Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Schlacht bei Mühlberg. wissenhaftigkeit, daß er es nicht that. "Wo sollte", sagteer, "mein getreues Fußvolk bleiben?" Es schien ihm billig, Diejenigen, die für ihn fochten, auch seinerseits nicht zu ver- lassen. Nachdem er schon ein paar Mal sich umgekehrt und die Anfälle des Feindes zurückgewiesen, sah er sich endlich genöthigt, in der Nähe von Coßdorf Halt zu machen. Seine Meinung war keineswegs, daß es zu einer Schlacht Allein die Stunde war gekommen die über sein Schick- Noch einmal ließ Alba, wie er nun sah daß der Feind Johann Friedrich hatte seine Mannschaften an einer 1 Cüstriner Bericht: "H. Hans Friedrich vormeint, das solch nacheillen allein durch etliche geschwader beschehn, die sich also ahn jne hengen wolt, und nicht weniger geacht den (nichts weniger ge- glaubt als) das kais. und kon. Mt selbst mit dem ganzen Heer vor- handen wären." 33*
Schlacht bei Muͤhlberg. wiſſenhaftigkeit, daß er es nicht that. „Wo ſollte“, ſagteer, „mein getreues Fußvolk bleiben?“ Es ſchien ihm billig, Diejenigen, die für ihn fochten, auch ſeinerſeits nicht zu ver- laſſen. Nachdem er ſchon ein paar Mal ſich umgekehrt und die Anfälle des Feindes zurückgewieſen, ſah er ſich endlich genöthigt, in der Nähe von Coßdorf Halt zu machen. Seine Meinung war keineswegs, daß es zu einer Schlacht Allein die Stunde war gekommen die über ſein Schick- Noch einmal ließ Alba, wie er nun ſah daß der Feind Johann Friedrich hatte ſeine Mannſchaften an einer 1 Cuͤſtriner Bericht: „H. Hans Friedrich vormeint, das ſolch nacheillen allein durch etliche geſchwader beſchehn, die ſich alſo ahn jne hengen wolt, und nicht weniger geacht den (nichts weniger ge- glaubt als) das kaiſ. und kon. Mt ſelbſt mit dem ganzen Heer vor- handen waͤren.“ 33*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0527" n="515"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schlacht bei <placeName>Muͤhlberg</placeName></hi>.</fw><lb/> wiſſenhaftigkeit, daß er es nicht that. „Wo ſollte“, ſagte<lb/> er, „mein getreues Fußvolk bleiben?“ Es ſchien ihm billig,<lb/> Diejenigen, die für ihn fochten, auch ſeinerſeits nicht zu ver-<lb/> laſſen. Nachdem er ſchon ein paar Mal ſich umgekehrt und<lb/> die Anfälle des Feindes zurückgewieſen, ſah er ſich endlich<lb/> genöthigt, in der Nähe von <placeName>Coßdorf</placeName> Halt zu machen.</p><lb/> <p>Seine Meinung war keineswegs, daß es zu einer Schlacht<lb/> kommen würde. Er dachte nur die beſchwerlichen Truppen<lb/> ſeines Vetters — denn nur von dieſem glaubte er verfolgt<lb/> zu ſeyn <note place="foot" n="1">Cuͤſtriner Bericht: „H. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Hans Friedrich</persName> vormeint, das ſolch<lb/> nacheillen allein durch etliche geſchwader beſchehn, die ſich alſo ahn<lb/> jne hengen wolt, und nicht weniger geacht den (nichts weniger ge-<lb/> glaubt als) das kaiſ. und kon. Mt ſelbſt mit dem ganzen Heer vor-<lb/> handen waͤren.“</note> — zurückzuweiſen, wie an der <placeName>Donau</placeName> mancher<lb/> ähnliche Überfall beſtanden worden, und dann in der Nacht<lb/> ruhig weiter zu ziehen.</p><lb/> <p>Allein die Stunde war gekommen die über ſein Schick-<lb/> ſal entſcheiden ſollte.</p><lb/> <p>Noch einmal ließ <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118686704">Alba</persName>, wie er nun ſah daß der Feind<lb/> zum Stehen gebracht worden, bei dem Kaiſer anfragen, ob<lb/> er zu ernſtlichem Angriff ſchreiten ſollte. Der Kaiſer ant-<lb/> wortete, den günſtigen Augenblick dürfe man nie verſäumen,<lb/> und eilte, wie er dem Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> am Morgen verſpro-<lb/> chen, mit ſeinem Gewalthaufen vorwärts, um wo möglich<lb/> ſelber dabei zu ſeyn.</p><lb/> <p><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich</persName> hatte ſeine Mannſchaften an einer<lb/> Waldſpitze aufgeſtellt, das Fußvolk mit einigem Feldgeſchütz<lb/> in der Mitte, die Reiterei in fünf verſchiedenen kleinen Hau-<lb/> fen vorwärts und rückwärts demſelben auf beiden Seiten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">33*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [515/0527]
Schlacht bei Muͤhlberg.
wiſſenhaftigkeit, daß er es nicht that. „Wo ſollte“, ſagte
er, „mein getreues Fußvolk bleiben?“ Es ſchien ihm billig,
Diejenigen, die für ihn fochten, auch ſeinerſeits nicht zu ver-
laſſen. Nachdem er ſchon ein paar Mal ſich umgekehrt und
die Anfälle des Feindes zurückgewieſen, ſah er ſich endlich
genöthigt, in der Nähe von Coßdorf Halt zu machen.
Seine Meinung war keineswegs, daß es zu einer Schlacht
kommen würde. Er dachte nur die beſchwerlichen Truppen
ſeines Vetters — denn nur von dieſem glaubte er verfolgt
zu ſeyn 1 — zurückzuweiſen, wie an der Donau mancher
ähnliche Überfall beſtanden worden, und dann in der Nacht
ruhig weiter zu ziehen.
Allein die Stunde war gekommen die über ſein Schick-
ſal entſcheiden ſollte.
Noch einmal ließ Alba, wie er nun ſah daß der Feind
zum Stehen gebracht worden, bei dem Kaiſer anfragen, ob
er zu ernſtlichem Angriff ſchreiten ſollte. Der Kaiſer ant-
wortete, den günſtigen Augenblick dürfe man nie verſäumen,
und eilte, wie er dem Herzog Moritz am Morgen verſpro-
chen, mit ſeinem Gewalthaufen vorwärts, um wo möglich
ſelber dabei zu ſeyn.
Johann Friedrich hatte ſeine Mannſchaften an einer
Waldſpitze aufgeſtellt, das Fußvolk mit einigem Feldgeſchütz
in der Mitte, die Reiterei in fünf verſchiedenen kleinen Hau-
fen vorwärts und rückwärts demſelben auf beiden Seiten.
1 Cuͤſtriner Bericht: „H. Hans Friedrich vormeint, das ſolch
nacheillen allein durch etliche geſchwader beſchehn, die ſich alſo ahn
jne hengen wolt, und nicht weniger geacht den (nichts weniger ge-
glaubt als) das kaiſ. und kon. Mt ſelbſt mit dem ganzen Heer vor-
handen waͤren.“
33*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |