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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
in Chikuzen zu Bungo gehörte, auch hier ein Haus. Als sich aber
Aquizugui (Kikuji Takemasa?) zum Herren dieser Stadt gemacht hatte,
wurden die Jesuiten vertrieben. In Chikugo gab es eine Kirche, der
ein frommer, eingeborener Christ vorstand, da der Landesfürst Riozogi
keine Jesuiten in seiner Herrschaft duldete. In Hizen waren die
Fürsten von Omura, Arima und Shimabara Christen und grosse För-
derer des neuen Glaubens, so dass z. B. um das Jahr 1580 fast die
ganze Bevölkerung der Herrschaft Omura, d. h. gegen 50000 Seelen,
dem Christenthume angehörte. Das Land hatte 40 Kirchen, die
prächtigste in Nagasaki, welches der Daimio auf den Rath der
Jesuiten 1566 dem Verkehr mit den Portugiesen übergeben hatte,
der ihm grosse Reichthümer brachte. Dieser Daimio von Omura war
der erste christliche Fürst Japans und ein treuer Anhänger seiner
portugiesischen Freunde, welche ihn Don Bartholomäus, den christ-
lichen Hero, nannten. Sonst heisst er bei denselben auch Xumitanda
und Sumitanda.

Die Herrschaft Arima umfasste den grössten Theil der Halbinsel
Shimabara mit den Städten Shimabara und Arima, sowie Theile vom
eigentlichen Hizen, die sich im Süden an Omura anschlossen. Sie
gehörte einem Bruder des Bartholomäus. Derselbe liess sich 1576
taufen und erhielt dabei den Namen Don Andreas. In Arima war ein
Jesuiten-Seminar für junge japanische Edelleute. Die Herrschaft be-
sass ausserdem viele Kirchen und mehrere andere Niederlassungen
der Portugiesen. Als Riozogi von Chikugo und Kikuji von Chikuzen
dem Sohne des Daimio von Bungo die Provinz Higo abnahmen und
unter sich theilten, gab es hier zwei Niederlassungen der Jesuiten
und 20 Kirchen. Die ganze Bevölkerung der Insel Amakusa war
bekehrt. Auch die Insel Xequi (Koshiki bei Satsuma) hatte eine
grosse christliche Gemeinde mit einer Kirche, welche unter einem
eingeborenen Prediger stand, da Jesuiten dieselbe wohl besuchen,
nicht aber dort wohnen durften. In Satsuma gab es nur wenige
Christen.

Auf den Goto hatte das Christenthum anfangs viele Widersacher
gefunden, dann aber von etwa 1566 ab, nachdem Pater Almeida den
Fürsten von einer schweren Krankheit geheilt und dieser den christ-
lichen Glauben ergriffen hatte, rasche Fortschritte gemacht. Wenige
Jahre darauf starb jedoch Don Luis, der Daimio, und es folgte ihm
sein Sohn, ein noch unmündiges Kind. Der Erzieher und Vormund
desselben, ein naher Verwandter, hasste das Christenthum und be-
wirkte, dass es um das Jahr 1581 weder Kirche noch Jesuiten in
dieser Herrschaft gab. Der König von Firato oder Firando (Daimio

5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
in Chikuzen zu Bungo gehörte, auch hier ein Haus. Als sich aber
Aquizugui (Kikuji Takemasa?) zum Herren dieser Stadt gemacht hatte,
wurden die Jesuiten vertrieben. In Chikugo gab es eine Kirche, der
ein frommer, eingeborener Christ vorstand, da der Landesfürst Riozogi
keine Jesuiten in seiner Herrschaft duldete. In Hizen waren die
Fürsten von Ômura, Arima und Shimabara Christen und grosse För-
derer des neuen Glaubens, so dass z. B. um das Jahr 1580 fast die
ganze Bevölkerung der Herrschaft Ômura, d. h. gegen 50000 Seelen,
dem Christenthume angehörte. Das Land hatte 40 Kirchen, die
prächtigste in Nagasaki, welches der Daimio auf den Rath der
Jesuiten 1566 dem Verkehr mit den Portugiesen übergeben hatte,
der ihm grosse Reichthümer brachte. Dieser Daimio von Ômura war
der erste christliche Fürst Japans und ein treuer Anhänger seiner
portugiesischen Freunde, welche ihn Don Bartholomäus, den christ-
lichen Hero, nannten. Sonst heisst er bei denselben auch Xumitanda
und Sumitanda.

