Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Die zweyte Frage. Ob die Priester-Weyhe der Papisten eigentlich ein Sacrament seye? MIr sagen nein darzu/ und beweisen es also: Dann erstlich/ so hat man nicht allein kein Exempel/ noch Befehl von Christo deren darbey üblichen Gauckeleyen: sondern es ist auch keine eintzige Verheissung der Gnaden Gottes darbey/ oder ein von GOtt verordnetes sichtbares Element/ wodurch die Rechtfertigung in dem Hertzen des geweyheten Priesters versiegelt werde. Zum zweyten: So wird auch gar lächerlich/ und ohne eintziges Fundament Göttlicher Schrifft die papistische Priester-Weyhe zertheilet. I. in das Ampt eines Meßners oder Thür hüters. 2. Eines Lesers/ 3. Eines Exorcisten oder Teuffel-Beschwerers. 4. Eines Kertzentragers. 5. Eines Unterhelffers oder Subdiaconi. 6. Eines Oberhelffers oder Diaconi 7. Eines Priesters: wozu dann endlich stosset das Ampt eines Ober-Priesters oder Bischoffs als das letzte Complement und vollkommene Ausrüstung des päbstischen Priesterthums. Diese Ordnung ist künftig gnug und a la mode eingetheilt/ wann sie nur nicht wiche aus den Schrancken des Göttlichen Worts. Zum dritten: So seynd auch die Ceremonien/ Gepräng und Gebräuch/ so bey den päbstischen Weyhen geübt werden/ mehrentheils aus dem alten Testament erholet: dann da waren ebenmäßig die Priester gesalbet. Schmecken also solche Ceremonien nur nach dem Judenthum / und nicht das geringste nach der Einsetzung CHristi. Zum vierten: Alles das ertichtete und bey der päbstischen Priester-Weyhe übliches Gauckelwerck: da man bald scheret/ bald schmieret/ bald die Finger mit Binden und Schnupfftücheren zu sammen koppelt: bald das priesterliche Gewand biß an die Ohren hinauf streiffet/ bald wiedrum läst zum Buckel hinunter schiessen/ und was des abergläubischen Wesens mehr ist/ wie auch der kurtzweilige Aufzug des ordinirenden Bischoffs verrahten sich ja selbsten/ daß sie mehr ähnlich seyen dem Abgöttischen Gepräng der heydnischen Bontzien, als der vom Ceremonialischen Gesetz befreyeten Kirchen CHristi. Zum fünften: Die weilen die päbstische Weyhung nicht gerichtet wird zum Predig-Ampt / sondern zum Meß-Ampt/ und also nicht zu dem Ende/ daß das Evangelium gepredigt: sondern daß die Meß-Opffer für die lebendigen und die Todten verrichtet werden: so ist es ja für GOtt nur ein Greuel. Einrede der Papisten. I. Ist doch der Priester-Stand so wohl im alten/ als auch im neuen Testament von GOtt gestifftet/ warum solte ihm dann nicht eigentlich zukommen der Nahm eines wahren Sacraments? Antwort. Es gehört mehr zum Sacrament als von GOtt gestifftet seyen/ wie obenerwiesen: sonsten würde auch der Stand der Obrigkeit ein Sacrament seyen [unleserliches Material]ssen: als welcher so wohl im alten als neuen Testament von GOTT ist gestifftet. II. Ist doch bey der Priester-Weyhe ein sichtbahres Zeichen/ nemlich die Handauflegung / welche auch die Aposteln selbst haben im Brauch gehabt: dann Act. 6. v. 6. legten Die zweyte Frage. Ob die Priester-Weyhe der Papisten eigentlich ein Sacrament seye? MIr sagen nein darzu/ und beweisen es also: Dann erstlich/ so hat man nicht allein kein Exempel/ noch Befehl von Christo deren darbey üblichen Gauckeleyen: sondern es ist auch keine eintzige Verheissung der Gnaden Gottes darbey/ oder ein von GOtt verordnetes sichtbares Element/ wodurch die Rechtfertigung in dem Hertzen des geweyheten Priesters versiegelt werde. Zum zweyten: So wird auch gar lächerlich/ und ohne eintziges Fundament Göttlicher Schrifft die papistische Priester-Weyhe zertheilet. I. in das Ampt eines Meßners oder Thür hüters. 2. Eines Lesers/ 3. Eines Exorcisten oder Teuffel-Beschwerers. 4. Eines Kertzentragers. 5. Eines Unterhelffers oder Subdiaconi. 