Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.der Pabst sie nur verbindet zu glauben was die Pfaffen schwatzen und träumen/ da auch darzu die vom Pabst Innocentio IV. anno 1252. eingeführte scharffe Inqvisition, als die grausamste Stockmeisterin/ und Tyranninne der Seelen/ sie zum päbstischen Greuel anstrenget; Dannoch diesen allen unangesehen/ so viel tausend und tausend sich des Irrthums entschütten/ und dem reinen Evangelio zueylen? Drum dann/ gleich wie Hieronymus in Matt. cap. 21. v. 15. von Christo schreibt: daß ihm unter allen Wunderwercken Christi das grösseste und fürnehmste zu seyn gedüncke/ daß er/ ein eintziger/ und damahls ein gar unansehnlicher Mensch/ so viele Juden mit der Geissel aus dem Tempel hat heraus gepeitschet: so ist auch das höchste Wunder/ daß der eintzige Luther/ in so kurtzer Zeit / so viele Papisten mit der Ablaß-Krämerey/ und päbstischen Wechsel-banck aus ihrem abgöttischen Tempel verbannet und verwiesen hat. Zudem/ der nicht stehet/ wie noch heutiges Tages/ die wunderthätige Hand GOttes darmit einspiele/ daß auch an denen Orten / wo die päbstische Seuche am tieffsten eingerissen/ allgemach von den betrangten Seelen das päbstische Joch werde abgelehnet/ ein solcher muß muthwilliger weise die Augen vor den Wercken des HErren zuschliessen und versperren. XXXVII. Es mag dann mit dem Luther beschaffen seyn wie es wolle/ so bleibt doch wahr / daß die päbstische Kirche habe einen schönen ordentlichen Verfolg/ und Register ihrer Priester: dann da kan man in schönster Ordnung aufzeigen/ wie dieser Priester seye geweyhet von diesem Bischoff/ dieser Bischoff von jenem Bischoff/ jener Bischoff von einem andern Bischoff/ und also weiter fort biß auf S. Peter hinzu. Diese ordentliche Einrichtung aber der Priester ermangelt in der Evangelischen Kirchen: so haben ja die Papisten rechtschaffenere und ungezweiffeltere Priester als eben die Evangelischen. Antwort. Weilen nach der gemeinen Lehr der päbstischen Theologen und Concilien/ die Weyhung des Bischoffs so wohl/ als des Priesters magelhafft und ungültig ist/ wann nur das geringste bey dero Weyhe abgehet an der darzu erforderten Materie oder Form/ oder auch geziemender Meynung: So ist ja keiner weniger versichert von der Rechtmäßigkeit der Priester/ als eben die Papisten: und müssen sie billig allezeit vermuhten/ und in Sorgen stehen/ es seye der Verfolg ihrer Bichöffen und Priestern mehr als tausendmahl unterbrochen/ aus Abgang der von den Papisten erforderten Meynung/ Form oder Materie des vermeynten Sacraments. Wiederum/ so ist es unmöglich/ daß die Papisten mit ihrer Rechnung der Priester und Bischöffen gelangen können biß auf den H. Petrum: Dann weilen weder Petrus noch die andern Aposteln das geringste gewust haben von Meß-priestern und Ohren-Beichtigern/ so müssen die Papisten in ihrer Priester-Rechnung nothwendig gerathen auf die Zeiten/ da ihre Kirch die Hand-Auflegung hat mißbraucht/ und abergläubische Ceremonien hinzugeflickt zur Einschmierung der Meßpfaffen. XXXVIII. Trutz allen Evangelischen! findet man doch keinen wahren Priester als nur in der päbstischen Kirchen: dann da haben die Priester zweyerley Gewalt/ nemlich in corpus Christi reale & myfticum, das ist: Uber den wesentlichen Leib/ und über den sittlichen Leib/ oder die Kirchs Christi/ also daß/ wann ein Catholischer Priester nur Brodt und Wein für sich hat/ zu was Zeit Ort und Stunde es immer seye/ und nur diese Wort aus spricht: Diß ist mein Leib/ oder diß ist der Kelch meines Bluhts/ also bald im Augenblick alles Brodt und Wein verwandelt werde