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Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613.

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ständlich angehalten / bis es jhm endlich vom Vater zugelassen: Wie darauff Phaethon den Wagen zu regieren angenommen / sey aber den muthigen Pferden viel zu leicht vnnd schwach gewesen / welche aus dem Geschirr geschlagen / den rechten Weg verlassen / Himmel vnd Erden angesteckt / vnd gros vnglück gestifftet: etc. Haben sie damit andeuten wollen / daß es nicht gut oder rathsam sey / einem jungen Knaben ein Regiment zu vertrawen / denn er viel zu schwach / vngehorsame Vnterthanen im zwang zu halten; Daher werde coelum terrae misciret, vnd in den Regimenten zu grosser Zerrüttung vnd Vnheil vrsach vnnd anlaß gegeben.

Also / wenn Salomon in seinem Prediger am 10. spricht: Eccl. 10, 16.Weh dir Land / des König ein Kind ist; vnd des Fürsten frühe essen: Gibt er klärlich zu verstehen / daß ein Regiment sehr übel versehen / wenn der König oder oberste Regente ein Kind ist; die Fürsten aber / das ist / Räthe vnd Königliche Amptsverwalter / früe essen / vnd mehr auff Pancketiren / Fressen vnd Sauffen / als auff die Regierung vnd des Landes Wolfart bedacht seyn.

Daß aber gleichwol der weise König Salomon nicht simpliciter vnnd schlecht von einem Kinde rede / das von Jahren ein Kind; sondern vielmehr / das am Ingenio vnnd Verstande Kindisch . 17.sey; bezeuget die Antithesis oder Gegensatz / wann er also bald drauff saget: Wol dir Land / des König Edel ist; vnd des Fürsten zu rechter zeit essen / zur Stercke vnd nicht zur Lust.

Hie setzet er gegeneinander / ein Kind / vnd einen Edlen: Nun kan aber auch ein Kind / obs gleich an Jahren noch jung / gleichwol Edel seyn / beydes von Geschlecht vnd herkommen / vnd dann von gutem Verstande vnnd Edler art. Darumb redet Salomon von einem solchen Kinde / das nicht von Edler Zuneigung vnd gutem Verstande / ob es gleich entweder von hohem Geschlechte / oder

ständlich angehalten / bis es jhm endlich vom Vater zugelassen: Wie darauff Phaëthon den Wagen zu regieren angenommen / sey aber den muthigen Pferden viel zu leicht vnnd schwach gewesen / welche aus dem Geschirr geschlagen / den rechten Weg verlassen / Himmel vnd Erden angesteckt / vnd gros vnglück gestifftet: etc. Haben sie damit andeuten wollen / daß es nicht gut oder rathsam sey / einem jungen Knaben ein Regiment zu vertrawen / deñ er viel zu schwach / vngehorsame Vnterthanen im zwang zu halten; Daher werde coelum terrae misciret, vnd in den Regimenten zu grosser Zerrüttung vnd Vnheil vrsach vnnd anlaß gegeben.

Also / wenn Salomon in seinem Prediger am 10. spricht: Eccl. 10, 16.Weh dir Land / des König ein Kind ist; vnd des Fürsten frühe essen: Gibt er klärlich zu verstehen / daß ein Regiment sehr übel versehen / weñ der König oder oberste Regente ein Kind ist; die Fürsten aber / das ist / Räthe vnd Königliche Amptsverwalter / früe essen / vnd mehr auff Pancketiren / Fressen vnd Sauffen / als auff die Regierung vnd des Landes Wolfart bedacht seyn.

Daß aber gleichwol der weise König Salomon nicht simpliciter vnnd schlecht von einem Kinde rede / das von Jahren ein Kind; sondern vielmehr / das am Ingenio vnnd Verstande Kindisch . 17.sey; bezeuget die Antithesis oder Gegensatz / wann er also bald drauff saget: Wol dir Land / des König Edel ist; vnd des Fürsten zu rechter zeit essen / zur Stercke vnd nicht zur Lust.

Hie setzet er gegeneinander / ein Kind / vnd einen Edlen: Nun kan aber auch ein Kind / obs gleich an Jahren noch jung / gleichwol Edel seyn / beydes von Geschlecht vnd herkommen / vnd dann von gutem Verstande vnnd Edler art. Darumb redet Salomon von einem solchen Kinde / das nicht von Edler Zuneigung vnd gutem Verstande / ob es gleich entweder von hohem Geschlechte / oder

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Zitationshilfe: Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinecker_predigten_1613/20>, abgerufen am 21.11.2024.