Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Einrede der Papisten. I. Zu einem wahren Sacrament gehört ein eusserliches sichtliches Element/ und dann auch GOttes Wort: nun ist aber bey der Firmung ein eusserliches Element: nemlich das Oel/ und dann auch das Wort GOttes: nemlich im Nahmen des Vaters/ und des Sohns/ und des Heil. Geistes sc. derowegen so ist die Firmung warhafftig ein Sacrament. Antwort. Es ist nicht gnug/ daß man ein eusserlich Element/ und etwann einen Spruch aus GOttes Wort anziehe und zusammen flicke: sondern man muß von solchem Element und Wort GOttes einen austrücklichen göttlichen Befehl oder Einsetzung haben/ also daß durch ein solches von GOTT verordnetes Element die Gnade GOttes in dem Hertzen des Gläubigen versiegelt werde. (wie oben erwiesen) Wo steht aber ein solcher Göttlicher Befehl/ daß man vermittels des Chrisams die Hertzen der Gläubigen bestätigen und befestigen solle? freylich nirgend als ins Pabstes Agenden: so kans ja für kein warhafftiges Sacrament durchgelassen werden: dann sonsten würde folgen/ daß fromme rechtschaffene Christen/ so offt sie zu Tisch sitzen und essen/ Sacrament halten und geniessen: dann ja auch bey der Christen Mahlzeiten eusserliche sichtbahre Elementen/ nemlich Speiß und Tranck und dann auch das Wort GOttes/ nemlich das Gebet vor und nach dem Essen beysammen seynd. II. Es hat aber Christus diß Sacrament eingesetzet: dann von Petro und Joanne steht geschrieben/ Act. 8. v. 17. Sie legten die Hände auf sie/ und sie empfingen den Heil Geist. Wie auch vom Paulo/ daß er die Jünger zu Epheso confirmirt habe Act. 19. v. 6. Da Paulus die Hände auf sie legte/ kam der Heil. Geist auf sie/ und redeten mit Zungen / und weissageten. So ist ja die Firmung kein Aberglaube der Papisten. Antwort. Wo stehets aber/ daß sie ihnen Oel angestrichen/ und ein Creutzzeichen mit dem Daumen für die Stirn eingekritzelt/ und auf gut päbstisch jedem einen Backenstreich zugleich mit gegeben haben? Es meldet nur die Schrifft/ die Aposteln haben die Händ aufgelegt/ und alsdann seye kommen der Heil. Geist. Summa/ es ware mit der Apostel Confirmirung weit anders beschaffen/ als mit der päbstischen Firmung: Dann wann sie jemand Confirmirten oder die Händ aufflegten/ so erzeigten sich alsbald bey und in demselbigen die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes/ die Gaben der Zungen/ die Gaben der Weissagungen/ sc. worüber sich Simon der Zauberer verwunderte/ Act. 8. v. 18. welches dann nur ein zeitlang zur Bekräfftigung des Glaubens hat sollen wehren und darnach wiederum aufhören: da hingegen die Sacramenten des neuen Testaments immerhin bey der Christlichen Kirchen verharren/ und geübtwerden sollen. Zu dem haben die Aposteln nicht allen Gläubigen ins gemein die Hände aufgelegt/ und ihnen dardurch die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes zukommen lassen: hat also die päbstische Firmug mit der Confirmation der Aposteln nichts zu schaffen. Gleichwohl aber/ wann die Papisten durch ihre Firmung die wunderliche Gaben des Heil. Geistes den Gläubigen/ eben wie die Aposteln mittheilen können/ so wöllen wir uns willig bey ihrer Firmung finden lassen. III. Wurden doch in dem Alten Testament etliche gewisse Persohnen/ die Könige/ Priester / und Propheten mit dem heiligen Oel gesalbet: warum solten dann nicht auch die Christen im neuen Testament mit einem heiligen Oel und Chrysam gesalbet/ und bestrichen werden? Antwort. Auf die Weise müsten doch alle Levitische Ceremonien, die doch Christus durch seine Zukunfft abgethan/ in dem neuen Testament wiederum er- Einrede der Papisten. I. Zu einem