Schiesspulver als Sprengmittel in japanischen Bergwerken allgemein zur Verwendung kommen. Die Einführung desselben datiert aber erst aus dem Jahre 1862, wo der Nordamerikaner Pumpelly als Rath- geber der Regierung des Shogun in Bergbauangelegenheiten nach Japan kam.
Zu den primitivsten und mangelhaftesten Einrichtungen japani- scher Bergwerke gehört unstreitig die Wasserhaltung, bewirkt durch eine schlechte Sorte Handsaugpumpen, welche vielfach ganz unzu- reichend sind, so dass schon oft eine Grube verlassen werden musste, weil man ihrer Wasser nicht Herr wurde. Zu diesen Mängeln gesellte sich vielfach der Grubenbetrieb durch Contractwirthschaft und ver- mehrte den planlosen Raubbau. Der Grubenbesitzer besorgte Einrich- tung und Wasserhaltung und übte eine schwache Aufsicht, während der Unternehmer die Gewinnung, Aufbereitung und Verhüttung übernahm.
Die Aufbereitung der zu Tage geförderten Erze wird ohne Ma- schinen bewirkt und fällt ausschliesslich Frauen- und Kinderhänden zu, deren man sich ja auch in Europa für solche Arbeiten viel bedient. Zunächst findet die bekannte Handscheidung zur Trennung der reiche- ren Erze von den ärmeren statt, sodann werden letztere mittelst eines Hammers oder im Stampftroge (siehe pg. 53), wie er zum Reisschälen verwendet wird, weiter zerpocht. (Es gibt jedoch auch vollkommenere Stampfvorrichtungen auf demselben Princip wie unsere mit Wasser und einem oberschlächtigen Rade als treibender Kraft.) Man trennt hierauf das schwerere, bessere Erz von dem leichteren Pochgut durch eine Art Setzarbeit mit Hülfe des Wassers und bereitet es so zum Rösten und Schmelzen vor. Golderze dagegen pflegt man nach der Handscheidung in Handmühlen unter Wasserzufluss zu mahlen und das Waschgut über schräg liegende, mit Querrinnen versehene Bretter abfliessen zu lassen, wobei denn die goldführenden schwereren Partieen in den Rinnen sich absetzen.
Die sulfatisierende Röstung oder Calcinierung der aufbereiteten geschwefelten Erze erfolgt nicht in Stadeln oder offenen Haufen, son- dern in mit Steinen und Lehm aufgebauten Yaki-gama oder Rost- öfen. Diese erheben sich in der Regel auf kreisförmiger Basis von 4--6 Fuss (121--182 cm) Durchmesser 4 Fuss (121,32 cm) hoch und sind an einer Seite mit Luftlöchern versehen.
Zum Schmelzen der verschiedensten Erze dient dieselbe Vorrich- tung, ein kleiner, einfacher Ofen oder Schmelzherd, O-doko oder Fuki-doko (grosses oder Gebläse-Bett) genannt, mit einem seitlich angebrachten Hand-Kastengebläse, dem O-fuigo, das ein Mann be- dient, ebenso wie für den Schmelzherd eine Person ausreicht. Dieser
Bergbau und Aufbereitung.
Schiesspulver als Sprengmittel in japanischen Bergwerken allgemein zur Verwendung kommen. Die Einführung desselben datiert aber erst aus dem Jahre 1862, wo der Nordamerikaner Pumpelly als Rath- geber der Regierung des Shôgun in Bergbauangelegenheiten nach Japan kam.
Zu den primitivsten und mangelhaftesten Einrichtungen japani- scher Bergwerke gehört unstreitig die Wasserhaltung, bewirkt durch eine schlechte Sorte Handsaugpumpen, welche vielfach ganz unzu- reichend sind, so dass schon oft eine Grube verlassen werden musste, weil man ihrer Wasser nicht Herr wurde. Zu diesen Mängeln gesellte sich vielfach der Grubenbetrieb durch Contractwirthschaft und ver- mehrte den planlosen Raubbau. Der Grubenbesitzer besorgte Einrich- tung und Wasserhaltung und übte eine schwache Aufsicht, während der Unternehmer die Gewinnung, Aufbereitung und Verhüttung übernahm.
