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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
und Feuerbeständigkeit; dagegen brennt sich eine thonreiche Masse
weniger schön, wird nicht so transparent und bietet der Decoration
grössere Schwierigkeiten dar.

Nach der Menge und Stellung der Kieselsäure im gewöhnlichen
oder Hartporzellan unterscheidet G. Wagener *):

a) Thon-Porzellane, wie die von Meissen und Sevres. Sie ent-
halten 30--36 % Thonerde und können als Gemenge unschmelzbarer,
doppeltkieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 2 Si O2) mit thonerdefreiem Glas
angesehen werden.

b) Kiesel-Porzellane. Dieselben enthalten einen Ueberschuss
an Kieselsäure, können bei niedrigerer Temperatur gebrannt werden,
als die der beiden andern Gruppen und nähern sich am meisten dem
Milchglase. Weitaus das meiste Porzellan des Handels gehört hierher,
so vor allem das chinesische, japanische und böhmische.

c) Silicat-Porzellane, eine Gruppe, welche vornehmlich von
dem Berliner Produkt gebildet wird, das, wie allbekannt, durch die
hohe Hitze, bei der es gebrannt werden muss, seine Feuerbeständigkeit
und grosse Härte sich von allen andern auszeichnet. Diesen Eigen-
schaften entsprechend erscheint es auch unter dem Mikroskop eigen-
artig, als eine glasartig-amorphe, homogene Masse, und eben so in
seiner chemischen Zusammensetzung, indem es aus über 70 % dreifach-
kieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 3 Si O2) in Verbindung mit etwa 24 %
thonerdefreiem Glas besteht.

Jederman weiss, dass die Chinesen zuerst das Porzellan erfanden.
Sie stellten daraus schon vor 600 Jahren mancherlei Gefässe dar und
schmückten sie zum Theil mit prächtigen Farben, welche wir noch
heute nicht alle nachzuahmen vermögen. Wer sich von ihren grossen
Leistungen überzeugen will, und zwar schon zur Zeit, als die meisten
unserer Thonwaaren noch recht rauh und plump waren, möge sich nur
die herrliche königliche Sammlung zu Dresden ansehen. Wohl wurde
dieselbe soweit als möglich chronologisch geordnet, dabei aber ebenso
wenig, wie anderwärts die Frage nach der Zeit, in welcher die An-
fertigung des ersten Porzellans stattfand, gelöst. Es ist über dieselbe
schon viel geschrieben und gestritten worden und auch heutiges Tages
gehen die Ansichten darüber noch weit auseinander. Doch ist man
wenigstens soweit einig, dass man die Erfindung nicht mehr in die
vorchristliche Zeit zurückverlegt.

*) Ueber Glas, Glasuren, Porzellan, Steinzeuge und feuerfeste Thone, von
Dr. G. Wagener in Tokio. Dingl. Pol. Journal. Bd. 246 (1882) pg. 33 ff.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
und Feuerbeständigkeit; dagegen brennt sich eine thonreiche Masse
weniger schön, wird nicht so transparent und bietet der Decoration
grössere Schwierigkeiten dar.

Nach der Menge und Stellung der Kieselsäure im gewöhnlichen
oder Hartporzellan unterscheidet G. Wagener *):

a) Thon-Porzellane, wie die von Meissen und Sèvres. Sie ent-
halten 30—36 % Thonerde und können als Gemenge unschmelzbarer,
doppeltkieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 2 Si O2) mit thonerdefreiem Glas
angesehen werden.

b) Kiesel-Porzellane. Dieselben enthalten einen Ueberschuss
an Kieselsäure, können bei niedrigerer Temperatur gebrannt werden,
als die der beiden andern Gruppen und nähern sich am meisten dem
Milchglase. Weitaus das meiste Porzellan des Handels gehört hierher,
so vor allem das chinesische, japanische und böhmische.

c) Silicat-Porzellane, eine Gruppe, welche vornehmlich von
dem Berliner Produkt gebildet wird, das, wie allbekannt, durch die
hohe Hitze, bei der es gebrannt werden muss, seine Feuerbeständigkeit
und grosse Härte sich von allen andern auszeichnet. Diesen Eigen-
schaften entsprechend erscheint es auch unter dem Mikroskop eigen-
artig, als eine glasartig-amorphe, homogene Masse, und eben so in
seiner chemischen Zusammensetzung, indem es aus über 70 % dreifach-
kieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 3 Si O2) in Verbindung mit etwa 24 %
thonerdefreiem Glas besteht.

