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Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.

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bis zur Decke emporreichenden Aktenbehälter. Die Arbeitszimmer
der Presse im Zwischengeschoss weisen eine gediegene und elegante
Einrichtung auf, insbesondere ist der als Erfrischungsraum dienende
langgestreckte Saal durch eine poesievolle farbige Behandlung des
Innern ausgezeichnet. Im Erdgeschoss sind die Räume für die
Stenographen mit einer behaglichen Eleganz höchst praktisch ein¬
gerichtet. Die beiden grossen Säle der Botenmeisterei erhalten
gleichfalls bei all der einfachen Ausstattung durch glückliche Farben¬
töne ein anmuthendes Gepräge. Die besondere Sehenswürdigkeit
des Erdgeschosses aber ist die gewaltige Küchenanlage, in
welcher Wittig eine Musterleistung von hervorragender Bedeu¬
tung geschaffen hat. Selbstverständlich sind hier die Einrichtungen
mit allen Errungenschaften der modernen Technik in's Werk gesetzt.
Der Betrieb geschieht mit Gasheizung. Die einzelnen Theile der
Küche greifen in einer logischen Folge in einander. Der Chef der
Küche besitzt einen abgesonderten, wohlig eingerichteten Raum, der
aus einem Comptoir und einem Kneipzimmer besteht. Von hier aus
sind alle Abtheilungen der Anlage bequem zu überblicken und zu
kontrolliren. Vom Büffetraum des Erfrischungssaales führen Treppen
und Aufzüge in das Erdgeschoss herab. Die Speisenabgabe erfolgt
an einem Schalter mit besonderen Wärmvorrichtungen. Dahinter liegt
der Hauptküchenraum, der, 9,19 m lang und 10,87 m tief, die Herd¬
anlagen mit allen Finessen der modernen Kochkunst enthält. Die
lichte, ebenso bequeme wie praktisch gegliederte Einrichtung verräth
das Walten des Architekten, der bei aller Prosa der Aufgabe doch
auch wieder ästhetische Gesichtspunkte sich zur Norm genommen.
Die Herde, Bratöfen, Bratspiess- und Roastanlagen, ferner die Back¬
öfen und Wärmspinden sind von Senking in Hildesheim, die zahl¬
reichen Spüleinrichtungen von Grove, die Eisbehälter, Weinschränke etc.
von Bertuch und die Küchenmöbel und Tischlerarbeiten von der
Firma Pfaff geliefert. Im Hintertreffen gliedern sich die Räume
für das Herrichten der Speisen, für das Putzen der Gemüse, das
Schlachten der Fische und für die Reinigung des Geschirrs. Der

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bis zur Decke emporreichenden Aktenbehälter. Die Arbeitszimmer
der Presse im Zwischengeschoss weisen eine gediegene und elegante
Einrichtung auf, insbesondere ist der als Erfrischungsraum dienende
langgestreckte Saal durch eine poesievolle farbige Behandlung des
Innern ausgezeichnet. Im Erdgeschoss sind die Räume für die
Stenographen mit einer behaglichen Eleganz höchst praktisch ein¬
gerichtet. Die beiden grossen Säle der Botenmeisterei erhalten
gleichfalls bei all der einfachen Ausstattung durch glückliche Farben¬
töne ein anmuthendes Gepräge. Die besondere Sehenswürdigkeit
des Erdgeschosses aber ist die gewaltige Küchenanlage, in
welcher Wittig eine Musterleistung von hervorragender Bedeu¬
tung geschaffen hat. Selbstverständlich sind hier die Einrichtungen
mit allen Errungenschaften der modernen Technik in's Werk gesetzt.
Der Betrieb geschieht mit Gasheizung. Die einzelnen Theile der
Küche greifen in einer logischen Folge in einander. Der Chef der
Küche besitzt einen abgesonderten, wohlig eingerichteten Raum, der
aus einem Comptoir und einem Kneipzimmer besteht. Von hier aus
sind alle Abtheilungen der Anlage bequem zu überblicken und zu
kontrolliren. Vom Büffetraum des Erfrischungssaales führen Treppen
und Aufzüge in das Erdgeschoss herab. Die Speisenabgabe erfolgt
an einem Schalter mit besonderen Wärmvorrichtungen. Dahinter liegt
der Hauptküchenraum, der, 9,19 m lang und 10,87 m tief, die Herd¬
anlagen mit allen Finessen der modernen Kochkunst enthält. Die
lichte, ebenso bequeme wie praktisch gegliederte Einrichtung verräth
das Walten des Architekten, der bei aller Prosa der Aufgabe doch
auch wieder ästhetische Gesichtspunkte sich zur Norm genommen.
Die Herde, Bratöfen, Bratspiess- und Roastanlagen, ferner die Back¬
öfen und Wärmspinden sind von Senking in Hildesheim, die zahl¬
reichen Spüleinrichtungen von Grove, die Eisbehälter, Weinschränke etc.
von Bertuch und die Küchenmöbel und Tischlerarbeiten von der
Firma Pfaff geliefert. Im Hintertreffen gliedern sich die Räume
für das Herrichten der Speisen, für das Putzen der Gemüse, das
Schlachten der Fische und für die Reinigung des Geschirrs. Der

