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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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II. Montanindustrie.

Antimonit oder Grauspiessglanzerz, jap. Shirome-ko
und Iyo-shirome-ko, d. h. Antimonerz von Iyo, wurde seinem
Wesen und Werth nach erst in neuerer Zeit den Japanern näher be-
kannt. Früher wussten sie nämlich mit demselben, das vornehmlich
in dem alten Schiefergebirge der grösseren südlichen Inseln auftritt --
und zwar von Amakusa durch Kiushiu und Shikoku --, nichts anzu-
fangen; jetzt bildet es einen immerhin beachtenswerthen Ausfuhrarti-
kel. Ueberdies liefert die reichste Antimongrube des Landes, diejenige
von Ojoin-mura in Iyo auf der Insel Shikoku nämlich, seit einigen
Jahren unsern Mineraliensammlungen die grössten und schönsten Spiess-
glanzkrystalle, die man kennt.

Unsere Liste B. gibt den Werth der Ausbeute dieser und anderer
benachbarter Antimongruben für das Jahr 1882 zu 456652 Mark an.
Das Bergwerk befindet sich südöstlich der Stadt Saijio und nicht weit
von den Kupferminen von Besshi. Aber auch in andern, besonders
südwestlichen Theilen von Iyo und der Nachbarprovinz Tosa gibt es
Antimongruben. Auf Kiushiu trifft man solche in Bungo, Hiuga und Higo.
Auch weist die Insel Amakusa mehrere solcher Antimonglanzgänge
auf.*) Anderseits erstreckt sich das Vorkommen des Antimons, der
Richtung jenes ausgedehnten südlichen Schiefergebirges (Bd. I. pg. 32)
folgend, in nordwestlicher Richtung auch über Theile von Kiushiu und
Yamato auf Hondo.

Steinkohle, Sekitan oder Ishi-dzumi. Kein anderer Gegen-
stand der japanischen Montanindustrie, das Kupfer vielleicht ausge-
nommen, findet sich an so vielen Stellen, von den Riukiu-Inseln bis
nach Yezo, keinem andern ist in den letzten 20 Jahren so viel Auf-
merksamkeit zugewandt worden, als der Steinkohle, noch zeigen Menge
und Werth der jährlichen Förderung bei irgend einem andern eine so
stetige Zunahme, wie bei ihr. In der Güte steht die japanische Kohle
freilich, wie alle ostasiatischen Steinkohlen, soweit man sie näher
kennt, der englischen und rheinischen weit nach. Sie gehören nach
dem Urteil aller Sachverständigen, zu denen man ja wohl in erster
Linie die Maschinisten und Heizer der Dampfmaschinen zählen muss,
zur Gruppe der sogenannten Fettkohlen, erzeugen viel Rauch, be-
schmutzen den Kessel, haften an dem Feuerungsrost und hindern da-

ähnlicher Weise als Cement für Kieselgeröll vorkam und die blaue Kobaltfarbe
der Keramik lieferte. Diese so beliebte Farbe ist aber jedenfalls eine der älte-
sten, welche zur Verzierung des Porzellans in beiden Ländern verwendet wurde.
*) Ich sah 1875 denjenigen bei Takahama nahe der Westküste. Derselbe hatte
eine Mächtigkeit von 16--20 cm.
II. Montanindustrie.

Antimonit oder Grauspiessglanzerz, jap. Shirome-ko
und Iyo-shirome-ko, d. h. Antimonerz von Iyo, wurde seinem
Wesen und Werth nach erst in neuerer Zeit den Japanern näher be-
kannt. Früher wussten sie nämlich mit demselben, das vornehmlich
in dem alten Schiefergebirge der grösseren südlichen Inseln auftritt —
und zwar von Amakusa durch Kiushiu und Shikoku —, nichts anzu-
fangen; jetzt bildet es einen immerhin beachtenswerthen Ausfuhrarti-
kel. Ueberdies liefert die reichste Antimongrube des Landes, diejenige
von Ôjôin-mura in Iyo auf der Insel Shikoku nämlich, seit einigen
Jahren unsern Mineraliensammlungen die grössten und schönsten Spiess-
glanzkrystalle, die man kennt.

Unsere Liste B. gibt den Werth der Ausbeute dieser und anderer
benachbarter Antimongruben für das Jahr 1882 zu 456652 Mark an.
Das Bergwerk befindet sich südöstlich der Stadt Saijio und nicht weit
von den Kupferminen von Besshi. Aber auch in andern, besonders
südwestlichen Theilen von Iyo und der Nachbarprovinz Tosa gibt es
Antimongruben. Auf Kiushiu trifft man solche in Bungo, Hiuga und Higo.
Auch weist die Insel Amakusa mehrere solcher Antimonglanzgänge
auf.*) Anderseits erstreckt sich das Vorkommen des Antimons, der
Richtung jenes ausgedehnten südlichen Schiefergebirges (Bd. I. pg. 32)
folgend, in nordwestlicher Richtung auch über Theile von Kiushiu und
Yamato auf Hondo.