wahren Sacrament gehört ein eusserliches sichtliches Element/ und dann auch GOttes Wort: nun ist aber bey der Firmung ein eusserliches Element: nemlich das Oel/ und dann auch das Wort GOttes: nemlich im Nahmen des Vaters/ und des Sohns/ und des Heil. Geistes sc. derowegen so ist die Firmung warhafftig ein Sacrament. Antwort. Es ist nicht gnug/ daß man ein eusserlich Element/ und etwann einen Spruch aus GOttes Wort anziehe und zusammen flicke: sondern man muß von solchem Element und Wort GOttes einen austrücklichen göttlichen Befehl oder Einsetzung haben/ also daß durch ein solches von GOTT verordnetes Element die Gnade GOttes in dem Hertzen des Gläubigen versiegelt werde. (wie oben erwiesen) Wo steht aber ein solcher Göttlicher Befehl/ daß man vermittels des Chrisams die Hertzen der Gläubigen bestätigen und befestigen solle? freylich nirgend als ins Pabstes Agenden: so kans ja für kein warhafftiges Sacrament durchgelassen werden: dann sonsten würde folgen/ daß fromme rechtschaffene Christen/ so offt sie zu Tisch sitzen und essen/ Sacrament halten und geniessen: dann ja auch bey der Christen Mahlzeiten eusserliche sichtbahre Elementen/ nemlich Speiß und Tranck und dann auch das Wort GOttes/ nemlich das Gebet vor und nach dem Essen beysammen seynd. II. Es hat aber Christus diß Sacrament eingesetzet: dann von Petro und Joanne steht geschrieben/ Act. 8. v. 17. Sie legten die Hände auf sie/ und sie empfingen den Heil Geist. Wie auch vom Paulo/ daß er die Jünger zu Epheso confirmirt habe Act. 19. v. 6. Da Paulus die Hände auf sie legte/ kam der Heil. Geist auf sie/ und redeten mit Zungen / und weissageten. So ist ja die Firmung kein Aberglaube der Papisten. Antwort. Wo stehets aber/ daß sie ihnen Oel angestrichen/ und ein Creutzzeichen mit dem Daumen für die Stirn eingekritzelt/ und auf gut päbstisch jedem einen Backenstreich zugleich mit gegeben haben? Es meldet nur die Schrifft/ die Aposteln haben die Händ aufgelegt/ und alsdann seye kommen der Heil. Geist. Summa/ es ware mit der Apostel Confirmirung weit anders beschaffen/ als mit der päbstischen Firmung: Dann wann sie jemand Confirmirten oder die Händ aufflegten/ so erzeigten sich alsbald bey und in demselbigen die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes/ die Gaben der Zungen/ die Gaben der Weissagungen/ sc. worüber sich Simon der Zauberer verwunderte/ Act. 8. v. 18. welches dann nur ein zeitlang zur Bekräfftigung des Glaubens hat sollen wehren und darnach wiederum aufhören: da hingegen die Sacramenten des neuen Testaments immerhin bey der Christlichen Kirchen verharren/ und geübtwerden sollen. Zu dem haben die Aposteln nicht allen Gläubigen ins gemein die Hände aufgelegt/ und ihnen dardurch die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes zukommen lassen: hat also die päbstische Firmug mit der Confirmation der Aposteln nichts zu schaffen. Gleichwohl aber/ wann die Papisten durch ihre Firmung die wunderliche Gaben des Heil. Geistes den Gläubigen/ eben wie die Aposteln mittheilen können/ so wöllen wir uns willig bey ihrer Firmung finden lassen. III. Wurden doch in dem Alten Testament etliche gewisse Persohnen/ die Könige/ Priester / und Propheten mit dem heiligen Oel gesalbet: warum solten dann nicht auch die Christen im neuen Testament mit einem heiligen Oel und Chrysam gesalbet/ und bestrichen werden? Antwort. Auf die Weise müsten doch alle Levitische Ceremonien, die doch Christus durch seine Zukunfft abgethan/ in dem neuen Testament wiederum er- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0309" n="9"/> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Zu einem wahren Sacrament gehört ein eusserliches sichtliches Element/ und dann auch GOttes Wort: nun ist aber bey der Firmung ein eusserliches Element: nemlich das Oel/ und dann auch das Wort GOttes: nemlich im Nahmen des Vaters/ und des Sohns/ und des Heil. Geistes sc. derowegen so ist die Firmung warhafftig ein Sacrament.