8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
Versuche mit den beiden gewöhnlichen Kiefern Japans (Pinus Masso- niana und P. densiflora) ergaben, dass dieselben bei uns sich sehr lang- sam entwickeln und einer Kälte von 20°C. ebenfalls nicht zu wider- stehen vermochten. Damit erscheint der Gedanke, die überaus genüg- same japanische Schwarzkiefer (A. Massoniana) zum Anpflanzen auf un- seren norddeutschen Dünensanden verwenden zu können, ebenfalls kein günstiges Resultat zu versprechen.*)
Von blattwechselnden Waldbäumen Japans empfehlen sich, theils der ausgezeichneten Eigenschaften ihrer Hölzer, theils ihrer präch- tigen Belaubung wegen zu Anbauversuchen vornehmlich folgende Ar- ten: Zelkowa Keaki S. & Z. (Keaki), Magnolia hypoleuca S. & Z. (Ho-no-ki), Cercidiphyllum japonicum S. & Z. (Katsura), Acer crataegi- folium S. & Z. (Hana-no-ki), Aesculus turbinata Blume (Tochi). Diesel- ben bewohnen die klimatisch rauheren Gebirge und nördlichen Lan- desteile Japans und berechtigen zur Annahme, dass sie wenigstens teilweise bei uns acclimatisierbar sein werden.
Es erübrigt mir noch die Bedeutung einer Anzahl japanischer Gewächse zur Ausschmückung der Gärten und öffentlichen Anlagen der Mittelmeerregion kurz hervorzuheben. An Licht und Wärme fehlt es in diesem Gebiete nicht, oft aber am dritten wichtigen Faktor für ein gedeihliches Pflanzenleben, der Feuchtigkeit, und wo dies der Fall ist, kann von der Erzielung eines schönen Rasens mittelst unserer bekannten Gräser keine Rede sein. Da müssen dann halo- phytische Fettpflanzen, wie Mesembryanthemum-Arten, verschiedene fremdländische Kräuter, wie Commelina und andere aushelfen. Na- mentlich hat man aber mit gutem Erfolge zu einer unscheinbaren klei- nen japanischen Liliacee, der Yano-hiye (Ophiopogon japonicus Gaw.) gegriffen, die von Gärtnern vielfach mit dem alten Thunberg'schen Namen Convallaria japonica (japanische Maiblume) bezeichnet wird. Auch das nahe verwandte Yabu-ran (O. Jaburan Loddig) wird dazu verwandt. Bereits an den norditalienischen Seen kann man schöne grüne Rasen daraus sehen, mehr noch in Süditalien, Spanien und Portugal. Ich fand das unscheinbare Yano-hiye mit bläulichen Beeren zuerst an schattigen Stellen des Tempelhains von Uyeno zu Tokio. Die dunkelgrünen, schmalen, grasartigen Blätter des Pflänzchens erin- nern in ihrem Aussehen an die helleren mehrerer Gagea-Arten; die Verwandtschaft mit unserer Maiblume ist also eine ziemlich ferne. --
*) In einem Gutachten über japanische Nadelhölzer, welches ich im Juni 1884 Sr. Excellenz dem Herrn Minister für Land- und Forstwirthschaft abzustatten hatte, äusserte ich mich in ähnlichem Sinne.
8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
Versuche mit den beiden gewöhnlichen Kiefern Japans (Pinus Masso- niana und P. densiflora) ergaben, dass dieselben bei uns sich sehr lang- sam entwickeln und einer Kälte von 20°C. ebenfalls nicht zu wider- stehen vermochten. Damit erscheint der Gedanke, die überaus genüg- same japanische Schwarzkiefer (A. Massoniana) zum Anpflanzen auf un- seren norddeutschen Dünensanden verwenden zu können, ebenfalls kein günstiges Resultat zu versprechen.*)
Von blattwechselnden Waldbäumen Japans empfehlen sich, theils der ausgezeichneten Eigenschaften ihrer Hölzer, theils ihrer präch- tigen Belaubung wegen zu Anbauversuchen vornehmlich folgende Ar- ten: Zelkowa Keaki S. & Z. (Keaki), Magnolia hypoleuca S. & Z. (Ho-no-ki), Cercidiphyllum japonicum S. & Z. (Katsura), Acer crataegi- folium S. & Z. (Hana-no-ki), Aesculus turbinata Blume (Tôchi). Diesel- ben bewohnen die klimatisch rauheren Gebirge und nördlichen Lan- desteile Japans und berechtigen zur Annahme, dass sie wenigstens teilweise bei uns acclimatisierbar sein werden.