Die Herrschaft Arima umfasste den grössten Theil der Halbinsel
Shimabara mit den Städten Shimabara und Arima, sowie Theile vom
eigentlichen Hizen, die sich im Süden an Ômura anschlossen. Sie
gehörte einem Bruder des Bartholomäus. Derselbe liess sich 1576
taufen und erhielt dabei den Namen Don Andreas. In Arima war ein
Jesuiten-Seminar für junge japanische Edelleute. Die Herrschaft be-
sass ausserdem viele Kirchen und mehrere andere Niederlassungen
der Portugiesen. Als Riozogi von Chikugo und Kikuji von Chikuzen
dem Sohne des Daimio von Bungo die Provinz Higo abnahmen und
unter sich theilten, gab es hier zwei Niederlassungen der Jesuiten
und 20 Kirchen. Die ganze Bevölkerung der Insel Amakusa war
bekehrt. Auch die Insel Xequi (Koshiki bei Satsuma) hatte eine
grosse christliche Gemeinde mit einer Kirche, welche unter einem
eingeborenen Prediger stand, da Jesuiten dieselbe wohl besuchen,
nicht aber dort wohnen durften. In Satsuma gab es nur wenige
Christen.

Auf den Gotô hatte das Christenthum anfangs viele Widersacher
gefunden, dann aber von etwa 1566 ab, nachdem Pater Almeida den
Fürsten von einer schweren Krankheit geheilt und dieser den christ-
lichen Glauben ergriffen hatte, rasche Fortschritte gemacht. Wenige
Jahre darauf starb jedoch Don Luis, der Daimio, und es folgte ihm
sein Sohn, ein noch unmündiges Kind. Der Erzieher und Vormund
desselben, ein naher Verwandter, hasste das Christenthum und be-
wirkte, dass es um das Jahr 1581 weder Kirche noch Jesuiten in
dieser Herrschaft gab. Der König von Firato oder Firando (Daimio

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[315/0341] 5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc. in Chikuzen zu Bungo gehörte, auch hier ein Haus. Als sich aber Aquizugui (Kikuji Takemasa?) zum Herren dieser Stadt gemacht hatte, wurden die Jesuiten vertrieben. In Chikugo gab es eine Kirche, der ein frommer, eingeborener Christ vorstand, da der Landesfürst Riozogi keine Jesuiten in seiner Herrschaft duldete. In Hizen waren die Fürsten von Ômura, Arima und Shimabara Christen und grosse För- derer des neuen Glaubens, so dass z. B. um das Jahr 1580 fast die ganze Bevölkerung der Herrschaft Ômura, d. h. gegen 50000 Seelen, dem Christenthume angehörte. Das Land hatte 40 Kirchen, die prächtigste in Nagasaki, welches der Daimio auf den Rath der Jesuiten 1566 dem Verkehr mit den Portugiesen übergeben hatte, der ihm grosse Reichthümer brachte. Dieser Daimio von Ômura war der erste christliche Fürst Japans und ein treuer Anhänger seiner portugiesischen Freunde, welche ihn Don Bartholomäus, den christ- lichen Hero, nannten. Sonst heisst er bei denselben auch Xumitanda und Sumitanda. Die Herrschaft Arima umfasste den grössten Theil der Halbinsel Shimabara mit den Städten Shimabara und Arima, sowie Theile vom eigentlichen Hizen, die sich im Süden an Ômura anschlossen. Sie gehörte einem Bruder des Bartholomäus. Derselbe liess sich 1576 taufen und erhielt dabei den Namen Don Andreas. In Arima war ein Jesuiten-Seminar für junge japanische Edelleute. Die Herrschaft be- sass ausserdem viele Kirchen und mehrere andere Niederlassungen der Portugiesen. Als Riozogi von Chikugo und Kikuji von Chikuzen dem Sohne des Daimio von Bungo die Provinz Higo abnahmen und unter sich theilten, gab es hier zwei Niederlassungen der Jesuiten und 20 Kirchen. Die ganze Bevölkerung der Insel Amakusa war bekehrt. Auch die Insel Xequi (Koshiki bei Satsuma) hatte eine grosse christliche Gemeinde mit einer Kirche, welche unter einem eingeborenen Prediger stand, da Jesuiten dieselbe wohl besuchen, nicht aber dort wohnen durften. In Satsuma gab es nur wenige Christen. Auf den Gotô hatte das Christenthum anfangs viele Widersacher gefunden, dann aber von etwa 1566 ab, nachdem Pater Almeida den Fürsten von einer schweren Krankheit geheilt und dieser den christ- lichen Glauben ergriffen hatte, rasche Fortschritte gemacht. Wenige Jahre darauf starb jedoch Don Luis, der Daimio, und es folgte ihm sein Sohn, ein noch unmündiges Kind. Der Erzieher und Vormund desselben, ein naher Verwandter, hasste das Christenthum und be- wirkte, dass es um das Jahr 1581 weder Kirche noch Jesuiten in dieser Herrschaft gab. Der König von Firato oder Firando (Daimio

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/341>, abgerufen am 21.05.2024.