</p> <p>Antwort. Es ist nicht gnug/ daß man ein eusserlich Element/ und etwann einen Spruch aus GOttes Wort anziehe und zusammen flicke: sondern man muß von solchem Element und Wort GOttes einen austrücklichen göttlichen Befehl oder Einsetzung haben/ also daß durch ein solches von GOTT verordnetes Element die Gnade GOttes in dem Hertzen des Gläubigen versiegelt werde. (wie oben erwiesen) Wo steht aber ein solcher Göttlicher Befehl/ daß man vermittels des Chrisams die Hertzen der Gläubigen bestätigen und befestigen solle? freylich nirgend als ins Pabstes Agenden: so kans ja für kein warhafftiges Sacrament durchgelassen werden: dann sonsten würde folgen/ daß fromme rechtschaffene Christen/ so offt sie zu Tisch sitzen und essen/ Sacrament halten und geniessen: dann ja auch bey der Christen Mahlzeiten eusserliche sichtbahre Elementen/ nemlich Speiß und Tranck und dann auch das Wort GOttes/ nemlich das Gebet vor und nach dem Essen beysammen seynd.</p> <p>II. Es hat aber Christus diß Sacrament eingesetzet: dann von Petro und Joanne steht geschrieben/ Act. 8. v. 17. Sie legten die Hände auf sie/ und sie empfingen den Heil Geist. Wie auch vom Paulo/ daß er die Jünger zu Epheso confirmirt habe Act. 19. v. 6. Da Paulus die Hände auf sie legte/ kam der Heil. Geist auf sie/ und redeten mit Zungen / und weissageten. So ist ja die Firmung kein Aberglaube der Papisten.</p> <p>Antwort. Wo stehets aber/ daß sie ihnen Oel angestrichen/ und ein Creutzzeichen mit dem Daumen für die Stirn eingekritzelt/ und auf gut päbstisch jedem einen Backenstreich zugleich mit gegeben haben? Es meldet nur die Schrifft/ die Aposteln haben die Händ aufgelegt/ und alsdann seye kommen der Heil. Geist. Summa/ es ware mit der Apostel Confirmirung weit anders beschaffen/ als mit der päbstischen Firmung: Dann wann sie jemand Confirmirten oder die Händ aufflegten/ so erzeigten sich alsbald bey und in demselbigen die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes/ die Gaben der Zungen/ die Gaben der Weissagungen/ sc. worüber sich Simon der Zauberer verwunderte/ Act. 8. v. 18. welches dann nur ein zeitlang zur Bekräfftigung des Glaubens hat sollen wehren und darnach wiederum aufhören: da hingegen die Sacramenten des neuen Testaments immerhin bey der Christlichen Kirchen verharren/ und geübtwerden sollen. Zu dem haben die Aposteln nicht allen Gläubigen ins gemein die Hände aufgelegt/ und ihnen dardurch die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes zukommen lassen: hat also die päbstische Firmug mit der Confirmation der Aposteln nichts zu schaffen. Gleichwohl aber/ wann die Papisten durch ihre Firmung die wunderliche Gaben des Heil. Geistes den Gläubigen/ eben wie die Aposteln mittheilen können/ so wöllen wir uns willig bey ihrer Firmung finden lassen.</p> <p>III. Wurden doch in dem Alten Testament etliche gewisse Persohnen/ die Könige/ Priester / und Propheten mit dem heiligen Oel gesalbet: warum solten dann nicht auch die Christen im neuen Testament mit einem heiligen Oel und Chrysam gesalbet/ und bestrichen werden?</p> <p>Antwort. Auf die Weise müsten doch alle Levitische Ceremonien, die doch Christus durch seine Zukunfft abgethan/ in dem neuen Testament wiederum er- </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0309]
Einrede der Papisten.
