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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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Eisen, Zink.
so namentlich in der Porzellanmalerei, viel angewandt. Zu seiner Ge-
winnung wird das Schwefeleisen zunächst geröstet, dann das Röst-
product mit Wasser ausgelaugt, Eisenvitriol auskrystallisiert, darauf
geglüht. Die Farbe des Beni-gara ist um so lebhafter und schöner
roth, je reiner der dazu verwendete Eisenvitriol war und je gründlicher
und sorgfältiger der geglühte Rückstand zerrieben wurde. --

Die Manganoxyde und ihre Verwendungen haben die Japaner
erst in neuerer Zeit kennen gelernt und für dieselben auch die euro-
päischen Namen angenommen. Das wichtigste, der Pyrolusit, findet
sich an mehreren Stellen, vornehmlich östlich von der Stadt Utsu-
nomiya an der Grenze von Shimotsuke und Iwaki.

Zink, jap. Totan, tritt spärlich als Zinkblende auf, Nickel
wurde bis jetzt nicht gefunden und Kobalt nur in einer geringwerthi-
gen, für Japan aber dessen ungeachtet früher wichtigen Verbindung,
dem Erdkobalt. Die Japaner nennen denselben Guwa-sho-sei
oder Goshu, und nach seinem Vorkommen wohl auch Seto-konjo,
d. h. Seto-Blau, die daraus bereitete blaue Farbe aber Yegusuri.
Meinem Tagebuch über den Besuch des Porzellandistriktes von Seto in
Owari entnehme ich bezüglich dieses Gegenstandes das Folgende:

Interessant ist die blaue Kobaltglasur. Die Farbe wird von einem
schwarzen erdigen Mineral (offenbar eine Art Asbolan) gewonnen,
welches als Bindemittel einer Quarzbreccie dient und 6 Cho (etwa
10 Minuten) vom Orte Seto sich findet, sowie an mehreren anderen
Stellen der Umgebung und zwar in diluvialem Kieselgeröll. Die Leute
legen kurze Stollen in diese Geröllmassen an, ohne jede Verzimme-
rung oder sonstigen Stützbau, bis sie an Stellen kommen, wo das Mi-
neral sich nesterweise findet. Sie tragen es in flachen Körben heraus
und schütten es auf eine schiefe Ebene. Sand und feinerer Kies blei-
ben oben liegen, die Breccienknollen aber, welche nur ausnahmsweise
die Dicke einer Faust erreichen, rollen hinunter und werden hier von
Frauen und Kindern ausgelesen und sondiert, darauf an die Porzellan-
fabrikanten verkauft. Die Kobaltfarbe wird daraus in folgender Weise
dargestellt: Man erhitzt das gewaschene Material so lange, bis das
Bindemittel eine pfirsichrothe Farbe angenommen hat, pulverisiert es
sodann und schlemmt es, beseitigt aber zuvor die werthlosen Steine.
Der obere, im Wasser gelöste Theil wird mit Salzwasser ausgefällt,
der Niederschlag ausgewaschen und dann verwendet.*)

*) Es ist nicht ohne Interesse, dass der chinesische Name Go-shu wörtlich
"Kieselgeröll von Go" (der Provinz Kiangsu, worin Nanking gelegen) bedeutet. Wir
sind wohl berechtigt, daraus den Schluss zu ziehen, dass auch in China Erdkobalt in

Eisen, Zink.
so namentlich in der Porzellanmalerei, viel angewandt. Zu seiner Ge-
winnung wird das Schwefeleisen zunächst geröstet, dann das Röst-
product mit Wasser ausgelaugt, Eisenvitriol auskrystallisiert, darauf
geglüht. Die Farbe des Beni-gara ist um so lebhafter und schöner
roth, je reiner der dazu verwendete Eisenvitriol war und je gründlicher
und sorgfältiger der geglühte Rückstand zerrieben wurde. —

Die Manganoxyde und ihre Verwendungen haben die Japaner
erst in neuerer Zeit kennen gelernt und für dieselben auch die euro-
päischen Namen angenommen. Das wichtigste, der Pyrolusit, findet
sich an mehreren Stellen, vornehmlich östlich von der Stadt Utsu-
nomiya an der Grenze von Shimotsuke und Iwaki.

Zink, jap. Totan, tritt spärlich als Zinkblende auf, Nickel
wurde bis jetzt nicht gefunden und Kobalt nur in einer geringwerthi-
gen, für Japan aber dessen ungeachtet früher wichtigen Verbindung,
dem Erdkobalt. Die Japaner nennen denselben Guwa-sho-seï
oder Goshu, und nach seinem Vorkommen wohl auch Seto-konjo,
d. h. Seto-Blau, die daraus bereitete blaue Farbe aber Yegusuri.
Meinem Tagebuch über den Besuch des Porzellandistriktes von Seto in
Owari entnehme ich bezüglich dieses Gegenstandes das Folgende:

