Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden,
wird derselbe alsobald von einander gepflüget, und
darnach zu gehöriger Zeit mit den Rocken bestellet.
Das achte Jahr:
Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol-
gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit
der Rocken abgefahren worden, muß man die
Stoppeln umackern lassen, welches bey uns Fäl-
gen genennet wird. Und so es wegen der vielen
Arbeit in der Ernde möglich seyn will, muß der
Acker auch sogleich bestrichen werden. Wenn nun
der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut
völlig aufgegangen, und der Acker grüne werden
will, muß man ihn abermal in schönen und tru-
ckenen Wetter ruhren und bestreichen lassen. Hier-
auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis
fünf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan-
des-Art, und das Clima leiden will, bestellte. Bey
uns gehet das späte Bestellen gar wohl an, und
an andern Orten stehet es zu versuchen. Vielmal
habe ichs versuchet, und vor gut befunden, daß ich
acht bis neun Wochen nach Michael bestellen las-
sen, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih-
nachten in die Erde gebracht, so habe ich dennoch
den schönsten Rocken erhalten. Und ich versi-
chere, daß auf solchen Rocken-Stoppeln oft bes-
serer und frischerer Rocken wächset, welcher auch
mehr ins Maaß giebet, als auf manchem gedüng-
ten Brach-Acker, auf welchen er sich überwäch-
set, lagerhaft, taub und luderich wird, und
folglich
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden,
wird derſelbe alſobald von einander gepfluͤget, und
darnach zu gehoͤriger Zeit mit den Rocken beſtellet.
Das achte Jahr:
Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol-
gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit
der Rocken abgefahren worden, muß man die
Stoppeln umackern laſſen, welches bey uns Faͤl-
gen genennet wird. Und ſo es wegen der vielen
Arbeit in der Ernde moͤglich ſeyn will, muß der
Acker auch ſogleich beſtrichen werden. Wenn nun
der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut
voͤllig aufgegangen, und der Acker gruͤne werden
will, muß man ihn abermal in ſchoͤnen und tru-
ckenen Wetter ruhren und beſtreichen laſſen. Hier-
auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis
fuͤnf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan-
des-Art, und das Clima leiden will, beſtellte. Bey
uns gehet das ſpaͤte Beſtellen gar wohl an, und
an andern Orten ſtehet es zu verſuchen. Vielmal
habe ichs verſuchet, und vor gut befunden, daß ich
acht bis neun Wochen nach Michael beſtellen laſ-
ſen, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih-
nachten in die Erde gebracht, ſo habe ich dennoch
den ſchoͤnſten Rocken erhalten. Und ich verſi-
chere, daß auf ſolchen Rocken-Stoppeln oft beſ-
ſerer und friſcherer Rocken waͤchſet, welcher auch
mehr ins Maaß giebet, als auf manchem geduͤng-
ten Brach-Acker, auf welchen er ſich uͤberwaͤch-
ſet, lagerhaft, taub und luderich wird, und
folglich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0085" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden,<lb/>
wird der&#x017F;elbe al&#x017F;obald von einander gepflu&#x0364;get, und<lb/>
darnach zu geho&#x0364;riger Zeit mit den Rocken be&#x017F;tellet.</item><lb/>
            <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Das achte Jahr:</hi> </hi> </item><lb/>
            <item>Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol-<lb/>
gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit<lb/>
der Rocken abgefahren worden, muß man die<lb/>
Stoppeln umackern la&#x017F;&#x017F;en, welches bey uns Fa&#x0364;l-<lb/>
gen genennet wird. Und &#x017F;o es wegen der vielen<lb/>
Arbeit in der Ernde mo&#x0364;glich &#x017F;eyn will, muß der<lb/>
Acker auch &#x017F;ogleich be&#x017F;trichen werden. Wenn nun<lb/>
der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut<lb/>
vo&#x0364;llig aufgegangen, und der Acker gru&#x0364;ne werden<lb/>
will, muß man ihn abermal in &#x017F;cho&#x0364;nen und tru-<lb/>
ckenen Wetter ruhren und be&#x017F;treichen la&#x017F;&#x017F;en. Hier-<lb/>
auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis<lb/>
fu&#x0364;nf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan-<lb/>
des-Art, und das Clima leiden will, be&#x017F;tellte. Bey<lb/>
uns gehet das &#x017F;pa&#x0364;te Be&#x017F;tellen gar wohl an, und<lb/>
an andern Orten &#x017F;tehet es zu ver&#x017F;uchen. Vielmal<lb/>
habe ichs ver&#x017F;uchet, und vor gut befunden, daß ich<lb/>
acht bis neun Wochen nach Michael be&#x017F;tellen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih-<lb/>
nachten in die Erde gebracht, &#x017F;o habe ich dennoch<lb/>
den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Rocken erhalten. Und ich ver&#x017F;i-<lb/>
chere, daß auf &#x017F;olchen Rocken-Stoppeln oft be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erer und fri&#x017F;cherer Rocken wa&#x0364;ch&#x017F;et, welcher auch<lb/>
mehr ins Maaß giebet, als auf manchem gedu&#x0364;ng-<lb/>
ten Brach-Acker, auf welchen er &#x017F;ich u&#x0364;berwa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;et, lagerhaft, taub und luderich wird, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">folglich</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0085] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden, wird derſelbe alſobald von einander gepfluͤget, und darnach zu gehoͤriger Zeit mit den Rocken beſtellet. Das achte Jahr: Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol- gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit der Rocken abgefahren worden, muß man die Stoppeln umackern laſſen, welches bey uns Faͤl- gen genennet wird. Und ſo es wegen der vielen Arbeit in der Ernde moͤglich ſeyn will, muß der Acker auch ſogleich beſtrichen werden. Wenn nun der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut voͤllig aufgegangen, und der Acker gruͤne werden will, muß man ihn abermal in ſchoͤnen und tru- ckenen Wetter ruhren und beſtreichen laſſen. Hier- auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis fuͤnf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan- des-Art, und das Clima leiden will, beſtellte. Bey uns gehet das ſpaͤte Beſtellen gar wohl an, und an andern Orten ſtehet es zu verſuchen. Vielmal habe ichs verſuchet, und vor gut befunden, daß ich acht bis neun Wochen nach Michael beſtellen laſ- ſen, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih- nachten in die Erde gebracht, ſo habe ich dennoch den ſchoͤnſten Rocken erhalten. Und ich verſi- chere, daß auf ſolchen Rocken-Stoppeln oft beſ- ſerer und friſcherer Rocken waͤchſet, welcher auch mehr ins Maaß giebet, als auf manchem geduͤng- ten Brach-Acker, auf welchen er ſich uͤberwaͤch- ſet, lagerhaft, taub und luderich wird, und folglich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/85
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/85>, abgerufen am 21.11.2024.