I. Zu einem wahren Sacrament gehört ein eusserliches sichtliches Element/ und dann auch GOttes Wort: nun ist aber bey der Firmung ein eusserliches Element: nemlich das Oel/ und dann auch das Wort GOttes: nemlich im Nahmen des Vaters/ und des Sohns/ und des Heil. Geistes sc. derowegen so ist die Firmung warhafftig ein Sacrament.
Antwort. Es ist nicht gnug/ daß man ein eusserlich Element/ und etwann einen Spruch aus GOttes Wort anziehe und zusammen flicke: sondern man muß von solchem Element und Wort GOttes einen austrücklichen göttlichen Befehl oder Einsetzung haben/ also daß durch ein solches von GOTT verordnetes Element die Gnade GOttes in dem Hertzen des Gläubigen versiegelt werde. (wie oben erwiesen) Wo steht aber ein solcher Göttlicher Befehl/ daß man vermittels des Chrisams die Hertzen der Gläubigen bestätigen und befestigen solle? freylich nirgend als ins Pabstes Agenden: so kans ja für kein warhafftiges Sacrament durchgelassen werden: dann sonsten würde folgen/ daß fromme rechtschaffene Christen/ so offt sie zu Tisch sitzen und essen/ Sacrament halten und geniessen: dann ja auch bey der Christen Mahlzeiten eusserliche sichtbahre Elementen/ nemlich Speiß und Tranck und dann auch das Wort GOttes/ nemlich das Gebet vor und nach dem Essen beysammen seynd.
II. Es hat aber Christus diß Sacrament eingesetzet: dann von Petro und Joanne steht geschrieben/ Act. 8. v. 17. Sie legten die Hände auf sie/ und sie empfingen den Heil Geist. Wie auch vom Paulo/ daß er die Jünger zu Epheso confirmirt habe Act. 19. v. 6. Da Paulus die Hände auf sie legte/ kam der Heil. Geist auf sie/ und redeten mit Zungen / und weissageten. So ist ja die Firmung kein Aberglaube der Papisten.
Antwort. Wo stehets aber/ daß sie ihnen Oel angestrichen/ und ein Creutzzeichen mit dem Daumen für die Stirn eingekritzelt/ und auf gut päbstisch jedem einen Backenstreich zugleich mit gegeben haben? Es meldet nur die Schrifft/ die Aposteln haben die Händ aufgelegt/ und alsdann seye kommen der Heil. Geist. Summa/ es ware mit der Apostel Confirmirung weit anders beschaffen/ als mit der päbstischen Firmung: Dann wann sie jemand Confirmirten oder die Händ aufflegten/ so erzeigten sich alsbald bey und in demselbigen die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes/ die Gaben der Zungen/ die Gaben der Weissagungen/ sc. worüber sich Simon der Zauberer verwunderte/ Act. 8. v. 18. welches dann nur ein zeitlang zur Bekräfftigung des Glaubens hat sollen wehren und darnach wiederum aufhören: da hingegen die Sacramenten des neuen Testaments immerhin bey der Christlichen Kirchen verharren/ und geübtwerden sollen. Zu dem haben die Aposteln nicht allen Gläubigen ins gemein die Hände aufgelegt/ und ihnen dardurch die wunderbahrliche Gaben des Heil. Geistes zukommen lassen: hat also die päbstische Firmug mit der Confirmation der Aposteln nichts zu schaffen. Gleichwohl aber/ wann die Papisten durch ihre Firmung die wunderliche Gaben des Heil. Geistes den Gläubigen/ eben wie die Aposteln mittheilen können/ so wöllen wir uns willig bey ihrer Firmung finden lassen.
III. Wurden doch in dem Alten Testament etliche gewisse Persohnen/ die Könige/ Priester / und Propheten mit dem heiligen Oel gesalbet: warum solten dann nicht auch die Christen im neuen Testament mit einem heiligen Oel und Chrysam gesalbet/ und bestrichen werden?
Antwort. Auf die Weise müsten doch alle Levitische Ceremonien, die doch Christus durch seine Zukunfft abgethan/ in dem neuen Testament wiederum er-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/309 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/309>, abgerufen am 08.07.2024. |