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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Schlacht bei Mühlberg.
lich von dem ersten die Rede, dem höchsten und erschrecklich-
sten aller Verbrechen, dem der beleidigten Majestät; bei den
Berathungen machte sich noch mehr der andre Gesichtspunct
geltend. Die Einwirkung welche den Krieg hauptsächlich
hervorgerufen, gewann durch die glückliche Wendung die
derselbe genommen, neue Stärke. Man schrieb dem Kai-
ser das Wort zu: "ich kam, ich sah und Gott siegte." In
diesem Sinne erblickten Einige in dem Glücke der Schlacht
fast eine unmittelbare Veranstaltung Gottes: zum guten Zei-
chen sey ein Adler über dem spanischen Fußvolk daher ge-
flogen; den andern Tag habe man die Furt, die das Heer
passirt, schon nicht mehr benutzen können; die Sonne sey
blutroth aufgegangen, wie an andern glücklichen Schlacht-
tagen des Kaisers; sie habe höher gestanden, als nach den
Stunden des Tages zu erwarten gewesen; es fehlte wenig,
daß man nicht sagte, Gott habe den Tag verlängert, um
das Ermorden der verfolgten Ketzer zu begünstigen: wenig-
stens hat man es angedeutet. So forderte nun auch der
Beichtvater, daß Johann Friedrich die Strafe der Ketzer, den
Tod erleide. Er meinte, dann werde bei dem ersten ernst-
lichen Angriff auch Wittenberg fallen, das ja nicht allzu fest
sey: in dem Schrecken darüber werde sich das ganze Land
unterwerfen, und alles in den alten Stand wiederhergestellt
werden können.

Johann Friedrich war sehr ruhig dabei. Im Anfange
seiner Gefangenschaft zeigte er sich bekümmert, weil man ihm
sagte, sein ältester Sohn sey in der Schlacht umgekommen;
als aber ein Trompeter, der deshalb in die Stadt geschickt
ward, mit der Nachricht zurückkam, der Prinz lebe und werde

Schlacht bei Muͤhlberg.
lich von dem erſten die Rede, dem höchſten und erſchrecklich-
ſten aller Verbrechen, dem der beleidigten Majeſtät; bei den
Berathungen machte ſich noch mehr der andre Geſichtspunct
geltend. Die Einwirkung welche den Krieg hauptſächlich
hervorgerufen, gewann durch die glückliche Wendung die
derſelbe genommen, neue Stärke. Man ſchrieb dem Kai-
ſer das Wort zu: „ich kam, ich ſah und Gott ſiegte.“ In
dieſem Sinne erblickten Einige in dem Glücke der Schlacht
faſt eine unmittelbare Veranſtaltung Gottes: zum guten Zei-
chen ſey ein Adler über dem ſpaniſchen Fußvolk daher ge-
flogen; den andern Tag habe man die Furt, die das Heer
paſſirt, ſchon nicht mehr benutzen können; die Sonne ſey
blutroth aufgegangen, wie an andern glücklichen Schlacht-
tagen des Kaiſers; ſie habe höher geſtanden, als nach den
Stunden des Tages zu erwarten geweſen; es fehlte wenig,
daß man nicht ſagte, Gott habe den Tag verlängert, um
das Ermorden der verfolgten Ketzer zu begünſtigen: wenig-
ſtens hat man es angedeutet. So forderte nun auch der
Beichtvater, daß Johann Friedrich die Strafe der Ketzer, den
Tod erleide. Er meinte, dann werde bei dem erſten ernſt-
lichen Angriff auch Wittenberg fallen, das ja nicht allzu feſt
ſey: in dem Schrecken darüber werde ſich das ganze Land
unterwerfen, und alles in den alten Stand wiederhergeſtellt
werden können.

Johann Friedrich war ſehr ruhig dabei. Im Anfange
ſeiner Gefangenſchaft zeigte er ſich bekümmert, weil man ihm
ſagte, ſein älteſter Sohn ſey in der Schlacht umgekommen;
als aber ein Trompeter, der deshalb in die Stadt geſchickt
ward, mit der Nachricht zurückkam, der Prinz lebe und werde

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[519/0531] Schlacht bei Muͤhlberg. lich von dem erſten die Rede, dem höchſten und erſchrecklich- ſten aller Verbrechen, dem der beleidigten Majeſtät; bei den Berathungen machte ſich noch mehr der andre Geſichtspunct geltend. Die Einwirkung welche den Krieg hauptſächlich hervorgerufen, gewann durch die glückliche Wendung die derſelbe genommen, neue Stärke. Man ſchrieb dem Kai- ſer das Wort zu: „ich kam, ich ſah und Gott ſiegte.“ In dieſem Sinne erblickten Einige in dem Glücke der Schlacht faſt eine unmittelbare Veranſtaltung Gottes: zum guten Zei- chen ſey ein Adler über dem ſpaniſchen Fußvolk daher ge- flogen; den andern Tag habe man die Furt, die das Heer paſſirt, ſchon nicht mehr benutzen können; die Sonne ſey blutroth aufgegangen, wie an andern glücklichen Schlacht- tagen des Kaiſers; ſie habe höher geſtanden, als nach den Stunden des Tages zu erwarten geweſen; es fehlte wenig, daß man nicht ſagte, Gott habe den Tag verlängert, um das Ermorden der verfolgten Ketzer zu begünſtigen: wenig- ſtens hat man es angedeutet. So forderte nun auch der Beichtvater, daß Johann Friedrich die Strafe der Ketzer, den Tod erleide. Er meinte, dann werde bei dem erſten ernſt- lichen Angriff auch Wittenberg fallen, das ja nicht allzu feſt ſey: in dem Schrecken darüber werde ſich das ganze Land unterwerfen, und alles in den alten Stand wiederhergeſtellt werden können. Johann Friedrich war ſehr ruhig dabei. Im Anfange ſeiner Gefangenſchaft zeigte er ſich bekümmert, weil man ihm ſagte, ſein älteſter Sohn ſey in der Schlacht umgekommen; als aber ein Trompeter, der deshalb in die Stadt geſchickt ward, mit der Nachricht zurückkam, der Prinz lebe und werde

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/531>, abgerufen am 24.11.2024.