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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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dem Schein nach/ wieder einander lauffende antilogien oder Gegen-sprüch der H. Schrifft schon in Teutschland schlichten: Und läst man dessentwegen besser den Pabst in Welschland auf seiner Engelburg zu frieden/ und unbekümmert.

XIV. Wan man die auctorität des Pabstes will hindan setzen/ und sich bloß halten an den Worten der H. Schrifft: das ist ein gefährliches Wesen: dan es hat auch der Teuffel die H. Schrifft angezogen/ da er mit Christo disputirte/ sprechend: Laß [unleserliches Material] hinab: dan es ist geschrieben: GOtt hat seinen Engelen befohlen von dir &c. Matt. 5. v. 6.

Antwort. Wan der Teuffel will die Schrifft mißbrauchen/ wird er sich wegen der auctorität der Päbsten darvon nicht lassen hinderen. Summa die H. Schrifft mißbrauchen kan der Pabst so wohl als der Teuffel; wer sie aber recht gebrauchen will/ bedarff des Pabstes im geringsten nicht.

XV. Haben doch die Pharisäer sich so gar unterstanden aus der H. Schrifft zu erweisen / daß Christus nicht seye der versprochene Messias: da sie sagten zu Nicodemo Matt. 7. v. 52. Erforsche die Schrifft/ und sihe/ daß von Galiläa kein Prophet auffstehet. So ist ja nohtwendig/ daß man sich bey dem Gebrauch und Auslegung der Heil. Schrifft bloß und einfältig bediene der auctorität des Pabstes.

Antwort. Gleichwie die Pharisäer konten fälschlich umgehen mit der Heil. Schrifft: so kan auch fälschlich darmit umgehen der Pabst; Und ist in diesem Stück noch dem einen zu trauen noch dem andern. Im übrigen haben die Pharisäer die Schrifft fälschlich angezogen: dan die Prophetin Debora Iud. 4. wie auch die Prophetin Anna Luc. 2. item der Prophet Nahum &c. seynd gebürtig gewesen von Galilaea. Summa wer redlich handlen will mit der Heil. Schrifft/ der bedarff zur Seligkeit des Pabstes Dolmetschung und Auslegung nicht.

XVI. Stehts doch ausdrücklich in der Glaubens-Bekäntnüß so Pabst Pius IV. hat fürgeschrieben/ und eingerichtet/ daß es dem Pabst und seiner Kirchen allein zuständig seye von dem rechten Sinn und Verstand der H. Schrifft zu urtheilen.

Antwort. Warum verfertigt dan der Pabst nicht einmahl eine Auslegung der gantzen H. Schrifft/ worgegen keiner etwas vernünfftiger weise könne einwenden/ und wodurch zum wenigsten die Papisten zur Einigkeit gebracht würden? Warum behält der Pabst den H. Geist müssig in der Arcke seines Hertzens verschlossen ohne eintzigen Nutzen der Christenheit? Und schläfft Simon zu Rom bey seiner eigenen Kirchen Streitigkeiten immerhin?

XVII. Der Pabst ist zwar der höchsie Richter über die H. Schrifft/ und Glaubens-sachen: aber dannoch kan er nichts anders reden/ anordnen/ und zu glauben für stellen/ als was ihm der H. Geist offenbahret: wie vorzeiten der Prophet Balaam sprach zu Balac num. 23. v. 12. Muß ich nicht das reden/ daß mir der HErr in den Mund gibt? Nun aber hat der H. Geist bißhero noch keinen gewissen Verstand der gantzen Heil. Schrifft dem Pabst geoffenbahret / aus Ursachen/ dieweilen es der Kirchen nützlicher ist/ daß erliche Geheimnüssen dunckel verbleiben/ damit auch der spitzfindige Verstand der Gelehrten die H. Schrifft in hohem Werth halte/ welches nicht geschehen würde/ wan der Pabst alles auf einmahl würde erklären und kund machen. Also redet hiervon Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 29.

Antwort. Ich glaube/ wan die Päbste selbsten solche Schrifften der Päbstischen Schmeichler lesen/ und darneben ihre eigene Schwachheit und Unvermögenheit betrachten / so müssen sie innerlich der Thorheit lachen. Und kommts gar possirlich heraus/ daß man sagt/ der Pabst dörffe die gantze Heil. Schrifft nicht erklären/ weilen ihm der Heil. Geist die gantze Heil. Schrifft nicht hat geoffenbahret. Es versuche nur der Pabst / und spanne seine Kräfften an zur

dem Schein nach/ wieder einander lauffende antilogien oder Gegen-sprüch der H. Schrifft schon in Teutschland schlichten: Und läst man dessentwegen besser den Pabst in Welschland auf seiner Engelburg zu frieden/ und unbekümmert.

