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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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menden Handlungen ertheilen. Ob nicht der-
gleichen Inspirationen mehr Eingang fänden, wenn
die vermeintlichen Geister sich durch den Magne-
tismus mit den Kranken in Rapport setzten?

Einige Menschen werden durch Vorwürfe
verrückt, die sie sich mit oder ohne ihr Ver-
schulden über versäumte Pflichten gegen Gott,
sich und andere, besonders über Vernachlässigun-
gen verstorbner Verwandten und Kinder, machen.
Daher ein peinigendes Schuldgefühl ihres eignen
Gewissens; die fixe Idee des verletzten Rufs in
den Augen anderer Menschen. Sie fürchten und
glauben anfangs die Nachstellungen der Justiz, und
suchen sich vor denselben in abgelegne Schlupf-
winkel ihres Hauses zu verbergen. Allein ihr
innerer Feind folgt ihnen überall nach; deswe-
gen suchen sie nachher, was sie anfangs flohen,
werfen sich dem Nachrichter in die Arme, um
durch ihren Tod die beleidigte Gottheit zu ver-
söhnen und ihrer Quaal losszuwerden. Hier
beuge man bey Zeiten vor, zerstreue den Kran-
ken, beschäfftige ihn mit Arbeiten, entziehe ihn
dem Cirkel bekannter Verhältnisse, und bestelle
ihm im äussersten Fall ein Gericht, das ihm eine
Strafe auferlegt, die dazu geeignet ist, ihn zu
heilen, z. B. eine Strafe, die mit Reisen, mit
grossen Anstrengungen des Körpers verbunden
ist. Ein Tagelöhner, der sich während der Re-
volution in Frankreich durch einige Reden ver-
dächtig gemacht hatte, fürchtete die Guillotine,

menden Handlungen ertheilen. Ob nicht der-
gleichen Inſpirationen mehr Eingang fänden, wenn
die vermeintlichen Geiſter ſich durch den Magne-
tismus mit den Kranken in Rapport ſetzten?

Einige Menſchen werden durch Vorwürfe
verrückt, die ſie ſich mit oder ohne ihr Ver-
ſchulden über verſäumte Pflichten gegen Gott,
ſich und andere, beſonders über Vernachläſſigun-
gen verſtorbner Verwandten und Kinder, machen.
Daher ein peinigendes Schuldgefühl ihres eignen
Gewiſſens; die fixe Idee des verletzten Rufs in
den Augen anderer Menſchen. Sie fürchten und
glauben anfangs die Nachſtellungen der Juſtiz, und
ſuchen ſich vor denſelben in abgelegne Schlupf-
winkel ihres Hauſes zu verbergen. Allein ihr
innerer Feind folgt ihnen überall nach; deswe-
gen ſuchen ſie nachher, was ſie anfangs flohen,
werfen ſich dem Nachrichter in die Arme, um
durch ihren Tod die beleidigte Gottheit zu ver-
ſöhnen und ihrer Quaal loſszuwerden. Hier
beuge man bey Zeiten vor, zerſtreue den Kran-
ken, beſchäfftige ihn mit Arbeiten, entziehe ihn
dem Cirkel bekannter Verhältniſſe, und beſtelle
ihm im äuſserſten Fall ein Gericht, das ihm eine
Strafe auferlegt, die dazu geeignet iſt, ihn zu
heilen, z. B. eine Strafe, die mit Reiſen, mit
groſsen Anſtrengungen des Körpers verbunden
iſt. Ein Tagelöhner, der ſich während der Re-
volution in Frankreich durch einige Reden ver-
dächtig gemacht hatte, fürchtete die Guillotine,

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[283/0288] menden Handlungen ertheilen. Ob nicht der- gleichen Inſpirationen mehr Eingang fänden, wenn die vermeintlichen Geiſter ſich durch den Magne- tismus mit den Kranken in Rapport ſetzten? Einige Menſchen werden durch Vorwürfe verrückt, die ſie ſich mit oder ohne ihr Ver- ſchulden über verſäumte Pflichten gegen Gott, ſich und andere, beſonders über Vernachläſſigun- gen verſtorbner Verwandten und Kinder, machen. Daher ein peinigendes Schuldgefühl ihres eignen Gewiſſens; die fixe Idee des verletzten Rufs in den Augen anderer Menſchen. Sie fürchten und glauben anfangs die Nachſtellungen der Juſtiz, und ſuchen ſich vor denſelben in abgelegne Schlupf- winkel ihres Hauſes zu verbergen. Allein ihr innerer Feind folgt ihnen überall nach; deswe- gen ſuchen ſie nachher, was ſie anfangs flohen, werfen ſich dem Nachrichter in die Arme, um durch ihren Tod die beleidigte Gottheit zu ver- ſöhnen und ihrer Quaal loſszuwerden. Hier beuge man bey Zeiten vor, zerſtreue den Kran- ken, beſchäfftige ihn mit Arbeiten, entziehe ihn dem Cirkel bekannter Verhältniſſe, und beſtelle ihm im äuſserſten Fall ein Gericht, das ihm eine Strafe auferlegt, die dazu geeignet iſt, ihn zu heilen, z. B. eine Strafe, die mit Reiſen, mit groſsen Anſtrengungen des Körpers verbunden iſt. Ein Tagelöhner, der ſich während der Re- volution in Frankreich durch einige Reden ver- dächtig gemacht hatte, fürchtete die Guillotine,

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/288>, abgerufen am 24.11.2024.