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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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U. d. K. Bündniß des Kaisers mit dem Papste.
Vergnügen sah man nun in Rom diese Folgen eintreten, die
Entzweiung kommen. Paul III versäumte nichts um sie zu
vollem Ausbruch zu bringen. Sein Enkel Alessandro er-
schien am Reichstag, zunächst um einen kleinen Beitrag zum
Türkenkrieg anzubieten, wenn ja ein solcher noch bevorstehe,
hauptsächlich aber um das bisherige Verfahren des römi-
schen Stuhles zu entschuldigen, überhaupt ein besseres Ver-
nehmen herzustellen. Ein neues Motiv dafür sollte bilden,
daß die natürliche Tochter des Kaisers, Margarethe, Gemah-
lin Ottavio Farnese's, guter Hofnung sey, und sich demnach
eine immer dauernde Verbindung dieser Familie mit dem kai-
serlichen Hause erwarten lasse. Die Protestanten bemerkten
mit Verdruß, welche gute Aufnahme dem Legaten zu Theil
ward: aber noch um vieles weiter giengen die Besprechun-
gen, als sie vermutheten. Der Legat brachte die Sache des
Conciliums in Anregung; der Kaiser bemerkte, daß die Pro-
testanten sich demselben schwerlich unterwerfen würden, und
sprach den Wunsch aus, für diesen Fall den Rath des Pap-
stes zu vernehmen. Farnese hatte seine Antwort schon be-
reit. Er erklärte dem Kaiser, wenn er sich zum Kriege ge-
gen die Protestanten entschließe, so werde ihn der Papst nicht
mit 100000 Duc., -- so viel hatte er für den Türkenkrieg
mit, -- nicht mit dem doppelten oder dem dreifachen Be-
trag dieser Summe, sondern mit seinem ganzen Vermögen,
mit seiner dreifachen Krone unterstützen. 1


adesso in quelli termini dove eravamo prima, quando s'ando la
prima volta, -- per chiarire la contumacia loro et honestare l'ese-
cutione dell'armi.
1 Dispaccio del Vescovo di Cortona 29 Maggio 1545, aus
dem Munde Granvellas: In caso che S. Ma si risolvesse di sbat-
tere per via d'armi, poiche per giustitia non si vedeva quasi modo

U. d. K. Buͤndniß des Kaiſers mit dem Papſte.
Vergnügen ſah man nun in Rom dieſe Folgen eintreten, die
Entzweiung kommen. Paul III verſäumte nichts um ſie zu
vollem Ausbruch zu bringen. Sein Enkel Aleſſandro er-
ſchien am Reichstag, zunächſt um einen kleinen Beitrag zum
Türkenkrieg anzubieten, wenn ja ein ſolcher noch bevorſtehe,
hauptſächlich aber um das bisherige Verfahren des römi-
ſchen Stuhles zu entſchuldigen, überhaupt ein beſſeres Ver-
nehmen herzuſtellen. Ein neues Motiv dafür ſollte bilden,
daß die natürliche Tochter des Kaiſers, Margarethe, Gemah-
lin Ottavio Farneſe’s, guter Hofnung ſey, und ſich demnach
eine immer dauernde Verbindung dieſer Familie mit dem kai-
ſerlichen Hauſe erwarten laſſe. Die Proteſtanten bemerkten
mit Verdruß, welche gute Aufnahme dem Legaten zu Theil
ward: aber noch um vieles weiter giengen die Beſprechun-
gen, als ſie vermutheten. Der Legat brachte die Sache des
Conciliums in Anregung; der Kaiſer bemerkte, daß die Pro-
teſtanten ſich demſelben ſchwerlich unterwerfen würden, und
ſprach den Wunſch aus, für dieſen Fall den Rath des Pap-
ſtes zu vernehmen. Farneſe hatte ſeine Antwort ſchon be-
reit. Er erklärte dem Kaiſer, wenn er ſich zum Kriege ge-
gen die Proteſtanten entſchließe, ſo werde ihn der Papſt nicht
mit 100000 Duc., — ſo viel hatte er für den Türkenkrieg
mit, — nicht mit dem doppelten oder dem dreifachen Be-
trag dieſer Summe, ſondern mit ſeinem ganzen Vermögen,
mit ſeiner dreifachen Krone unterſtützen. 1


adesso in quelli termini dove eravamo prima, quando s’andò la
prima volta, — per chiarire la contumacia loro et honestare l’ese-
cutione dell’armi.
1 Dispaccio del Vescovo di Cortona 29 Maggio 1545, aus
dem Munde Granvellas: In caso che S. Mà si risolvesse di sbat-
tere per via d’armi, poiche per giustitia non si vedeva quasi modo
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[377/0389] U. d. K. Buͤndniß des Kaiſers mit dem Papſte. Vergnügen ſah man nun in Rom dieſe Folgen eintreten, die Entzweiung kommen. Paul III verſäumte nichts um ſie zu vollem Ausbruch zu bringen. Sein Enkel Aleſſandro er- ſchien am Reichstag, zunächſt um einen kleinen Beitrag zum Türkenkrieg anzubieten, wenn ja ein ſolcher noch bevorſtehe, hauptſächlich aber um das bisherige Verfahren des römi- ſchen Stuhles zu entſchuldigen, überhaupt ein beſſeres Ver- nehmen herzuſtellen. Ein neues Motiv dafür ſollte bilden, daß die natürliche Tochter des Kaiſers, Margarethe, Gemah- lin Ottavio Farneſe’s, guter Hofnung ſey, und ſich demnach eine immer dauernde Verbindung dieſer Familie mit dem kai- ſerlichen Hauſe erwarten laſſe. Die Proteſtanten bemerkten mit Verdruß, welche gute Aufnahme dem Legaten zu Theil ward: aber noch um vieles weiter giengen die Beſprechun- gen, als ſie vermutheten. Der Legat brachte die Sache des Conciliums in Anregung; der Kaiſer bemerkte, daß die Pro- teſtanten ſich demſelben ſchwerlich unterwerfen würden, und ſprach den Wunſch aus, für dieſen Fall den Rath des Pap- ſtes zu vernehmen. Farneſe hatte ſeine Antwort ſchon be- reit. Er erklärte dem Kaiſer, wenn er ſich zum Kriege ge- gen die Proteſtanten entſchließe, ſo werde ihn der Papſt nicht mit 100000 Duc., — ſo viel hatte er für den Türkenkrieg mit, — nicht mit dem doppelten oder dem dreifachen Be- trag dieſer Summe, ſondern mit ſeinem ganzen Vermögen, mit ſeiner dreifachen Krone unterſtützen. 1 1 1 Dispaccio del Vescovo di Cortona 29 Maggio 1545, aus dem Munde Granvellas: In caso che S. Mà si risolvesse di sbat- tere per via d’armi, poiche per giustitia non si vedeva quasi modo 1 adesso in quelli termini dove eravamo prima, quando s’andò la prima volta, — per chiarire la contumacia loro et honestare l’ese- cutione dell’armi.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/389>, abgerufen am 25.11.2024.