sen-Rändern hin und wieder, wie auch in vielen an- dern Fluren anzutreffen.
Es kan das Esparsett-Kraut, eben so wohl wie die oben beschriebene Luserne, mit grosen Nu- tzen den Sommer über grüne vor das Melk- oder andere Rind-Viehe zur Fütterung nach und nach abgeschnitten und gebrauchet werden, und ist den ordentlichen Wiesen Grase merklich vorzuziehen. Wenn der Esparsett zu rechter Zeit, nemlich in oder nach seiner Blüte, im Junius oder Julius, abge- mähet, und zu Heu gemachet wird, so dienet er auch ungemein vor die Pferde, so, daß man we- gen dessen guter Nahrung kaum die Helfte des sonst gehörigen Hafers den Pferden vorzuschütten brauchet.
Es giebt bey uns Dörfer, wo nicht viel, oder auch gar kein Wiesenwachs ist, daher viele Bauers- Leute sich in einer Zeit von 30 Jahren stark darauf beflissen den Esparsett anzubauen. Man kan ihn drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte- rung giebet, vor das Viehe grüne abschneiden. Will man ihn aber zum Heu gebrauchen, so darf man solchen nicht eher abmähen lassen, bis er erstlich ver- blühet, und in seinen Hülsen die Samen-Körner etwas angesetzet hat; denn die in den Samen- Capseln befindliche verwelkte Körner, geben den Pferden den Winter über die beste Nahrung. Und ob es gleich, wenn er in der Blüte abgemähet wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe, weil es weicher und gelinder wird, solches noch lie- ber angehet, so behält doch das nach der Verblü-
hung
6. Cap. Von verſchiedlichen
ſen-Raͤndern hin und wieder, wie auch in vielen an- dern Fluren anzutreffen.
Es kan das Eſparſett-Kraut, eben ſo wohl wie die oben beſchriebene Luſerne, mit groſen Nu- tzen den Sommer uͤber gruͤne vor das Melk- oder andere Rind-Viehe zur Fuͤtterung nach und nach abgeſchnitten und gebrauchet werden, und iſt den ordentlichen Wieſen Graſe merklich vorzuziehen. Wenn der Eſparſett zu rechter Zeit, nemlich in oder nach ſeiner Bluͤte, im Junius oder Julius, abge- maͤhet, und zu Heu gemachet wird, ſo dienet er auch ungemein vor die Pferde, ſo, daß man we- gen deſſen guter Nahrung kaum die Helfte des ſonſt gehoͤrigen Hafers den Pferden vorzuſchuͤtten brauchet.
Es giebt bey uns Doͤrfer, wo nicht viel, oder auch gar kein Wieſenwachs iſt, daher viele Bauers- Leute ſich in einer Zeit von 30 Jahren ſtark darauf befliſſen den Eſparſett anzubauen. Man kan ihn drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte- rung giebet, vor das Viehe gruͤne abſchneiden. Will man ihn aber zum Heu gebrauchen, ſo darf man ſolchen nicht eher abmaͤhen laſſen, bis er erſtlich ver- bluͤhet, und in ſeinen Huͤlſen die Samen-Koͤrner etwas angeſetzet hat; denn die in den Samen- Capſeln befindliche verwelkte Koͤrner, geben den Pferden den Winter uͤber die beſte Nahrung. Und ob es gleich, wenn er in der Bluͤte abgemaͤhet wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe, weil es weicher und gelinder wird, ſolches noch lie- ber angehet, ſo behaͤlt doch das nach der Verbluͤ-
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6. Cap. Von verſchiedlichen
ſen-Raͤndern hin und wieder, wie auch in vielen an-
dern Fluren anzutreffen.
Es kan das Eſparſett-Kraut, eben ſo wohl
wie die oben beſchriebene Luſerne, mit groſen Nu-
tzen den Sommer uͤber gruͤne vor das Melk- oder
andere Rind-Viehe zur Fuͤtterung nach und nach
abgeſchnitten und gebrauchet werden, und iſt den
ordentlichen Wieſen Graſe merklich vorzuziehen.
Wenn der Eſparſett zu rechter Zeit, nemlich in oder
nach ſeiner Bluͤte, im Junius oder Julius, abge-
maͤhet, und zu Heu gemachet wird, ſo dienet er
auch ungemein vor die Pferde, ſo, daß man we-
gen deſſen guter Nahrung kaum die Helfte des
ſonſt gehoͤrigen Hafers den Pferden vorzuſchuͤtten
brauchet.
Es giebt bey uns Doͤrfer, wo nicht viel, oder
auch gar kein Wieſenwachs iſt, daher viele Bauers-
Leute ſich in einer Zeit von 30 Jahren ſtark darauf
befliſſen den Eſparſett anzubauen. Man kan ihn
drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte-
rung giebet, vor das Viehe gruͤne abſchneiden. Will
man ihn aber zum Heu gebrauchen, ſo darf man
ſolchen nicht eher abmaͤhen laſſen, bis er erſtlich ver-
bluͤhet, und in ſeinen Huͤlſen die Samen-Koͤrner
etwas angeſetzet hat; denn die in den Samen-
Capſeln befindliche verwelkte Koͤrner, geben den
Pferden den Winter uͤber die beſte Nahrung. Und
ob es gleich, wenn er in der Bluͤte abgemaͤhet
wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe,
weil es weicher und gelinder wird, ſolches noch lie-
ber angehet, ſo behaͤlt doch das nach der Verbluͤ-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/233>, abgerufen am 16.02.2025.
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