Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Belagerung von Magdeburg.
tem krieggeübtere Leute führte dieser, als die Bauern waren
welche die Stärke der magdeburgischen Fähnlein ausmach-
ten: er trieb sie aus einander, eroberte ihre Wagenburg
sammt ihrem Geschütz, und wandte sich nun mit Entschie-
denheit gegen sie selber (22 Sept. 1550).

Und nicht allein hiedurch sah sich die Stadt plötzlich
bedroht, sondern auch alle ihre andern Gegner wurden rege.

Die benachbarten Fürsten, denen es gleich unbequem
gewesen wäre, wenn sich ein Weitergesessener durch einen
plötzlichen Glücksfall daselbst festgesetzt, 1 oder wenn das
Kriegsvolk, das sich so unerwartet gesammelt, aus Man-
gel an Sold sich wieder zerstreut hätte, eilten sich der Sache
anzunehmen.

Zuerst, wenige Tage nach jenem Ereigniß, erschien Chur-
fürst Moritz im Lager des Herzog Georg, und nahm zu-
gleich mit demselben das Kriegsvolk auf drei Monat in
Pflicht. Am 2ten October trafen auch Churfürst Joachim,
Markgraf Albrecht von Brandenburg, die vornehmsten Dom-
herrn, -- nicht ohne einige Mitglieder der Ritterschaft, in
dem Lager zu Schönebek ein; da die Stadt die Aufforde-
rung sich zu Handen der Churfürsten und Fürsten zu erge-
ben zurückwies, und vielmehr auch ihrerseits Kriegsleute von
denen bei sich aufnahm, die in oder vor Braunschweig ge-
legen, so traf man Anstalt zu einer förmlichen Belagerung:
Anfang November ward das erste Blockhaus bei Buckow ge-
schlagen. 2

Nur wollten weder die einzelnen Fürsten noch die be-

1 Dreihaupt Saalkreis I, 272 gedenkt des Vorgebens, daß
Georg vertrieben werden solle.
2 Spangenberg Eislebische Chronik I, 461.

Belagerung von Magdeburg.
tem krieggeübtere Leute führte dieſer, als die Bauern waren
welche die Stärke der magdeburgiſchen Fähnlein ausmach-
ten: er trieb ſie aus einander, eroberte ihre Wagenburg
ſammt ihrem Geſchütz, und wandte ſich nun mit Entſchie-
denheit gegen ſie ſelber (22 Sept. 1550).

Und nicht allein hiedurch ſah ſich die Stadt plötzlich
bedroht, ſondern auch alle ihre andern Gegner wurden rege.

Die benachbarten Fürſten, denen es gleich unbequem
geweſen wäre, wenn ſich ein Weitergeſeſſener durch einen
plötzlichen Glücksfall daſelbſt feſtgeſetzt, 1 oder wenn das
Kriegsvolk, das ſich ſo unerwartet geſammelt, aus Man-
gel an Sold ſich wieder zerſtreut hätte, eilten ſich der Sache
anzunehmen.

Zuerſt, wenige Tage nach jenem Ereigniß, erſchien Chur-
fürſt Moritz im Lager des Herzog Georg, und nahm zu-
gleich mit demſelben das Kriegsvolk auf drei Monat in
Pflicht. Am 2ten October trafen auch Churfürſt Joachim,
Markgraf Albrecht von Brandenburg, die vornehmſten Dom-
herrn, — nicht ohne einige Mitglieder der Ritterſchaft, in
dem Lager zu Schönebek ein; da die Stadt die Aufforde-
rung ſich zu Handen der Churfürſten und Fürſten zu erge-
ben zurückwies, und vielmehr auch ihrerſeits Kriegsleute von
denen bei ſich aufnahm, die in oder vor Braunſchweig ge-
legen, ſo traf man Anſtalt zu einer förmlichen Belagerung:
Anfang November ward das erſte Blockhaus bei Buckow ge-
ſchlagen. 2

