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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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dent. Sess. 6. c. 15. redet) auch bleibe in einem todten Sünder/ wan er nur nicht halstarrig verwirfft einen von der Päbstischen Kirchen angenommenen Glaubens-Satz.

II. Wollen doch die Evangelischen selbsten diese Rede nicht gutheissen/ wan einer spricht/ Die gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit: womit sie ja selbsten bekennen/ und glauben/ daß der seligmachende Glaube ohne Wercke seyn könne.

Antwort. Ein anders ist unterscheiden/ ein anders ist trennen und voneinander absondern. Wir machen einen Unterscheid zwischen den Glauben und guten Wercken/ und eigenen einem jeden zu/ was ihm gebühret/ und seine Eigenschafft ist. Lehren wir demnach also/ daß der Glaube allein gerecht mache/ dieweilen dem Glauben allein die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet; die Wercke aber haben nicht eine solche Ehr bey GOtt: sondern seynd nur Früchte einer solchen Person/ so durch den Glauben an Christum ihr dessen Gerechtigkeit hat zugewendet; damit aber trennen wir keines weges den Glauben und die Wercke voneinander: sondern unterscheiden sie nur. Uber das/ so ist es viel ein anders/ wan ich sage/ gute Wercke folgen nohtwendig auf einen wahren Glauben; ein anders aber ist/ wan ich sage/ gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit. Die erste Rede ist recht und in GOttes Wort gegründet: dan die Natur und Eigenschafft des wahren Glaubens bringet solches mit sich/ daß die gute Wercke als Früchte daraus erfolgen. Die andere Rede aber ist unrecht / und dem Sinn GOttes zuwider: sintemahl den guten Wercken die Ehr nicht gebühret/ daß ihnen die Ursach der Menschlichen Seligkeit zugesprochen werde; sondern die Vermehrung der himmlischen Freuden als einen Gnaden-Lohn haben sie zu erwarten. Derowegen wir auch solche Rede billig verwerffen. So sagt man auch recht und wohl/ die Sonne erwärmet mit ihrer Hitze/ und darzu ist nicht vonnöhten ihr Glantz: dannoch befinden sich die Hitze und der Glantz der Sonnen allwegen beysammen; Und bey solcher Redens-Art eignet man einem jeden Ding die Wircklichkeit zu/ wie es die Sache erfordert. So seynd auch die drey göttliche Personen von dem göttlichen Wesen unzertrennlich/ und dannoch seynd wir erlöset worden nicht von dem göttlichen Wesen/ auch nicht von der ersten und dritten Person: sondern von der zweyten Person des Sohns in der Gottheit.

III. Hat doch der Schächer am Creutz den wahren seligmachenden Glauben gehabt/ und dannoch keine gute Wercke geübet/ so kan ja der wahre Glaube seyn ohne gute Wercke.

Antwort. Wan das Feur kein Stroh oder Holtz findet/ kans nicht brennen/ es behält dannoch die Krafft zu brennen in sich; Und also weilen der Glaube des Schächers keine Gelegenheit noch Weile antraffe gute Wercke zu üben/ so hatte doch dessen Glaube die Krafft und Neigung zum Guten/ wodurch er sich zu einem Gott wohlgefälligen Opffer mit bereitwilligem Gemühte dargabe.

Die fünffte Frage.

Ob der Glaube seine Krafft und Gestalt habe von der Liebe?

DIe Papisten sagen Ja darzu: Wir aber sprechen Nein/ und hehaupten im Gegentheil/ daß die Liebe habe ihre Krafft und Gestalt von dem Glauben.

Dan erstlich: so gefällt der Glaube GOtt dem HErrn nicht in und von

dent. Sess. 6. c. 15. redet) auch bleibe in einem todten Sünder/ wan er nur nicht halstarrig verwirfft einen von der Päbstischen Kirchen angenommenen Glaubens-Satz.

II. Wollen doch die Evangelischen selbsten diese Rede nicht gutheissen/ wan einer spricht/ Die gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit: womit sie ja selbsten bekennen/ und glauben/ daß der seligmachende Glaube ohne Wercke seyn könne.

