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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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Steinkohle.
Akadami, Ube und Takatomari in Nagato, ostwärts von Shimo-
noseki am Seto-uchi gelegen, also dem Kohlenbezirke von Chikuzen
gegenüber. Auf der Insel Kiushiu umfasst dieser ein ansehnliches
Gebiet, nicht blos von Chikuzen, sondern auch vom östlich angrenzen-
den Buzen, also den nördlichsten Theil der Insel. Unsere Tabelle B.
stellt die Ausbeute einer seiner Minen, nämlich von Katsuki, nach der-
jenigen von Miike. Letztgenannte, beachtenswerthe Grube liegt in der
Nähe der flachen Ostküste der Bucht von Shimabara in der Provinz Chi-
kugo nicht weit von der Grenze gegen Higo. Als ich sie vor 10 Jahren
besuchte, wurde sie noch von der Regierung betrieben. Unter einem
röthlichen, thonigen Sandsteine liegt eine dünne Schicht erdiger Kohle,
dann folgt eine Lage Thonschiefer (schiefriger Thonsandstein) von etwa
50 cm Mächtigkeit. Sie ist voll von Blattabdrücken dicotyledonischer
Holzgewächse, aber stark verwittert und zerbröckelt. Nunmehr folgt
das bebaute Kohlenflötz von stellenweise über 2 Meter Mächtigkeit,
dann wieder mit Kohle vermischter Schieferthon, hierauf Sandstein.
Die Schichten fallen unter Winkeln von 20--25° gen Südost ein.
Die Grube, welche eine sehr gute Gaskohle liefert, ist schon seit etwa
400 Jahren bekannt, ging vor etwa 10 Jahren in Privatbetrieb über
und ist mit der gleichartigen auf Takashima jetzt weitaus die ergie-
bigste, namentlich auch für die Ausfuhr nach China.

Die Takashima-Kohle ist schwarz, glänzend und fest, aber
leicht, wie fast alle japanischen Kohlen den älteren Steinkohlen gegen-
über. Sie zerbricht in unregelmässige, prismatische Stücke, zeigt
schwarzen Strich und liefert ein braunschwarzes Pulver. Unter allen
japanischen Kohlen ist sie am meisten bekannt, weil jedes nach Na-
gasaki kommende Dampfschiff sich mit ihr verproviantiert und weil
sie der günstigen Lage der Grube wegen auch am meisten ausge-
führt wird.

Taka-shima, eine kleine Insel von nur 54 Hektaren Fläche und
etwa 100 Meter Bodenerhebung, befindet sich am Eingang der langen,
schmalen Bucht von Nagasaki, 8--9 Seemeilen von der bekannten
Hauptstadt von Hizen entfernt. Grauweisse Schichten eines glimmer-
haltigen, grobkörnigen Sandsteins, bröcklige Thonschiefer in dünnen
Bändern und Kohlenflötze fallen unter Winkeln von 20--25° gen Nor-
den ein. Die in mehreren Dörfchen vertheilten Bewohner der Insel er-
nähren sich vornehmlich durch das Bergwerk. Dasselbe befindet sich
dicht am Meer auf der Seite von Nagasaki und wird seit etwa 80 Jah-
ren betrieben. Im Jahre 1875 ging es für die Summe von 2 1/5 Mil-
lion Mark aus den Händen der Regierung in diejenigen einer Gesell-
schaft über. Im Frühjahr 1875 hatte der tiefste Schacht eine Länge

Steinkohle.
Akadami, Ube und Takatomari in Nagato, ostwärts von Shimo-
noseki am Seto-uchi gelegen, also dem Kohlenbezirke von Chikuzen
gegenüber. Auf der Insel Kiushiu umfasst dieser ein ansehnliches
Gebiet, nicht blos von Chikuzen, sondern auch vom östlich angrenzen-
den Buzen, also den nördlichsten Theil der Insel. Unsere Tabelle B.
stellt die Ausbeute einer seiner Minen, nämlich von Katsuki, nach der-
jenigen von Miike. Letztgenannte, beachtenswerthe Grube liegt in der
Nähe der flachen Ostküste der Bucht von Shimabara in der Provinz Chi-
kugo nicht weit von der Grenze gegen Higo. Als ich sie vor 10 Jahren
besuchte, wurde sie noch von der Regierung betrieben. Unter einem
röthlichen, thonigen Sandsteine liegt eine dünne Schicht erdiger Kohle,
dann folgt eine Lage Thonschiefer (schiefriger Thonsandstein) von etwa
50 cm Mächtigkeit. Sie ist voll von Blattabdrücken dicotyledonischer
Holzgewächse, aber stark verwittert und zerbröckelt. Nunmehr folgt
das bebaute Kohlenflötz von stellenweise über 2 Meter Mächtigkeit,
dann wieder mit Kohle vermischter Schieferthon, hierauf Sandstein.
Die Schichten fallen unter Winkeln von 20—25° gen Südost ein.
Die Grube, welche eine sehr gute Gaskohle liefert, ist schon seit etwa
400 Jahren bekannt, ging vor etwa 10 Jahren in Privatbetrieb über
und ist mit der gleichartigen auf Takashima jetzt weitaus die ergie-
bigste, namentlich auch für die Ausfuhr nach China.