in den Leib und Bluht Christi. So hat auch nur ein Catholischer Priester einen rechtschaffenen Gewalt von den Sünden loßzusprechen/ und der Pabst sie nur verbindet zu glauben was die Pfaffen schwatzen und träumen/ da auch darzu die vom Pabst Innocentio IV. anno 1252. eingeführte scharffe Inqvisition, als die grausamste Stockmeisterin/ und Tyranninne der Seelen/ sie zum päbstischen Greuel anstrenget; Dannoch diesen allen unangesehen/ so viel tausend und tausend sich des Irrthums entschütten/ und dem reinen Evangelio zueylen? Drum dann/ gleich wie Hieronymus in Matt. cap. 21. v. 15. von Christo schreibt: daß ihm unter allen Wunderwercken Christi das grösseste und fürnehmste zu seyn gedüncke/ daß er/ ein eintziger/ und damahls ein gar unansehnlicher Mensch/ so viele Juden mit der Geissel aus dem Tempel hat heraus gepeitschet: so ist auch das höchste Wunder/ daß der eintzige Luther/ in so kurtzer Zeit / so viele Papisten mit der Ablaß-Krämerey/ und päbstischen Wechsel-banck aus ihrem abgöttischen Tempel verbannet und verwiesen hat. Zudem/ der nicht stehet/ wie noch heutiges Tages/ die wunderthätige Hand GOttes darmit einspiele/ daß auch an denen Orten / wo die päbstische Seuche am tieffsten eingerissen/ allgemach von den betrangten Seelen das päbstische Joch werde abgelehnet/ ein solcher muß muthwilliger weise die Augen vor den Wercken des HErren zuschliessen und versperren. XXXVII. Es mag dann mit dem Luther beschaffen seyn wie es wolle/ so bleibt doch wahr / daß die päbstische Kirche habe einen schönen ordentlichen Verfolg/ und Register ihrer Priester: dann da kan man in schönster Ordnung aufzeigen/ wie dieser Priester seye geweyhet von diesem Bischoff/ dieser Bischoff von jenem Bischoff/ jener Bischoff von einem andern Bischoff/ und also weiter fort biß auf S. Peter hinzu. Diese ordentliche Einrichtung aber der Priester ermangelt in der Evangelischen Kirchen: so haben ja die Papisten rechtschaffenere und ungezweiffeltere Priester als eben die Evangelischen. Antwort. Weilen nach der gemeinen Lehr der päbstischen Theologen und Concilien/ die Weyhung des Bischoffs so wohl/ als des Priesters magelhafft und ungültig ist/ wann nur das geringste bey dero Weyhe abgehet an der darzu erforderten Materie oder Form/ oder auch geziemender Meynung: So ist ja keiner weniger versichert von der Rechtmäßigkeit der Priester/ als eben die Papisten: und müssen sie billig allezeit vermuhten/ und in Sorgen stehen/ es seye der Verfolg ihrer Bichöffen und Priestern mehr als tausendmahl unterbrochen/ aus Abgang der von den Papisten erforderten Meynung/ Form oder Materie des vermeynten Sacraments. Wiederum/ so ist es unmöglich/ daß die Papisten mit ihrer Rechnung der Priester und Bischöffen gelangen können biß auf den H. Petrum: Dann weilen weder Petrus noch die andern Aposteln das geringste gewust haben von Meß-priestern und Ohren-Beichtigern/ so müssen die Papisten in ihrer Priester-Rechnung nothwendig gerathen auf die Zeiten/ da ihre Kirch die Hand-Auflegung hat mißbraucht/ und abergläubische Ceremonien hinzugeflickt zur Einschmierung der Meßpfaffen. XXXVIII. Trutz allen Evangelischen! findet man doch keinen wahren Priester als nur in der päbstischen Kirchen: dann da haben die Priester zweyerley Gewalt/ nemlich in corpus Christi reale & myfticum, das ist: Uber den wesentlichen Leib/ und über den sittlichen Leib/ oder die Kirchs Christi/ also daß/ wann ein Catholischer Priester nur Brodt und Wein für sich hat/ zu was Zeit Ort und Stunde es immer seye/ und nur diese Wort aus spricht: Diß ist mein Leib/ oder diß ist der Kelch meines Bluhts/ also bald im Augenblick alles Brodt und Wein verwandelt werde in den Leib und Bluht Christi. 