Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

und Einsamlung derer Samen.
wahrung hinlegen lässet, wodurch er reifer, mür-
ber und volkommener wird. Denn so ein Same
seine Volkommenheit überkomt, so kan er auch bey
dem Säen und Aufgehen eine volkommene Pflan-
ze hervorbringen, auch bleibt solcher einige Jahre
länger gut, daß er noch zur Aussaat kan gebrauchet
werden. Ein jeder Same hat auch seine gewisse
Jahres-Zeit, in welcher er reif zu werden pfleget;
doch machet auch unterweilen die Jahres-Witte-
rung einen Unterschied, daß mancher eher auch
langsamer reif wird.

Aller eingeschrumpfte und nicht zur volkom-
menen Reifung gelangte Same ist nicht völlig zu
verwerfen: denn es bringt es, wie albereit gedacht
worden, unterweilen die Witterung mit sich, daß
man vor der Zeit den Samen abnehmen muß, ob
solcher gleich zwey bis drey Wochen hätte länger
stehen sollen.

Z. E. Es geschahe in dem 1749sten Jahre,
im Monat Julio, daß es über 4 Wochen nach ein-
ander bey uns regnete, und also wegen vieler Nässe
die Samen-Stauden, als Wirsing, Cappes oder
Kopf-Kohl, und noch andere Sorten derer runden
Samen mehr, vor der Zeit anfiengen gelbe zu
werden, obschon die Samen-Capseln mit ihren
Körnern noch nicht völlig gewachsen waren: da-
hero meine Gärtner genöthiget wurden, solchen
abzuschneiden, und so dieses nicht geschehen wä-
re, würden solche vollends verdorben und verfault
seyn. Als aber nachhero gut Wetter sich einstel-
lete, und diese Samen in das Reine gebracht

wur-

und Einſamlung derer Samen.
wahrung hinlegen laͤſſet, wodurch er reifer, muͤr-
ber und volkommener wird. Denn ſo ein Same
ſeine Volkommenheit uͤberkomt, ſo kan er auch bey
dem Saͤen und Aufgehen eine volkommene Pflan-
ze hervorbringen, auch bleibt ſolcher einige Jahre
laͤnger gut, daß er noch zur Ausſaat kan gebrauchet
werden. Ein jeder Same hat auch ſeine gewiſſe
Jahres-Zeit, in welcher er reif zu werden pfleget;
doch machet auch unterweilen die Jahres-Witte-
rung einen Unterſchied, daß mancher eher auch
langſamer reif wird.

Aller eingeſchrumpfte und nicht zur volkom-
menen Reifung gelangte Same iſt nicht voͤllig zu
verwerfen: denn es bringt es, wie albereit gedacht
worden, unterweilen die Witterung mit ſich, daß
man vor der Zeit den Samen abnehmen muß, ob
ſolcher gleich zwey bis drey Wochen haͤtte laͤnger
ſtehen ſollen.

Z. E. Es geſchahe in dem 1749ſten Jahre,
im Monat Julio, daß es uͤber 4 Wochen nach ein-
ander bey uns regnete, und alſo wegen vieler Naͤſſe
die Samen-Stauden, als Wirſing, Cappes oder
Kopf-Kohl, und noch andere Sorten derer runden
Samen mehr, vor der Zeit anfiengen gelbe zu
werden, obſchon die Samen-Capſeln mit ihren
Koͤrnern noch nicht voͤllig gewachſen waren: da-
hero meine Gaͤrtner genoͤthiget wurden, ſolchen
abzuſchneiden, und ſo dieſes nicht geſchehen waͤ-
re, wuͤrden ſolche vollends verdorben und verfault
ſeyn. Als aber nachhero gut Wetter ſich einſtel-
lete, und dieſe Samen in das Reine gebracht