Die Takashima-Kohle ist schwarz, glänzend und fest, aber
leicht, wie fast alle japanischen Kohlen den älteren Steinkohlen gegen-
über. Sie zerbricht in unregelmässige, prismatische Stücke, zeigt
schwarzen Strich und liefert ein braunschwarzes Pulver. Unter allen
japanischen Kohlen ist sie am meisten bekannt, weil jedes nach Na-
gasaki kommende Dampfschiff sich mit ihr verproviantiert und weil
sie der günstigen Lage der Grube wegen auch am meisten ausge-
führt wird.

Taka-shima, eine kleine Insel von nur 54 Hektaren Fläche und
etwa 100 Meter Bodenerhebung, befindet sich am Eingang der langen,
schmalen Bucht von Nagasaki, 8—9 Seemeilen von der bekannten
Hauptstadt von Hizen entfernt. Grauweisse Schichten eines glimmer-
haltigen, grobkörnigen Sandsteins, bröcklige Thonschiefer in dünnen
Bändern und Kohlenflötze fallen unter Winkeln von 20—25° gen Nor-
den ein. Die in mehreren Dörfchen vertheilten Bewohner der Insel er-
nähren sich vornehmlich durch das Bergwerk. Dasselbe befindet sich
dicht am Meer auf der Seite von Nagasaki und wird seit etwa 80 Jah-
ren betrieben. Im Jahre 1875 ging es für die Summe von 2⅕ Mil-
lion Mark aus den Händen der Regierung in diejenigen einer Gesell-
schaft über. Im Frühjahr 1875 hatte der tiefste Schacht eine Länge

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[365/0389] Steinkohle. Akadami, Ube und Takatomari in Nagato, ostwärts von Shimo- noseki am Seto-uchi gelegen, also dem Kohlenbezirke von Chikuzen gegenüber. Auf der Insel Kiushiu umfasst dieser ein ansehnliches Gebiet, nicht blos von Chikuzen, sondern auch vom östlich angrenzen- den Buzen, also den nördlichsten Theil der Insel. Unsere Tabelle B. stellt die Ausbeute einer seiner Minen, nämlich von Katsuki, nach der- jenigen von Miike. Letztgenannte, beachtenswerthe Grube liegt in der Nähe der flachen Ostküste der Bucht von Shimabara in der Provinz Chi- kugo nicht weit von der Grenze gegen Higo. Als ich sie vor 10 Jahren besuchte, wurde sie noch von der Regierung betrieben. Unter einem röthlichen, thonigen Sandsteine liegt eine dünne Schicht erdiger Kohle, dann folgt eine Lage Thonschiefer (schiefriger Thonsandstein) von etwa 50 cm Mächtigkeit. Sie ist voll von Blattabdrücken dicotyledonischer Holzgewächse, aber stark verwittert und zerbröckelt. Nunmehr folgt das bebaute Kohlenflötz von stellenweise über 2 Meter Mächtigkeit, dann wieder mit Kohle vermischter Schieferthon, hierauf Sandstein. Die Schichten fallen unter Winkeln von 20—25° gen Südost ein. Die Grube, welche eine sehr gute Gaskohle liefert, ist schon seit etwa 400 Jahren bekannt, ging vor etwa 10 Jahren in Privatbetrieb über und ist mit der gleichartigen auf Takashima jetzt weitaus die ergie- bigste, namentlich auch für die Ausfuhr nach China. Die Takashima-Kohle ist schwarz, glänzend und fest, aber leicht, wie fast alle japanischen Kohlen den älteren Steinkohlen gegen- über. Sie zerbricht in unregelmässige, prismatische Stücke, zeigt schwarzen Strich und liefert ein braunschwarzes Pulver. Unter allen japanischen Kohlen ist sie am meisten bekannt, weil jedes nach Na- gasaki kommende Dampfschiff sich mit ihr verproviantiert und weil sie der günstigen Lage der Grube wegen auch am meisten ausge- führt wird. Taka-shima, eine kleine Insel von nur 54 Hektaren Fläche und etwa 100 Meter Bodenerhebung, befindet sich am Eingang der langen, schmalen Bucht von Nagasaki, 8—9 Seemeilen von der bekannten Hauptstadt von Hizen entfernt. Grauweisse Schichten eines glimmer- haltigen, grobkörnigen Sandsteins, bröcklige Thonschiefer in dünnen Bändern und Kohlenflötze fallen unter Winkeln von 20—25° gen Nor- den ein. Die in mehreren Dörfchen vertheilten Bewohner der Insel er- nähren sich vornehmlich durch das Bergwerk. Dasselbe befindet sich dicht am Meer auf der Seite von Nagasaki und wird seit etwa 80 Jah- ren betrieben. Im Jahre 1875 ging es für die Summe von 2⅕ Mil- lion Mark aus den Händen der Regierung in diejenigen einer Gesell- schaft über. Im Frühjahr 1875 hatte der tiefste Schacht eine Länge

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/389>, abgerufen am 28.04.2024.