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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Widerstand, den alte Lehnstreue im Norden und Abneigung gegen
die südlichen Clane zu bieten vermochten. Satsuma und Choshin
hassten die Tokugawa und deren Anhang von Alters her und stellten
sich an die Spitze dieser Bewegung, nicht sowohl aus Patriotismus,
der bei Einzelnen ja immerhin die Triebfeder sein mochte, sondern
um selbst eine grössere Rolle zu spielen, wie dies namentlich aus
dem späteren Verhalten von ersterem, das immer den anderen Clanen
gegenüber eine bevorzugte Stellung beanspruchte, deutlich genug her-
vorgeht.

Die eigenmächtigen feindlichen Acte von Choshiu blieben auf die
oben erwähnten nicht beschränkt. Im Jahre 1864, bevor es noch die
Züchtigung durch die verbündete Flotte erfahren hatte, sammelten
sich in und um Kioto viele Hunderte von Choshiu-Leuten, geführt
von Karo's (den ersten Räthen des Clan), obgleich ihnen das Betreten
der Hauptstadt verboten war. Zum Schutze derselben befanden sich
hier Truppen von Satsuma, Echizen, Aidzu und anderen Fürsten-
thümern, sowie der Regent Shitotsubashi. Man befahl diesen, sich
zum Angriff auf die Eindringlinge bereit zu halten. Die Bewohner
aber packten ihre Habseligkeiten ein und rüsteten sich zur Flucht.
Ein mörderischer Kampf entspann sich in den Strassen und Häusern
der Stadt, von denen viele in Flammen aufgingen. Die Choshiu-
Ronin wurden bewältigt. Kurze Zeit nach diesem Ereigniss kam die
Gesandtschaft aus Europa zurück, entzückt von dem, was sie dort
gesehen, so dass ein Mitglied derselben sogar in die Worte ausbrach:
"Nicht die Fremden, sondern wir sind die Barbaren!" Der Bakufu
war indess von diesem Resultat der Mission wenig erbaut, tadelte die
Mitglieder derselben und enthob sie ihrer Posten.

Choshiu hatte viel gelitten, auch durch innere Parteistreitigkeiten;
nichtsdestoweniger führte der Bakufu im Jahre 1865 einen früheren
Beschluss aus, rüstete ein Heer, übergab es dem Oberbefehl der
Daimio von Kishiu und Buzen, und sandte es hin, um auch seiner-
seits dasselbe für alle Gewaltacte zu bestrafen. Auch Satsuma sollte
Hilfstruppen stellen, verweigerte aber die Heerfolge mit der Erklä-
rung, Choshiu sei genug gezüchtigt. Dieses raffte alle Kraft zusam-
men und schlug unter Führung des Inouye Bunda die Armee des
Shogun, der damit einen grossen Theil des noch vorhandenen Prestige
verlor. Der Bakufu musste mit Choshiu Frieden schliessen und zu-
sehen, wie die grossen Clane von jetzt ab ihre eignen Wege gingen.

Ende September 1866 starb der Shogun Iyemochi, 21 Jahre alt,
in Osaka, und Histotsubashi wurde sein Nachfolger. Um diese Zeit
war der Fremdenhass bei allen einsichtsvollen und einflussreichen

7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Widerstand, den alte Lehnstreue im Norden und Abneigung gegen
die südlichen Clane zu bieten vermochten. Satsuma und Chôshin
hassten die Tokugawa und deren Anhang von Alters her und stellten
sich an die Spitze dieser Bewegung, nicht sowohl aus Patriotismus,
der bei Einzelnen ja immerhin die Triebfeder sein mochte, sondern
um selbst eine grössere Rolle zu spielen, wie dies namentlich aus
dem späteren Verhalten von ersterem, das immer den anderen Clanen
gegenüber eine bevorzugte Stellung beanspruchte, deutlich genug her-
vorgeht.

Die eigenmächtigen feindlichen Acte von Chôshiu blieben auf die
oben erwähnten nicht beschränkt. Im Jahre 1864, bevor es noch die
Züchtigung durch die verbündete Flotte erfahren hatte, sammelten
sich in und um Kiôto viele Hunderte von Chôshiu-Leuten, geführt
von Karo’s (den ersten Räthen des Clan), obgleich ihnen das Betreten
der Hauptstadt verboten war. Zum Schutze derselben befanden sich
hier Truppen von Satsuma, Echizen, Aidzu und anderen Fürsten-
thümern, sowie der Regent Shitotsubashi. Man befahl diesen, sich
zum Angriff auf die Eindringlinge bereit zu halten. Die Bewohner
aber packten ihre Habseligkeiten ein und rüsteten sich zur Flucht.
Ein mörderischer Kampf entspann sich in den Strassen und Häusern
der Stadt, von denen viele in Flammen aufgingen. Die Chôshiu-
Rônin wurden bewältigt. Kurze Zeit nach diesem Ereigniss kam die
Gesandtschaft aus Europa zurück, entzückt von dem, was sie dort
gesehen, so dass ein Mitglied derselben sogar in die Worte ausbrach:
»Nicht die Fremden, sondern wir sind die Barbaren!« Der Bakufu
war indess von diesem Resultat der Mission wenig erbaut, tadelte die
Mitglieder derselben und enthob sie ihrer Posten.

