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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
der Insel Hirado) war zwar Heide, erwies jedoch der Ausbreitung
des Christenthums jede Förderung, nachdem sein Oheim Don Johann
und sein Sohn Don Antonius dasselbe angenommen hatten.

Von den vier Provinzen der Insel Shikoku wird wenig berichtet.
Es scheint, dass ausser Tosa keine der neuen Lehre besonders günstig
gewesen ist, und auch hier erregte die Conversion des Daimio, wie
bereits oben erwähnt wurde, viel Unzufriedenheit.

Aus dem, was hier in Kürze über die Verbreitung des Christen-
thums in Japan gesagt wurde, ergibt sich, dass dasselbe auf Kiushiu
in den Herrschaften Bungo, Omura und Arima am festesten gewurzelt
hatte. Dies zeigte sich denn auch weiter dadurch, dass die drei
christlichen Daimio dieser Länder auf Veranlassung der Jesuiten im
Jahre 1582 eine Gesandtschaft von vier Personen an den Papst
Gregor XIII. sandten, um ihm die Füsse zu küssen, und nach Lissa-
bon und Madrid, um Philipp II. ihre Aufwartung zu machen. Die-
selbe gelangte erst 1585 nach Rom und fünf Jahre später in ihre
Heimath zurück. Diese Gesandtschaft bestand aus Don Mancius Isto,
dem Schwestersohne des Franciscus von Bungo, und Don Michael
Cingina, dem Brudersohne des Bartholomäus, Daimio von Omura und
Vetter des Fürsten von Arima. Denselben waren noch zwei höhere
Samurai beigegeben, welche als Don Julius Nacaura und Don Martin
Fara (Hara?) bezeichnet werden. Es waren insgesammt junge, un-
erfahrene Leute von 15--18 Jahren. Pater Alexander Valignan, der
sie mit zwei anderen Jesuiten begleitete, versprach ihren Angehörigen,
sie nicht zu verlassen und selbst nach ihrer Heimath zurückzuführen.
Mit Briefen der drei Daimio und reichen Geschenken für den Papst
versehen, schiffte man sich am 22. Februar 1582 in Nagasaki auf
einem portugiesischen Schiffe nach Macao ein, hatte unterwegs einen
heftigen Sturm durchzumachen und kam erst nach 17 Tagen an.
Von hier pflegten nur einmal im Jahre Schiffe nach Indien abzugehen
und so mussten sie 9 Monate bis zu einer solchen Gelegenheit warten.
Man wählte unter dreien das Boot, mit dem man von Nagasaki ge-
kommen, ging mit ihm am letzten December 1582 in See und kam
nach vielen Gefahren und Beschwerden Ende Januar 1583 in Malacca
an. Vier Tage später folgte die Abfahrt nach Cochin und Goa.
Diese Reise, welche gewöhnlich einen Monat dauerte, verlief diesmal
sehr ungünstig. Conträre Winde, Fieber an Bord und Wassermangel
waren die schlimmen Zugaben derselben. Endlich landete Valignan
mit seinen Japanern in Tricandur, feierte hier mit den Jesuiten des
Platzes das Osterfest und begab sich zu Land nach Cochin, während
seine beiden portugiesischen Begleiter die Reise dorthin auf dem

I. Geschichte des japanischen Volkes.
der Insel Hirado) war zwar Heide, erwies jedoch der Ausbreitung
des Christenthums jede Förderung, nachdem sein Oheim Don Johann
und sein Sohn Don Antonius dasselbe angenommen hatten.

Von den vier Provinzen der Insel Shikoku wird wenig berichtet.
Es scheint, dass ausser Tosa keine der neuen Lehre besonders günstig
gewesen ist, und auch hier erregte die Conversion des Daimio, wie
bereits oben erwähnt wurde, viel Unzufriedenheit.

