setzen, die gegenwärtige enorme Jahresproduction Grossbritanniens für beinahe 1000 Jahre zu liefern."*)
Die Insel Yezo ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt. Was ich aber von andern Seiten erfahren und auch zum Theil seiner Ausfuhrstatistik entnehmen konnte, stimmt schlecht zu dieser enthu- siastischen Schilderung ihres Kohlenreichthums. Eins geht aus der Untersuchung der Yezokohle zur Genüge hervor, dass nämlich auch sie nach Alter und Charakter von der oben aufgestellten allgemeinen Regel keine Ausnahme macht und nach Verwendbarkeit und Werth mit den älteren englischen und deutschen Kohlen keineswegs auf gleicher Stufe steht.
Für die Umwandlung in gute, metallglänzende, klingende, klein- porige Cokes, welche in der Metallurgie, zumal in dem modernen Hoh- ofenprocess, eine so grosse Bedeutung erlangt haben, scheinen nur wenige Kohlen von Yezo, ja von Japan überhaupt sich zu eignen. Immerhin verbleiben aber für dieselben noch eine Menge anderer wich- tiger Verwendungen, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass ihr Besitz viel versprechend für die zukünftige Entwickelung der Industrie Japans und seines Nationalwohlstandes ist.
Die besten bis jetzt erschlossenen Kohlenflötze der Insel Yezo ge- hören den Provinzen Shiribeshi und Ishikari an. Aus letzterer stammt die Kohle von Sorachi, sowie von Poronai, Horumui und andern Orten des Ishikari-Flussgebietes. Eine Eisenbahn von Poronai über Sapporo nach der Rhede von Otaru ermöglicht jetzt die Verschif- fung eines Theils dieser Kohle. In der Provinz Shiribeshi befindet sich das Kohlenrevier von Kayanoma, welchem auch die Honshiki- Kohle angehört. Die Mächtigkeit der abbaufähigen Kohlenflötze der Insel Yezo scheint sich nach den Angaben von Munroe und Lyman zwischen 15 cm und 21/2 m zu bewegen. Auch im eigentlichen Japan sind stärkere Flötze bis jetzt nicht erschlossen worden. Das geringe geologische Alter der japanischen Kohlen bedingt, dass tiefe Gruben- bauten mit ihrer kostspieligen Zimmerung und Wetterführung nicht nöthig sind. Alle vorhandenen Kohlengruben gründen sich auf das Vorkommen anstehender Kohlen, denen man dann mit Stollenbau im Streichen und Fallen des Flötzes folgte.
Von den Kohlengruben der Hauptinsel Hondo ist die von Abu- rato in der Provinz Uzen am japanischen Meer südlich von Sakata nach unserer Tabelle die ergiebigste, dann folgen diejenigen von
*) Lyman: Geological Survey of Hok-kai-do, General-Report. Tokio 1877. pg. 106 und 107.
II. Montanindustrie.
setzen, die gegenwärtige enorme Jahresproduction Grossbritanniens für beinahe 1000 Jahre zu liefern.«*)
Die Insel Yezo ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt. Was ich aber von andern Seiten erfahren und auch zum Theil seiner Ausfuhrstatistik entnehmen konnte, stimmt schlecht zu dieser enthu- siastischen Schilderung ihres Kohlenreichthums. Eins geht aus der Untersuchung der Yezokohle zur Genüge hervor, dass nämlich auch sie nach Alter und Charakter von der oben aufgestellten allgemeinen Regel keine Ausnahme macht und nach Verwendbarkeit und Werth mit den älteren englischen und deutschen Kohlen keineswegs auf gleicher Stufe steht.
Für die Umwandlung in gute, metallglänzende, klingende, klein- porige Cokes, welche in der Metallurgie, zumal in dem modernen Hoh- ofenprocess, eine so grosse Bedeutung erlangt haben, scheinen nur wenige Kohlen von Yezo, ja von Japan überhaupt sich zu eignen. Immerhin verbleiben aber für dieselben noch eine Menge anderer wich- tiger Verwendungen, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass ihr Besitz viel versprechend für die zukünftige Entwickelung der Industrie Japans und seines Nationalwohlstandes ist.