Antwort. Ein anders ist unterscheiden/ ein anders ist trennen und voneinander absondern. Wir machen einen Unterscheid zwischen den Glauben und guten Wercken/ und eigenen einem jeden zu/ was ihm gebühret/ und seine Eigenschafft ist. Lehren wir demnach also/ daß der Glaube allein gerecht mache/ dieweilen dem Glauben allein die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet; die Wercke aber haben nicht eine solche Ehr bey GOtt: sondern seynd nur Früchte einer solchen Person/ so durch den Glauben an Christum ihr dessen Gerechtigkeit hat zugewendet; damit aber trennen wir keines weges den Glauben und die Wercke voneinander: sondern unterscheiden sie nur. Uber das/ so ist es viel ein anders/ wan ich sage/ gute Wercke folgen nohtwendig auf einen wahren Glauben; ein anders aber ist/ wan ich sage/ gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit. Die erste Rede ist recht und in GOttes Wort gegründet: dan die Natur und Eigenschafft des wahren Glaubens bringet solches mit sich/ daß die gute Wercke als Früchte daraus erfolgen. Die andere Rede aber ist unrecht / und dem Sinn GOttes zuwider: sintemahl den guten Wercken die Ehr nicht gebühret/ daß ihnen die Ursach der Menschlichen Seligkeit zugesprochen werde; sondern die Vermehrung der himmlischen Freuden als einen Gnaden-Lohn haben sie zu erwarten. Derowegen wir auch solche Rede billig verwerffen. So sagt man auch recht und wohl/ die Sonne erwärmet mit ihrer Hitze/ und darzu ist nicht vonnöhten ihr Glantz: dannoch befinden sich die Hitze und der Glantz der Sonnen allwegen beysammen; Und bey solcher Redens-Art eignet man einem jeden Ding die Wircklichkeit zu/ wie es die Sache erfordert. So seynd auch die drey göttliche Personen von dem göttlichen Wesen unzertrennlich/ und dannoch seynd wir erlöset worden nicht von dem göttlichen Wesen/ auch nicht von der ersten und dritten Person: sondern von der zweyten Person des Sohns in der Gottheit.

III. Hat doch der Schächer am Creutz den wahren seligmachenden Glauben gehabt/ und dannoch keine gute Wercke geübet/ so kan ja der wahre Glaube seyn ohne gute Wercke.

Antwort. Wan das Feur kein Stroh oder Holtz findet/ kans nicht brennen/ es behält dannoch die Krafft zu brennen in sich; Und also weilen der Glaube des Schächers keine Gelegenheit noch Weile antraffe gute Wercke zu üben/ so hatte doch dessen Glaube die Krafft und Neigung zum Guten/ wodurch er sich zu einem Gott wohlgefälligen Opffer mit bereitwilligem Gemühte dargabe.

Die fünffte Frage.

Ob der Glaube seine Krafft und Gestalt habe von der Liebe?

DIe Papisten sagen Ja darzu: Wir aber sprechen Nein/ und hehaupten im Gegentheil/ daß die Liebe habe ihre Krafft und Gestalt von dem Glauben.

