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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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im ersten Grade. Seine Aufmerksamkeit ist fast
ganz erloschen. Er ist nach den Umständen arg-
loss, oder menschenscheu, furchtsam und blöde,
besonders gegen fremde Menschen. Er lächelt
selbstgefällig, wenn er allein ist, und geniesst ei-
ner sichtbaren Wohlbehaglichkeit, die ein Sym-
ptom seiner monotonischen Gemüthsstimmung ist.
An gewissen äusseren Vorzügen seiner Geburt, des
Standes, der Kleidung weidet er sich wie ein
Kind, ohne den eigenthümlichen Werth dersel-
ben zu begreifen. Zuweilen bemerkt man noch
an demselben ein ununterbrochenes Minenspiel,
das eine Folge des Wechsels isolirter Vorstellun-
gen in ihm ist. Blödsinnige dieses Grades sind
schüchtern, misstrauisch, und fliehen den Um-
gang der Menschen. Sie sind nur zu oft die
Prise des Eigennutzes, der Witzeleien und des
Muthwillens anderer Menschen geworden, und
fühlen daher die Ueberlegenheit derselben über
sich zu sehr. Daher ereifern sie sich leicht über
Kleinigkeiten, und finden überall Beleidigungen
ihrer Person, weil sie überall böse Absichten vor-
aussetzen. Um desto fester halten sie an Gott,
von dem sie nicht allein keine Kränkungen fürch-
ten, sondern vielmehr Schutz wider dieselben
hoffen. Sie sind pünktlich im Singen, Beten,
Kirchengehn und in der Erfüllung anderer reli-
giöser Gebräuche, so vergesslich sie sonst auch
in allen anderen Dingen sind. Doch zuweilen
ist der Blödsinnige auch argloss wie ein Kind,

im erſten Grade. Seine Aufmerkſamkeit iſt faſt
ganz erloſchen. Er iſt nach den Umſtänden arg-
loſs, oder menſchenſcheu, furchtſam und blöde,
beſonders gegen fremde Menſchen. Er lächelt
ſelbſtgefällig, wenn er allein iſt, und genieſst ei-
ner ſichtbaren Wohlbehaglichkeit, die ein Sym-
ptom ſeiner monotoniſchen Gemüthsſtimmung iſt.
An gewiſſen äuſseren Vorzügen ſeiner Geburt, des
Standes, der Kleidung weidet er ſich wie ein
Kind, ohne den eigenthümlichen Werth derſel-
ben zu begreifen. Zuweilen bemerkt man noch
an demſelben ein ununterbrochenes Minenſpiel,
das eine Folge des Wechſels iſolirter Vorſtellun-
gen in ihm iſt. Blödſinnige dieſes Grades ſind
ſchüchtern, miſstrauiſch, und fliehen den Um-
gang der Menſchen. Sie ſind nur zu oft die
Priſe des Eigennutzes, der Witzeleien und des
Muthwillens anderer Menſchen geworden, und
fühlen daher die Ueberlegenheit derſelben über
ſich zu ſehr. Daher ereifern ſie ſich leicht über
Kleinigkeiten, und finden überall Beleidigungen
ihrer Perſon, weil ſie überall böſe Abſichten vor-
ausſetzen. Um deſto feſter halten ſie an Gott,
von dem ſie nicht allein keine Kränkungen fürch-
ten, ſondern vielmehr Schutz wider dieſelben
hoffen. Sie ſind pünktlich im Singen, Beten,
Kirchengehn und in der Erfüllung anderer reli-
giöſer Gebräuche, ſo vergeſslich ſie ſonſt auch
in allen anderen Dingen ſind. Doch zuweilen
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[415/0420] im erſten Grade. Seine Aufmerkſamkeit iſt faſt ganz erloſchen. Er iſt nach den Umſtänden arg- loſs, oder menſchenſcheu, furchtſam und blöde, beſonders gegen fremde Menſchen. Er lächelt ſelbſtgefällig, wenn er allein iſt, und genieſst ei- ner ſichtbaren Wohlbehaglichkeit, die ein Sym- ptom ſeiner monotoniſchen Gemüthsſtimmung iſt. An gewiſſen äuſseren Vorzügen ſeiner Geburt, des Standes, der Kleidung weidet er ſich wie ein Kind, ohne den eigenthümlichen Werth derſel- ben zu begreifen. Zuweilen bemerkt man noch an demſelben ein ununterbrochenes Minenſpiel, das eine Folge des Wechſels iſolirter Vorſtellun- gen in ihm iſt. Blödſinnige dieſes Grades ſind ſchüchtern, miſstrauiſch, und fliehen den Um- gang der Menſchen. Sie ſind nur zu oft die Priſe des Eigennutzes, der Witzeleien und des Muthwillens anderer Menſchen geworden, und fühlen daher die Ueberlegenheit derſelben über ſich zu ſehr. Daher ereifern ſie ſich leicht über Kleinigkeiten, und finden überall Beleidigungen ihrer Perſon, weil ſie überall böſe Abſichten vor- ausſetzen. Um deſto feſter halten ſie an Gott, von dem ſie nicht allein keine Kränkungen fürch- ten, ſondern vielmehr Schutz wider dieſelben hoffen. Sie ſind pünktlich im Singen, Beten, Kirchengehn und in der Erfüllung anderer reli- giöſer Gebräuche, ſo vergeſslich ſie ſonſt auch in allen anderen Dingen ſind. Doch zuweilen iſt der Blödſinnige auch argloſs wie ein Kind,

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/420>, abgerufen am 22.11.2024.