Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Ursprung des Krieges. so war der Kaiser doch noch nicht definitiv entschlossen: erhatte noch nicht das letzte Wort gesagt. Anfang April hielt sich der englische Gesandte versichert, Noch im Anfang Mai ließ der Beichtvater vernehmen, Eben der Beichtvater war einer der größten Beförderer 1 Dispaccio Florentino 4 Maggio. Parlando col confessore
mi disse che le cose non procedevano a suo modo, purche s'a- visava col Cl d'Augusta el piu che poteva e non era in tutto pero disperato. Für den Wechsel der Gedanken und Entschlüsse sind diese Depeschen sehr unterrichtend. Urſprung des Krieges. ſo war der Kaiſer doch noch nicht definitiv entſchloſſen: erhatte noch nicht das letzte Wort geſagt. Anfang April hielt ſich der engliſche Geſandte verſichert, Noch im Anfang Mai ließ der Beichtvater vernehmen, Eben der Beichtvater war einer der größten Beförderer 1 Dispaccio Florentino 4 Maggio. Parlando col confessore
mi disse che le cose non procedevano a suo modo, purche s’a- visava col Cl d’Augusta el piu che poteva e non era in tutto però disperato. Fuͤr den Wechſel der Gedanken und Entſchluͤſſe ſind dieſe Depeſchen ſehr unterrichtend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0401" n="389"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Urſprung des Krieges</hi>.</fw><lb/> ſo war der Kaiſer doch noch nicht definitiv entſchloſſen: er<lb/> hatte noch nicht das letzte Wort geſagt.</p><lb/> <p>Anfang April hielt ſich der engliſche Geſandte verſichert,<lb/> es ſey an keinen Krieg zu denken. Der florentiniſche be-<lb/> merkt am 5ten April, die Flamme, welche von Andern ge-<lb/> ſchürt werde, ſuche <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvella</persName> noch immer auszulöſchen.</p><lb/> <p>Noch im Anfang Mai ließ der Beichtvater vernehmen,<lb/> die Sache gehe nicht ganz wie er wünſche. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Dispaccio Florentino 4 Maggio. Parlando col confessore<lb/> mi disse che le cose non procedevano a suo modo, purche s’a-<lb/> visava col C<hi rendition="#sup">l</hi> d’Augusta el piu che poteva e non era in tutto<lb/> però disperato.</hi> Fuͤr den Wechſel der Gedanken und Entſchluͤſſe<lb/> ſind dieſe Depeſchen ſehr unterrichtend.</note></p><lb/> <p>Eben der Beichtvater war einer der größten Beförderer<lb/> der Kriegsplane: er ſtellte dem Kaiſer unabläßig vor, welche<lb/> Verantwortlichkeit er auf ſich laden werde, wenn der Katho-<lb/> licismus durch ſein Verſäumniß neuen Verluſt erleide. An-<lb/> fangs war er mit dem Nuntius und dem Cardinal von <placeName>Augs-<lb/> burg</placeName> allein. Selbſt der Herzog von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118686704">Alba</persName>, der um der Kriegs-<lb/> gefahren willen aus <placeName>Spanien</placeName> berufen worden war, erklärte<lb/> ſich lange Zeit friedlich. Nach und nach aber, je weiter man<lb/> in <placeName>Deutſchland</placeName> reiſte, ward auch in ihm über alle die Ab-<lb/> weichungen die er wahrnahm, das ſpaniſch rechtgläubige Blut<lb/> rege und er ſchloß ſich dem Nuntius an. Immer dringender<lb/> erhob ſich dieſe den Krieg fordernde Stimmung in der näch-<lb/> ſten Nähe des Kaiſers. Alle Spanier am Hofe billigten die<lb/> an dem armen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/120148226">Diaz</persName> vollbrachte Mordthat; <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118796194">Sepulveda</persName> ver-<lb/> ſichert, der Kaiſer habe ſich wenigſtens nicht dagegen erklärt.<lb/> Eben die Spanier waren es, auf die er beſonders zählte,<lb/> wenn es noch zum Kriege kam.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [389/0401]
Urſprung des Krieges.
ſo war der Kaiſer doch noch nicht definitiv entſchloſſen: er
hatte noch nicht das letzte Wort geſagt.
Anfang April hielt ſich der engliſche Geſandte verſichert,
es ſey an keinen Krieg zu denken. Der florentiniſche be-
merkt am 5ten April, die Flamme, welche von Andern ge-
ſchürt werde, ſuche Granvella noch immer auszulöſchen.
Noch im Anfang Mai ließ der Beichtvater vernehmen,
die Sache gehe nicht ganz wie er wünſche. 1
Eben der Beichtvater war einer der größten Beförderer
der Kriegsplane: er ſtellte dem Kaiſer unabläßig vor, welche
Verantwortlichkeit er auf ſich laden werde, wenn der Katho-
licismus durch ſein Verſäumniß neuen Verluſt erleide. An-
fangs war er mit dem Nuntius und dem Cardinal von Augs-
burg allein. Selbſt der Herzog von Alba, der um der Kriegs-
gefahren willen aus Spanien berufen worden war, erklärte
ſich lange Zeit friedlich. Nach und nach aber, je weiter man
in Deutſchland reiſte, ward auch in ihm über alle die Ab-
weichungen die er wahrnahm, das ſpaniſch rechtgläubige Blut
rege und er ſchloß ſich dem Nuntius an. Immer dringender
erhob ſich dieſe den Krieg fordernde Stimmung in der näch-
ſten Nähe des Kaiſers. Alle Spanier am Hofe billigten die
an dem armen Diaz vollbrachte Mordthat; Sepulveda ver-
ſichert, der Kaiſer habe ſich wenigſtens nicht dagegen erklärt.
Eben die Spanier waren es, auf die er beſonders zählte,
wenn es noch zum Kriege kam.
1 Dispaccio Florentino 4 Maggio. Parlando col confessore
mi disse che le cose non procedevano a suo modo, purche s’a-
visava col Cl d’Augusta el piu che poteva e non era in tutto
però disperato. Fuͤr den Wechſel der Gedanken und Entſchluͤſſe
ſind dieſe Depeſchen ſehr unterrichtend.
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