Steinkohle, Sekitan oder Ishi-dzumi. Kein anderer Gegen-
stand der japanischen Montanindustrie, das Kupfer vielleicht ausge-
nommen, findet sich an so vielen Stellen, von den Riukiu-Inseln bis
nach Yezo, keinem andern ist in den letzten 20 Jahren so viel Auf-
merksamkeit zugewandt worden, als der Steinkohle, noch zeigen Menge
und Werth der jährlichen Förderung bei irgend einem andern eine so
stetige Zunahme, wie bei ihr. In der Güte steht die japanische Kohle
freilich, wie alle ostasiatischen Steinkohlen, soweit man sie näher
kennt, der englischen und rheinischen weit nach. Sie gehören nach
dem Urteil aller Sachverständigen, zu denen man ja wohl in erster
Linie die Maschinisten und Heizer der Dampfmaschinen zählen muss,
zur Gruppe der sogenannten Fettkohlen, erzeugen viel Rauch, be-
schmutzen den Kessel, haften an dem Feuerungsrost und hindern da-

ähnlicher Weise als Cement für Kieselgeröll vorkam und die blaue Kobaltfarbe
der Keramik lieferte. Diese so beliebte Farbe ist aber jedenfalls eine der älte-
sten, welche zur Verzierung des Porzellans in beiden Ländern verwendet wurde.
*) Ich sah 1875 denjenigen bei Takahama nahe der Westküste. Derselbe hatte
eine Mächtigkeit von 16—20 cm.
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[362/0386] II. Montanindustrie. Antimonit oder Grauspiessglanzerz, jap. Shirome-ko und Iyo-shirome-ko, d. h. Antimonerz von Iyo, wurde seinem Wesen und Werth nach erst in neuerer Zeit den Japanern näher be- kannt. Früher wussten sie nämlich mit demselben, das vornehmlich in dem alten Schiefergebirge der grösseren südlichen Inseln auftritt — und zwar von Amakusa durch Kiushiu und Shikoku —, nichts anzu- fangen; jetzt bildet es einen immerhin beachtenswerthen Ausfuhrarti- kel. Ueberdies liefert die reichste Antimongrube des Landes, diejenige von Ôjôin-mura in Iyo auf der Insel Shikoku nämlich, seit einigen Jahren unsern Mineraliensammlungen die grössten und schönsten Spiess- glanzkrystalle, die man kennt. Unsere Liste B. gibt den Werth der Ausbeute dieser und anderer benachbarter Antimongruben für das Jahr 1882 zu 456652 Mark an. Das Bergwerk befindet sich südöstlich der Stadt Saijio und nicht weit von den Kupferminen von Besshi. Aber auch in andern, besonders südwestlichen Theilen von Iyo und der Nachbarprovinz Tosa gibt es Antimongruben. Auf Kiushiu trifft man solche in Bungo, Hiuga und Higo. Auch weist die Insel Amakusa mehrere solcher Antimonglanzgänge auf. *) Anderseits erstreckt sich das Vorkommen des Antimons, der Richtung jenes ausgedehnten südlichen Schiefergebirges (Bd. I. pg. 32) folgend, in nordwestlicher Richtung auch über Theile von Kiushiu und Yamato auf Hondo. Steinkohle, Sekitan oder Ishi-dzumi. Kein anderer Gegen- stand der japanischen Montanindustrie, das Kupfer vielleicht ausge- nommen, findet sich an so vielen Stellen, von den Riukiu-Inseln bis nach Yezo, keinem andern ist in den letzten 20 Jahren so viel Auf- merksamkeit zugewandt worden, als der Steinkohle, noch zeigen Menge und Werth der jährlichen Förderung bei irgend einem andern eine so stetige Zunahme, wie bei ihr. In der Güte steht die japanische Kohle freilich, wie alle ostasiatischen Steinkohlen, soweit man sie näher kennt, der englischen und rheinischen weit nach. Sie gehören nach dem Urteil aller Sachverständigen, zu denen man ja wohl in erster Linie die Maschinisten und Heizer der Dampfmaschinen zählen muss, zur Gruppe der sogenannten Fettkohlen, erzeugen viel Rauch, be- schmutzen den Kessel, haften an dem Feuerungsrost und hindern da- *) *) Ich sah 1875 denjenigen bei Takahama nahe der Westküste. Derselbe hatte eine Mächtigkeit von 16—20 cm. *) ähnlicher Weise als Cement für Kieselgeröll vorkam und die blaue Kobaltfarbe der Keramik lieferte. Diese so beliebte Farbe ist aber jedenfalls eine der älte- sten, welche zur Verzierung des Porzellans in beiden Ländern verwendet wurde.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/386>, abgerufen am 28.04.2024.