6. Eines Oberhelffers oder Diaconi 7. Eines Priesters: wozu dann endlich stosset das Ampt eines Ober-Priesters oder Bischoffs als das letzte Complement und vollkommene Ausrüstung des päbstischen Priesterthums. Diese Ordnung ist künftig gnug und à la mode eingetheilt/ wann sie nur nicht wiche aus den Schrancken des Göttlichen Worts. Zum dritten: So seynd auch die Ceremonien/ Gepräng und Gebräuch/ so bey den päbstischen Weyhen geübt werden/ mehrentheils aus dem alten Testament erholet: dann da waren ebenmäßig die Priester gesalbet. Schmecken also solche Ceremonien nur nach dem Judenthum / und nicht das geringste nach der Einsetzung CHristi. Zum vierten: Alles das ertichtete und bey der päbstischen Priester-Weyhe übliches Gauckelwerck: da man bald scheret/ bald schmieret/ bald die Finger mit Binden und Schnupfftücheren zu sammen koppelt: bald das priesterliche Gewand biß an die Ohren hinauf streiffet/ bald wiedrum läst zum Buckel hinunter schiessen/ und was des abergläubischen Wesens mehr ist/ wie auch der kurtzweilige Aufzug des ordinirenden Bischoffs verrahten sich ja selbsten/ daß sie mehr ähnlich seyen dem Abgöttischen Gepräng der heydnischen Bontzien, als der vom Ceremonialischen Gesetz befreyeten Kirchen CHristi. Zum fünften: Die weilen die päbstische Weyhung nicht gerichtet wird zum Predig-Ampt / sondern zum Meß-Ampt/ und also nicht zu dem Ende/ daß das Evangelium gepredigt: sondern daß die Meß-Opffer für die lebendigen und die Todten verrichtet werden: so ist es ja für GOtt nur ein Greuel. Einrede der Papisten. I. Ist doch der Priester-Stand so wohl im alten/ als auch im neuen Testament von GOtt gestifftet/ warum solte ihm dann nicht eigentlich zukommen der Nahm eines wahren Sacraments? Antwort. Es gehört mehr zum Sacrament als von GOtt gestifftet seyen/ wie obenerwiesen: sonsten würde auch der Stand der Obrigkeit ein Sacrament seyen [unleserliches Material]ssen: als welcher so wohl im alten als neuen Testament von GOTT ist gestifftet. II. 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Eines Unterhelffers oder Subdiaconi. 6. Eines Oberhelffers oder Diaconi 7. Eines Priesters: wozu dann endlich stosset das Ampt eines Ober-Priesters oder Bischoffs als das letzte Complement und vollkommene Ausrüstung des päbstischen Priesterthums. Diese Ordnung ist künftig gnug und à la mode eingetheilt/ wann sie nur nicht wiche aus den Schrancken des Göttlichen Worts.</p> <p>Zum dritten: So seynd auch die Ceremonien/ Gepräng und Gebräuch/ so bey den päbstischen Weyhen geübt werden/ mehrentheils aus dem alten Testament erholet: dann da waren ebenmäßig die Priester gesalbet. Schmecken also solche Ceremonien nur nach dem Judenthum / und nicht das geringste nach der Einsetzung CHristi.</p> <p>Zum vierten: Alles das ertichtete und bey der päbstischen Priester-Weyhe übliches Gauckelwerck: da man bald scheret/ bald schmieret/ bald die Finger mit Binden und Schnupfftücheren zu sammen koppelt: bald das priesterliche Gewand biß an die Ohren hinauf streiffet/ bald wiedrum läst zum Buckel hinunter schiessen/ und was des abergläubischen Wesens mehr ist/ wie auch der kurtzweilige Aufzug des ordinirenden Bischoffs verrahten sich ja selbsten/ daß sie mehr ähnlich seyen dem Abgöttischen Gepräng der heydnischen Bontzien, als der vom Ceremonialischen Gesetz befreyeten Kirchen CHristi.</p> <p>Zum fünften: Die weilen die päbstische Weyhung nicht gerichtet wird zum Predig-Ampt / sondern zum Meß-Ampt/ und also nicht zu dem Ende/ daß das Evangelium gepredigt: sondern daß die Meß-Opffer für die lebendigen und die Todten verrichtet werden: so ist es ja für GOtt nur ein Greuel.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. 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Die zweyte Frage.
