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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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9. Cap. Vom Einernten
wurden, waren die Samen sehr kleine, einge-
schrumpfet und unansehnlich: jedoch musten sowol
die Fremden als ich selbsten diese Samen nach Ja-
cobi zu den Winter-Pflanzen aussäen lassen, in-
dem kein Vorrath mehr vorhanden war.

Das erste und andere Jahr ist solcher Same
endlich noch zu gebrauchen, aber das dritte Jahr
wird sehr wenig oder gar nichts von dergleichen
Körnern aufgehen. Wenn aber ein solcher Same
seine völlige Reifnng erlanget, so bleibet er zum
wenigsten 6 bis 7 Jahr gut.

Es pfleget auch zuweilen zu geschehen, daß
theils Gärtner es machen wie die armen Bauer-
Leute, welche, wenn sie kein Brod mehr haben, vor
der Ernte das Korn, ehe es recht reif und dürre ge-
worden, hinweg schneiden müssen, und dieses wird
von ihnen Noth-Korn genennet. Eben also geht
es auch bey einigen Gärtnern, wenn sie zu denen
Winter-Pflanzen ihre Samen aussäen sollen, und
gleichwol bey herannahender Säe-Zeit noch kein
Same vorhanden ist, so werden sie genöthiget, die
allerbesten und reifesten Spitzen derer Samen-
Stauden abzuschneiden, damit sie solchen dürre
und reine machen, und zur Aussaat gebrauchen
können. Ob nun gleich die Körner kleine und ein-
geschrumpft sind, so müssen sie dennoch zur Saat
dienen, und dieses nennen sie Nothreif. Bey die-
sem allen ist am rathsamsten, daß ein jeder sich da-
hin befleißige, auf ein Jahr Vorrath aufzubehal-
ten, damit man nicht nöthig habe dergleichen Ar-
beit vorzunehmen. Bey Einsamlung derer Sa-

men

9. Cap. Vom Einernten
wurden, waren die Samen ſehr kleine, einge-
ſchrumpfet und unanſehnlich: jedoch muſten ſowol
die Fremden als ich ſelbſten dieſe Samen nach Ja-
cobi zu den Winter-Pflanzen ausſaͤen laſſen, in-
dem kein Vorrath mehr vorhanden war.

Das erſte und andere Jahr iſt ſolcher Same
endlich noch zu gebrauchen, aber das dritte Jahr
wird ſehr wenig oder gar nichts von dergleichen
Koͤrnern aufgehen. Wenn aber ein ſolcher Same
ſeine voͤllige Reifnng erlanget, ſo bleibet er zum
wenigſten 6 bis 7 Jahr gut.

Es pfleget auch zuweilen zu geſchehen, daß
theils Gaͤrtner es machen wie die armen Bauer-
Leute, welche, wenn ſie kein Brod mehr haben, vor
der Ernte das Korn, ehe es recht reif und duͤrre ge-
worden, hinweg ſchneiden muͤſſen, und dieſes wird
von ihnen Noth-Korn genennet. Eben alſo geht
es auch bey einigen Gaͤrtnern, wenn ſie zu denen
Winter-Pflanzen ihre Samen ausſaͤen ſollen, und
gleichwol bey herannahender Saͤe-Zeit noch kein
Same vorhanden iſt, ſo werden ſie genoͤthiget, die
allerbeſten und reifeſten Spitzen derer Samen-
Stauden abzuſchneiden, damit ſie ſolchen duͤrre
und reine machen, und zur Ausſaat gebrauchen
koͤnnen. Ob nun gleich die Koͤrner kleine und ein-
geſchrumpft ſind, ſo muͤſſen ſie dennoch zur Saat
dienen, und dieſes nennen ſie Nothreif. Bey die-
ſem allen iſt am rathſamſten, daß ein jeder ſich da-
hin befleißige, auf ein Jahr Vorrath aufzubehal-
ten, damit man nicht noͤthig habe dergleichen Ar-
beit vorzunehmen. Bey Einſamlung derer Sa-

men
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[78/0099] 9. Cap. Vom Einernten wurden, waren die Samen ſehr kleine, einge- ſchrumpfet und unanſehnlich: jedoch muſten ſowol die Fremden als ich ſelbſten dieſe Samen nach Ja- cobi zu den Winter-Pflanzen ausſaͤen laſſen, in- dem kein Vorrath mehr vorhanden war. Das erſte und andere Jahr iſt ſolcher Same endlich noch zu gebrauchen, aber das dritte Jahr wird ſehr wenig oder gar nichts von dergleichen Koͤrnern aufgehen. Wenn aber ein ſolcher Same ſeine voͤllige Reifnng erlanget, ſo bleibet er zum wenigſten 6 bis 7 Jahr gut. Es pfleget auch zuweilen zu geſchehen, daß theils Gaͤrtner es machen wie die armen Bauer- Leute, welche, wenn ſie kein Brod mehr haben, vor der Ernte das Korn, ehe es recht reif und duͤrre ge- worden, hinweg ſchneiden muͤſſen, und dieſes wird von ihnen Noth-Korn genennet. Eben alſo geht es auch bey einigen Gaͤrtnern, wenn ſie zu denen Winter-Pflanzen ihre Samen ausſaͤen ſollen, und gleichwol bey herannahender Saͤe-Zeit noch kein Same vorhanden iſt, ſo werden ſie genoͤthiget, die allerbeſten und reifeſten Spitzen derer Samen- Stauden abzuſchneiden, damit ſie ſolchen duͤrre und reine machen, und zur Ausſaat gebrauchen koͤnnen. Ob nun gleich die Koͤrner kleine und ein- geſchrumpft ſind, ſo muͤſſen ſie dennoch zur Saat dienen, und dieſes nennen ſie Nothreif. Bey die- ſem allen iſt am rathſamſten, daß ein jeder ſich da- hin befleißige, auf ein Jahr Vorrath aufzubehal- ten, damit man nicht noͤthig habe dergleichen Ar- beit vorzunehmen. Bey Einſamlung derer Sa- men

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/99>, abgerufen am 23.11.2024.