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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Sorge tragen sollen". Iyeyasu accommodierte sich im Uebrigen ganz
dem Volksglauben und liess dem Mikado das Recht, Lebenden leere
Titel zu verleihen und die Todten zu den Göttern zu erheben, daher
hat man den letzteren vielfach früher den geistlichen Herrn oder
den Papst Japans genannt, gegenüber dem weltlichen oder Shogun.
"Dairo war ehemals der Japaner Alleinherrscher, itzund aber ist er
ihr Papst"*). (Blattweiser zu holländischen Gesandtschaften etc.)

Die Palladien oder Symbole der kaiserlichen Gewalt (s. pag. 245)
waren der Spiegel, als Ebenbild der Sonnengöttin, das Siegel oder
statt seiner eine Kugel von Bergkrystall und das Schwert, wozu
später noch als viertes das Brocadebanner kam.

Das gewöhnliche Wappen oder mon**) des Mikado ist eine Chry-
santhemum-Blüthe (Kiku-no-hana), zugleich Sinnbild der Sonne. Sie
wird mit 16 abgerundeten Petalen dargestellt (siehe Figur), welche
von einem kleinen centralen Kreise ausgehen und an ihren äusseren
Enden abgerundet und verbunden sind durch 16 kleine Bogen, welche
einen zweiten Kreis von Blüthenstrahlen vorstellen. Wir finden dieses
kaiserliche Abzeichen unter öffentlichen Documenten der Regierung,
[Abbildung] Kiri mon Kiku-no-hana mon
Wappen des Mikado.
[Abbildung] Awoi mon
Wappen der Tokugawa.

auf den Bannern und Cocarden des Militärs, auf Münzen etc. Ein
zweites Wappen, das mehr privaten Charakter trägt und nur von der
Familie des Mikado gebraucht wird, stellt in kaum erkennbarer Weise
drei Blätter und Blüthensträusse des Kiri (Paulownia imperialis) dar.

*) In der That liessen sich zwischen der Stellung des Mikado und des
Papstes noch manche Analogieen finden. Das Dogma der Unfehlbarkeit z. B.
wurde auch auf den Mikado angewandt und hiess hier Nigi-mitama.
**) Complicierte Wappenschilder, wie bei uns, gibt es in Japan nicht, son-
dern nur einfache Familienabzeichen, die aber nach Alter und Zweck vollständig
die Wappen ersetzen. Nur in diesem Sinne reden wir daher vom Wappen des
Mikado oder eines japanischen Geschlechtes.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
Sorge tragen sollen«. Iyeyasu accommodierte sich im Uebrigen ganz
dem Volksglauben und liess dem Mikado das Recht, Lebenden leere
Titel zu verleihen und die Todten zu den Göttern zu erheben, daher
hat man den letzteren vielfach früher den geistlichen Herrn oder
den Papst Japans genannt, gegenüber dem weltlichen oder Shôgun.
»Dairo war ehemals der Japaner Alleinherrscher, itzund aber ist er
ihr Papst«*). (Blattweiser zu holländischen Gesandtschaften etc.)

Die Palladien oder Symbole der kaiserlichen Gewalt (s. pag. 245)
waren der Spiegel, als Ebenbild der Sonnengöttin, das Siegel oder
statt seiner eine Kugel von Bergkrystall und das Schwert, wozu
später noch als viertes das Brocadebanner kam.

Das gewöhnliche Wappen oder mon**) des Mikado ist eine Chry-
santhemum-Blüthe (Kiku-no-hana), zugleich Sinnbild der Sonne. Sie
wird mit 16 abgerundeten Petalen dargestellt (siehe Figur), welche
von einem kleinen centralen Kreise ausgehen und an ihren äusseren
Enden abgerundet und verbunden sind durch 16 kleine Bogen, welche
einen zweiten Kreis von Blüthenstrahlen vorstellen. Wir finden dieses
kaiserliche Abzeichen unter öffentlichen Documenten der Regierung,
[Abbildung] Kiri mon Kiku-no-hana mon
Wappen des Mikado.
[Abbildung] Awoï mon
Wappen der Tokugawa.

auf den Bannern und Cocarden des Militärs, auf Münzen etc. Ein
zweites Wappen, das mehr privaten Charakter trägt und nur von der
Familie des Mikado gebraucht wird, stellt in kaum erkennbarer Weise
drei Blätter und Blüthensträusse des Kiri (Paulownia imperialis) dar.

*) In der That liessen sich zwischen der Stellung des Mikado und des
Papstes noch manche Analogieen finden. Das Dogma der Unfehlbarkeit z. B.
wurde auch auf den Mikado angewandt und hiess hier Nigi-mitama.
**) Complicierte Wappenschilder, wie bei uns, gibt es in Japan nicht, son-
dern nur einfache Familienabzeichen, die aber nach Alter und Zweck vollständig
die Wappen ersetzen. Nur in diesem Sinne reden wir daher vom Wappen des
Mikado oder eines japanischen Geschlechtes.
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[366/0392] I. Geschichte des japanischen Volkes. Sorge tragen sollen«. Iyeyasu accommodierte sich im Uebrigen ganz dem Volksglauben und liess dem Mikado das Recht, Lebenden leere Titel zu verleihen und die Todten zu den Göttern zu erheben, daher hat man den letzteren vielfach früher den geistlichen Herrn oder den Papst Japans genannt, gegenüber dem weltlichen oder Shôgun. »Dairo war ehemals der Japaner Alleinherrscher, itzund aber ist er ihr Papst« *). (Blattweiser zu holländischen Gesandtschaften etc.) Die Palladien oder Symbole der kaiserlichen Gewalt (s. pag. 245) waren der Spiegel, als Ebenbild der Sonnengöttin, das Siegel oder statt seiner eine Kugel von Bergkrystall und das Schwert, wozu später noch als viertes das Brocadebanner kam. Das gewöhnliche Wappen oder mon **) des Mikado ist eine Chry- santhemum-Blüthe (Kiku-no-hana), zugleich Sinnbild der Sonne. Sie wird mit 16 abgerundeten Petalen dargestellt (siehe Figur), welche von einem kleinen centralen Kreise ausgehen und an ihren äusseren Enden abgerundet und verbunden sind durch 16 kleine Bogen, welche einen zweiten Kreis von Blüthenstrahlen vorstellen. Wir finden dieses kaiserliche Abzeichen unter öffentlichen Documenten der Regierung, [Abbildung Kiri mon Kiku-no-hana mon Wappen des Mikado.] [Abbildung Awoï mon Wappen der Tokugawa.] auf den Bannern und Cocarden des Militärs, auf Münzen etc. Ein zweites Wappen, das mehr privaten Charakter trägt und nur von der Familie des Mikado gebraucht wird, stellt in kaum erkennbarer Weise drei Blätter und Blüthensträusse des Kiri (Paulownia imperialis) dar. *) In der That liessen sich zwischen der Stellung des Mikado und des Papstes noch manche Analogieen finden. Das Dogma der Unfehlbarkeit z. B. wurde auch auf den Mikado angewandt und hiess hier Nigi-mitama. **) Complicierte Wappenschilder, wie bei uns, gibt es in Japan nicht, son- dern nur einfache Familienabzeichen, die aber nach Alter und Zweck vollständig die Wappen ersetzen. Nur in diesem Sinne reden wir daher vom Wappen des Mikado oder eines japanischen Geschlechtes.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/392>, abgerufen am 22.11.2024.