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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Fünftes Capitel.
nachbarten Kreise sich mit den Kosten eines so weitausse-
henden Unternehmens beladen: sie riefen die Hülfe von Kai-
ser und Reich an, die damals eben in Augsburg versam-
melt waren.

Wie wichtig der gewonnene Vortheil erschien, mag man
daraus abnehmen, daß die sächsischen Gesandten nicht war-
ten mochten, bis die Vesper aus war, der König Ferdi-
nand beiwohnte, sondern während des Gottesdienstes dem-
selben ihre Nachricht mittheilten. 1 Alles erfüllte sich mit
neuen Erwartungen und Plänen.

Im Fürstenrathe ward der Wunsch geäußert, daß der
Kaiser selbst, der den Krieg früher so glücklich geführt, auch
den Reliquien desselben, der magdeburgischen Rebellion, un-
terstützt vom Reiche, ein Ende machen möge. Man begreift
es sehr wohl, wenn unter andern Herzog Heinrich dafür war:
gegen Braunschweig hätte ihm nichts besser zu Statten kom-
men können: merkwürdig aber, wie weitaussehende Gedanken
sich von andern Seiten her daran knüpften. Die Bischöfe
hofften, daß eine neue Waffenthat des Kaisers die vollkom-
mene Herstellung ihrer Gerichtsbarkeit und der geistlichen Gü-
ter zu Folge haben werde; der Deutschmeister hegte die Mei-
nung, daß die Eroberung von Magdeburg dem Orden noch
den Weg zu einer Restauration in Preußen bahnen dürfte. 2
In Preußen und Polen verlor man wirklich die Bewegun-
gen des Ordens keinen Augenblick aus dem Gesichte; man

1 Franz Kram vom 28sten September. (Dr. A.)
2 Franz Kram 13 Nov. "Der Deutzschmeister verhofft nach
dis orts vorrichter sache zu Preussen zu kommen, dan er one das we-
nig trost sihet das Ime das Reich oder auch Ks. Mt Itziger Zeit
helffen werde."

Neuntes Buch. Fünftes Capitel.
nachbarten Kreiſe ſich mit den Koſten eines ſo weitausſe-
henden Unternehmens beladen: ſie riefen die Hülfe von Kai-
ſer und Reich an, die damals eben in Augsburg verſam-
melt waren.

Wie wichtig der gewonnene Vortheil erſchien, mag man
daraus abnehmen, daß die ſächſiſchen Geſandten nicht war-
ten mochten, bis die Vesper aus war, der König Ferdi-
nand beiwohnte, ſondern während des Gottesdienſtes dem-
ſelben ihre Nachricht mittheilten. 1 Alles erfüllte ſich mit
neuen Erwartungen und Plänen.

Im Fürſtenrathe ward der Wunſch geäußert, daß der
Kaiſer ſelbſt, der den Krieg früher ſo glücklich geführt, auch
den Reliquien deſſelben, der magdeburgiſchen Rebellion, un-
terſtützt vom Reiche, ein Ende machen möge. Man begreift
es ſehr wohl, wenn unter andern Herzog Heinrich dafür war:
gegen Braunſchweig hätte ihm nichts beſſer zu Statten kom-
men können: merkwürdig aber, wie weitausſehende Gedanken
ſich von andern Seiten her daran knüpften. Die Biſchöfe
hofften, daß eine neue Waffenthat des Kaiſers die vollkom-
mene Herſtellung ihrer Gerichtsbarkeit und der geiſtlichen Gü-
ter zu Folge haben werde; der Deutſchmeiſter hegte die Mei-
nung, daß die Eroberung von Magdeburg dem Orden noch
den Weg zu einer Reſtauration in Preußen bahnen dürfte. 2
In Preußen und Polen verlor man wirklich die Bewegun-
gen des Ordens keinen Augenblick aus dem Geſichte; man

1 Franz Kram vom 28ſten September. (Dr. A.)
2 Franz Kram 13 Nov. „Der Deutzſchmeiſter verhofft nach
dis orts vorrichter ſache zu Preuſſen zu kommen, dan er one das we-
nig troſt ſihet das Ime das Reich oder auch Kſ. Mt Itziger Zeit
helffen werde.“
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[182/0194] Neuntes Buch. Fünftes Capitel. nachbarten Kreiſe ſich mit den Koſten eines ſo weitausſe- henden Unternehmens beladen: ſie riefen die Hülfe von Kai- ſer und Reich an, die damals eben in Augsburg verſam- melt waren. Wie wichtig der gewonnene Vortheil erſchien, mag man daraus abnehmen, daß die ſächſiſchen Geſandten nicht war- ten mochten, bis die Vesper aus war, der König Ferdi- nand beiwohnte, ſondern während des Gottesdienſtes dem- ſelben ihre Nachricht mittheilten. 1 Alles erfüllte ſich mit neuen Erwartungen und Plänen. Im Fürſtenrathe ward der Wunſch geäußert, daß der Kaiſer ſelbſt, der den Krieg früher ſo glücklich geführt, auch den Reliquien deſſelben, der magdeburgiſchen Rebellion, un- terſtützt vom Reiche, ein Ende machen möge. Man begreift es ſehr wohl, wenn unter andern Herzog Heinrich dafür war: gegen Braunſchweig hätte ihm nichts beſſer zu Statten kom- men können: merkwürdig aber, wie weitausſehende Gedanken ſich von andern Seiten her daran knüpften. Die Biſchöfe hofften, daß eine neue Waffenthat des Kaiſers die vollkom- mene Herſtellung ihrer Gerichtsbarkeit und der geiſtlichen Gü- ter zu Folge haben werde; der Deutſchmeiſter hegte die Mei- nung, daß die Eroberung von Magdeburg dem Orden noch den Weg zu einer Reſtauration in Preußen bahnen dürfte. 2 In Preußen und Polen verlor man wirklich die Bewegun- gen des Ordens keinen Augenblick aus dem Geſichte; man 1 Franz Kram vom 28ſten September. (Dr. A.) 2 Franz Kram 13 Nov. „Der Deutzſchmeiſter verhofft nach dis orts vorrichter ſache zu Preuſſen zu kommen, dan er one das we- nig troſt ſihet das Ime das Reich oder auch Kſ. Mt Itziger Zeit helffen werde.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/194>, abgerufen am 22.11.2024.