finde unter andern, daß die Franzosen ihn aufgefordert seine alten Rechte an Schlesien geltend zu machen, -- war ein freundliches Vernehmen mit ihm unschätzbar. Der Kaiser hätte sonst dem Großfürsten von Moscau gern den Titel König, wie er es wünschte, beigelegt: -- die Rücksicht auf Polen hielt ihn davon ab. 1
Noch viel begründeter war die Feindseligkeit des Hau- ses Östreich gegen Dänemark: aber da die Niederlande schon einmal die Nachtheile des Krieges empfunden, so mußte es bei der Anerkennung Christians III sein Verbleiben haben, wie sehr auch das pfälzische Haus sich dagegen sträubte. Deutsche Fürsten suchten zuweilen durch die Fürsprache des Königs in die Gnade des Kaisers zu kommen; 2 Christian vermittelte ein freundschaftliches Verhältniß zwischen Carl V und Gustav Wasa.
Wie weit die vorsorgende Umsicht gieng, davon ist ein Beispiel, daß einst der portugiesische Gesandte am französischen Hofe bedeutet ward, nicht zu vortheilhaft von der Macht des Sheriff von Marocco zu sprechen, weil man dort sonst Lust bekomme sich mit demselben zu verbinden.
Die Erwägung und Behandlung dieser Angelegenheiten bildete nun das Tagewerk des Kaisers.
In dem Briefwechsel desselben mit seinem Bruder, sei- ner Schwester Maria, seinen Gesandten, besitzen wir davon die merkwürdigsten Documente. Die Briefe sind wie Ge- spräche, wo alle Verhältnisse, große und kleine, durchgegan-
1 Aus Herbersteins Moscovia läßt es sich wenigstens schlie- ßen; die Gesandten versichern es ausdrücklich.
2 Cragius 303.
Stellung und Politik CarlsV.
finde unter andern, daß die Franzoſen ihn aufgefordert ſeine alten Rechte an Schleſien geltend zu machen, — war ein freundliches Vernehmen mit ihm unſchätzbar. Der Kaiſer hätte ſonſt dem Großfürſten von Moscau gern den Titel König, wie er es wünſchte, beigelegt: — die Rückſicht auf Polen hielt ihn davon ab. 1
Noch viel begründeter war die Feindſeligkeit des Hau- ſes Öſtreich gegen Dänemark: aber da die Niederlande ſchon einmal die Nachtheile des Krieges empfunden, ſo mußte es bei der Anerkennung Chriſtians III ſein Verbleiben haben, wie ſehr auch das pfälziſche Haus ſich dagegen ſträubte. Deutſche Fürſten ſuchten zuweilen durch die Fürſprache des Königs in die Gnade des Kaiſers zu kommen; 2 Chriſtian vermittelte ein freundſchaftliches Verhältniß zwiſchen Carl V und Guſtav Waſa.
Wie weit die vorſorgende Umſicht gieng, davon iſt ein Beiſpiel, daß einſt der portugieſiſche Geſandte am franzöſiſchen Hofe bedeutet ward, nicht zu vortheilhaft von der Macht des Sheriff von Marocco zu ſprechen, weil man dort ſonſt Luſt bekomme ſich mit demſelben zu verbinden.
Die Erwägung und Behandlung dieſer Angelegenheiten bildete nun das Tagewerk des Kaiſers.
In dem Briefwechſel deſſelben mit ſeinem Bruder, ſei- ner Schweſter Maria, ſeinen Geſandten, beſitzen wir davon die merkwürdigſten Documente. Die Briefe ſind wie Ge- ſpräche, wo alle Verhältniſſe, große und kleine, durchgegan-
1 Aus Herberſteins Moscovia laͤßt es ſich wenigſtens ſchlie- ßen; die Geſandten verſichern es ausdruͤcklich.
2 Cragius 303.
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Stellung und Politik Carls V.
finde unter andern, daß die Franzoſen ihn aufgefordert ſeine
alten Rechte an Schleſien geltend zu machen, — war ein
freundliches Vernehmen mit ihm unſchätzbar. Der Kaiſer
hätte ſonſt dem Großfürſten von Moscau gern den Titel
König, wie er es wünſchte, beigelegt: — die Rückſicht auf
Polen hielt ihn davon ab. 1
Noch viel begründeter war die Feindſeligkeit des Hau-
ſes Öſtreich gegen Dänemark: aber da die Niederlande ſchon
einmal die Nachtheile des Krieges empfunden, ſo mußte es
bei der Anerkennung Chriſtians III ſein Verbleiben haben,
wie ſehr auch das pfälziſche Haus ſich dagegen ſträubte.
Deutſche Fürſten ſuchten zuweilen durch die Fürſprache des
Königs in die Gnade des Kaiſers zu kommen; 2 Chriſtian
vermittelte ein freundſchaftliches Verhältniß zwiſchen Carl V
und Guſtav Waſa.
Wie weit die vorſorgende Umſicht gieng, davon iſt ein
Beiſpiel, daß einſt der portugieſiſche Geſandte am franzöſiſchen
Hofe bedeutet ward, nicht zu vortheilhaft von der Macht
des Sheriff von Marocco zu ſprechen, weil man dort ſonſt
Luſt bekomme ſich mit demſelben zu verbinden.
Die Erwägung und Behandlung dieſer Angelegenheiten
bildete nun das Tagewerk des Kaiſers.
In dem Briefwechſel deſſelben mit ſeinem Bruder, ſei-
ner Schweſter Maria, ſeinen Geſandten, beſitzen wir davon
die merkwürdigſten Documente. Die Briefe ſind wie Ge-
ſpräche, wo alle Verhältniſſe, große und kleine, durchgegan-
1 Aus Herberſteins Moscovia laͤßt es ſich wenigſtens ſchlie-
ßen; die Geſandten verſichern es ausdruͤcklich.
2 Cragius 303.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/115>, abgerufen am 23.07.2024.
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