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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Feldzug an der Elbe.
einmal durch den Kampf zwischen Heinrich I und den von
den ungrischen Bewegungen ergriffenen Daleminziern in der
deutschen Historie nahmhaft geworden. Noch war er der
Meinung, die Brücke bei Meißen, welche Johann Friedrich
abgebrochen hatte, wiederherzustellen und denselben dort zu
suchen oder ihm nachzueilen. 1 An der Jahna aber vernahm
er, daß sich das sächsische Lager nicht mehr dort befinde.
Johann Friedrich hatte eine Stellung bei Mühlberg genom-
men, die man von allen Seiten für fester hielt als sie war;
er erwartete nicht anders als daß der Kaiser bei Meißen
über den Fluß gehn und ihm Zeit lassen werde, sich weiter
zurückzuziehen. Er führte eine Schiffbrücke bei sich, um mit
dem jenseitigen Ufer in Verbindung zu bleiben, und der un-
ter Thumshirn nach Böhmen gegangenen Schaar, wenn sie
etwa erscheinen sollte, den Übergang zu erleichtern. Der Kai-
ser konnte aber nicht gemeint seyn, dieß zu erwarten, oder
auch nur den Gegner zu seinen festen Plätzen gelangen zu
lassen. Als man ihm sagte, daß es zwar schwer, aber nicht
unmöglich seyn werde, im Angesicht des Feindes den Fluß
zu überschreiten, war er auf der Stelle entschlossen es zu
versuchen, entweder mit Hülfe der Pontons, die er auf einer
langen Reihe von Wagen mit sich führte, oder durch die
Furten von denen man ihm sagte. Jetzt hatte er den Feind,
an den sich ein so großer Theil der Weltbewegung knüpfte,
schwächer als je vor sich: er war entschlossen ihn nicht ent-
kommen zu lassen. Noch am Abend brachen die Wagen
auf: gegen Morgen erhob sich das ganze Lager.


1 Lettre de l'empereur a sa soeur 25 Avril 1547, zuerst
von Dr Coremans publicirt in dem Blatte: freye Presse nr 1. (1 Ja-
nuar 1840.)

Feldzug an der Elbe.
einmal durch den Kampf zwiſchen Heinrich I und den von
den ungriſchen Bewegungen ergriffenen Daleminziern in der
deutſchen Hiſtorie nahmhaft geworden. Noch war er der
Meinung, die Brücke bei Meißen, welche Johann Friedrich
abgebrochen hatte, wiederherzuſtellen und denſelben dort zu
ſuchen oder ihm nachzueilen. 1 An der Jahna aber vernahm
er, daß ſich das ſächſiſche Lager nicht mehr dort befinde.
Johann Friedrich hatte eine Stellung bei Mühlberg genom-
men, die man von allen Seiten für feſter hielt als ſie war;
er erwartete nicht anders als daß der Kaiſer bei Meißen
über den Fluß gehn und ihm Zeit laſſen werde, ſich weiter
zurückzuziehen. Er führte eine Schiffbrücke bei ſich, um mit
dem jenſeitigen Ufer in Verbindung zu bleiben, und der un-
ter Thumshirn nach Böhmen gegangenen Schaar, wenn ſie
etwa erſcheinen ſollte, den Übergang zu erleichtern. Der Kai-
ſer konnte aber nicht gemeint ſeyn, dieß zu erwarten, oder
auch nur den Gegner zu ſeinen feſten Plätzen gelangen zu
laſſen. Als man ihm ſagte, daß es zwar ſchwer, aber nicht
unmöglich ſeyn werde, im Angeſicht des Feindes den Fluß
zu überſchreiten, war er auf der Stelle entſchloſſen es zu
verſuchen, entweder mit Hülfe der Pontons, die er auf einer
langen Reihe von Wagen mit ſich führte, oder durch die
Furten von denen man ihm ſagte. Jetzt hatte er den Feind,
an den ſich ein ſo großer Theil der Weltbewegung knüpfte,
ſchwächer als je vor ſich: er war entſchloſſen ihn nicht ent-
kommen zu laſſen. Noch am Abend brachen die Wagen
auf: gegen Morgen erhob ſich das ganze Lager.


1 Lettre de l’empereur à sa soeur 25 Avril 1547, zuerſt
von Dr Coremans publicirt in dem Blatte: freye Preſſe nr 1. (1 Ja-
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[511/0523] Feldzug an der Elbe. einmal durch den Kampf zwiſchen Heinrich I und den von den ungriſchen Bewegungen ergriffenen Daleminziern in der deutſchen Hiſtorie nahmhaft geworden. Noch war er der Meinung, die Brücke bei Meißen, welche Johann Friedrich abgebrochen hatte, wiederherzuſtellen und denſelben dort zu ſuchen oder ihm nachzueilen. 1 An der Jahna aber vernahm er, daß ſich das ſächſiſche Lager nicht mehr dort befinde. Johann Friedrich hatte eine Stellung bei Mühlberg genom- men, die man von allen Seiten für feſter hielt als ſie war; er erwartete nicht anders als daß der Kaiſer bei Meißen über den Fluß gehn und ihm Zeit laſſen werde, ſich weiter zurückzuziehen. Er führte eine Schiffbrücke bei ſich, um mit dem jenſeitigen Ufer in Verbindung zu bleiben, und der un- ter Thumshirn nach Böhmen gegangenen Schaar, wenn ſie etwa erſcheinen ſollte, den Übergang zu erleichtern. Der Kai- ſer konnte aber nicht gemeint ſeyn, dieß zu erwarten, oder auch nur den Gegner zu ſeinen feſten Plätzen gelangen zu laſſen. Als man ihm ſagte, daß es zwar ſchwer, aber nicht unmöglich ſeyn werde, im Angeſicht des Feindes den Fluß zu überſchreiten, war er auf der Stelle entſchloſſen es zu verſuchen, entweder mit Hülfe der Pontons, die er auf einer langen Reihe von Wagen mit ſich führte, oder durch die Furten von denen man ihm ſagte. Jetzt hatte er den Feind, an den ſich ein ſo großer Theil der Weltbewegung knüpfte, ſchwächer als je vor ſich: er war entſchloſſen ihn nicht ent- kommen zu laſſen. Noch am Abend brachen die Wagen auf: gegen Morgen erhob ſich das ganze Lager. 1 Lettre de l’empereur à sa soeur 25 Avril 1547, zuerſt von Dr Coremans publicirt in dem Blatte: freye Preſſe nr 1. (1 Ja- nuar 1840.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/523>, abgerufen am 24.11.2024.