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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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Antimonit, Steinkohle.
durch den Zug, backen also leicht zusammen, ohne indess gute, klin-
gende Cokes zu liefern. So berichtet z. B. Lt. Robertson von der
Perry-Expedition:

"Die Kohle, welche wir in Nagasaki erhielten, war von vierter
Qualität, geringer als australische und amerikanische Kohle, welche
uns in Hongkong geliefert wurde. Sie machte viel Schlacke und
schmutzige Asche, die Feuer mussten oft geschürt werden. Wir brauch-
ten 23 Tonnen täglich an Stelle von 18 Tonnen guter englischer Koh-
len. Diese Kohlen (von Takashima) müssen trocken eingenommen
werden, da im nassen Zustande leicht Selbstentzündung eintritt."

Die japanische Kohle ist ihrem Alter nach grösstentheils, wenn
nicht allenthalben, Tertiärkohle und ihrer Entstehung nach lacustrische
Bildung. Auf ihr jugendliches Alter weisen die zahlreichen Blattab-
drücke von Laubhölzern in den sie begleitenden Schiefern hin; aber
ihr Aussehen und ihre Eigenschaften sind die der Steinkohlen und nur
ausnahmsweise erinnern sie an Braunkohlen.

So ist es auch mit der Kohle von Diu auf Sachalin, welche s. Z.
der jetzige Akademiker F. Schmidt in Petersburg und sein Begleiter
von Glehn untersuchten. Ebenso schreibt ein Correspondent des "Ex-
port",*) nachdem er in obigem ungünstigem Sinne die Eigenschaften
der Fettkohlen von Kelung auf Formosa aufgezählt hat: "Da nun die
japanischen Kohlen die gleichen Fehler aufweisen, so können die Koh-
len von Kelung auf den Märkten Ostasiens mit jenen in Concurrenz
treten." --

Neben solchen Steinkohlen -- denn wirkliche bituminöse Stein-
kohlen sind es immerhin, trotz ihres geringen Alters --, weist aber
Japan in seinen jüngeren Tertiärablagerungen auch noch viele Flötze
wirklicher Braunkohlen auf; doch ist die Mächtigkeit derselben meist
sehr gering. Oft findet man mehrere Dutzend solcher schwachen Flötze
über einander, durch Zwischenmittel von einander getrennt.

Der nordwestliche Theil von Kiushiu mit den Provinzen Hizen,
Chikuzen und Chikugo ist besonders reich an Steinkohlen; mehr noch
rühmt man die zahlreichen Vorkommnisse auf Yezo. So schreibt Ly-
man
: "Eins der Hauptresultate der geologischen Aufnahme von Yezo
ist die Kenntniss der Thatsache, dass auf Yezo vielleicht 150000 Mil-
lionen Tonnen abbaufähiger Kohlen vorhanden sind, oder 2/3 so viel
als die Kohlen derselben Dicke in den berühmten Feldern von Gross-
britannien. Jene Menge Kohlen auf Yezo würde die Insel in den Stand

*) Export VI. Jahrgang Nr. 51. Berlin 1885.

Antimonit, Steinkohle.
durch den Zug, backen also leicht zusammen, ohne indess gute, klin-
gende Cokes zu liefern. So berichtet z. B. Lt. Robertson von der
Perry-Expedition:

»Die Kohle, welche wir in Nagasaki erhielten, war von vierter
Qualität, geringer als australische und amerikanische Kohle, welche
uns in Hongkong geliefert wurde. Sie machte viel Schlacke und
schmutzige Asche, die Feuer mussten oft geschürt werden. Wir brauch-
ten 23 Tonnen täglich an Stelle von 18 Tonnen guter englischer Koh-
len. Diese Kohlen (von Takashima) müssen trocken eingenommen
werden, da im nassen Zustande leicht Selbstentzündung eintritt.«

Die japanische Kohle ist ihrem Alter nach grösstentheils, wenn
nicht allenthalben, Tertiärkohle und ihrer Entstehung nach lacustrische
Bildung. Auf ihr jugendliches Alter weisen die zahlreichen Blattab-
drücke von Laubhölzern in den sie begleitenden Schiefern hin; aber
ihr Aussehen und ihre Eigenschaften sind die der Steinkohlen und nur
ausnahmsweise erinnern sie an Braunkohlen.

