welches man in sie hineingetragen hat, unsichtbar geworden ist. Doch giebt es auch noch finstere Gegenden; und neue Helden bauen dem Aber- glauben neue Throne. In dem ersten Entstehn dieses Wahnsinns ist Zerstreuung und Ableitung eine Hauptsache; nachher unterjocht man den Kranken, sondert ihn ab, beschäfftigt ihn unun- terbrochen durch Arbeiten, gymnastische Uebun- gen und besonders durch Feldbau. Man bewah- ret ihn für die Ansicht unmoralischer Dinge, und entfernt alles von ihn, was auf Religionskultus Bezug hat. Man prüfe seine Neigung, und suche sein Interesse für Dinge zu gewinnen, die ausser- halb der Religion liegen. Man übe seinen Ver- stand durch gleichgültige Gegenstände. Endlich erst, wenn er wieder zur Besonnenheit gelangt ist, mache man ihn aufmerksam auf die Lebens- geschichte weiser Menschen, deren edle Hand- lungen, auf die Thorheiten der Anachoreten und auf das Unglück, welches der Fanatismus in der Welt angerichtet hat. Man überzeuge ihn davon, dass Brav-Handeln Gott in allen Verhältnissen wohlgefällig sey, und alle Religion dahin abzwe- cken müsse, zuvörderst das Glück der Menschen auf der Erde zu fördern. Zuweilen kann man auch durch erschienene Engel oder durch eine künstliche Entrückung von der Erde in die Sphä- re der Geister einzelne fixe Ideen tilgen, oder ihm auf diesem Wege Befehle zur Zerstreuung, >Be- schäfftigung und andern in den Curplan einstim-
welches man in ſie hineingetragen hat, unſichtbar geworden iſt. Doch giebt es auch noch finſtere Gegenden; und neue Helden bauen dem Aber- glauben neue Throne. In dem erſten Entſtehn dieſes Wahnſinns iſt Zerſtreuung und Ableitung eine Hauptſache; nachher unterjocht man den Kranken, ſondert ihn ab, beſchäfftigt ihn unun- terbrochen durch Arbeiten, gymnaſtiſche Uebun- gen und beſonders durch Feldbau. Man bewah- ret ihn für die Anſicht unmoraliſcher Dinge, und entfernt alles von ihn, was auf Religionskultus Bezug hat. Man prüfe ſeine Neigung, und ſuche ſein Intereſſe für Dinge zu gewinnen, die auſser- halb der Religion liegen. Man übe ſeinen Ver- ſtand durch gleichgültige Gegenſtände. Endlich erſt, wenn er wieder zur Beſonnenheit gelangt iſt, mache man ihn aufmerkſam auf die Lebens- geſchichte weiſer Menſchen, deren edle Hand- lungen, auf die Thorheiten der Anachoreten und auf das Unglück, welches der Fanatismus in der Welt angerichtet hat. Man überzeuge ihn davon, daſs Brav-Handeln Gott in allen Verhältniſſen wohlgefällig ſey, und alle Religion dahin abzwe- cken müſſe, zuvörderſt das Glück der Menſchen auf der Erde zu fördern. Zuweilen kann man auch durch erſchienene Engel oder durch eine künſtliche Entrückung von der Erde in die Sphä- re der Geiſter einzelne fixe Ideen tilgen, oder ihm auf dieſem Wege Befehle zur Zerſtreuung, >Be- ſchäfftigung und andern in den Curplan einſtim-
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welches man in ſie hineingetragen hat, unſichtbar
geworden iſt. Doch giebt es auch noch finſtere
Gegenden; und neue Helden bauen dem Aber-
glauben neue Throne. In dem erſten Entſtehn
dieſes Wahnſinns iſt Zerſtreuung und Ableitung
eine Hauptſache; nachher unterjocht man den
Kranken, ſondert ihn ab, beſchäfftigt ihn unun-
terbrochen durch Arbeiten, gymnaſtiſche Uebun-
gen und beſonders durch Feldbau. Man bewah-
ret ihn für die Anſicht unmoraliſcher Dinge, und
entfernt alles von ihn, was auf Religionskultus
Bezug hat. Man prüfe ſeine Neigung, und ſuche
ſein Intereſſe für Dinge zu gewinnen, die auſser-
halb der Religion liegen. Man übe ſeinen Ver-
ſtand durch gleichgültige Gegenſtände. Endlich
erſt, wenn er wieder zur Beſonnenheit gelangt
iſt, mache man ihn aufmerkſam auf die Lebens-
geſchichte weiſer Menſchen, deren edle Hand-
lungen, auf die Thorheiten der Anachoreten und
auf das Unglück, welches der Fanatismus in der
Welt angerichtet hat. Man überzeuge ihn davon,
daſs Brav-Handeln Gott in allen Verhältniſſen
wohlgefällig ſey, und alle Religion dahin abzwe-
cken müſſe, zuvörderſt das Glück der Menſchen
auf der Erde zu fördern. Zuweilen kann man
auch durch erſchienene Engel oder durch eine
künſtliche Entrückung von der Erde in die Sphä-
re der Geiſter einzelne fixe Ideen tilgen, oder ihm
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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