Nur wollten weder die einzelnen Fürſten noch die be-

1 Dreihaupt Saalkreis I, 272 gedenkt des Vorgebens, daß
Georg vertrieben werden ſolle.
2 Spangenberg Eislebiſche Chronik I, 461.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0193" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Belagerung von Magdeburg</hi>.</fw><lb/>
tem krieggeübtere Leute führte die&#x017F;er, als die Bauern waren<lb/>
welche die Stärke der magdeburgi&#x017F;chen Fähnlein ausmach-<lb/>
ten: er trieb &#x017F;ie aus einander, eroberte ihre Wagenburg<lb/>
&#x017F;ammt ihrem Ge&#x017F;chütz, und wandte &#x017F;ich nun mit Ent&#x017F;chie-<lb/>
denheit gegen &#x017F;ie &#x017F;elber (22 Sept. 1550).</p><lb/>
          <p>Und nicht allein hiedurch &#x017F;ah &#x017F;ich die Stadt plötzlich<lb/>
bedroht, &#x017F;ondern auch alle ihre andern Gegner wurden rege.</p><lb/>
          <p>Die benachbarten Für&#x017F;ten, denen es gleich unbequem<lb/>
gewe&#x017F;en wäre, wenn &#x017F;ich ein Weiterge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ener durch einen<lb/>
plötzlichen Glücksfall da&#x017F;elb&#x017F;t fe&#x017F;tge&#x017F;etzt, <note place="foot" n="1">Dreihaupt Saalkreis <hi rendition="#aq">I,</hi> 272 gedenkt des Vorgebens, daß<lb/>
Georg vertrieben werden &#x017F;olle.</note> oder wenn das<lb/>
Kriegsvolk, das &#x017F;ich &#x017F;o unerwartet ge&#x017F;ammelt, aus Man-<lb/>
gel an Sold &#x017F;ich wieder zer&#x017F;treut hätte, eilten &#x017F;ich der Sache<lb/>
anzunehmen.</p><lb/>
          <p>Zuer&#x017F;t, wenige Tage nach jenem Ereigniß, er&#x017F;chien Chur-<lb/>
für&#x017F;t Moritz im Lager des Herzog Georg, und nahm zu-<lb/>
gleich mit dem&#x017F;elben das Kriegsvolk auf drei Monat in<lb/>
Pflicht. Am 2ten October trafen auch Churfür&#x017F;t Joachim,<lb/>
Markgraf Albrecht von Brandenburg, die vornehm&#x017F;ten Dom-<lb/>
herrn, &#x2014; nicht ohne einige Mitglieder der Ritter&#x017F;chaft, in<lb/>
dem Lager zu Schönebek ein; da die Stadt die Aufforde-<lb/>
rung &#x017F;ich zu Handen der Churfür&#x017F;ten und Für&#x017F;ten zu erge-<lb/>
ben zurückwies, und vielmehr auch ihrer&#x017F;eits Kriegsleute von<lb/>
denen bei &#x017F;ich aufnahm, die in oder vor Braun&#x017F;chweig ge-<lb/>
legen, &#x017F;o traf man An&#x017F;talt zu einer förmlichen Belagerung:<lb/>
Anfang November ward das er&#x017F;te Blockhaus bei Buckow ge-<lb/>
&#x017F;chlagen. <note place="foot" n="2">Spangenberg Eislebi&#x017F;che Chronik <hi rendition="#aq">I,</hi> 461.</note></p><lb/>
          <p>Nur wollten weder die einzelnen Für&#x017F;ten noch die be-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0193] Belagerung von Magdeburg. tem krieggeübtere Leute führte dieſer, als die Bauern waren welche die Stärke der magdeburgiſchen Fähnlein ausmach- ten: er trieb ſie aus einander, eroberte ihre Wagenburg ſammt ihrem Geſchütz, und wandte ſich nun mit Entſchie- denheit gegen ſie ſelber (22 Sept. 1550). Und nicht allein hiedurch ſah ſich die Stadt plötzlich bedroht, ſondern auch alle ihre andern Gegner wurden rege. Die benachbarten Fürſten, denen es gleich unbequem geweſen wäre, wenn ſich ein Weitergeſeſſener durch einen plötzlichen Glücksfall daſelbſt feſtgeſetzt, 1 oder wenn das Kriegsvolk, das ſich ſo unerwartet geſammelt, aus Man- gel an Sold ſich wieder zerſtreut hätte, eilten ſich der Sache anzunehmen. Zuerſt, wenige Tage nach jenem Ereigniß, erſchien Chur- fürſt Moritz im Lager des Herzog Georg, und nahm zu- gleich mit demſelben das Kriegsvolk auf drei Monat in Pflicht. Am 2ten October trafen auch Churfürſt Joachim, Markgraf Albrecht von Brandenburg, die vornehmſten Dom- herrn, — nicht ohne einige Mitglieder der Ritterſchaft, in dem Lager zu Schönebek ein; da die Stadt die Aufforde- rung ſich zu Handen der Churfürſten und Fürſten zu erge- ben zurückwies, und vielmehr auch ihrerſeits Kriegsleute von denen bei ſich aufnahm, die in oder vor Braunſchweig ge- legen, ſo traf man Anſtalt zu einer förmlichen Belagerung: Anfang November ward das erſte Blockhaus bei Buckow ge- ſchlagen. 2 Nur wollten weder die einzelnen Fürſten noch die be- 1 Dreihaupt Saalkreis I, 272 gedenkt des Vorgebens, daß Georg vertrieben werden ſolle. 2 Spangenberg Eislebiſche Chronik I, 461.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/193
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/193>, abgerufen am 27.04.2024.