Die besten bis jetzt erschlossenen Kohlenflötze der Insel Yezo ge- hören den Provinzen Shiribeshi und Ishikari an. Aus letzterer stammt die Kohle von Sorachi, sowie von Poronai, Horumui und andern Orten des Ishikari-Flussgebietes. Eine Eisenbahn von Poronai über Sapporo nach der Rhede von Otaru ermöglicht jetzt die Verschif- fung eines Theils dieser Kohle. In der Provinz Shiribeshi befindet sich das Kohlenrevier von Kayanoma, welchem auch die Honshiki- Kohle angehört. Die Mächtigkeit der abbaufähigen Kohlenflötze der Insel Yezo scheint sich nach den Angaben von Munroe und Lyman zwischen 15 cm und 2½ m zu bewegen. Auch im eigentlichen Japan sind stärkere Flötze bis jetzt nicht erschlossen worden. Das geringe geologische Alter der japanischen Kohlen bedingt, dass tiefe Gruben- bauten mit ihrer kostspieligen Zimmerung und Wetterführung nicht nöthig sind. Alle vorhandenen Kohlengruben gründen sich auf das Vorkommen anstehender Kohlen, denen man dann mit Stollenbau im Streichen und Fallen des Flötzes folgte.
Von den Kohlengruben der Hauptinsel Hondo ist die von Abu- rato in der Provinz Uzen am japanischen Meer südlich von Sakata nach unserer Tabelle die ergiebigste, dann folgen diejenigen von
*) Lyman: Geological Survey of Hok-kai-do, General-Report. Tôkio 1877. pg. 106 und 107.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0388"n="364"/><fwplace="top"type="header">II. Montanindustrie.</fw><lb/>
setzen, die gegenwärtige enorme Jahresproduction Grossbritanniens für<lb/>
beinahe 1000 Jahre zu liefern.«<noteplace="foot"n="*)">Lyman: Geological Survey of Hok-kai-do, General-Report. Tôkio 1877.<lb/>
pg. 106 und 107.</note></p><lb/><p>Die Insel Yezo ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt.<lb/>
Was ich aber von andern Seiten erfahren und auch zum Theil seiner<lb/>
Ausfuhrstatistik entnehmen konnte, stimmt schlecht zu dieser enthu-<lb/>
siastischen Schilderung ihres Kohlenreichthums. Eins geht aus der<lb/>
Untersuchung der Yezokohle zur Genüge hervor, dass nämlich auch<lb/>
sie nach Alter und Charakter von der oben aufgestellten allgemeinen<lb/>
Regel keine Ausnahme macht und nach Verwendbarkeit und Werth<lb/>
mit den älteren englischen und deutschen Kohlen keineswegs auf<lb/>
gleicher Stufe steht.</p><lb/><p>Für die Umwandlung in gute, metallglänzende, klingende, klein-<lb/>
porige Cokes, welche in der Metallurgie, zumal in dem modernen Hoh-<lb/>
ofenprocess, eine so grosse Bedeutung erlangt haben, scheinen nur<lb/>
wenige Kohlen von Yezo, ja von Japan überhaupt sich zu eignen.<lb/>
Immerhin verbleiben aber für dieselben noch eine Menge anderer wich-<lb/>
tiger Verwendungen, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass ihr<lb/>
Besitz viel versprechend für die zukünftige Entwickelung der Industrie<lb/>
Japans und seines Nationalwohlstandes ist.</p><lb/><p>Die besten bis jetzt erschlossenen Kohlenflötze der Insel Yezo ge-<lb/>
hören den Provinzen <hirendition="#g">Shiribeshi</hi> und <hirendition="#g">Ishikari</hi> an. Aus letzterer<lb/>
stammt die Kohle von <hirendition="#g">Sorachi</hi>, sowie von <hirendition="#g">Poronai, Horumui</hi> und<lb/>
andern Orten des Ishikari-Flussgebietes. Eine Eisenbahn von Poronai<lb/>
über Sapporo nach der Rhede von Otaru ermöglicht jetzt die Verschif-<lb/>
fung eines Theils dieser Kohle. In der Provinz Shiribeshi befindet<lb/>
sich das Kohlenrevier von <hirendition="#g">Kayanoma</hi>, welchem auch die <hirendition="#g">Honshiki-</hi><lb/>
Kohle angehört. Die Mächtigkeit der abbaufähigen Kohlenflötze der<lb/>
Insel Yezo scheint sich nach den Angaben von Munroe und Lyman<lb/>
zwischen 15 cm und 2½ m zu bewegen. Auch im eigentlichen Japan<lb/>
sind stärkere Flötze bis jetzt nicht erschlossen worden. Das geringe<lb/>
geologische Alter der japanischen Kohlen bedingt, dass tiefe Gruben-<lb/>
bauten mit ihrer kostspieligen Zimmerung und Wetterführung nicht<lb/>
nöthig sind. Alle vorhandenen Kohlengruben gründen sich auf das<lb/>
Vorkommen anstehender Kohlen, denen man dann mit Stollenbau im<lb/>
Streichen und Fallen des Flötzes folgte.</p><lb/><p>Von den Kohlengruben der Hauptinsel <hirendition="#g">Hondo</hi> ist die von <hirendition="#g">Abu-<lb/>
rato</hi> in der Provinz Uzen am japanischen Meer südlich von Sakata<lb/>
nach unserer Tabelle die ergiebigste, dann folgen diejenigen von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[364/0388]