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Drum dann/ gleich wie Hieronymus in Matt. cap. 21. v. 15. von Christo schreibt: daß ihm unter allen Wunderwercken Christi das grösseste und fürnehmste zu seyn gedüncke/ daß er/ ein eintziger/ und damahls ein gar unansehnlicher Mensch/ so viele Juden mit der Geissel aus dem Tempel hat heraus gepeitschet: so ist auch das höchste Wunder/ daß der eintzige Luther/ in so kurtzer Zeit / so viele Papisten mit der Ablaß-Krämerey/ und päbstischen Wechsel-banck aus ihrem abgöttischen Tempel verbannet und verwiesen hat. Zudem/ der nicht stehet/ wie noch heutiges Tages/ die wunderthätige Hand GOttes darmit einspiele/ daß auch an denen Orten / wo die päbstische Seuche am tieffsten eingerissen/ allgemach von den betrangten Seelen das päbstische Joch werde abgelehnet/ ein solcher muß muthwilliger weise die Augen vor den Wercken des HErren zuschliessen und versperren.</p> <p>XXXVII. Es mag dann mit dem Luther beschaffen seyn wie es wolle/ so bleibt doch wahr / daß die päbstische Kirche habe einen schönen ordentlichen Verfolg/ und Register ihrer Priester: dann da kan man in schönster Ordnung aufzeigen/ wie dieser Priester seye geweyhet von diesem Bischoff/ dieser Bischoff von jenem Bischoff/ jener Bischoff von einem andern Bischoff/ und also weiter fort biß auf S. Peter hinzu. Diese ordentliche Einrichtung aber der Priester ermangelt in der Evangelischen Kirchen: so haben ja die Papisten rechtschaffenere und ungezweiffeltere Priester als eben die Evangelischen.</p> <p>Antwort. Weilen nach der gemeinen Lehr der päbstischen Theologen und Concilien/ die Weyhung des Bischoffs so wohl/ als des Priesters magelhafft und ungültig ist/ wann nur das geringste bey dero Weyhe abgehet an der darzu erforderten Materie oder Form/ oder auch geziemender Meynung: So ist ja keiner weniger versichert von der Rechtmäßigkeit der Priester/ als eben die Papisten: und müssen sie billig allezeit vermuhten/ und in Sorgen stehen/ es seye der Verfolg ihrer Bichöffen und Priestern mehr als tausendmahl unterbrochen/ aus Abgang der von den Papisten erforderten Meynung/ Form oder Materie des vermeynten Sacraments. Wiederum/ so ist es unmöglich/ daß die Papisten mit ihrer Rechnung der Priester und Bischöffen gelangen können biß auf den H. Petrum: Dann weilen weder Petrus noch die andern Aposteln das geringste gewust haben von Meß-priestern und Ohren-Beichtigern/ so müssen die Papisten in ihrer Priester-Rechnung nothwendig gerathen auf die Zeiten/ da ihre Kirch die Hand-Auflegung hat mißbraucht/ und abergläubische Ceremonien hinzugeflickt zur Einschmierung der Meßpfaffen.</p> <p>XXXVIII. Trutz allen Evangelischen! findet man doch keinen wahren Priester als nur in der päbstischen Kirchen: dann da haben die Priester zweyerley Gewalt/ nemlich in corpus Christi reale & myfticum, das ist: Uber den wesentlichen Leib/ und über den sittlichen Leib/ oder die Kirchs Christi/ also daß/ wann ein Catholischer Priester nur Brodt und Wein für sich hat/ zu was Zeit Ort und Stunde es immer seye/ und nur diese Wort aus spricht: Diß ist mein Leib/ oder diß ist der Kelch meines Bluhts/ also bald im Augenblick alles Brodt und Wein verwandelt werde in den Leib und Bluht Christi. 