Jederman weiss, dass die Chinesen zuerst das Porzellan erfanden.
Sie stellten daraus schon vor 600 Jahren mancherlei Gefässe dar und
schmückten sie zum Theil mit prächtigen Farben, welche wir noch
heute nicht alle nachzuahmen vermögen. Wer sich von ihren grossen
Leistungen überzeugen will, und zwar schon zur Zeit, als die meisten
unserer Thonwaaren noch recht rauh und plump waren, möge sich nur
die herrliche königliche Sammlung zu Dresden ansehen. Wohl wurde
dieselbe soweit als möglich chronologisch geordnet, dabei aber ebenso
wenig, wie anderwärts die Frage nach der Zeit, in welcher die An-
fertigung des ersten Porzellans stattfand, gelöst. Es ist über dieselbe
schon viel geschrieben und gestritten worden und auch heutiges Tages
gehen die Ansichten darüber noch weit auseinander. Doch ist man
wenigstens soweit einig, dass man die Erfindung nicht mehr in die
vorchristliche Zeit zurückverlegt.

*) Ueber Glas, Glasuren, Porzellan, Steinzeuge und feuerfeste Thone, von
Dr. G. Wagener in Tôkio. Dingl. Pol. Journal. Bd. 246 (1882) pg. 33 ff.
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[548/0598] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. und Feuerbeständigkeit; dagegen brennt sich eine thonreiche Masse weniger schön, wird nicht so transparent und bietet der Decoration grössere Schwierigkeiten dar. Nach der Menge und Stellung der Kieselsäure im gewöhnlichen oder Hartporzellan unterscheidet G. Wagener *): a) Thon-Porzellane, wie die von Meissen und Sèvres. Sie ent- halten 30—36 % Thonerde und können als Gemenge unschmelzbarer, doppeltkieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 2 Si O2) mit thonerdefreiem Glas angesehen werden. b) Kiesel-Porzellane. Dieselben enthalten einen Ueberschuss an Kieselsäure, können bei niedrigerer Temperatur gebrannt werden, als die der beiden andern Gruppen und nähern sich am meisten dem Milchglase. Weitaus das meiste Porzellan des Handels gehört hierher, so vor allem das chinesische, japanische und böhmische. c) Silicat-Porzellane, eine Gruppe, welche vornehmlich von dem Berliner Produkt gebildet wird, das, wie allbekannt, durch die hohe Hitze, bei der es gebrannt werden muss, seine Feuerbeständigkeit und grosse Härte sich von allen andern auszeichnet. Diesen Eigen- schaften entsprechend erscheint es auch unter dem Mikroskop eigen- artig, als eine glasartig-amorphe, homogene Masse, und eben so in seiner chemischen Zusammensetzung, indem es aus über 70 % dreifach- kieselsaurer Thonerde (Al2 O3, 3 Si O2) in Verbindung mit etwa 24 % thonerdefreiem Glas besteht. Jederman weiss, dass die Chinesen zuerst das Porzellan erfanden. Sie stellten daraus schon vor 600 Jahren mancherlei Gefässe dar und schmückten sie zum Theil mit prächtigen Farben, welche wir noch heute nicht alle nachzuahmen vermögen. Wer sich von ihren grossen Leistungen überzeugen will, und zwar schon zur Zeit, als die meisten unserer Thonwaaren noch recht rauh und plump waren, möge sich nur die herrliche königliche Sammlung zu Dresden ansehen. Wohl wurde dieselbe soweit als möglich chronologisch geordnet, dabei aber ebenso wenig, wie anderwärts die Frage nach der Zeit, in welcher die An- fertigung des ersten Porzellans stattfand, gelöst. Es ist über dieselbe schon viel geschrieben und gestritten worden und auch heutiges Tages gehen die Ansichten darüber noch weit auseinander. Doch ist man wenigstens soweit einig, dass man die Erfindung nicht mehr in die vorchristliche Zeit zurückverlegt. *) Ueber Glas, Glasuren, Porzellan, Steinzeuge und feuerfeste Thone, von Dr. G. Wagener in Tôkio. Dingl. Pol. Journal. Bd. 246 (1882) pg. 33 ff.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/598>, abgerufen am 22.11.2024.