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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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neuert/ und in Schwang gebracht werden. Im übrigen ist die Salbung im alten Testament ein Schatten und Vorbild gewesen des Heil. Geistes im neuen Testament. Weilen nun das Wesen selbsten und das Vorgebildete ist ankommen/ so ist der Schatten verschwunden und das Vorbild hat seine Endschafft erreichet.

IV. Hat doch Christus Matth. 19. v. 13. die kleinen Kinder confir[unleserliches Material]rt: damit hat er ja freylich wöllen lehren/ daß die päbstische Firmung ein Sacrament seye.

Antwort. Christus hat das Gebet und den Seegen über die Kinder gesprochen: das thun auch die Evangelischen: daß aber Christus die Kinder mit Oeloder Chrisam habe angestrichen / will geschweigen/ aus dem päbstischen Chrisam ein Sacrament gemacht habe/ findet sich nirgends.

V. Es hat doch St. Paulus gleich sam mit lebhafften Farben diß Sacrament abgemahlt/ da er spricht: GOtt ist/ der uns befestiget (oder gefirmet) in Christo/ und uns gesalbet / und versiegelt/ und in unsern Hertzen das Pfand des Geistes gegeben hat. 2. Cor. I. v. 21.

Antwort. St. Paulus redet am gemeldten Ort von der Gewißheit der Verheissungen GOttes / welche er durch Christum hat erfüller und ins Werck gerichtet: in deren Theilhafftigmachung GOTT uns befestiget/ und selbige durch den festen Glauben in uns versiegelt/ und uns mit Trost des Heil. Geistes gesalbet/ und das Pfand des Geistes / oder des Guten und zuversichtlichen Gewissens gegeben hat. Und von solcher Salbung redet auch Joannes, da er spricht: Ihr dörfft nicht/ daß euch jemand lehre/ sondern wie euch die Salbung allerley lehret/ so ists Wahr. I. Joh. 2. v. 27. Geschicht also diese Salbung und Befestigung ohne eintzige Schmiererey des angestrichenen Oels.

VI. Es ist doch zum wenigsten nichts abergläubisch bey der päbstischen Firmung: sondern ein gar löblicher Gebrauch/ daß man einem Christen ein Creutz-Zeichen macht vor der Stirn mit dem geweyheten Chrisam, welcher gemacht ist von Oel und Balsam: allwo durch das saubere Oel bedeutet wird die Sauberkeit des Gewissens/ durch den wohlriechenden Balsam der Geruch des guten Nahmens: und weilen die Stirn ist ein Sitz der Schamhafftigkeit / drum wird dieses Creutz für die Stirn gemahlet/ damit keiner Scham trage für der Welt in denen Sachen so den Glauben betreffen: ist dann diese Ceremonie nicht überaus löblich und ohne tadel?

Antwort. Die Bedeutung ist gut: aber es mangelt nirgends als an der Einsetzung Christi: drum als die Patres auf dem Concilio zu Florentz/ wie auch zu Trident/ Ses. 7. can. I. Diese Satzung zu glauben der Kirchen ohne eintzigem Grund des göttlichen Worts haben aufgetrungen/ werden sie eben vor der Stirn seyn gefirmet gewesen/ wodurch ihnen solche Ungeschämigkeit ist zugewachsen/ daß sie GOtt in seinen Gewalt gegriffen/ und aus eigener Auctorität ein göttliches Sacrament haben schmieden dörffen.

VII. Es ist zum wenigsten löblich/ daß der Bischoff in der Firmung einem jeden giebt einen Backenstreich: dann hierdurch bekommt er Kräfften/ und wird erinnert des Spruchs Christi: Wann dich jemand schlägt auf dein rechten Backen/ so biete auch den andern dar / Matth. 5. v. 39.

Antwort. Ich habe aber noch niemahls gesehen/ daß ein gefirmter Papist diese Krafft des Sacraments hat spühren lassen: dann greifft man ihm zu nahe/ dann läst er das Sacrament fahren/ greifft nach der Klingen oder Faust-Gewehr wie ein ander/ und wehret sich seiner haut so gut er kan: und wann er Meister wird/ firmet er seinen Nechsten mit den Maultaschen viel kräfftiger/ als der Bischoff.

neuert/ und in Schwang gebracht werden. Im übrigen ist die Salbung im alten Testament ein Schatten und Vorbild gewesen des Heil. Geistes im neuen Testament. Weilen nun das Wesen selbsten und das Vorgebildete ist ankommen/ so ist der Schatten verschwunden und das Vorbild hat seine Endschafft erreichet.

IV. Hat doch Christus Matth. 19. v. 13. die kleinen Kinder confir[unleserliches Material]rt: damit hat er ja freylich wöllen lehren/ daß die päbstische Firmung ein Sacrament seye.

Antwort. Christus hat das Gebet und den Seegen über die Kinder gesprochen: das thun auch die Evangelischen: daß aber Christus die Kinder mit Oeloder Chrisam habe angestrichen / will geschweigen/ aus dem päbstischen Chrisam ein Sacrament gemacht habe/ findet sich nirgends.