wur-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Ein&#x017F;amlung derer Samen.</hi></fw><lb/>
wahrung hinlegen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, wodurch er reifer, mu&#x0364;r-<lb/>
ber und volkommener wird. Denn &#x017F;o ein Same<lb/>
&#x017F;eine Volkommenheit u&#x0364;berkomt, &#x017F;o kan er auch bey<lb/>
dem Sa&#x0364;en und Aufgehen eine volkommene Pflan-<lb/>
ze hervorbringen, auch bleibt &#x017F;olcher einige Jahre<lb/>
la&#x0364;nger gut, daß er noch zur Aus&#x017F;aat kan gebrauchet<lb/>
werden. Ein jeder Same hat auch &#x017F;eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Jahres-Zeit, in welcher er reif zu werden pfleget;<lb/>
doch machet auch unterweilen die Jahres-Witte-<lb/>
rung einen Unter&#x017F;chied, daß mancher eher auch<lb/>
lang&#x017F;amer reif wird.</p><lb/>
        <p>Aller einge&#x017F;chrumpfte und nicht zur volkom-<lb/>
menen Reifung gelangte Same i&#x017F;t nicht vo&#x0364;llig zu<lb/>
verwerfen: denn es bringt es, wie albereit gedacht<lb/>
worden, unterweilen die Witterung mit &#x017F;ich, daß<lb/>
man vor der Zeit den Samen abnehmen muß, ob<lb/>
&#x017F;olcher gleich zwey bis drey Wochen ha&#x0364;tte la&#x0364;nger<lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;ollen.</p><lb/>
        <p>Z. E. Es ge&#x017F;chahe in dem 1749&#x017F;ten Jahre,<lb/>
im Monat Julio, daß es u&#x0364;ber 4 Wochen nach ein-<lb/>
ander bey uns regnete, und al&#x017F;o wegen vieler Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
die Samen-Stauden, als Wir&#x017F;ing, Cappes oder<lb/>
Kopf-Kohl, und noch andere Sorten derer runden<lb/>
Samen mehr, vor der Zeit anfiengen gelbe zu<lb/>
werden, ob&#x017F;chon die Samen-Cap&#x017F;eln mit ihren<lb/>
Ko&#x0364;rnern noch nicht vo&#x0364;llig gewach&#x017F;en waren: da-<lb/>
hero meine Ga&#x0364;rtner geno&#x0364;thiget wurden, &#x017F;olchen<lb/>
abzu&#x017F;chneiden, und &#x017F;o die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chehen wa&#x0364;-<lb/>
re, wu&#x0364;rden &#x017F;olche vollends verdorben und verfault<lb/>
&#x017F;eyn. Als aber nachhero gut Wetter &#x017F;ich ein&#x017F;tel-<lb/>
lete, und die&#x017F;e Samen in das Reine gebracht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wur-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0098] und Einſamlung derer Samen. wahrung hinlegen laͤſſet, wodurch er reifer, muͤr- ber und volkommener wird. Denn ſo ein Same ſeine Volkommenheit uͤberkomt, ſo kan er auch bey dem Saͤen und Aufgehen eine volkommene Pflan- ze hervorbringen, auch bleibt ſolcher einige Jahre laͤnger gut, daß er noch zur Ausſaat kan gebrauchet werden. Ein jeder Same hat auch ſeine gewiſſe Jahres-Zeit, in welcher er reif zu werden pfleget; doch machet auch unterweilen die Jahres-Witte- rung einen Unterſchied, daß mancher eher auch langſamer reif wird. Aller eingeſchrumpfte und nicht zur volkom- menen Reifung gelangte Same iſt nicht voͤllig zu verwerfen: denn es bringt es, wie albereit gedacht worden, unterweilen die Witterung mit ſich, daß man vor der Zeit den Samen abnehmen muß, ob ſolcher gleich zwey bis drey Wochen haͤtte laͤnger ſtehen ſollen. Z. E. Es geſchahe in dem 1749ſten Jahre, im Monat Julio, daß es uͤber 4 Wochen nach ein- ander bey uns regnete, und alſo wegen vieler Naͤſſe die Samen-Stauden, als Wirſing, Cappes oder Kopf-Kohl, und noch andere Sorten derer runden Samen mehr, vor der Zeit anfiengen gelbe zu werden, obſchon die Samen-Capſeln mit ihren Koͤrnern noch nicht voͤllig gewachſen waren: da- hero meine Gaͤrtner genoͤthiget wurden, ſolchen abzuſchneiden, und ſo dieſes nicht geſchehen waͤ- re, wuͤrden ſolche vollends verdorben und verfault ſeyn. Als aber nachhero gut Wetter ſich einſtel- lete, und dieſe Samen in das Reine gebracht wur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/98
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/98>, abgerufen am 27.04.2024.