Zustände des Nervensystems selbst, oder müssen wenigstens durch dasselbe zum Seelenorgan ge- langen. Das Nervensystem ist gleichsam als Aussenwerk des Seelenorgans anzusehn, ist In- strument der Sinnlichkeit, Modifikationsmittel unserer moralischen Fertigkeiten und Gehülfe der Seele. Daher müssen abnorme Einflüsse auf das- selbe oder Krankheiten in demselben die Vermö- gen der Seele mehr oder weniger verletzen. In dieser Rücksicht dürfen wir es weder überhaupt noch in seinen besonderen Verhältnissen aus dem Auge verlieren, wenn wir in der Erörterung und Behandlung der entfernten Ursachen des Wahn- sinns glücklich seyn wollen.
Zur gründlichen Erkenntniss und Cur der entfernten Ursachen des Wahnsinns würde es nöthig seyn, dass theils der Zusammenhang der absolut äusseren Potenzen mit dem Gehirn, durch die Vermittelung der Nerven, theils die specifisch eigenthümlichen Krankheiten der Organisation, die die Seelenvermögen verletzen, bestimmt an- gegeben würden. Allein beides ist uns in den meisten Fällen unmöglich. Wir sind daher ge- nöthiget, uns an die Verletzungen der Seelen- kräfte zu halten, durch welche sie sichtbar werden, und die Produkte statt der Ursachen aufzufassen. Allein nach dem Befund jener können wir diese nicht mit Zuverlässigkeit bestimmen. Denn den Seelenvermögen sind keine abgemessenen Grenzen im Nervensystem angewiesen. Die gemeinen Ner-
ven
Zuſtände des Nervenſyſtems ſelbſt, oder müſſen wenigſtens durch daſſelbe zum Seelenorgan ge- langen. Das Nervenſyſtem iſt gleichſam als Auſsenwerk des Seelenorgans anzuſehn, iſt In- ſtrument der Sinnlichkeit, Modifikationsmittel unſerer moraliſchen Fertigkeiten und Gehülfe der Seele. Daher müſſen abnorme Einflüſſe auf daſ- ſelbe oder Krankheiten in demſelben die Vermö- gen der Seele mehr oder weniger verletzen. In dieſer Rückſicht dürfen wir es weder überhaupt noch in ſeinen beſonderen Verhältniſſen aus dem Auge verlieren, wenn wir in der Erörterung und Behandlung der entfernten Urſachen des Wahn- ſinns glücklich ſeyn wollen.
Zur gründlichen Erkenntniſs und Cur der entfernten Urſachen des Wahnſinns würde es nöthig ſeyn, daſs theils der Zuſammenhang der abſolut äuſseren Potenzen mit dem Gehirn, durch die Vermittelung der Nerven, theils die ſpecifiſch eigenthümlichen Krankheiten der Organiſation, die die Seelenvermögen verletzen, beſtimmt an- gegeben würden. Allein beides iſt uns in den meiſten Fällen unmöglich. Wir ſind daher ge- nöthiget, uns an die Verletzungen der Seelen- kräfte zu halten, durch welche ſie ſichtbar werden, und die Produkte ſtatt der Urſachen aufzufaſſen. Allein nach dem Befund jener können wir dieſe nicht mit Zuverläſſigkeit beſtimmen. Denn den Seelenvermögen ſind keine abgemeſſenen Grenzen im Nervenſyſtem angewieſen. Die gemeinen Ner-
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Zuſtände des Nervenſyſtems ſelbſt, oder müſſen
wenigſtens durch daſſelbe zum Seelenorgan ge-
langen. Das Nervenſyſtem iſt gleichſam als
Auſsenwerk des Seelenorgans anzuſehn, iſt In-
ſtrument der Sinnlichkeit, Modifikationsmittel
unſerer moraliſchen Fertigkeiten und Gehülfe der
Seele. Daher müſſen abnorme Einflüſſe auf daſ-
ſelbe oder Krankheiten in demſelben die Vermö-
gen der Seele mehr oder weniger verletzen. In
dieſer Rückſicht dürfen wir es weder überhaupt
noch in ſeinen beſonderen Verhältniſſen aus dem
Auge verlieren, wenn wir in der Erörterung und
Behandlung der entfernten Urſachen des Wahn-
ſinns glücklich ſeyn wollen.
Zur gründlichen Erkenntniſs und Cur der
entfernten Urſachen des Wahnſinns würde es
nöthig ſeyn, daſs theils der Zuſammenhang der
abſolut äuſseren Potenzen mit dem Gehirn, durch
die Vermittelung der Nerven, theils die ſpecifiſch
eigenthümlichen Krankheiten der Organiſation,
die die Seelenvermögen verletzen, beſtimmt an-
gegeben würden. Allein beides iſt uns in den
meiſten Fällen unmöglich. Wir ſind daher ge-
nöthiget, uns an die Verletzungen der Seelen-
kräfte zu halten, durch welche ſie ſichtbar werden,
und die Produkte ſtatt der Urſachen aufzufaſſen.
Allein nach dem Befund jener können wir dieſe
nicht mit Zuverläſſigkeit beſtimmen. Denn den
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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