XIV. Wan man die auctorität des Pabstes will hindan setzen/ und sich bloß halten an den Worten der H. Schrifft: das ist ein gefährliches Wesen: dan es hat auch der Teuffel die H. Schrifft angezogen/ da er mit Christo disputirte/ sprechend: Laß [unleserliches Material] hinab: dan es ist geschrieben: GOtt hat seinen Engelen befohlen von dir &c. Matt. 5. v. 6.

Antwort. Wan der Teuffel will die Schrifft mißbrauchen/ wird er sich wegen der auctorität der Päbsten darvon nicht lassen hinderen. Summa die H. Schrifft mißbrauchen kan der Pabst so wohl als der Teuffel; wer sie aber recht gebrauchen will/ bedarff des Pabstes im geringsten nicht.

XV. Haben doch die Pharisäer sich so gar unterstanden aus der H. Schrifft zu erweisen / daß Christus nicht seye der versprochene Messias: da sie sagten zu Nicodemo Matt. 7. v. 52. Erforsche die Schrifft/ und sihe/ daß von Galiläa kein Prophet auffstehet. So ist ja nohtwendig/ daß man sich bey dem Gebrauch und Auslegung der Heil. Schrifft bloß und einfältig bediene der auctorität des Pabstes.

Antwort. Gleichwie die Pharisäer konten fälschlich umgehen mit der Heil. Schrifft: so kan auch fälschlich darmit umgehen der Pabst; Und ist in diesem Stück noch dem einen zu trauen noch dem andern. Im übrigen haben die Pharisäer die Schrifft fälschlich angezogen: dan die Prophetin Debora Iud. 4. wie auch die Prophetin Anna Luc. 2. item der Prophet Nahum &c. seynd gebürtig gewesen von Galilaea. Summa wer redlich handlen will mit der Heil. Schrifft/ der bedarff zur Seligkeit des Pabstes Dolmetschung und Auslegung nicht.

XVI. Stehts doch ausdrücklich in der Glaubens-Bekäntnüß so Pabst Pius IV. hat fürgeschrieben/ und eingerichtet/ daß es dem Pabst und seiner Kirchen allein zuständig seye von dem rechten Sinn und Verstand der H. Schrifft zu urtheilen.

Antwort. Warum verfertigt dan der Pabst nicht einmahl eine Auslegung der gantzen H. Schrifft/ worgegen keiner etwas vernünfftiger weise könne einwenden/ und wodurch zum wenigsten die Papisten zur Einigkeit gebracht würden? Warum behält der Pabst den H. Geist müssig in der Arcke seines Hertzens verschlossen ohne eintzigen Nutzen der Christenheit? Und schläfft Simon zu Rom bey seiner eigenen Kirchen Streitigkeiten immerhin?

XVII. Der Pabst ist zwar der höchsie Richter über die H. Schrifft/ und Glaubens-sachen: aber dannoch kan er nichts anders reden/ anordnen/ und zu glauben für stellen/ als was ihm der H. Geist offenbahret: wie vorzeiten der Prophet Balaam sprach zu Balac num. 23. v. 12. Muß ich nicht das reden/ daß mir der HErr in den Mund gibt? Nun aber hat der H. Geist bißhero noch keinen gewissen Verstand der gantzen Heil. Schrifft dem Pabst geoffenbahret / aus Ursachen/ dieweilen es der Kirchen nützlicher ist/ daß erliche Geheimnüssen dunckel verbleiben/ damit auch der spitzfindige Verstand der Gelehrten die H. Schrifft in hohem Werth halte/ welches nicht geschehen würde/ wan der Pabst alles auf einmahl würde erklären und kund machen. Also redet hiervon Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 29.

Antwort. Ich glaube/ wan die Päbste selbsten solche Schrifften der Päbstischen Schmeichler lesen/ und darneben ihre eigene Schwachheit und Unvermögenheit betrachten / so müssen sie innerlich der Thorheit lachen. Und kom̃ts gar possirlich heraus/ daß man sagt/ der Pabst dörffe die gantze Heil. Schrifft nicht erklären/ weilen ihm der Heil. Geist die gantze Heil. Schrifft nicht hat geoffenbahret. Es versuche nur der Pabst / und spanne seine Kräfften an zur