Interessant ist die blaue Kobaltglasur. Die Farbe wird von einem
schwarzen erdigen Mineral (offenbar eine Art Asbolan) gewonnen,
welches als Bindemittel einer Quarzbreccie dient und 6 Cho (etwa
10 Minuten) vom Orte Seto sich findet, sowie an mehreren anderen
Stellen der Umgebung und zwar in diluvialem Kieselgeröll. Die Leute
legen kurze Stollen in diese Geröllmassen an, ohne jede Verzimme-
rung oder sonstigen Stützbau, bis sie an Stellen kommen, wo das Mi-
neral sich nesterweise findet. Sie tragen es in flachen Körben heraus
und schütten es auf eine schiefe Ebene. Sand und feinerer Kies blei-
ben oben liegen, die Breccienknollen aber, welche nur ausnahmsweise
die Dicke einer Faust erreichen, rollen hinunter und werden hier von
Frauen und Kindern ausgelesen und sondiert, darauf an die Porzellan-
fabrikanten verkauft. Die Kobaltfarbe wird daraus in folgender Weise
dargestellt: Man erhitzt das gewaschene Material so lange, bis das
Bindemittel eine pfirsichrothe Farbe angenommen hat, pulverisiert es
sodann und schlemmt es, beseitigt aber zuvor die werthlosen Steine.
Der obere, im Wasser gelöste Theil wird mit Salzwasser ausgefällt,
der Niederschlag ausgewaschen und dann verwendet.*)

*) Es ist nicht ohne Interesse, dass der chinesische Name Go-shu wörtlich
»Kieselgeröll von Go« (der Provinz Kiangsu, worin Nanking gelegen) bedeutet. Wir
sind wohl berechtigt, daraus den Schluss zu ziehen, dass auch in China Erdkobalt in
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[361/0385] Eisen, Zink. so namentlich in der Porzellanmalerei, viel angewandt. Zu seiner Ge- winnung wird das Schwefeleisen zunächst geröstet, dann das Röst- product mit Wasser ausgelaugt, Eisenvitriol auskrystallisiert, darauf geglüht. Die Farbe des Beni-gara ist um so lebhafter und schöner roth, je reiner der dazu verwendete Eisenvitriol war und je gründlicher und sorgfältiger der geglühte Rückstand zerrieben wurde. — Die Manganoxyde und ihre Verwendungen haben die Japaner erst in neuerer Zeit kennen gelernt und für dieselben auch die euro- päischen Namen angenommen. Das wichtigste, der Pyrolusit, findet sich an mehreren Stellen, vornehmlich östlich von der Stadt Utsu- nomiya an der Grenze von Shimotsuke und Iwaki. Zink, jap. Totan, tritt spärlich als Zinkblende auf, Nickel wurde bis jetzt nicht gefunden und Kobalt nur in einer geringwerthi- gen, für Japan aber dessen ungeachtet früher wichtigen Verbindung, dem Erdkobalt. Die Japaner nennen denselben Guwa-sho-seï oder Goshu, und nach seinem Vorkommen wohl auch Seto-konjo, d. h. Seto-Blau, die daraus bereitete blaue Farbe aber Yegusuri. Meinem Tagebuch über den Besuch des Porzellandistriktes von Seto in Owari entnehme ich bezüglich dieses Gegenstandes das Folgende: Interessant ist die blaue Kobaltglasur. Die Farbe wird von einem schwarzen erdigen Mineral (offenbar eine Art Asbolan) gewonnen, welches als Bindemittel einer Quarzbreccie dient und 6 Cho (etwa 10 Minuten) vom Orte Seto sich findet, sowie an mehreren anderen Stellen der Umgebung und zwar in diluvialem Kieselgeröll. Die Leute legen kurze Stollen in diese Geröllmassen an, ohne jede Verzimme- rung oder sonstigen Stützbau, bis sie an Stellen kommen, wo das Mi- neral sich nesterweise findet. Sie tragen es in flachen Körben heraus und schütten es auf eine schiefe Ebene. Sand und feinerer Kies blei- ben oben liegen, die Breccienknollen aber, welche nur ausnahmsweise die Dicke einer Faust erreichen, rollen hinunter und werden hier von Frauen und Kindern ausgelesen und sondiert, darauf an die Porzellan- fabrikanten verkauft. Die Kobaltfarbe wird daraus in folgender Weise dargestellt: Man erhitzt das gewaschene Material so lange, bis das Bindemittel eine pfirsichrothe Farbe angenommen hat, pulverisiert es sodann und schlemmt es, beseitigt aber zuvor die werthlosen Steine. Der obere, im Wasser gelöste Theil wird mit Salzwasser ausgefällt, der Niederschlag ausgewaschen und dann verwendet. *) *) Es ist nicht ohne Interesse, dass der chinesische Name Go-shu wörtlich »Kieselgeröll von Go« (der Provinz Kiangsu, worin Nanking gelegen) bedeutet. Wir sind wohl berechtigt, daraus den Schluss zu ziehen, dass auch in China Erdkobalt in

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/385>, abgerufen am 27.04.2024.