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der Pabst sie nur verbindet zu glauben was die Pfaffen schwatzen und träumen/ da auch darzu die vom Pabst Innocentio IV. anno 1252. eingeführte scharffe Inqvisition, als die grausamste Stockmeisterin/ und Tyranninne der Seelen/ sie zum päbstischen Greuel anstrenget; Dannoch diesen allen unangesehen/ so viel tausend und tausend sich des Irrthums entschütten/ und dem reinen Evangelio zueylen? Drum dann/ gleich wie Hieronymus in Matt. cap. 21. v. 15. von Christo schreibt: daß ihm unter allen Wunderwercken Christi das grösseste und fürnehmste zu seyn gedüncke/ daß er/ ein eintziger/ und damahls ein gar unansehnlicher Mensch/ so viele Juden mit der Geissel aus dem Tempel hat heraus gepeitschet: so ist auch das höchste Wunder/ daß der eintzige Luther/ in so kurtzer Zeit / so viele Papisten mit der Ablaß-Krämerey/ und päbstischen Wechsel-banck aus ihrem abgöttischen Tempel verbannet und verwiesen hat. Zudem/ der nicht stehet/ wie noch heutiges Tages/ die wunderthätige Hand GOttes darmit einspiele/ daß auch an denen Orten / wo die päbstische Seuche am tieffsten eingerissen/ allgemach von den betrangten Seelen das päbstische Joch werde abgelehnet/ ein solcher muß muthwilliger weise die Augen vor den Wercken des HErren zuschliessen und versperren.
XXXVII. Es mag dann mit dem Luther beschaffen seyn wie es wolle/ so bleibt doch wahr / daß die päbstische Kirche habe einen schönen ordentlichen Verfolg/ und Register ihrer Priester: dann da kan man in schönster Ordnung aufzeigen/ wie dieser Priester seye geweyhet von diesem Bischoff/ dieser Bischoff von jenem Bischoff/ jener Bischoff von einem andern Bischoff/ und also weiter fort biß auf S. Peter hinzu. Diese ordentliche Einrichtung aber der Priester ermangelt in der Evangelischen Kirchen: so haben ja die Papisten rechtschaffenere und ungezweiffeltere Priester als eben die Evangelischen.
Antwort. Weilen nach der gemeinen Lehr der päbstischen Theologen und Concilien/ die Weyhung des Bischoffs so wohl/ als des Priesters magelhafft und ungültig ist/ wann nur das geringste bey dero Weyhe abgehet an der darzu erforderten Materie oder Form/ oder auch geziemender Meynung: So ist ja keiner weniger versichert von der Rechtmäßigkeit der Priester/ als eben die Papisten: und müssen sie billig allezeit vermuhten/ und in Sorgen stehen/ es seye der Verfolg ihrer Bichöffen und Priestern mehr als tausendmahl unterbrochen/ aus Abgang der von den Papisten erforderten Meynung/ Form oder Materie des vermeynten Sacraments. Wiederum/ so ist es unmöglich/ daß die Papisten mit ihrer Rechnung der Priester und Bischöffen gelangen können biß auf den H. Petrum: Dann weilen weder Petrus noch die andern Aposteln das geringste gewust haben von Meß-priestern und Ohren-Beichtigern/ so müssen die Papisten in ihrer Priester-Rechnung nothwendig gerathen auf die Zeiten/ da ihre Kirch die Hand-Auflegung hat mißbraucht/ und abergläubische Ceremonien hinzugeflickt zur Einschmierung der Meßpfaffen.
XXXVIII. Trutz allen Evangelischen! findet man doch keinen wahren Priester als nur in der päbstischen Kirchen: dann da haben die Priester zweyerley Gewalt/ nemlich in corpus Christi reale & myfticum, das ist: Uber den wesentlichen Leib/ und über den sittlichen Leib/ oder die Kirchs Christi/ also daß/ wann ein Catholischer Priester nur Brodt und Wein für sich hat/ zu was Zeit Ort und Stunde es immer seye/ und nur diese Wort aus spricht: Diß ist mein Leib/ oder diß ist der Kelch meines Bluhts/ also bald im Augenblick alles Brodt und Wein verwandelt werde in den Leib und Bluht Christi. So hat auch nur ein Catholischer Priester einen rechtschaffenen Gewalt von den Sünden loßzusprechen/ und
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/325>, abgerufen am 08.07.2024. |