Aus dem, was hier in Kürze über die Verbreitung des Christen-
thums in Japan gesagt wurde, ergibt sich, dass dasselbe auf Kiushiu
in den Herrschaften Bungo, Ômura und Arima am festesten gewurzelt
hatte. Dies zeigte sich denn auch weiter dadurch, dass die drei
christlichen Daimio dieser Länder auf Veranlassung der Jesuiten im
Jahre 1582 eine Gesandtschaft von vier Personen an den Papst
Gregor XIII. sandten, um ihm die Füsse zu küssen, und nach Lissa-
bon und Madrid, um Philipp II. ihre Aufwartung zu machen. Die-
selbe gelangte erst 1585 nach Rom und fünf Jahre später in ihre
Heimath zurück. Diese Gesandtschaft bestand aus Don Mancius Isto,
dem Schwestersohne des Franciscus von Bungo, und Don Michael
Cingina, dem Brudersohne des Bartholomäus, Daimio von Ômura und
Vetter des Fürsten von Arima. Denselben waren noch zwei höhere
Samurai beigegeben, welche als Don Julius Nacaura und Don Martin
Fara (Hara?) bezeichnet werden. Es waren insgesammt junge, un-
erfahrene Leute von 15—18 Jahren. Pater Alexander Valignan, der
sie mit zwei anderen Jesuiten begleitete, versprach ihren Angehörigen,
sie nicht zu verlassen und selbst nach ihrer Heimath zurückzuführen.
Mit Briefen der drei Daimio und reichen Geschenken für den Papst
versehen, schiffte man sich am 22. Februar 1582 in Nagasaki auf
einem portugiesischen Schiffe nach Macao ein, hatte unterwegs einen
heftigen Sturm durchzumachen und kam erst nach 17 Tagen an.
Von hier pflegten nur einmal im Jahre Schiffe nach Indien abzugehen
und so mussten sie 9 Monate bis zu einer solchen Gelegenheit warten.
Man wählte unter dreien das Boot, mit dem man von Nagasaki ge-
kommen, ging mit ihm am letzten December 1582 in See und kam
nach vielen Gefahren und Beschwerden Ende Januar 1583 in Malacca
an. Vier Tage später folgte die Abfahrt nach Cochin und Goa.
Diese Reise, welche gewöhnlich einen Monat dauerte, verlief diesmal
sehr ungünstig. Conträre Winde, Fieber an Bord und Wassermangel
waren die schlimmen Zugaben derselben. Endlich landete Valignan
mit seinen Japanern in Tricandur, feierte hier mit den Jesuiten des
Platzes das Osterfest und begab sich zu Land nach Cochin, während
seine beiden portugiesischen Begleiter die Reise dorthin auf dem

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[316/0342] I. Geschichte des japanischen Volkes. der Insel Hirado) war zwar Heide, erwies jedoch der Ausbreitung des Christenthums jede Förderung, nachdem sein Oheim Don Johann und sein Sohn Don Antonius dasselbe angenommen hatten. Von den vier Provinzen der Insel Shikoku wird wenig berichtet. Es scheint, dass ausser Tosa keine der neuen Lehre besonders günstig gewesen ist, und auch hier erregte die Conversion des Daimio, wie bereits oben erwähnt wurde, viel Unzufriedenheit. Aus dem, was hier in Kürze über die Verbreitung des Christen- thums in Japan gesagt wurde, ergibt sich, dass dasselbe auf Kiushiu in den Herrschaften Bungo, Ômura und Arima am festesten gewurzelt hatte. Dies zeigte sich denn auch weiter dadurch, dass die drei christlichen Daimio dieser Länder auf Veranlassung der Jesuiten im Jahre 1582 eine Gesandtschaft von vier Personen an den Papst Gregor XIII. sandten, um ihm die Füsse zu küssen, und nach Lissa- bon und Madrid, um Philipp II. ihre Aufwartung zu machen. Die- selbe gelangte erst 1585 nach Rom und fünf Jahre später in ihre Heimath zurück. Diese Gesandtschaft bestand aus Don Mancius Isto, dem Schwestersohne des Franciscus von Bungo, und Don Michael Cingina, dem Brudersohne des Bartholomäus, Daimio von Ômura und Vetter des Fürsten von Arima. Denselben waren noch zwei höhere Samurai beigegeben, welche als Don Julius Nacaura und Don Martin Fara (Hara?) bezeichnet werden. Es waren insgesammt junge, un- erfahrene Leute von 15—18 Jahren. Pater Alexander Valignan, der sie mit zwei anderen Jesuiten begleitete, versprach ihren Angehörigen, sie nicht zu verlassen und selbst nach ihrer Heimath zurückzuführen. Mit Briefen der drei Daimio und reichen Geschenken für den Papst versehen, schiffte man sich am 22. Februar 1582 in Nagasaki auf einem portugiesischen Schiffe nach Macao ein, hatte unterwegs einen heftigen Sturm durchzumachen und kam erst nach 17 Tagen an. Von hier pflegten nur einmal im Jahre Schiffe nach Indien abzugehen und so mussten sie 9 Monate bis zu einer solchen Gelegenheit warten. Man wählte unter dreien das Boot, mit dem man von Nagasaki ge- kommen, ging mit ihm am letzten December 1582 in See und kam nach vielen Gefahren und Beschwerden Ende Januar 1583 in Malacca an. Vier Tage später folgte die Abfahrt nach Cochin und Goa. Diese Reise, welche gewöhnlich einen Monat dauerte, verlief diesmal sehr ungünstig. Conträre Winde, Fieber an Bord und Wassermangel waren die schlimmen Zugaben derselben. Endlich landete Valignan mit seinen Japanern in Tricandur, feierte hier mit den Jesuiten des Platzes das Osterfest und begab sich zu Land nach Cochin, während seine beiden portugiesischen Begleiter die Reise dorthin auf dem

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/342>, abgerufen am 28.09.2024.