffte. Entlich aber/ da sie kame an den Ort/ da ihr der Geschwulst am meisten weh thäte/ und aber/ aus Ubermaß der Schamhafftigkeit/ mit der Sünde des Ehebruchs nicht hervor wolte/ sondern selbige verschwiege: sihe da kamen alle die vorigen Krotten/ so dem Weib schon aus dem Mund entwischet waren/ wiedrum zurück und krochen dem selbigen zum Maul hinein in ihre vörige Herberg/ im Begleit einer noch grösseren/ und abscheulichern Krotten als die vorigen waren (diese wird ohne Zweiffel der andern Mutter gewesen seyn.) Hieraus sehen wir ja eigentlich/ was ein heylsames Wesen es seye mit der H. Ohren-Beicht: und hingegen eine freche Gefehrlichkeit mit der Verschwiegenheit einer eintzigen Sünde in diesem H. Sacrament der Buß.

Antwort. Diese Krotten/ durch welche die Sünde dieses Weibs sollen seyn bedeutet worden / haben in ihrer Ausfahrt zum Maul die rechte päbstische Ordnung nicht gehalten: indem sie eine nach der anderen seynd ausgefahren: dann sie hätten müssen alle zugleich auf einmahl heraus wanderen: dieweilen nach Lehr der Papisten eine grobe Sünde von GOtt nicht nachgelassen wird/ ohne Nachlassung der andern: aus Ursachen/ dieweilen/ nach Fürgeben der päbstischen Theologen. die eingegossene Heiligmachende Gnade/ wodurch nach ihrer Lehr / die Sünden aus der Seelen des Sünders verbannet/ und vertilget werden/ sich mit keiner etntzigen schweren Sünde dülden kan. So ist dann den Weib das Maul zu klein gewesen alle Krotten zugleich auf einmahl heraus zu lasen: und hingegen ist die Anfschneiderey und Einfalt der Papisten bey solchem Fabel-Werck desto grösser.

Sechster Irrthum.

Wegen des päbstischen Ablaß.

ES hat zwar Luther als ein Edles/ die päbstischen Greulen zuvertilgen/ von GOtt erwehltes Werckzeug/ mit seiner vom Geist/ GOttes getriebenen Feder so viel gefruchtet / daß der schändliche Ablaß-Kram/ und Römische Wechsel-Banck zum theil ist aufgehoben/ und der offentliche Sünden-Gewerb in etwa den Krebsgang gewunnen und rückstellig gemacht ist: also daß auch die Päbste/ und fürnemlich Urbanus VIII. dieses schändlichen gewinnstes und Mißbrauchs sich haben geschämet/ viele Ablässe abgeschafft und aus dem Weg geräumet/ und vor der gantzen Christenheit unsichtbar gemacht. So pflegt