Ob die Priester-Weyhe der Papisten eigentlich ein Sacrament seye?
MIr sagen nein darzu/ und beweisen es also:
Dann erstlich/ so hat man nicht allein kein Exempel/ noch Befehl von Christo deren darbey üblichen Gauckeleyen: sondern es ist auch keine eintzige Verheissung der Gnaden Gottes darbey/ oder ein von GOtt verordnetes sichtbares Element/ wodurch die Rechtfertigung in dem Hertzen des geweyheten Priesters versiegelt werde.
Zum zweyten: So wird auch gar lächerlich/ und ohne eintziges Fundament Göttlicher Schrifft die papistische Priester-Weyhe zertheilet. I. in das Ampt eines Meßners oder Thür hüters. 2. Eines Lesers/ 3. Eines Exorcisten oder Teuffel-Beschwerers. 4. Eines Kertzentragers. 5. Eines Unterhelffers oder Subdiaconi. 6. Eines Oberhelffers oder Diaconi 7. Eines Priesters: wozu dann endlich stosset das Ampt eines Ober-Priesters oder Bischoffs als das letzte Complement und vollkommene Ausrüstung des päbstischen Priesterthums. Diese Ordnung ist künftig gnug und à la mode eingetheilt/ wann sie nur nicht wiche aus den Schrancken des Göttlichen Worts.
Zum dritten: So seynd auch die Ceremonien/ Gepräng und Gebräuch/ so bey den päbstischen Weyhen geübt werden/ mehrentheils aus dem alten Testament erholet: dann da waren ebenmäßig die Priester gesalbet. Schmecken also solche Ceremonien nur nach dem Judenthum / und nicht das geringste nach der Einsetzung CHristi.
Zum vierten: Alles das ertichtete und bey der päbstischen Priester-Weyhe übliches Gauckelwerck: da man bald scheret/ bald schmieret/ bald die Finger mit Binden und Schnupfftücheren zu sammen koppelt: bald das priesterliche Gewand biß an die Ohren hinauf streiffet/ bald wiedrum läst zum Buckel hinunter schiessen/ und was des abergläubischen Wesens mehr ist/ wie auch der kurtzweilige Aufzug des ordinirenden Bischoffs verrahten sich ja selbsten/ daß sie mehr ähnlich seyen dem Abgöttischen Gepräng der heydnischen Bontzien, als der vom Ceremonialischen Gesetz befreyeten Kirchen CHristi.
Zum fünften: Die weilen die päbstische Weyhung nicht gerichtet wird zum Predig-Ampt / sondern zum Meß-Ampt/ und also nicht zu dem Ende/ daß das Evangelium gepredigt: sondern daß die Meß-Opffer für die lebendigen und die Todten verrichtet werden: so ist es ja für GOtt nur ein Greuel.
Einrede der Papisten.
I. Ist doch der Priester-Stand so wohl im alten/ als auch im neuen Testament von GOtt gestifftet/ warum solte ihm dann nicht eigentlich zukommen der Nahm eines wahren Sacraments?
Antwort. Es gehört mehr zum Sacrament als von GOtt gestifftet seyen/ wie obenerwiesen: sonsten würde auch der Stand der Obrigkeit ein Sacrament seyen _ ssen: als welcher so wohl im alten als neuen Testament von GOTT ist gestifftet.
II. Ist doch bey der Priester-Weyhe ein sichtbahres Zeichen/ nemlich die Handauflegung / welche auch die Aposteln selbst haben im Brauch gehabt: dann Act. 6. v. 6. legten
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/311>, abgerufen am 31.07.2024. |