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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.

Unter den sechs in Japan vorkommenden Arten der Gattung Su-
mach (Fam. Anacardiaceae) befinden sich zwei fremde Einwanderer,
die in verschiedenen Theilen des Landes cultiviert werden und für
dasselbe eine hohe Bedeutung erlangt haben, nämlich Rhus vernici-
fera D. C. und Rh. succedanea L. Letztgenannte Art stammt viel-
leicht von den Riu-kiu-Inseln, doch ist das indigene Vorkommen bei-
der noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Sie macht an ein mil-
deres Klima Anspruch, als die andere, gedeiht desshalb nur in den
wärmeren Landestheilen und findet unter etwa 35° N. und 136° O. Gr.
die Nord- und Ostgrenze ihrer Cultur. Diese hat die Gewinnung des
Pflanzentalges zum Zweck, dem ihre Früchte dienen. Zu gleichen
Zwecken cultiviert man in den kälteren Theilen der Insel Honshiu
bis gegen die Tsugaru-Strasse hin Rhus vernicifera, mehr aber noch
des aus ihrem Safte gewonnenen Lackes wegen. *)

Die Früchte der wildwachsenden Sumacharten Japans, nämlich
des Yama-urushi (Rh. sylvestris S. & Z.), Nurude oder Fushi-no-ki
(Rh. semi-alata Murr.), Tsuta-urushi (Rh. Toxicodendron L.) und Rh.
trichocarpa Miq. enthalten zwar ebenfalls festes Fett, doch in ge-
ringerer Menge, und werden mit Ausnahme der erstgenannten nie
benutzt.

Rhus vernicifera D. C. (R. vernix Thunb.), der Lackbaum,
jap. Urushi-no-ki, erreicht eine Höhe von 8--10 m und mit einem
Alter von 40 und mehr Jahren oft über 1 m Umfang. Während der
ersten sechs Jahre ist sein Wachsthum ein ziemlich rasches und be-
trägt auf günstigem Boden 50--80 cm jährlich; dann aber verringert
sich dasselbe auf durchschnittlich 25--30 cm im Jahre. Desshalb hat
das grünlich gelbe Kernholz, dessen Aussehen an Morus, Maclura und
andere verwandte Gattungen erinnert, ein verhältnissmässig hohes
Gewicht. Das jüngere, leichtere Holz ist weiss, die Rinde hellgrau.
Sie wird mit zunehmendem Alter rissig.

Die Lackbäume haben einen geraden Wuchs und ziemlich regel-
mässige Kronen; doch ist in höherem Alter die Verästelung zu spär-
lich und die Belaubung zu hell und dünn, um besonders schön zu er-
scheinen. Dagegen können jüngere Exemplare unter 15 Jahren in
der Landschaftsgärtnerei ihrer prachtvollen grossen Fiederblätter we-
gen, welche bei uns auf gutem Boden oft mehr als meterlang werden
und alle andern Rhusarten an Grösse und Schönheit weit übertreffen,
mit Vortheil verwendet werden und als hübsche Blattpflanzen gelten.

*) Das Nähere über die Gewinnung dieses eigenartigen, kostbaren Materials
folgt beim Artikel über die Lackindustrie.
I. Land- und Forstwirthschaft.

Unter den sechs in Japan vorkommenden Arten der Gattung Su-
mach (Fam. Anacardiaceae) befinden sich zwei fremde Einwanderer,
die in verschiedenen Theilen des Landes cultiviert werden und für
dasselbe eine hohe Bedeutung erlangt haben, nämlich Rhus vernici-
fera D. C. und Rh. succedanea L. Letztgenannte Art stammt viel-
leicht von den Riu-kiu-Inseln, doch ist das indigene Vorkommen bei-
der noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Sie macht an ein mil-
deres Klima Anspruch, als die andere, gedeiht desshalb nur in den
wärmeren Landestheilen und findet unter etwa 35° N. und 136° O. Gr.
die Nord- und Ostgrenze ihrer Cultur. Diese hat die Gewinnung des
Pflanzentalges zum Zweck, dem ihre Früchte dienen. Zu gleichen
Zwecken cultiviert man in den kälteren Theilen der Insel Honshiu
bis gegen die Tsugaru-Strasse hin Rhus vernicifera, mehr aber noch
des aus ihrem Safte gewonnenen Lackes wegen. *)

Die Früchte der wildwachsenden Sumacharten Japans, nämlich
des Yama-urushi (Rh. sylvestris S. & Z.), Nurude oder Fushi-no-ki
(Rh. semi-alata Murr.), Tsuta-urushi (Rh. Toxicodendron L.) und Rh.
trichocarpa Miq. enthalten zwar ebenfalls festes Fett, doch in ge-
ringerer Menge, und werden mit Ausnahme der erstgenannten nie
benutzt.