Chôshiu hatte viel gelitten, auch durch innere Parteistreitigkeiten;
nichtsdestoweniger führte der Bakufu im Jahre 1865 einen früheren
Beschluss aus, rüstete ein Heer, übergab es dem Oberbefehl der
Daimio von Kishiu und Buzen, und sandte es hin, um auch seiner-
seits dasselbe für alle Gewaltacte zu bestrafen. Auch Satsuma sollte
Hilfstruppen stellen, verweigerte aber die Heerfolge mit der Erklä-
rung, Chôshiu sei genug gezüchtigt. Dieses raffte alle Kraft zusam-
men und schlug unter Führung des Inouye Bunda die Armee des
Shôgun, der damit einen grossen Theil des noch vorhandenen Prestige
verlor. Der Bakufu musste mit Chôshiu Frieden schliessen und zu-
sehen, wie die grossen Clane von jetzt ab ihre eignen Wege gingen.

Ende September 1866 starb der Shôgun Iyemochi, 21 Jahre alt,
in Ôsaka, und Histotsubashi wurde sein Nachfolger. Um diese Zeit
war der Fremdenhass bei allen einsichtsvollen und einflussreichen

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[407/0435] 7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854. Widerstand, den alte Lehnstreue im Norden und Abneigung gegen die südlichen Clane zu bieten vermochten. Satsuma und Chôshin hassten die Tokugawa und deren Anhang von Alters her und stellten sich an die Spitze dieser Bewegung, nicht sowohl aus Patriotismus, der bei Einzelnen ja immerhin die Triebfeder sein mochte, sondern um selbst eine grössere Rolle zu spielen, wie dies namentlich aus dem späteren Verhalten von ersterem, das immer den anderen Clanen gegenüber eine bevorzugte Stellung beanspruchte, deutlich genug her- vorgeht. Die eigenmächtigen feindlichen Acte von Chôshiu blieben auf die oben erwähnten nicht beschränkt. Im Jahre 1864, bevor es noch die Züchtigung durch die verbündete Flotte erfahren hatte, sammelten sich in und um Kiôto viele Hunderte von Chôshiu-Leuten, geführt von Karo’s (den ersten Räthen des Clan), obgleich ihnen das Betreten der Hauptstadt verboten war. Zum Schutze derselben befanden sich hier Truppen von Satsuma, Echizen, Aidzu und anderen Fürsten- thümern, sowie der Regent Shitotsubashi. Man befahl diesen, sich zum Angriff auf die Eindringlinge bereit zu halten. Die Bewohner aber packten ihre Habseligkeiten ein und rüsteten sich zur Flucht. Ein mörderischer Kampf entspann sich in den Strassen und Häusern der Stadt, von denen viele in Flammen aufgingen. Die Chôshiu- Rônin wurden bewältigt. Kurze Zeit nach diesem Ereigniss kam die Gesandtschaft aus Europa zurück, entzückt von dem, was sie dort gesehen, so dass ein Mitglied derselben sogar in die Worte ausbrach: »Nicht die Fremden, sondern wir sind die Barbaren!« Der Bakufu war indess von diesem Resultat der Mission wenig erbaut, tadelte die Mitglieder derselben und enthob sie ihrer Posten. Chôshiu hatte viel gelitten, auch durch innere Parteistreitigkeiten; nichtsdestoweniger führte der Bakufu im Jahre 1865 einen früheren Beschluss aus, rüstete ein Heer, übergab es dem Oberbefehl der Daimio von Kishiu und Buzen, und sandte es hin, um auch seiner- seits dasselbe für alle Gewaltacte zu bestrafen. Auch Satsuma sollte Hilfstruppen stellen, verweigerte aber die Heerfolge mit der Erklä- rung, Chôshiu sei genug gezüchtigt. Dieses raffte alle Kraft zusam- men und schlug unter Führung des Inouye Bunda die Armee des Shôgun, der damit einen grossen Theil des noch vorhandenen Prestige verlor. Der Bakufu musste mit Chôshiu Frieden schliessen und zu- sehen, wie die grossen Clane von jetzt ab ihre eignen Wege gingen. Ende September 1866 starb der Shôgun Iyemochi, 21 Jahre alt, in Ôsaka, und Histotsubashi wurde sein Nachfolger. Um diese Zeit war der Fremdenhass bei allen einsichtsvollen und einflussreichen

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/435>, abgerufen am 23.11.2024.