Dan erstlich: so gefällt der Glaube GOtt dem HErrn nicht in und von

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dent. Sess. 6. c. 15. redet) auch bleibe in einem            todten Sünder/ wan er nur nicht halstarrig verwirfft einen von der Päbstischen Kirchen            angenommenen Glaubens-Satz.</p>
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        <p>Antwort. Wan das Feur kein Stroh oder Holtz findet/ kans nicht brennen/ es behält            dannoch die Krafft zu brennen in sich; Und also weilen der Glaube des Schächers keine            Gelegenheit noch Weile antraffe gute Wercke zu üben/ so hatte doch dessen Glaube die            Krafft und Neigung zum Guten/ wodurch er sich zu einem Gott wohlgefälligen Opffer mit            bereitwilligem Gemühte dargabe.</p>
        <p>Die fünffte Frage.</p>
        <p>Ob der Glaube seine Krafft und Gestalt habe von der Liebe?</p>
        <p>DIe Papisten sagen Ja darzu: Wir aber sprechen Nein/ und hehaupten im Gegentheil/ daß            die Liebe habe ihre Krafft und Gestalt von dem Glauben.</p>
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[189/0209] dent. Sess. 6. c. 15. redet) auch bleibe in einem todten Sünder/ wan er nur nicht halstarrig verwirfft einen von der Päbstischen Kirchen angenommenen Glaubens-Satz. II. Wollen doch die Evangelischen selbsten diese Rede nicht gutheissen/ wan einer spricht/ Die gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit: womit sie ja selbsten bekennen/ und glauben/ daß der seligmachende Glaube ohne Wercke seyn könne. Antwort. Ein anders ist unterscheiden/ ein anders ist trennen und voneinander absondern. Wir machen einen Unterscheid zwischen den Glauben und guten Wercken/ und eigenen einem jeden zu/ was ihm gebühret/ und seine Eigenschafft ist. Lehren wir demnach also/ daß der Glaube allein gerecht mache/ dieweilen dem Glauben allein die Gerechtigkeit Christi wird zugerechnet; die Wercke aber haben nicht eine solche Ehr bey GOtt: sondern seynd nur Früchte einer solchen Person/ so durch den Glauben an Christum ihr dessen Gerechtigkeit hat zugewendet; damit aber trennen wir keines weges den Glauben und die Wercke voneinander: sondern unterscheiden sie nur. Uber das/ so ist es viel ein anders/ wan ich sage/ gute Wercke folgen nohtwendig auf einen wahren Glauben; ein anders aber ist/ wan ich sage/ gute Wercke seynd nöhtig zur Seligkeit. Die erste Rede ist recht und in GOttes Wort gegründet: dan die Natur und Eigenschafft des wahren Glaubens bringet solches mit sich/ daß die gute Wercke als Früchte daraus erfolgen. Die andere Rede aber ist unrecht / und dem Sinn GOttes zuwider: sintemahl den guten Wercken die Ehr nicht gebühret/ daß ihnen die Ursach der Menschlichen Seligkeit zugesprochen werde; sondern die Vermehrung der himmlischen Freuden als einen Gnaden-Lohn haben sie zu erwarten. Derowegen wir auch solche Rede billig verwerffen. So sagt man auch recht und wohl/ die Sonne erwärmet mit ihrer Hitze/ und darzu ist nicht vonnöhten ihr Glantz: dannoch befinden sich die Hitze und der Glantz der Sonnen allwegen beysammen; Und bey solcher Redens-Art eignet man einem jeden Ding die Wircklichkeit zu/ wie es die Sache erfordert. So seynd auch die drey göttliche Personen von dem göttlichen Wesen unzertrennlich/ und dannoch seynd wir erlöset worden nicht von dem göttlichen Wesen/ auch nicht von der ersten und dritten Person: sondern von der zweyten Person des Sohns in der Gottheit. III. Hat doch der Schächer am Creutz den wahren seligmachenden Glauben gehabt/ und dannoch keine gute Wercke geübet/ so kan ja der wahre Glaube seyn ohne gute Wercke. Antwort. Wan das Feur kein Stroh oder Holtz findet/ kans nicht brennen/ es behält dannoch die Krafft zu brennen in sich; Und also weilen der Glaube des Schächers keine Gelegenheit noch Weile antraffe gute Wercke zu üben/ so hatte doch dessen Glaube die Krafft und Neigung zum Guten/ wodurch er sich zu einem Gott wohlgefälligen Opffer mit bereitwilligem Gemühte dargabe. Die fünffte Frage. Ob der Glaube seine Krafft und Gestalt habe von der Liebe? DIe Papisten sagen Ja darzu: Wir aber sprechen Nein/ und hehaupten im Gegentheil/ daß die Liebe habe ihre Krafft und Gestalt von dem Glauben. Dan erstlich: so gefällt der Glaube GOtt dem HErrn nicht in und von

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/209>, abgerufen am 23.11.2024.