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        <p>Antwort. Diese Krotten/ durch welche die Sünde dieses Weibs sollen seyn bedeutet worden           / haben in ihrer Ausfahrt zum Maul die rechte päbstische Ordnung nicht gehalten: indem sie            eine nach der anderen seynd ausgefahren: dann sie hätten müssen alle zugleich auf einmahl            heraus wanderen: dieweilen nach Lehr der Papisten eine grobe Sünde von GOtt nicht            nachgelassen wird/ ohne Nachlassung der andern: aus Ursachen/ dieweilen/ nach Fürgeben            der päbstischen Theologen. die eingegossene Heiligmachende Gnade/ wodurch nach ihrer Lehr           / die Sünden aus der Seelen des Sünders verbannet/ und vertilget werden/ sich mit keiner            etntzigen schweren Sünde dülden kan. So ist dann den Weib das Maul zu klein gewesen alle            Krotten zugleich auf einmahl heraus zu lasen: und hingegen ist die Anfschneiderey und            Einfalt der Papisten bey solchem Fabel-Werck desto grösser.</p>
        <p>Sechster Irrthum.</p>
        <p>Wegen des päbstischen Ablaß.</p>
        <p>ES hat zwar Luther als ein Edles/ die päbstischen Greulen zuvertilgen/ von GOtt            erwehltes Werckzeug/ mit seiner vom Geist/ GOttes getriebenen Feder so viel gefruchtet /            daß der schändliche Ablaß-Kram/ und Römische Wechsel-Banck zum theil ist aufgehoben/ und            der offentliche Sünden-Gewerb in etwa den Krebsgang gewunnen und rückstellig gemacht ist:            also daß auch die Päbste/ und fürnemlich Urbanus VIII. dieses schändlichen gewinnstes und            Mißbrauchs sich haben geschämet/ viele Ablässe abgeschafft und aus dem Weg geräumet/ und            vor der gantzen Christenheit unsichtbar gemacht. So pflegt
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[54/0354] XXIII. Wann man schon aus GOttes Wort nicht beweisen kan die Nohtwendigkeit und den Nutzen der Ohren-Beicht/ so haben wir doch noch schöne Exempel und Geschichten/ wodurch die kräfftige-Wirckung der Ohren-Beicht satsam kan bestättiget werden. Andere für dißmahl zugeschweigen kan diß eintzige dienen an statt aller/ welches zu lesen ist in Scala coeli, und auch aussührlich erzehlet P. Bernardinus Mercatoris in nucleo Catech. de Sacram. poenit. nemlich: Es war ein Weib die hatte einen Ehebruch begangen/ weilen sie aber von Natur gar geschämig war/ wolte die Schamhafftigkeit nicht zugeben/ solche Unthat in der Beicht dem Priester zu offenbahren: einsmahls aber/ da sie einen frömbden / ungefehr fürüber reisenden/ unbekanten Priester erwischte/ schöpffte sie einen Muht / und gedachte selbigem die Bürde ihres Gewissens aufzutragen/ womit er seinen Weg fort ginge/ und niemahls wiederkehrte. Da sie nun in der Beicht in so heylsamer Andacht begriffen war/ da begab sich ein wunderbahrliches Gesicht: dann der Reißgefehrte des Beicht-Vatters/ welcher stund an der anderen Seiten des Beicht-Stuhls/ und dem End der Beicht abwartete/ sahe deutlich mit offenen Augen/ wie daß/ so offt das Weib eine Sünde dem Priester offenbahrte/ aus ihrem Mund eine abscheuliche Krotte sich hervor gabe/ und zur Kirchen Thür hinaus hüpffte. Entlich aber/ da sie kame an den Ort/ da ihr der Geschwulst am meisten weh thäte/ und aber/ aus Ubermaß der Schamhafftigkeit/ mit der Sünde des Ehebruchs nicht hervor wolte/ sondern selbige verschwiege: sihe da kamen alle die vorigen Krotten/ so dem Weib schon aus dem Mund entwischet waren/ wiedrum zurück und krochen dem selbigen zum Maul hinein in ihre vörige Herberg/ im Begleit einer noch grösseren/ und abscheulichern Krotten als die vorigen waren (diese wird ohne Zweiffel der andern Mutter gewesen seyn.) Hieraus sehen wir ja eigentlich/ was ein heylsames Wesen es seye mit der H. Ohren-Beicht: und hingegen eine freche Gefehrlichkeit mit der Verschwiegenheit einer eintzigen Sünde in diesem H. Sacrament der Buß. Antwort. Diese Krotten/ durch welche die Sünde dieses Weibs sollen seyn bedeutet worden / haben in ihrer Ausfahrt zum Maul die rechte päbstische Ordnung nicht gehalten: indem sie eine nach der anderen seynd ausgefahren: dann sie hätten müssen alle zugleich auf einmahl heraus wanderen: dieweilen nach Lehr der Papisten eine grobe Sünde von GOtt nicht nachgelassen wird/ ohne Nachlassung der andern: aus Ursachen/ dieweilen/ nach Fürgeben der päbstischen Theologen. die eingegossene Heiligmachende Gnade/ wodurch nach ihrer Lehr / die Sünden aus der Seelen des Sünders verbannet/ und vertilget werden/ sich mit keiner etntzigen schweren Sünde dülden kan. So ist dann den Weib das Maul zu klein gewesen alle Krotten zugleich auf einmahl heraus zu lasen: und hingegen ist die Anfschneiderey und Einfalt der Papisten bey solchem Fabel-Werck desto grösser. Sechster Irrthum. Wegen des päbstischen Ablaß. ES hat zwar Luther als ein Edles/ die päbstischen Greulen zuvertilgen/ von GOtt erwehltes Werckzeug/ mit seiner vom Geist/ GOttes getriebenen Feder so viel gefruchtet / daß der schändliche Ablaß-Kram/ und Römische Wechsel-Banck zum theil ist aufgehoben/ und der offentliche Sünden-Gewerb in etwa den Krebsgang gewunnen und rückstellig gemacht ist: also daß auch die Päbste/ und fürnemlich Urbanus VIII. dieses schändlichen gewinnstes und Mißbrauchs sich haben geschämet/ viele Ablässe abgeschafft und aus dem Weg geräumet/ und vor der gantzen Christenheit unsichtbar gemacht. So pflegt

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/354>, abgerufen am 23.11.2024.