So ist es auch mit der Kohle von Diu auf Sachalin, welche s. Z.
der jetzige Akademiker F. Schmidt in Petersburg und sein Begleiter
von Glehn untersuchten. Ebenso schreibt ein Correspondent des »Ex-
port«,*) nachdem er in obigem ungünstigem Sinne die Eigenschaften
der Fettkohlen von Kelung auf Formosa aufgezählt hat: »Da nun die
japanischen Kohlen die gleichen Fehler aufweisen, so können die Koh-
len von Kelung auf den Märkten Ostasiens mit jenen in Concurrenz
treten.« —

Neben solchen Steinkohlen — denn wirkliche bituminöse Stein-
kohlen sind es immerhin, trotz ihres geringen Alters —, weist aber
Japan in seinen jüngeren Tertiärablagerungen auch noch viele Flötze
wirklicher Braunkohlen auf; doch ist die Mächtigkeit derselben meist
sehr gering. Oft findet man mehrere Dutzend solcher schwachen Flötze
über einander, durch Zwischenmittel von einander getrennt.

Der nordwestliche Theil von Kiushiu mit den Provinzen Hizen,
Chikuzen und Chikugo ist besonders reich an Steinkohlen; mehr noch
rühmt man die zahlreichen Vorkommnisse auf Yezo. So schreibt Ly-
man
: »Eins der Hauptresultate der geologischen Aufnahme von Yezo
ist die Kenntniss der Thatsache, dass auf Yezo vielleicht 150000 Mil-
lionen Tonnen abbaufähiger Kohlen vorhanden sind, oder ⅔ so viel
als die Kohlen derselben Dicke in den berühmten Feldern von Gross-
britannien. Jene Menge Kohlen auf Yezo würde die Insel in den Stand

*) Export VI. Jahrgang Nr. 51. Berlin 1885.
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[363/0387] Antimonit, Steinkohle. durch den Zug, backen also leicht zusammen, ohne indess gute, klin- gende Cokes zu liefern. So berichtet z. B. Lt. Robertson von der Perry-Expedition: »Die Kohle, welche wir in Nagasaki erhielten, war von vierter Qualität, geringer als australische und amerikanische Kohle, welche uns in Hongkong geliefert wurde. Sie machte viel Schlacke und schmutzige Asche, die Feuer mussten oft geschürt werden. Wir brauch- ten 23 Tonnen täglich an Stelle von 18 Tonnen guter englischer Koh- len. Diese Kohlen (von Takashima) müssen trocken eingenommen werden, da im nassen Zustande leicht Selbstentzündung eintritt.« Die japanische Kohle ist ihrem Alter nach grösstentheils, wenn nicht allenthalben, Tertiärkohle und ihrer Entstehung nach lacustrische Bildung. Auf ihr jugendliches Alter weisen die zahlreichen Blattab- drücke von Laubhölzern in den sie begleitenden Schiefern hin; aber ihr Aussehen und ihre Eigenschaften sind die der Steinkohlen und nur ausnahmsweise erinnern sie an Braunkohlen. So ist es auch mit der Kohle von Diu auf Sachalin, welche s. Z. der jetzige Akademiker F. Schmidt in Petersburg und sein Begleiter von Glehn untersuchten. Ebenso schreibt ein Correspondent des »Ex- port«, *) nachdem er in obigem ungünstigem Sinne die Eigenschaften der Fettkohlen von Kelung auf Formosa aufgezählt hat: »Da nun die japanischen Kohlen die gleichen Fehler aufweisen, so können die Koh- len von Kelung auf den Märkten Ostasiens mit jenen in Concurrenz treten.« — Neben solchen Steinkohlen — denn wirkliche bituminöse Stein- kohlen sind es immerhin, trotz ihres geringen Alters —, weist aber Japan in seinen jüngeren Tertiärablagerungen auch noch viele Flötze wirklicher Braunkohlen auf; doch ist die Mächtigkeit derselben meist sehr gering. Oft findet man mehrere Dutzend solcher schwachen Flötze über einander, durch Zwischenmittel von einander getrennt. Der nordwestliche Theil von Kiushiu mit den Provinzen Hizen, Chikuzen und Chikugo ist besonders reich an Steinkohlen; mehr noch rühmt man die zahlreichen Vorkommnisse auf Yezo. So schreibt Ly- man: »Eins der Hauptresultate der geologischen Aufnahme von Yezo ist die Kenntniss der Thatsache, dass auf Yezo vielleicht 150000 Mil- lionen Tonnen abbaufähiger Kohlen vorhanden sind, oder ⅔ so viel als die Kohlen derselben Dicke in den berühmten Feldern von Gross- britannien. Jene Menge Kohlen auf Yezo würde die Insel in den Stand *) Export VI. Jahrgang Nr. 51. Berlin 1885.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/387>, abgerufen am 28.04.2024.