II. Montanindustrie.
setzen, die gegenwärtige enorme Jahresproduction Grossbritanniens für
beinahe 1000 Jahre zu liefern.« *)
Die Insel Yezo ist mir aus eigener Anschauung nicht bekannt.
Was ich aber von andern Seiten erfahren und auch zum Theil seiner
Ausfuhrstatistik entnehmen konnte, stimmt schlecht zu dieser enthu-
siastischen Schilderung ihres Kohlenreichthums. Eins geht aus der
Untersuchung der Yezokohle zur Genüge hervor, dass nämlich auch
sie nach Alter und Charakter von der oben aufgestellten allgemeinen
Regel keine Ausnahme macht und nach Verwendbarkeit und Werth
mit den älteren englischen und deutschen Kohlen keineswegs auf
gleicher Stufe steht.
Für die Umwandlung in gute, metallglänzende, klingende, klein-
porige Cokes, welche in der Metallurgie, zumal in dem modernen Hoh-
ofenprocess, eine so grosse Bedeutung erlangt haben, scheinen nur
wenige Kohlen von Yezo, ja von Japan überhaupt sich zu eignen.
Immerhin verbleiben aber für dieselben noch eine Menge anderer wich-
tiger Verwendungen, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass ihr
Besitz viel versprechend für die zukünftige Entwickelung der Industrie
Japans und seines Nationalwohlstandes ist.
Die besten bis jetzt erschlossenen Kohlenflötze der Insel Yezo ge-
hören den Provinzen Shiribeshi und Ishikari an. Aus letzterer
stammt die Kohle von Sorachi, sowie von Poronai, Horumui und
andern Orten des Ishikari-Flussgebietes. Eine Eisenbahn von Poronai
über Sapporo nach der Rhede von Otaru ermöglicht jetzt die Verschif-
fung eines Theils dieser Kohle. In der Provinz Shiribeshi befindet
sich das Kohlenrevier von Kayanoma, welchem auch die Honshiki-
Kohle angehört. Die Mächtigkeit der abbaufähigen Kohlenflötze der
Insel Yezo scheint sich nach den Angaben von Munroe und Lyman
zwischen 15 cm und 2½ m zu bewegen. Auch im eigentlichen Japan
sind stärkere Flötze bis jetzt nicht erschlossen worden. Das geringe
geologische Alter der japanischen Kohlen bedingt, dass tiefe Gruben-
bauten mit ihrer kostspieligen Zimmerung und Wetterführung nicht
nöthig sind. Alle vorhandenen Kohlengruben gründen sich auf das
Vorkommen anstehender Kohlen, denen man dann mit Stollenbau im
Streichen und Fallen des Flötzes folgte.
Von den Kohlengruben der Hauptinsel Hondo ist die von Abu-
rato in der Provinz Uzen am japanischen Meer südlich von Sakata
nach unserer Tabelle die ergiebigste, dann folgen diejenigen von
*) Lyman: Geological Survey of Hok-kai-do, General-Report. Tôkio 1877.
pg. 106 und 107.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/388>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.