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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Krieg mit Frankreich 1536.
er Anfangs nur, er rüste sich darum, um auch an der
Spitze eines Heeres unterhandeln zu können wie sein Geg-
ner. Im Juni 1536 hatte er bereits ein stattliches Heer
beisammen. Es bestand aus 10000 Spaniern, 20000 Ita-
lienern, großentheils Einwohnern des Kirchenstaats, die allen
Verboten des Papstes zum Trotz ihm zugeströmt, und 3 gro-
ßen deutschen Regimentern, unter Maximilian Eberstein, Cas-
par Frundsberg
und Franz Hemstein, 37 Fähnlein, ungefähr
20000 M. 1 Als das frundsbergische Regiment nach Asti
kam, ließ es der Kaiser eine kleine Feldübung machen, vor-
rücken, zurückziehen, dann ritt er auf den Obristlieutenant Ca-
spar von Waldsee
zu, reichte ihm die Hand und nahm ihn an.
Eine so gewaltige Macht verschaffte ihm nun auf der Stelle
dort das Übergewicht -- so daß er Fossan eroberte, der
Marchese von Saluzzo zu ihm übertrat, -- aber sie nöthigte
ihn auch gewissermaaßen weiter zu gehen. Der venezia-
nische Gesandte versichert, der außerordentliche Aufwand
den das Heer verursacht, habe den Kaiser vermocht, zu einer
außerordentlichen Unternehmung zu schreiten. Indem er fort-
während erklärte, er sey zum Frieden bereit, wofern ihm der
König die für die gegenwärtige Lage der Dinge nöthig gewor-
denen Sicherheiten gewähre, griff er im Juli 1536 Frank-
reich
mit zwei großen Heeren zugleich im Norden und im
Süden an. Er selbst überschritt am Tage St. Jacob,
25 Juli, was die Spanier für ein gutes Zeichen hielten,
die französischen Grenzen; besetzte einige Plätze, vernichtete ein

1 Unsers Hern Kaysers Kriegshandlung in Saffoien im mo-
nat Junio 1536. Die 20 Fähnlein des Hern Maxen Regiment acht
man auf 9000 stark.

Krieg mit Frankreich 1536.
er Anfangs nur, er rüſte ſich darum, um auch an der
Spitze eines Heeres unterhandeln zu können wie ſein Geg-
ner. Im Juni 1536 hatte er bereits ein ſtattliches Heer
beiſammen. Es beſtand aus 10000 Spaniern, 20000 Ita-
lienern, großentheils Einwohnern des Kirchenſtaats, die allen
Verboten des Papſtes zum Trotz ihm zugeſtrömt, und 3 gro-
ßen deutſchen Regimentern, unter Maximilian Eberſtein, Cas-
par Frundsberg
und Franz Hemſtein, 37 Fähnlein, ungefähr
20000 M. 1 Als das frundsbergiſche Regiment nach Aſti
kam, ließ es der Kaiſer eine kleine Feldübung machen, vor-
rücken, zurückziehen, dann ritt er auf den Obriſtlieutenant Ca-
ſpar von Waldſee
zu, reichte ihm die Hand und nahm ihn an.
Eine ſo gewaltige Macht verſchaffte ihm nun auf der Stelle
dort das Übergewicht — ſo daß er Foſſan eroberte, der
Marcheſe von Saluzzo zu ihm übertrat, — aber ſie nöthigte
ihn auch gewiſſermaaßen weiter zu gehen. Der venezia-
niſche Geſandte verſichert, der außerordentliche Aufwand
den das Heer verurſacht, habe den Kaiſer vermocht, zu einer
außerordentlichen Unternehmung zu ſchreiten. Indem er fort-
während erklärte, er ſey zum Frieden bereit, wofern ihm der
König die für die gegenwärtige Lage der Dinge nöthig gewor-
denen Sicherheiten gewähre, griff er im Juli 1536 Frank-
reich
mit zwei großen Heeren zugleich im Norden und im
Süden an. Er ſelbſt überſchritt am Tage St. Jacob,
25 Juli, was die Spanier für ein gutes Zeichen hielten,
die franzöſiſchen Grenzen; beſetzte einige Plätze, vernichtete ein

1 Unſers Hern Kayſers Kriegshandlung in Saffoien im mo-
nat Junio 1536. Die 20 Faͤhnlein des Hern Maxen Regiment acht
man auf 9000 ſtark.
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[31/0043] Krieg mit Frankreich 1536. er Anfangs nur, er rüſte ſich darum, um auch an der Spitze eines Heeres unterhandeln zu können wie ſein Geg- ner. Im Juni 1536 hatte er bereits ein ſtattliches Heer beiſammen. Es beſtand aus 10000 Spaniern, 20000 Ita- lienern, großentheils Einwohnern des Kirchenſtaats, die allen Verboten des Papſtes zum Trotz ihm zugeſtrömt, und 3 gro- ßen deutſchen Regimentern, unter Maximilian Eberſtein, Cas- par Frundsberg und Franz Hemſtein, 37 Fähnlein, ungefähr 20000 M. 1 Als das frundsbergiſche Regiment nach Aſti kam, ließ es der Kaiſer eine kleine Feldübung machen, vor- rücken, zurückziehen, dann ritt er auf den Obriſtlieutenant Ca- ſpar von Waldſee zu, reichte ihm die Hand und nahm ihn an. Eine ſo gewaltige Macht verſchaffte ihm nun auf der Stelle dort das Übergewicht — ſo daß er Foſſan eroberte, der Marcheſe von Saluzzo zu ihm übertrat, — aber ſie nöthigte ihn auch gewiſſermaaßen weiter zu gehen. Der venezia- niſche Geſandte verſichert, der außerordentliche Aufwand den das Heer verurſacht, habe den Kaiſer vermocht, zu einer außerordentlichen Unternehmung zu ſchreiten. Indem er fort- während erklärte, er ſey zum Frieden bereit, wofern ihm der König die für die gegenwärtige Lage der Dinge nöthig gewor- denen Sicherheiten gewähre, griff er im Juli 1536 Frank- reich mit zwei großen Heeren zugleich im Norden und im Süden an. Er ſelbſt überſchritt am Tage St. Jacob, 25 Juli, was die Spanier für ein gutes Zeichen hielten, die franzöſiſchen Grenzen; beſetzte einige Plätze, vernichtete ein 1 Unſers Hern Kayſers Kriegshandlung in Saffoien im mo- nat Junio 1536. Die 20 Faͤhnlein des Hern Maxen Regiment acht man auf 9000 ſtark.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/43>, abgerufen am 24.11.2024.