Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.Samen auf einen Acker säen sol. Erde in viel Neben-Zacken aus einander. 2) Ver-ursachet auch dergleichen Theilung der Wurzeln, wenn der Acker darzu vorher frisch gedünget wird, welches viele Leute aus Unverstand zu thun pfle- gen, und dadurch grössere Möhren zu bekommen. Denn wenn die jungen Möhren oder ihre Würzel- gen auf den Mist kommen, welcher noch nicht völlig verfaulet ist, so theilen sie sich gewaltig in Neben- Wurzeln. 3) Trägt auch hierzu vieles bey, wenn das Wurzel-Werk überhaupt, wovon man Sa- men ziehen wil, unvernünftig, und nur obenhin, sie mögen krum oder hückerigt seyn, oder nicht, hierzu genommen werden. Eine Unwahrheit und Aberglauben ist es ge
Samen auf einen Acker ſaͤen ſol. Erde in viel Neben-Zacken aus einander. 2) Ver-urſachet auch dergleichen Theilung der Wurzeln, wenn der Acker darzu vorher friſch geduͤnget wird, welches viele Leute aus Unverſtand zu thun pfle- gen, und dadurch groͤſſere Moͤhren zu bekommen. Denn wenn die jungen Moͤhren oder ihre Wuͤrzel- gen auf den Miſt kommen, welcher noch nicht voͤllig verfaulet iſt, ſo theilen ſie ſich gewaltig in Neben- Wurzeln. 3) Traͤgt auch hierzu vieles bey, wenn das Wurzel-Werk uͤberhaupt, wovon man Sa- men ziehen wil, unvernuͤnftig, und nur obenhin, ſie moͤgen krum oder huͤckerigt ſeyn, oder nicht, hierzu genommen werden. Eine Unwahrheit und Aberglauben iſt es ge
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0146" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Samen auf einen Acker ſaͤen ſol.</hi></fw><lb/> Erde in viel Neben-Zacken aus einander. 2) Ver-<lb/> urſachet auch dergleichen Theilung der Wurzeln,<lb/> wenn der Acker darzu vorher friſch geduͤnget wird,<lb/> welches viele Leute aus Unverſtand zu thun pfle-<lb/> gen, und dadurch groͤſſere Moͤhren zu bekommen.<lb/> Denn wenn die jungen Moͤhren oder ihre Wuͤrzel-<lb/> gen auf den Miſt kommen, welcher noch nicht voͤllig<lb/> verfaulet iſt, ſo theilen ſie ſich gewaltig in Neben-<lb/> Wurzeln. 3) Traͤgt auch hierzu vieles bey, wenn<lb/> das Wurzel-Werk uͤberhaupt, wovon man Sa-<lb/> men ziehen wil, unvernuͤnftig, und nur obenhin,<lb/> ſie moͤgen krum oder huͤckerigt ſeyn, oder nicht,<lb/> hierzu genommen werden.</p><lb/> <p>Eine Unwahrheit und Aberglauben iſt es<lb/> auch, wenn theils Leute vorgeben, wo die Moͤhren<lb/> nicht vor dem Tage Michaelis oder gleich darnach<lb/> herausgenommen oder ausgehacket wuͤrden, ſo be-<lb/> kaͤmen ſie, Roſt oder Eiſen-Flecken, welches aber<lb/> eben ſo unrichtig und einfaͤltig iſt als das vorige.<lb/> Vielmal ja faſt alle Jahre laſſe ich ſolche 3, 4 bis 5<lb/> Wochen, wegen Mangel der Zeit nach dem Mi-<lb/> chaelis-Tage noch in der Erden ſtehen, und doch ha-<lb/> be ich dergleichen Roſt- oder Eiſen-Flecke niemals<lb/> gefunden, wohl aber habe dieſelben wahrgenom-<lb/> men in ſolchen Jahren, wenn es viele Engerlinge<lb/> oder anderes Gewuͤrme in der Erden gegeben hat,<lb/> welche ſowol die Moͤhren, wie auch anderes Ge-<lb/> wuͤrzlich benaget, woraus dergleichen Roſt und an-<lb/> dere Flecken entſtehen, und wenn ſolche Jahre ein-<lb/> fallen, daß es viele dergleichen Ungeziefer giebt, ſo<lb/> bekomt das Gewuͤrzlich ſechs Wochen vor dem Ta-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0146]
Samen auf einen Acker ſaͤen ſol.
Erde in viel Neben-Zacken aus einander. 2) Ver-
urſachet auch dergleichen Theilung der Wurzeln,
wenn der Acker darzu vorher friſch geduͤnget wird,
welches viele Leute aus Unverſtand zu thun pfle-
gen, und dadurch groͤſſere Moͤhren zu bekommen.
Denn wenn die jungen Moͤhren oder ihre Wuͤrzel-
gen auf den Miſt kommen, welcher noch nicht voͤllig
verfaulet iſt, ſo theilen ſie ſich gewaltig in Neben-
Wurzeln. 3) Traͤgt auch hierzu vieles bey, wenn
das Wurzel-Werk uͤberhaupt, wovon man Sa-
men ziehen wil, unvernuͤnftig, und nur obenhin,
ſie moͤgen krum oder huͤckerigt ſeyn, oder nicht,
hierzu genommen werden.
Eine Unwahrheit und Aberglauben iſt es
auch, wenn theils Leute vorgeben, wo die Moͤhren
nicht vor dem Tage Michaelis oder gleich darnach
herausgenommen oder ausgehacket wuͤrden, ſo be-
kaͤmen ſie, Roſt oder Eiſen-Flecken, welches aber
eben ſo unrichtig und einfaͤltig iſt als das vorige.
Vielmal ja faſt alle Jahre laſſe ich ſolche 3, 4 bis 5
Wochen, wegen Mangel der Zeit nach dem Mi-
chaelis-Tage noch in der Erden ſtehen, und doch ha-
be ich dergleichen Roſt- oder Eiſen-Flecke niemals
gefunden, wohl aber habe dieſelben wahrgenom-
men in ſolchen Jahren, wenn es viele Engerlinge
oder anderes Gewuͤrme in der Erden gegeben hat,
welche ſowol die Moͤhren, wie auch anderes Ge-
wuͤrzlich benaget, woraus dergleichen Roſt und an-
dere Flecken entſtehen, und wenn ſolche Jahre ein-
fallen, daß es viele dergleichen Ungeziefer giebt, ſo
bekomt das Gewuͤrzlich ſechs Wochen vor dem Ta-
ge
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |