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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Ansehen Carls V.
ganzen Romzug zu erhöhen. Es bezeichnet die Einfachheit
der Epoche, daß sie den ersten Termin dieser Zahlung auf
Weihnachten ansetzten, weil man den Unterthanen Zeit lassen
müsse ihre Ernte einzubringen und zu verkaufen. 1

Seit vielen Jahrhunderten hatte nie ein Kaiser eine grö-
ßere Hingebung erfahren. Bemerken wir nur mit welcher
Rücksicht ihm die gerechtesten Beschwerden vorgetragen wur-
den. Denn gewiß lief es seiner Capitulation entgegen, daß
er spanische Truppen ins Reich geführt und sie sogar hie
und da in Besatzung gelegt hatte. Nichts erregte lebhaftere
Klagen, und endlich entschlossen sich die Stände auf den An-
trag von Pfalz, die Abschaffung dieses Kriegsvolks in Er-
innerung zu bringen. Sie thaten das aber nur, indem sie
die Worte wegließen die dem Kaiser hätten empfindlich fallen
können: spanisch, fremd: und es dem kaiserlichen Ermessen
überließen, ob die Zeit dazu schon gekommen. Der Kaiser er-
wiederte: er wisse wohl, daß die Klagen die man gegen sein
Kriegsvolk erhebe, größtentheils ungegründet seyen, doch wolle
er sie untersuchen lassen: an der Abschaffung der Mannschaf-
ten aber werde er durch unvermeidliche Nothwendigkeit gehin-
dert. Und für diese "allergnädigste" Antwort nun, die doch
abschläglich ist, danken ihm die Stände unterthänigst, flehen
ihn nur an, das nothwendige Einsehen zu haben: dann werde
er ein gottgefällig Werk thun: "so sind es", schließen sie,
"gemeine Stände um Kaiserl. Majestät auch unterthänigst
zu verdienen willig, und thun sich derselben zu Gnaden hie-
mit unterthänigst befehlen." Welch eine Häufung des Gnä-

1 Bedenken des Ausschusses 28 Mai; Antwort der Stände
5 Juni; Kaiserl. Resolution 6 Juni; der Stände letzte Antwort
10 Juni.

Anſehen Carls V.
ganzen Romzug zu erhöhen. Es bezeichnet die Einfachheit
der Epoche, daß ſie den erſten Termin dieſer Zahlung auf
Weihnachten anſetzten, weil man den Unterthanen Zeit laſſen
müſſe ihre Ernte einzubringen und zu verkaufen. 1

Seit vielen Jahrhunderten hatte nie ein Kaiſer eine grö-
ßere Hingebung erfahren. Bemerken wir nur mit welcher
Rückſicht ihm die gerechteſten Beſchwerden vorgetragen wur-
den. Denn gewiß lief es ſeiner Capitulation entgegen, daß
er ſpaniſche Truppen ins Reich geführt und ſie ſogar hie
und da in Beſatzung gelegt hatte. Nichts erregte lebhaftere
Klagen, und endlich entſchloſſen ſich die Stände auf den An-
trag von Pfalz, die Abſchaffung dieſes Kriegsvolks in Er-
innerung zu bringen. Sie thaten das aber nur, indem ſie
die Worte wegließen die dem Kaiſer hätten empfindlich fallen
können: ſpaniſch, fremd: und es dem kaiſerlichen Ermeſſen
überließen, ob die Zeit dazu ſchon gekommen. Der Kaiſer er-
wiederte: er wiſſe wohl, daß die Klagen die man gegen ſein
Kriegsvolk erhebe, größtentheils ungegründet ſeyen, doch wolle
er ſie unterſuchen laſſen: an der Abſchaffung der Mannſchaf-
ten aber werde er durch unvermeidliche Nothwendigkeit gehin-
dert. Und für dieſe „allergnädigſte“ Antwort nun, die doch
abſchläglich iſt, danken ihm die Stände unterthänigſt, flehen
ihn nur an, das nothwendige Einſehen zu haben: dann werde
er ein gottgefällig Werk thun: „ſo ſind es“, ſchließen ſie,
„gemeine Stände um Kaiſerl. Majeſtät auch unterthänigſt
zu verdienen willig, und thun ſich derſelben zu Gnaden hie-
mit unterthänigſt befehlen.“ Welch eine Häufung des Gnä-

1 Bedenken des Ausſchuſſes 28 Mai; Antwort der Staͤnde
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10 Juni.
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[31/0043] Anſehen Carls V. ganzen Romzug zu erhöhen. Es bezeichnet die Einfachheit der Epoche, daß ſie den erſten Termin dieſer Zahlung auf Weihnachten anſetzten, weil man den Unterthanen Zeit laſſen müſſe ihre Ernte einzubringen und zu verkaufen. 1 Seit vielen Jahrhunderten hatte nie ein Kaiſer eine grö- ßere Hingebung erfahren. Bemerken wir nur mit welcher Rückſicht ihm die gerechteſten Beſchwerden vorgetragen wur- den. Denn gewiß lief es ſeiner Capitulation entgegen, daß er ſpaniſche Truppen ins Reich geführt und ſie ſogar hie und da in Beſatzung gelegt hatte. Nichts erregte lebhaftere Klagen, und endlich entſchloſſen ſich die Stände auf den An- trag von Pfalz, die Abſchaffung dieſes Kriegsvolks in Er- innerung zu bringen. Sie thaten das aber nur, indem ſie die Worte wegließen die dem Kaiſer hätten empfindlich fallen können: ſpaniſch, fremd: und es dem kaiſerlichen Ermeſſen überließen, ob die Zeit dazu ſchon gekommen. Der Kaiſer er- wiederte: er wiſſe wohl, daß die Klagen die man gegen ſein Kriegsvolk erhebe, größtentheils ungegründet ſeyen, doch wolle er ſie unterſuchen laſſen: an der Abſchaffung der Mannſchaf- ten aber werde er durch unvermeidliche Nothwendigkeit gehin- dert. Und für dieſe „allergnädigſte“ Antwort nun, die doch abſchläglich iſt, danken ihm die Stände unterthänigſt, flehen ihn nur an, das nothwendige Einſehen zu haben: dann werde er ein gottgefällig Werk thun: „ſo ſind es“, ſchließen ſie, „gemeine Stände um Kaiſerl. Majeſtät auch unterthänigſt zu verdienen willig, und thun ſich derſelben zu Gnaden hie- mit unterthänigſt befehlen.“ Welch eine Häufung des Gnä- 1 Bedenken des Ausſchuſſes 28 Mai; Antwort der Staͤnde 5 Juni; Kaiſerl. Reſolution 6 Juni; der Staͤnde letzte Antwort 10 Juni.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/43>, abgerufen am 25.11.2024.