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        <p>Antwort. Warum verfertigt dan der Pabst nicht einmahl eine Auslegung der gantzen H.            Schrifft/ worgegen keiner etwas vernünfftiger weise könne einwenden/ und wodurch zum            wenigsten die Papisten zur Einigkeit gebracht würden? Warum behält der Pabst den H. Geist            müssig in der Arcke seines Hertzens verschlossen ohne eintzigen Nutzen der Christenheit?            Und schläfft Simon zu Rom bey seiner eigenen Kirchen Streitigkeiten immerhin?</p>
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        <p>Antwort. Ich glaube/ wan die Päbste selbsten solche Schrifften der Päbstischen            Schmeichler lesen/ und darneben ihre eigene Schwachheit und Unvermögenheit betrachten /            so müssen sie innerlich der Thorheit lachen. Und kom&#x0303;ts gar possirlich heraus/ daß            man sagt/ der Pabst dörffe die gantze Heil. Schrifft nicht erklären/ weilen ihm der            Heil. Geist die gantze Heil. Schrifft nicht hat geoffenbahret. Es versuche nur der Pabst /            und spanne seine Kräfften an zur
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[81/0101] dem Schein nach/ wieder einander lauffende antilogien oder Gegen-sprüch der H. Schrifft schon in Teutschland schlichten: Und läst man dessentwegen besser den Pabst in Welschland auf seiner Engelburg zu frieden/ und unbekümmert. XIV. Wan man die auctorität des Pabstes will hindan setzen/ und sich bloß halten an den Worten der H. Schrifft: das ist ein gefährliches Wesen: dan es hat auch der Teuffel die H. Schrifft angezogen/ da er mit Christo disputirte/ sprechend: Laß _ hinab: dan es ist geschrieben: GOtt hat seinen Engelen befohlen von dir &c. Matt. 5. v. 6. Antwort. Wan der Teuffel will die Schrifft mißbrauchen/ wird er sich wegen der auctorität der Päbsten darvon nicht lassen hinderen. Summa die H. Schrifft mißbrauchen kan der Pabst so wohl als der Teuffel; wer sie aber recht gebrauchen will/ bedarff des Pabstes im geringsten nicht. XV. Haben doch die Pharisäer sich so gar unterstanden aus der H. Schrifft zu erweisen / daß Christus nicht seye der versprochene Messias: da sie sagten zu Nicodemo Matt. 7. v. 52. Erforsche die Schrifft/ und sihe/ daß von Galiläa kein Prophet auffstehet. So ist ja nohtwendig/ daß man sich bey dem Gebrauch und Auslegung der Heil. Schrifft bloß und einfältig bediene der auctorität des Pabstes. Antwort. Gleichwie die Pharisäer konten fälschlich umgehen mit der Heil. Schrifft: so kan auch fälschlich darmit umgehen der Pabst; Und ist in diesem Stück noch dem einen zu trauen noch dem andern. Im übrigen haben die Pharisäer die Schrifft fälschlich angezogen: dan die Prophetin Debora Iud. 4. wie auch die Prophetin Anna Luc. 2. item der Prophet Nahum &c. seynd gebürtig gewesen von Galilaea. Summa wer redlich handlen will mit der Heil. Schrifft/ der bedarff zur Seligkeit des Pabstes Dolmetschung und Auslegung nicht. XVI. Stehts doch ausdrücklich in der Glaubens-Bekäntnüß so Pabst Pius IV. hat fürgeschrieben/ und eingerichtet/ daß es dem Pabst und seiner Kirchen allein zuständig seye von dem rechten Sinn und Verstand der H. Schrifft zu urtheilen. Antwort. Warum verfertigt dan der Pabst nicht einmahl eine Auslegung der gantzen H. Schrifft/ worgegen keiner etwas vernünfftiger weise könne einwenden/ und wodurch zum wenigsten die Papisten zur Einigkeit gebracht würden? Warum behält der Pabst den H. Geist müssig in der Arcke seines Hertzens verschlossen ohne eintzigen Nutzen der Christenheit? Und schläfft Simon zu Rom bey seiner eigenen Kirchen Streitigkeiten immerhin? XVII. Der Pabst ist zwar der höchsie Richter über die H. Schrifft/ und Glaubens-sachen: aber dannoch kan er nichts anders reden/ anordnen/ und zu glauben für stellen/ als was ihm der H. Geist offenbahret: wie vorzeiten der Prophet Balaam sprach zu Balac num. 23. v. 12. Muß ich nicht das reden/ daß mir der HErr in den Mund gibt? Nun aber hat der H. Geist bißhero noch keinen gewissen Verstand der gantzen Heil. Schrifft dem Pabst geoffenbahret / aus Ursachen/ dieweilen es der Kirchen nützlicher ist/ daß erliche Geheimnüssen dunckel verbleiben/ damit auch der spitzfindige Verstand der Gelehrten die H. Schrifft in hohem Werth halte/ welches nicht geschehen würde/ wan der Pabst alles auf einmahl würde erklären und kund machen. Also redet hiervon Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 29. Antwort. Ich glaube/ wan die Päbste selbsten solche Schrifften der Päbstischen Schmeichler lesen/ und darneben ihre eigene Schwachheit und Unvermögenheit betrachten / so müssen sie innerlich der Thorheit lachen. Und kom̃ts gar possirlich heraus/ daß man sagt/ der Pabst dörffe die gantze Heil. Schrifft nicht erklären/ weilen ihm der Heil. Geist die gantze Heil. Schrifft nicht hat geoffenbahret. Es versuche nur der Pabst / und spanne seine Kräfften an zur

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/101>, abgerufen am 23.11.2024.