Rhus vernicifera D. C. (R. vernix Thunb.), der Lackbaum,
jap. Urushi-no-ki, erreicht eine Höhe von 8—10 m und mit einem
Alter von 40 und mehr Jahren oft über 1 m Umfang. Während der
ersten sechs Jahre ist sein Wachsthum ein ziemlich rasches und be-
trägt auf günstigem Boden 50—80 cm jährlich; dann aber verringert
sich dasselbe auf durchschnittlich 25—30 cm im Jahre. Desshalb hat
das grünlich gelbe Kernholz, dessen Aussehen an Morus, Maclura und
andere verwandte Gattungen erinnert, ein verhältnissmässig hohes
Gewicht. Das jüngere, leichtere Holz ist weiss, die Rinde hellgrau.
Sie wird mit zunehmendem Alter rissig.

Die Lackbäume haben einen geraden Wuchs und ziemlich regel-
mässige Kronen; doch ist in höherem Alter die Verästelung zu spär-
lich und die Belaubung zu hell und dünn, um besonders schön zu er-
scheinen. Dagegen können jüngere Exemplare unter 15 Jahren in
der Landschaftsgärtnerei ihrer prachtvollen grossen Fiederblätter we-
gen, welche bei uns auf gutem Boden oft mehr als meterlang werden
und alle andern Rhusarten an Grösse und Schönheit weit übertreffen,
mit Vortheil verwendet werden und als hübsche Blattpflanzen gelten.

*) Das Nähere über die Gewinnung dieses eigenartigen, kostbaren Materials
folgt beim Artikel über die Lackindustrie.
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[186/0208] I. Land- und Forstwirthschaft. Unter den sechs in Japan vorkommenden Arten der Gattung Su- mach (Fam. Anacardiaceae) befinden sich zwei fremde Einwanderer, die in verschiedenen Theilen des Landes cultiviert werden und für dasselbe eine hohe Bedeutung erlangt haben, nämlich Rhus vernici- fera D. C. und Rh. succedanea L. Letztgenannte Art stammt viel- leicht von den Riu-kiu-Inseln, doch ist das indigene Vorkommen bei- der noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Sie macht an ein mil- deres Klima Anspruch, als die andere, gedeiht desshalb nur in den wärmeren Landestheilen und findet unter etwa 35° N. und 136° O. Gr. die Nord- und Ostgrenze ihrer Cultur. Diese hat die Gewinnung des Pflanzentalges zum Zweck, dem ihre Früchte dienen. Zu gleichen Zwecken cultiviert man in den kälteren Theilen der Insel Honshiu bis gegen die Tsugaru-Strasse hin Rhus vernicifera, mehr aber noch des aus ihrem Safte gewonnenen Lackes wegen. *) Die Früchte der wildwachsenden Sumacharten Japans, nämlich des Yama-urushi (Rh. sylvestris S. & Z.), Nurude oder Fushi-no-ki (Rh. semi-alata Murr.), Tsuta-urushi (Rh. Toxicodendron L.) und Rh. trichocarpa Miq. enthalten zwar ebenfalls festes Fett, doch in ge- ringerer Menge, und werden mit Ausnahme der erstgenannten nie benutzt. Rhus vernicifera D. C. (R. vernix Thunb.), der Lackbaum, jap. Urushi-no-ki, erreicht eine Höhe von 8—10 m und mit einem Alter von 40 und mehr Jahren oft über 1 m Umfang. Während der ersten sechs Jahre ist sein Wachsthum ein ziemlich rasches und be- trägt auf günstigem Boden 50—80 cm jährlich; dann aber verringert sich dasselbe auf durchschnittlich 25—30 cm im Jahre. Desshalb hat das grünlich gelbe Kernholz, dessen Aussehen an Morus, Maclura und andere verwandte Gattungen erinnert, ein verhältnissmässig hohes Gewicht. Das jüngere, leichtere Holz ist weiss, die Rinde hellgrau. Sie wird mit zunehmendem Alter rissig. Die Lackbäume haben einen geraden Wuchs und ziemlich regel- mässige Kronen; doch ist in höherem Alter die Verästelung zu spär- lich und die Belaubung zu hell und dünn, um besonders schön zu er- scheinen. Dagegen können jüngere Exemplare unter 15 Jahren in der Landschaftsgärtnerei ihrer prachtvollen grossen Fiederblätter we- gen, welche bei uns auf gutem Boden oft mehr als meterlang werden und alle andern Rhusarten an Grösse und Schönheit weit übertreffen, mit Vortheil verwendet werden und als hübsche Blattpflanzen gelten. *) Das Nähere über die Gewinnung dieses eigenartigen, kostbaren Materials folgt beim Artikel über die Lackindustrie.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/208>, abgerufen am 19.04.2024.