V. Es hat doch St. Paulus gleich sam mit lebhafften Farben diß Sacrament abgemahlt/ da er spricht: GOtt ist/ der uns befestiget (oder gefirmet) in Christo/ und uns gesalbet / und versiegelt/ und in unsern Hertzen das Pfand des Geistes gegeben hat. 2. Cor. I. v. 21.

Antwort. St. Paulus redet am gemeldten Ort von der Gewißheit der Verheissungen GOttes / welche er durch Christum hat erfüller und ins Werck gerichtet: in deren Theilhafftigmachung GOTT uns befestiget/ und selbige durch den festen Glauben in uns versiegelt/ und uns mit Trost des Heil. Geistes gesalbet/ und das Pfand des Geistes / oder des Guten und zuversichtlichen Gewissens gegeben hat. Und von solcher Salbung redet auch Joannes, da er spricht: Ihr dörfft nicht/ daß euch jemand lehre/ sondern wie euch die Salbung allerley lehret/ so ists Wahr. I. Joh. 2. v. 27. Geschicht also diese Salbung und Befestigung ohne eintzige Schmiererey des angestrichenen Oels.

VI. Es ist doch zum wenigsten nichts abergläubisch bey der päbstischen Firmung: sondern ein gar löblicher Gebrauch/ daß man einem Christen ein Creutz-Zeichen macht vor der Stirn mit dem geweyheten Chrisam, welcher gemacht ist von Oel und Balsam: allwo durch das saubere Oel bedeutet wird die Sauberkeit des Gewissens/ durch den wohlriechenden Balsam der Geruch des guten Nahmens: und weilen die Stirn ist ein Sitz der Schamhafftigkeit / drum wird dieses Creutz für die Stirn gemahlet/ damit keiner Scham trage für der Welt in denen Sachen so den Glauben betreffen: ist dann diese Ceremonie nicht überaus löblich und ohne tadel?

Antwort. Die Bedeutung ist gut: aber es mangelt nirgends als an der Einsetzung Christi: drum als die Patres auf dem Concilio zu Florentz/ wie auch zu Trident/ Ses. 7. can. I. Diese Satzung zu glauben der Kirchen ohne eintzigem Grund des göttlichen Worts haben aufgetrungen/ werden sie eben vor der Stirn seyn gefirmet gewesen/ wodurch ihnen solche Ungeschämigkeit ist zugewachsen/ daß sie GOtt in seinen Gewalt gegriffen/ und aus eigener Auctorität ein göttliches Sacrament haben schmieden dörffen.

VII. Es ist zum wenigsten löblich/ daß der Bischoff in der Firmung einem jeden giebt einen Backenstreich: dann hierdurch bekommt er Kräfften/ und wird erinnert des Spruchs Christi: Wann dich jemand schlägt auf dein rechten Backen/ so biete auch den andern dar / Matth. 5. v. 39.

Antwort. Ich habe aber noch niemahls gesehen/ daß ein gefirmter Papist diese Krafft des Sacraments hat spühren lassen: dann greifft man ihm zu nahe/ dann läst er das Sacrament fahren/ greifft nach der Klingen oder Faust-Gewehr wie ein ander/ und wehret sich seiner haut so gut er kan: und wann er Meister wird/ firmet er seinen Nechsten mit den Maultaschen viel kräfftiger/ als der Bischoff.