Die Aufbereitung der zu Tage geförderten Erze wird ohne Ma- schinen bewirkt und fällt ausschliesslich Frauen- und Kinderhänden zu, deren man sich ja auch in Europa für solche Arbeiten viel bedient. Zunächst findet die bekannte Handscheidung zur Trennung der reiche- ren Erze von den ärmeren statt, sodann werden letztere mittelst eines Hammers oder im Stampftroge (siehe pg. 53), wie er zum Reisschälen verwendet wird, weiter zerpocht. (Es gibt jedoch auch vollkommenere Stampfvorrichtungen auf demselben Princip wie unsere mit Wasser und einem oberschlächtigen Rade als treibender Kraft.) Man trennt hierauf das schwerere, bessere Erz von dem leichteren Pochgut durch eine Art Setzarbeit mit Hülfe des Wassers und bereitet es so zum Rösten und Schmelzen vor. Golderze dagegen pflegt man nach der Handscheidung in Handmühlen unter Wasserzufluss zu mahlen und das Waschgut über schräg liegende, mit Querrinnen versehene Bretter abfliessen zu lassen, wobei denn die goldführenden schwereren Partieen in den Rinnen sich absetzen.
Die sulfatisierende Röstung oder Calcinierung der aufbereiteten geschwefelten Erze erfolgt nicht in Stadeln oder offenen Haufen, son- dern in mit Steinen und Lehm aufgebauten Yaki-gama oder Rost- öfen. Diese erheben sich in der Regel auf kreisförmiger Basis von 4—6 Fuss (121—182 cm) Durchmesser 4 Fuss (121,32 cm) hoch und sind an einer Seite mit Luftlöchern versehen.
Zum Schmelzen der verschiedensten Erze dient dieselbe Vorrich- tung, ein kleiner, einfacher Ofen oder Schmelzherd, O-doko oder Fuki-doko (grosses oder Gebläse-Bett) genannt, mit einem seitlich angebrachten Hand-Kastengebläse, dem O-fuigo, das ein Mann be- dient, ebenso wie für den Schmelzherd eine Person ausreicht. Dieser
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Bergbau und Aufbereitung.
Schiesspulver als Sprengmittel in japanischen Bergwerken allgemein
zur Verwendung kommen. Die Einführung desselben datiert aber erst
aus dem Jahre 1862, wo der Nordamerikaner Pumpelly als Rath-
geber der Regierung des Shôgun in Bergbauangelegenheiten nach
Japan kam.
Zu den primitivsten und mangelhaftesten Einrichtungen japani-
scher Bergwerke gehört unstreitig die Wasserhaltung, bewirkt durch
eine schlechte Sorte Handsaugpumpen, welche vielfach ganz unzu-
reichend sind, so dass schon oft eine Grube verlassen werden musste,
weil man ihrer Wasser nicht Herr wurde. Zu diesen Mängeln gesellte
sich vielfach der Grubenbetrieb durch Contractwirthschaft und ver-
mehrte den planlosen Raubbau. Der Grubenbesitzer besorgte Einrich-
tung und Wasserhaltung und übte eine schwache Aufsicht, während der
Unternehmer die Gewinnung, Aufbereitung und Verhüttung übernahm.
Die Aufbereitung der zu Tage geförderten Erze wird ohne Ma-
schinen bewirkt und fällt ausschliesslich Frauen- und Kinderhänden
zu, deren man sich ja auch in Europa für solche Arbeiten viel bedient.
Zunächst findet die bekannte Handscheidung zur Trennung der reiche-
ren Erze von den ärmeren statt, sodann werden letztere mittelst eines
Hammers oder im Stampftroge (siehe pg. 53), wie er zum Reisschälen
verwendet wird, weiter zerpocht. (Es gibt jedoch auch vollkommenere
Stampfvorrichtungen auf demselben Princip wie unsere mit Wasser und
einem oberschlächtigen Rade als treibender Kraft.) Man trennt hierauf
das schwerere, bessere Erz von dem leichteren Pochgut durch eine Art
Setzarbeit mit Hülfe des Wassers und bereitet es so zum Rösten und
Schmelzen vor. Golderze dagegen pflegt man nach der Handscheidung
in Handmühlen unter Wasserzufluss zu mahlen und das Waschgut über
schräg liegende, mit Querrinnen versehene Bretter abfliessen zu lassen,
wobei denn die goldführenden schwereren Partieen in den Rinnen sich
absetzen.
Die sulfatisierende Röstung oder Calcinierung der aufbereiteten
geschwefelten Erze erfolgt nicht in Stadeln oder offenen Haufen, son-
dern in mit Steinen und Lehm aufgebauten Yaki-gama oder Rost-
öfen. Diese erheben sich in der Regel auf kreisförmiger Basis von
4—6 Fuss (121—182 cm) Durchmesser 4 Fuss (121,32 cm) hoch und
sind an einer Seite mit Luftlöchern versehen.
Zum Schmelzen der verschiedensten Erze dient dieselbe Vorrich-
tung, ein kleiner, einfacher Ofen oder Schmelzherd, O-doko oder
Fuki-doko (grosses oder Gebläse-Bett) genannt, mit einem seitlich
angebrachten Hand-Kastengebläse, dem O-fuigo, das ein Mann be-
dient, ebenso wie für den Schmelzherd eine Person ausreicht. Dieser
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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