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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Abdankung des Kaisers. (Spanien.)
zog von Ferrara zu einer neuen Vertheilung der italienischen
Länder getroffenen Bündniß ein. 1 Man muß bekennen, die
Minister Philipps II hatten nicht Unrecht, wenn sie erklär-
ten, die burgundischen und italienischen Länder ohne Beihülfe
der spanischen nicht vertheidigen zu können. Wir haben un-
verwerfliche Nachrichten, daß Philipp II, von einigen Ita-
lienern wie Tornabuoni noch besonders angefeuert, dieß sei-
nem Vater eines Tages sehr lebhaft und ernstlich vorge-
stellt hat.

Und zugleich erhob sich in dem Kaiser, bei dem es für
alle sein Thun eines äußern Anstoßes bedurfte, eine Sehn-
sucht nach Zurückgezogenheit und klösterlicher Büßung, mit
der er sich schon lange getragen, zu vollem Bewußtseyn.

Noch als seine Gemahlin lebte, hatten sie sich wohl
geträumt, am Ende ihrer Tage, nach abgelegter Herrlichkeit
der Welt, in ein paar benachbarten Klöstern zu leben, er in
einem Mannsconvent, sie unter Klosterfrauen, und dann unter
dem Altar einer Kirche gemeinschaftlich begraben zu werden.

Bei der Rückkehr von dem unglücklichen Unternehmen
gegen Algier an die spanische Küste bemerkte man, welchen
Eindruck der Friede, die Einsamkeit und die einfache Lebens-
weise des ersten Klosters das er antraf, auf ihn machte.

Im tiefsten Geheimniß vertraute er bald darauf, im
Jahr 1542, zu Monzon, dem Francisco de Borja seine Ab-

1 Disp. Fiorentino 4 Genn. 1555 (56). Questa freddezza
(zwischen den beiden Fürsten) e nata di poi la venuta del capitano
Alessandro Tomasi, il quale vuole a tutti i partiti dar ad inten-
dere a queste MMa ed alli loro ministri, che i Franzesi unita-
mente col Papa voglion romper la guerra nel regno (di Napoli).

Noch war Sicilien als zu Aragon gehörig unter kaiserlicher Ver-
waltung.

Abdankung des Kaiſers. (Spanien.)
zog von Ferrara zu einer neuen Vertheilung der italieniſchen
Länder getroffenen Bündniß ein. 1 Man muß bekennen, die
Miniſter Philipps II hatten nicht Unrecht, wenn ſie erklär-
ten, die burgundiſchen und italieniſchen Länder ohne Beihülfe
der ſpaniſchen nicht vertheidigen zu können. Wir haben un-
verwerfliche Nachrichten, daß Philipp II, von einigen Ita-
lienern wie Tornabuoni noch beſonders angefeuert, dieß ſei-
nem Vater eines Tages ſehr lebhaft und ernſtlich vorge-
ſtellt hat.

Und zugleich erhob ſich in dem Kaiſer, bei dem es für
alle ſein Thun eines äußern Anſtoßes bedurfte, eine Sehn-
ſucht nach Zurückgezogenheit und klöſterlicher Büßung, mit
der er ſich ſchon lange getragen, zu vollem Bewußtſeyn.

Noch als ſeine Gemahlin lebte, hatten ſie ſich wohl
geträumt, am Ende ihrer Tage, nach abgelegter Herrlichkeit
der Welt, in ein paar benachbarten Klöſtern zu leben, er in
einem Mannsconvent, ſie unter Kloſterfrauen, und dann unter
dem Altar einer Kirche gemeinſchaftlich begraben zu werden.

Bei der Rückkehr von dem unglücklichen Unternehmen
gegen Algier an die ſpaniſche Küſte bemerkte man, welchen
Eindruck der Friede, die Einſamkeit und die einfache Lebens-
weiſe des erſten Kloſters das er antraf, auf ihn machte.

Im tiefſten Geheimniß vertraute er bald darauf, im
Jahr 1542, zu Monzon, dem Francisco de Borja ſeine Ab-

1 Disp. Fiorentino 4 Genn. 1555 (56). Questa freddezza
(zwiſchen den beiden Fuͤrſten) è nata di poi la venuta del capitano
Alessandro Tomasi, il quale vuole a tutti i partiti dar ad inten-
dere a queste MMà ed alli loro ministri, che i Franzesi unita-
mente col Papa voglion romper la guerra nel regno (di Napoli).

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waltung.
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[409/0421] Abdankung des Kaiſers. (Spanien.) zog von Ferrara zu einer neuen Vertheilung der italieniſchen Länder getroffenen Bündniß ein. 1 Man muß bekennen, die Miniſter Philipps II hatten nicht Unrecht, wenn ſie erklär- ten, die burgundiſchen und italieniſchen Länder ohne Beihülfe der ſpaniſchen nicht vertheidigen zu können. Wir haben un- verwerfliche Nachrichten, daß Philipp II, von einigen Ita- lienern wie Tornabuoni noch beſonders angefeuert, dieß ſei- nem Vater eines Tages ſehr lebhaft und ernſtlich vorge- ſtellt hat. Und zugleich erhob ſich in dem Kaiſer, bei dem es für alle ſein Thun eines äußern Anſtoßes bedurfte, eine Sehn- ſucht nach Zurückgezogenheit und klöſterlicher Büßung, mit der er ſich ſchon lange getragen, zu vollem Bewußtſeyn. Noch als ſeine Gemahlin lebte, hatten ſie ſich wohl geträumt, am Ende ihrer Tage, nach abgelegter Herrlichkeit der Welt, in ein paar benachbarten Klöſtern zu leben, er in einem Mannsconvent, ſie unter Kloſterfrauen, und dann unter dem Altar einer Kirche gemeinſchaftlich begraben zu werden. Bei der Rückkehr von dem unglücklichen Unternehmen gegen Algier an die ſpaniſche Küſte bemerkte man, welchen Eindruck der Friede, die Einſamkeit und die einfache Lebens- weiſe des erſten Kloſters das er antraf, auf ihn machte. Im tiefſten Geheimniß vertraute er bald darauf, im Jahr 1542, zu Monzon, dem Francisco de Borja ſeine Ab- 1 Disp. Fiorentino 4 Genn. 1555 (56). Questa freddezza (zwiſchen den beiden Fuͤrſten) è nata di poi la venuta del capitano Alessandro Tomasi, il quale vuole a tutti i partiti dar ad inten- dere a queste MMà ed alli loro ministri, che i Franzesi unita- mente col Papa voglion romper la guerra nel regno (di Napoli). Noch war Sicilien als zu Aragon gehoͤrig unter kaiſerlicher Ver- waltung.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/421>, abgerufen am 20.05.2024.