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neuert/ und in Schwang gebracht werden. Im            übrigen ist die Salbung im alten Testament ein Schatten und Vorbild gewesen des Heil.            Geistes im neuen Testament. Weilen nun das Wesen selbsten und das Vorgebildete ist            ankommen/ so ist der Schatten verschwunden und das Vorbild hat seine Endschafft            erreichet.</p>
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        <p>VI. Es ist doch zum wenigsten nichts abergläubisch bey der päbstischen Firmung: sondern            ein gar löblicher Gebrauch/ daß man einem Christen ein Creutz-Zeichen macht vor der Stirn            mit dem geweyheten Chrisam, welcher gemacht ist von Oel und Balsam: allwo durch das            saubere Oel bedeutet wird die Sauberkeit des Gewissens/ durch den wohlriechenden Balsam            der Geruch des guten Nahmens: und weilen die Stirn ist ein Sitz der Schamhafftigkeit /            drum wird dieses Creutz für die Stirn gemahlet/ damit keiner Scham trage für der Welt in            denen Sachen so den Glauben betreffen: ist dann diese Ceremonie nicht überaus löblich und            ohne tadel?</p>
        <p>Antwort. Die Bedeutung ist gut: aber es mangelt nirgends als an der Einsetzung Christi:            drum als die Patres auf dem Concilio zu Florentz/ wie auch zu Trident/ Ses. 7. can. I.            Diese Satzung zu glauben der Kirchen ohne eintzigem Grund des göttlichen Worts haben            aufgetrungen/ werden sie eben vor der Stirn seyn gefirmet gewesen/ wodurch ihnen solche            Ungeschämigkeit ist zugewachsen/ daß sie GOtt in seinen Gewalt gegriffen/ und aus            eigener Auctorität ein göttliches Sacrament haben schmieden dörffen.</p>
        <p>VII. Es ist zum wenigsten löblich/ daß der Bischoff in der Firmung einem jeden giebt            einen Backenstreich: dann hierdurch bekommt er Kräfften/ und wird erinnert des Spruchs            Christi: Wann dich jemand schlägt auf dein rechten Backen/ so biete auch den andern dar /            Matth. 5. v. 39.</p>
        <p>Antwort. Ich habe aber noch niemahls gesehen/ daß ein gefirmter Papist diese Krafft des            Sacraments hat spühren lassen: dann greifft man ihm zu nahe/ dann läst er das Sacrament            fahren/ greifft nach der Klingen oder Faust-Gewehr wie ein ander/ und wehret sich seiner            haut so gut er kan: und wann er Meister wird/ firmet er seinen Nechsten mit den            Maultaschen viel kräfftiger/ als der Bischoff.</p>
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[10/0310] neuert/ und in Schwang gebracht werden. Im übrigen ist die Salbung im alten Testament ein Schatten und Vorbild gewesen des Heil. Geistes im neuen Testament. Weilen nun das Wesen selbsten und das Vorgebildete ist ankommen/ so ist der Schatten verschwunden und das Vorbild hat seine Endschafft erreichet. IV. Hat doch Christus Matth. 19. v. 13. die kleinen Kinder confir_ rt: damit hat er ja freylich wöllen lehren/ daß die päbstische Firmung ein Sacrament seye. Antwort. Christus hat das Gebet und den Seegen über die Kinder gesprochen: das thun auch die Evangelischen: daß aber Christus die Kinder mit Oeloder Chrisam habe angestrichen / will geschweigen/ aus dem päbstischen Chrisam ein Sacrament gemacht habe/ findet sich nirgends. V. Es hat doch St. Paulus gleich sam mit lebhafften Farben diß Sacrament abgemahlt/ da er spricht: GOtt ist/ der uns befestiget (oder gefirmet) in Christo/ und uns gesalbet / und versiegelt/ und in unsern Hertzen das Pfand des Geistes gegeben hat. 2. Cor. I. v. 21. Antwort. St. Paulus redet am gemeldten Ort von der Gewißheit der Verheissungen GOttes / welche er durch Christum hat erfüller und ins Werck gerichtet: in deren Theilhafftigmachung GOTT uns befestiget/ und selbige durch den festen Glauben in uns versiegelt/ und uns mit Trost des Heil. Geistes gesalbet/ und das Pfand des Geistes / oder des Guten und zuversichtlichen Gewissens gegeben hat. Und von solcher Salbung redet auch Joannes, da er spricht: Ihr dörfft nicht/ daß euch jemand lehre/ sondern wie euch die Salbung allerley lehret/ so ists Wahr. I. Joh. 2. v. 27. Geschicht also diese Salbung und Befestigung ohne eintzige Schmiererey des angestrichenen Oels. VI. Es ist doch zum wenigsten nichts abergläubisch bey der päbstischen Firmung: sondern ein gar löblicher Gebrauch/ daß man einem Christen ein Creutz-Zeichen macht vor der Stirn mit dem geweyheten Chrisam, welcher gemacht ist von Oel und Balsam: allwo durch das saubere Oel bedeutet wird die Sauberkeit des Gewissens/ durch den wohlriechenden Balsam der Geruch des guten Nahmens: und weilen die Stirn ist ein Sitz der Schamhafftigkeit / drum wird dieses Creutz für die Stirn gemahlet/ damit keiner Scham trage für der Welt in denen Sachen so den Glauben betreffen: ist dann diese Ceremonie nicht überaus löblich und ohne tadel? Antwort. Die Bedeutung ist gut: aber es mangelt nirgends als an der Einsetzung Christi: drum als die Patres auf dem Concilio zu Florentz/ wie auch zu Trident/ Ses. 7. can. I. Diese Satzung zu glauben der Kirchen ohne eintzigem Grund des göttlichen Worts haben aufgetrungen/ werden sie eben vor der Stirn seyn gefirmet gewesen/ wodurch ihnen solche Ungeschämigkeit ist zugewachsen/ daß sie GOtt in seinen Gewalt gegriffen/ und aus eigener Auctorität ein göttliches Sacrament haben schmieden dörffen. VII. Es ist zum wenigsten löblich/ daß der Bischoff in der Firmung einem jeden giebt einen Backenstreich: dann hierdurch bekommt er Kräfften/ und wird erinnert des Spruchs Christi: Wann dich jemand schlägt auf dein rechten Backen/ so biete auch den andern dar / Matth. 5. v. 39. Antwort. Ich habe aber noch niemahls gesehen/ daß ein gefirmter Papist diese Krafft des Sacraments hat spühren lassen: dann greifft man ihm zu nahe/ dann läst er das Sacrament fahren/ greifft nach der Klingen oder Faust-Gewehr wie ein ander/ und wehret sich seiner haut so gut er kan: und wann er Meister wird/ firmet er seinen Nechsten mit den Maultaschen viel kräfftiger/ als der Bischoff.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/310>, abgerufen am 26.11.2024.