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[51/0057] bis zur Decke emporreichenden Aktenbehälter. Die Arbeitszimmer der Presse im Zwischengeschoss weisen eine gediegene und elegante Einrichtung auf, insbesondere ist der als Erfrischungsraum dienende langgestreckte Saal durch eine poesievolle farbige Behandlung des Innern ausgezeichnet. Im Erdgeschoss sind die Räume für die Stenographen mit einer behaglichen Eleganz höchst praktisch ein¬ gerichtet. Die beiden grossen Säle der Botenmeisterei erhalten gleichfalls bei all der einfachen Ausstattung durch glückliche Farben¬ töne ein anmuthendes Gepräge. Die besondere Sehenswürdigkeit des Erdgeschosses aber ist die gewaltige Küchenanlage, in welcher Wittig eine Musterleistung von hervorragender Bedeu¬ tung geschaffen hat. Selbstverständlich sind hier die Einrichtungen mit allen Errungenschaften der modernen Technik in's Werk gesetzt. Der Betrieb geschieht mit Gasheizung. Die einzelnen Theile der Küche greifen in einer logischen Folge in einander. Der Chef der Küche besitzt einen abgesonderten, wohlig eingerichteten Raum, der aus einem Comptoir und einem Kneipzimmer besteht. Von hier aus sind alle Abtheilungen der Anlage bequem zu überblicken und zu kontrolliren. Vom Büffetraum des Erfrischungssaales führen Treppen und Aufzüge in das Erdgeschoss herab. Die Speisenabgabe erfolgt an einem Schalter mit besonderen Wärmvorrichtungen. Dahinter liegt der Hauptküchenraum, der, 9,19 m lang und 10,87 m tief, die Herd¬ anlagen mit allen Finessen der modernen Kochkunst enthält. Die lichte, ebenso bequeme wie praktisch gegliederte Einrichtung verräth das Walten des Architekten, der bei aller Prosa der Aufgabe doch auch wieder ästhetische Gesichtspunkte sich zur Norm genommen. Die Herde, Bratöfen, Bratspiess- und Roastanlagen, ferner die Back¬ öfen und Wärmspinden sind von Senking in Hildesheim, die zahl¬ reichen Spüleinrichtungen von Grove, die Eisbehälter, Weinschränke etc. von Bertuch und die Küchenmöbel und Tischlerarbeiten von der Firma Pfaff geliefert. Im Hintertreffen gliedern sich die Räume für das Herrichten der Speisen, für das Putzen der Gemüse, das Schlachten der Fische und für die Reinigung des Geschirrs. Der 4 *

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Zitationshilfe: Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rapsilber_reichstagsgebaeude_1895/57>, abgerufen am 02.05.2024.