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Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613.

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Im achten Jahr aber seines Königreichs / vnnd im sechstzehenden seines Alters / fängt der König an zu fuchen den GOTT seines Vaters Davids. Zweifels ohn hat man an jhm einen herrligen Verstand vnnd Indolem gespüret; Vnnd derohalben angefangen / jhn herfür zuziehen / vnnd zu den Regiments Sachen zugebrauchen. Worin er dann sich also angelassen / daß man vor allen andern dingen seine Gottseligkeit zuspüren gehabt: Wie er nemlich solche anzeige öffentlich gegeben / daß er an der Abgötterey vnd Greweln / welche seyn Vater Amon, vnnd seyn Großvater Manasse, vnd andere vörige Könige eingeführet / gar kein gefallen trage; Sondern er wolle suchen den GOTT seines Vaters Davids / das ist: den waren GOTT Israelis, welcher den David von den Schaffen genommen / zu einem Könige über sein Volck gesetzet / vnd jhm die Verheissung von einem ewigen Königreiche vnd zukünfftigen Messia gegeben Den hat er allein vor den waren lebendigen GOTT erkand / an denselben hat er gegleubet / dessen GOTtesdienst hat er vor seine Person lieb vnd werth gehalten / vnd durch das gantze Königreich lauter vnd rein wieder anzurichten; alle Abgötterey aber vnd Götzendienst abzuschaffen / lust vnd beliebung getragen.

Alhie felt nun die Frage für: Weil Josias so gar jung1. Lehr. zum Reich kommen; Ob man denn wol junge Knaben zu Regenten erwehlen vnd setzen möge? Respon. Zwar die weisen Heyden haben das Gegenspiel lehren wollen / mit der fabula Phaethontis, Denn in dem sie fürgeben / wieOvid. 2. Metam. Fab. 1. & 2. Phaethon / ein junger Knabe an seinem Vater die Sonne oder Phoebum begeret habe / daß er jhm seinen Wagen zu führen überlassen wolte: Wie sich der Vater dessen geweigert / vnnd was für Vnglück daher entstehen könte / erzehlet; der Sohn aber sich nicht wollen abweisen lassen / sondern jmmerdar in-

Im achten Jahr aber seines Königreichs / vnnd im sechstzehenden seines Alters / fängt der König an zu fuchen den GOTT seines Vaters Davids. Zweifels ohn hat man an jhm einen herrligen Verstand vnnd Indolem gespüret; Vnnd derohalben angefangen / jhn herfür zuziehen / vnnd zu den Regiments Sachen zugebrauchen. Worin er dann sich also angelassen / daß man vor allen andern dingen seine Gottseligkeit zuspüren gehabt: Wie er nemlich solche anzeige öffentlich gegeben / daß er an der Abgötterey vnd Greweln / welche seyn Vater Amon, vnnd seyn Großvater Manasse, vnd andere vörige Könige eingeführet / gar kein gefallen trage; Sondern er wolle suchen den GOTT seines Vaters Davids / das ist: den waren GOTT Israëlis, welcher den David von den Schaffen genommen / zu einem Könige über sein Volck gesetzet / vnd jhm die Verheissung von einem ewigen Königreiche vnd zukünfftigen Messia gegeben Den hat er allein vor den waren lebendigen GOTT erkand / an denselben hat er gegleubet / dessen GOTtesdienst hat er vor seine Person lieb vnd werth gehalten / vnd durch das gantze Königreich lauter vnd rein wieder anzurichten; alle Abgötterey aber vnd Götzendienst abzuschaffen / lust vnd beliebung getragen.

Alhie felt nun die Frage für: Weil Josias so gar jung1. Lehr. zum Reich kommen; Ob man denn wol junge Knaben zu Regenten erwehlen vnd setzen möge? Respon. Zwar die weisen Heyden haben das Gegenspiel lehren wollen / mit der fabulâ Phaëthontis, Denn in dem sie fürgeben / wieOvid. 2. Metam. Fab. 1. & 2. Phaëthon / ein junger Knabe an seinem Vater die Sonne oder Phoebum begeret habe / daß er jhm seinen Wagen zu führen überlassen wolte: Wie sich der Vater dessen geweigert / vnnd was für Vnglück daher entstehen könte / erzehlet; der Sohn aber sich nicht wollen abweisen lassen / sondern jmmerdar in-

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[0019] Im achten Jahr aber seines Königreichs / vnnd im sechstzehenden seines Alters / fängt der König an zu fuchen den GOTT seines Vaters Davids. Zweifels ohn hat man an jhm einen herrligen Verstand vnnd Indolem gespüret; Vnnd derohalben angefangen / jhn herfür zuziehen / vnnd zu den Regiments Sachen zugebrauchen. Worin er dann sich also angelassen / daß man vor allen andern dingen seine Gottseligkeit zuspüren gehabt: Wie er nemlich solche anzeige öffentlich gegeben / daß er an der Abgötterey vnd Greweln / welche seyn Vater Amon, vnnd seyn Großvater Manasse, vnd andere vörige Könige eingeführet / gar kein gefallen trage; Sondern er wolle suchen den GOTT seines Vaters Davids / das ist: den waren GOTT Israëlis, welcher den David von den Schaffen genommen / zu einem Könige über sein Volck gesetzet / vnd jhm die Verheissung von einem ewigen Königreiche vnd zukünfftigen Messia gegeben Den hat er allein vor den waren lebendigen GOTT erkand / an denselben hat er gegleubet / dessen GOTtesdienst hat er vor seine Person lieb vnd werth gehalten / vnd durch das gantze Königreich lauter vnd rein wieder anzurichten; alle Abgötterey aber vnd Götzendienst abzuschaffen / lust vnd beliebung getragen. Alhie felt nun die Frage für: Weil Josias so gar jung zum Reich kommen; Ob man denn wol junge Knaben zu Regenten erwehlen vnd setzen möge? Respon. Zwar die weisen Heyden haben das Gegenspiel lehren wollen / mit der fabulâ Phaëthontis, Denn in dem sie fürgeben / wie Phaëthon / ein junger Knabe an seinem Vater die Sonne oder Phoebum begeret habe / daß er jhm seinen Wagen zu führen überlassen wolte: Wie sich der Vater dessen geweigert / vnnd was für Vnglück daher entstehen könte / erzehlet; der Sohn aber sich nicht wollen abweisen lassen / sondern jmmerdar in- 1. Lehr. Ovid. 2. Metam. Fab. 1. & 2.

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Zitationshilfe: Reineck, Johann: Zwei Predigten: Gehalten in der Bischöflichen hohen Stifts-Kirchen zu Halberstadt. Halberstadt, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinecker_predigten_1613/19>, abgerufen am 25.04.2024.