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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Verfolgung der Prediger.
Kaiser nunmehr ausübte, den Character einer gehässigen Ge-
waltsamkeit.

Nachdem man sich der Gemeinheiten versichert, kam
man nun an die Einzelnen: vor allem an die Prediger. Es
waren noch fast überall die Männer die in den ersten Zei-
ten der Gefahr sich erhoben, alle Wechselfälle die seitdem
vorgekommen, bestanden, an der Entwickelung der dogmati-
schen Festsetzungen lebendigen Antheil genommen, die kirch-
lichen Einrichtungen ausgebildet hatten; ihr Name war vor
dem Volke gleichsam die Sache selbst. Die Frage ward an sie
gerichtet, ob sie nun auch festhalten, oder im Angesicht des
Unglücks, das ihnen ohne allen Zweifel bevorstand, nach-
geben würden.

Die ehrlichen, frommen, beherzten Männer zweifelten
nicht: sie zogen vor, das Unglück über sich ergehn zu lassen.

Noch unter den Augen des Kaisers, in Augsburg er-
klärte Wolfgang Meuslin dem Rath, er könne und wolle
das Interim nicht annehmen: auch nur den Chorrock, von
dem zunächst die Rede war, könne er nicht anziehen: nicht
als ob daran so viel gelegen wäre: aber er habe dagegen
gepredigt: er könne es nicht thun. Er dankte dem Rath
für die Wohlthaten die er in Augsburg genossen, und ver-
ließ die Stadt unverzüglich.

Vergebens hatte Agricola die Prediger in Nürnberg für
seine Formel zu gewinnen gesucht. Veit Diedrich, so mild
er sonst war, gab zu erkennen, in der Annahme derselben
würde eine Verleugnung des evangelischen Glaubens liegen.
Als der Rath den Predigern seinen Entschluß ankündigte,
das Interim anzunehmen, und sie ermahnte nicht dawider

Ranke D. Gesch. V. 5

Verfolgung der Prediger.
Kaiſer nunmehr ausübte, den Character einer gehäſſigen Ge-
waltſamkeit.

Nachdem man ſich der Gemeinheiten verſichert, kam
man nun an die Einzelnen: vor allem an die Prediger. Es
waren noch faſt überall die Männer die in den erſten Zei-
ten der Gefahr ſich erhoben, alle Wechſelfälle die ſeitdem
vorgekommen, beſtanden, an der Entwickelung der dogmati-
ſchen Feſtſetzungen lebendigen Antheil genommen, die kirch-
lichen Einrichtungen ausgebildet hatten; ihr Name war vor
dem Volke gleichſam die Sache ſelbſt. Die Frage ward an ſie
gerichtet, ob ſie nun auch feſthalten, oder im Angeſicht des
Unglücks, das ihnen ohne allen Zweifel bevorſtand, nach-
geben würden.

Die ehrlichen, frommen, beherzten Männer zweifelten
nicht: ſie zogen vor, das Unglück über ſich ergehn zu laſſen.

Noch unter den Augen des Kaiſers, in Augsburg er-
klärte Wolfgang Meuslin dem Rath, er könne und wolle
das Interim nicht annehmen: auch nur den Chorrock, von
dem zunächſt die Rede war, könne er nicht anziehen: nicht
als ob daran ſo viel gelegen wäre: aber er habe dagegen
gepredigt: er könne es nicht thun. Er dankte dem Rath
für die Wohlthaten die er in Augsburg genoſſen, und ver-
ließ die Stadt unverzüglich.

Vergebens hatte Agricola die Prediger in Nürnberg für
ſeine Formel zu gewinnen geſucht. Veit Diedrich, ſo mild
er ſonſt war, gab zu erkennen, in der Annahme derſelben
würde eine Verleugnung des evangeliſchen Glaubens liegen.
Als der Rath den Predigern ſeinen Entſchluß ankündigte,
das Interim anzunehmen, und ſie ermahnte nicht dawider

Ranke D. Geſch. V. 5
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[65/0077] Verfolgung der Prediger. Kaiſer nunmehr ausübte, den Character einer gehäſſigen Ge- waltſamkeit. Nachdem man ſich der Gemeinheiten verſichert, kam man nun an die Einzelnen: vor allem an die Prediger. Es waren noch faſt überall die Männer die in den erſten Zei- ten der Gefahr ſich erhoben, alle Wechſelfälle die ſeitdem vorgekommen, beſtanden, an der Entwickelung der dogmati- ſchen Feſtſetzungen lebendigen Antheil genommen, die kirch- lichen Einrichtungen ausgebildet hatten; ihr Name war vor dem Volke gleichſam die Sache ſelbſt. Die Frage ward an ſie gerichtet, ob ſie nun auch feſthalten, oder im Angeſicht des Unglücks, das ihnen ohne allen Zweifel bevorſtand, nach- geben würden. Die ehrlichen, frommen, beherzten Männer zweifelten nicht: ſie zogen vor, das Unglück über ſich ergehn zu laſſen. Noch unter den Augen des Kaiſers, in Augsburg er- klärte Wolfgang Meuslin dem Rath, er könne und wolle das Interim nicht annehmen: auch nur den Chorrock, von dem zunächſt die Rede war, könne er nicht anziehen: nicht als ob daran ſo viel gelegen wäre: aber er habe dagegen gepredigt: er könne es nicht thun. Er dankte dem Rath für die Wohlthaten die er in Augsburg genoſſen, und ver- ließ die Stadt unverzüglich. Vergebens hatte Agricola die Prediger in Nürnberg für ſeine Formel zu gewinnen geſucht. Veit Diedrich, ſo mild er ſonſt war, gab zu erkennen, in der Annahme derſelben würde eine Verleugnung des evangeliſchen Glaubens liegen. Als der Rath den Predigern ſeinen Entſchluß ankündigte, das Interim anzunehmen, und ſie ermahnte nicht dawider Ranke D. Geſch. V. 5

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/77>, abgerufen am 24.11.2024.