Es erübrigt mir noch die Bedeutung einer Anzahl japanischer Gewächse zur Ausschmückung der Gärten und öffentlichen Anlagen der Mittelmeerregion kurz hervorzuheben. An Licht und Wärme fehlt es in diesem Gebiete nicht, oft aber am dritten wichtigen Faktor für ein gedeihliches Pflanzenleben, der Feuchtigkeit, und wo dies der Fall ist, kann von der Erzielung eines schönen Rasens mittelst unserer bekannten Gräser keine Rede sein. Da müssen dann halo- phytische Fettpflanzen, wie Mesembryanthemum-Arten, verschiedene fremdländische Kräuter, wie Commelina und andere aushelfen. Na- mentlich hat man aber mit gutem Erfolge zu einer unscheinbaren klei- nen japanischen Liliacee, der Yano-hiye (Ophiopogon japonicus Gaw.) gegriffen, die von Gärtnern vielfach mit dem alten Thunberg’schen Namen Convallaria japonica (japanische Maiblume) bezeichnet wird. Auch das nahe verwandte Yabu-ran (O. Jaburan Loddig) wird dazu verwandt. Bereits an den norditalienischen Seen kann man schöne grüne Rasen daraus sehen, mehr noch in Süditalien, Spanien und Portugal. Ich fand das unscheinbare Yano-hiye mit bläulichen Beeren zuerst an schattigen Stellen des Tempelhains von Uyeno zu Tôkio. Die dunkelgrünen, schmalen, grasartigen Blätter des Pflänzchens erin- nern in ihrem Aussehen an die helleren mehrerer Gagea-Arten; die Verwandtschaft mit unserer Maiblume ist also eine ziemlich ferne. —
*) In einem Gutachten über japanische Nadelhölzer, welches ich im Juni 1884 Sr. Excellenz dem Herrn Minister für Land- und Forstwirthschaft abzustatten hatte, äusserte ich mich in ähnlichem Sinne.
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Versuche mit den beiden gewöhnlichen Kiefern Japans (Pinus Masso-
niana und P. densiflora) ergaben, dass dieselben bei uns sich sehr lang-
sam entwickeln und einer Kälte von 20°C. ebenfalls nicht zu wider-
stehen vermochten. Damit erscheint der Gedanke, die überaus genüg-
same japanische Schwarzkiefer (A. Massoniana) zum Anpflanzen auf un-
seren norddeutschen Dünensanden verwenden zu können, ebenfalls kein
günstiges Resultat zu versprechen. *)
Von blattwechselnden Waldbäumen Japans empfehlen sich, theils
der ausgezeichneten Eigenschaften ihrer Hölzer, theils ihrer präch-
tigen Belaubung wegen zu Anbauversuchen vornehmlich folgende Ar-
ten: Zelkowa Keaki S. & Z. (Keaki), Magnolia hypoleuca S. & Z.
(Ho-no-ki), Cercidiphyllum japonicum S. & Z. (Katsura), Acer crataegi-
folium S. & Z. (Hana-no-ki), Aesculus turbinata Blume (Tôchi). Diesel-
ben bewohnen die klimatisch rauheren Gebirge und nördlichen Lan-
desteile Japans und berechtigen zur Annahme, dass sie wenigstens
teilweise bei uns acclimatisierbar sein werden.
Es erübrigt mir noch die Bedeutung einer Anzahl japanischer
Gewächse zur Ausschmückung der Gärten und öffentlichen Anlagen
der Mittelmeerregion kurz hervorzuheben. An Licht und Wärme
fehlt es in diesem Gebiete nicht, oft aber am dritten wichtigen Faktor
für ein gedeihliches Pflanzenleben, der Feuchtigkeit, und wo dies
der Fall ist, kann von der Erzielung eines schönen Rasens mittelst
unserer bekannten Gräser keine Rede sein. Da müssen dann halo-
phytische Fettpflanzen, wie Mesembryanthemum-Arten, verschiedene
fremdländische Kräuter, wie Commelina und andere aushelfen. Na-
mentlich hat man aber mit gutem Erfolge zu einer unscheinbaren klei-
nen japanischen Liliacee, der Yano-hiye (Ophiopogon japonicus Gaw.)
gegriffen, die von Gärtnern vielfach mit dem alten Thunberg’schen
Namen Convallaria japonica (japanische Maiblume) bezeichnet wird.
Auch das nahe verwandte Yabu-ran (O. Jaburan Loddig) wird dazu
verwandt. Bereits an den norditalienischen Seen kann man schöne
grüne Rasen daraus sehen, mehr noch in Süditalien, Spanien und
Portugal. Ich fand das unscheinbare Yano-hiye mit bläulichen Beeren
zuerst an schattigen Stellen des Tempelhains von Uyeno zu Tôkio.
Die dunkelgrünen, schmalen, grasartigen Blätter des Pflänzchens erin-
nern in ihrem Aussehen an die helleren mehrerer Gagea-Arten; die
Verwandtschaft mit unserer Maiblume ist also eine ziemlich ferne. —
*) In einem Gutachten über japanische Nadelhölzer, welches ich im Juni 1884
Sr. Excellenz dem Herrn Minister für Land- und Forstwirthschaft abzustatten hatte,
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/365>, abgerufen am 22.11.2024.
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