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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Erstes Capitel.

Welches auch der Erfolg des Krieges seyn mochte, -- eine
Frage für später, die man jetzt weniger berücksichtigte, -- un-
verkennbar hatte der römische Hof ein großes Interesse dabei,
ihn zum Ausbruch zu bringen, den Kaiser in dem Augenblick
der wichtigsten conciliaren Beschlüsse zugleich von seiner Bei-
hülfe abhängig zu machen, und in der Ferne zu beschäftigen.

Gieng der Kaiser auf das Bündniß ein, so war darum
auch seine Meinung nicht, daß es auf Leben und Tod ge-
schlossen seyn solle; zunächst aber konnte er nicht allein sehr
gut fremde Hülfe brauchen, sondern die Verbindung mit dem
Papst war ihm auch wegen der Beziehung desselben zu dem
katholischen Deutschland erwünscht. Gleich im nächsten Mo-
nat nahm er die guten Dienste des Papstes an dem bairi-
schen Hofe in Anspruch.

Hierüber und über die förmliche Eröffnung des Conci-
liums ward nun zwischen Kaiser und Papst im Laufe des
Jahres 1545 weiter unterhandelt.

Der Papst hätte gewünscht, das Concilium nach Rom
zu nehmen und hier die Sache sobald wie möglich zu sol-
chen Entscheidungen und Urtheilssprüchen zu fördern, auf
welche eine Execution durch die Waffen folgen konnte. 1

Der Kaiser war ganz hiegegen. Er wollte das Con-
cil schlechterdings in Trient festhalten, weil nun einmal eine
Kirchenversammlung in deutschen Landen versprochen war,
wozu selbst Trient kaum noch gerechnet werden durfte; er

alcuno, li Luterani, S. Beatne non sol concorrera con ogni somma
di danari ma col proprio regno. (Archiv. Medic.)
1 Instruttione per Mor Beceatello. Poli Epp. IV, 281. Dal
trasferirsi a Roma ogni cieco puo vedere quanto vantaggio re-
sulterebbe.
Achtes Buch. Erſtes Capitel.

Welches auch der Erfolg des Krieges ſeyn mochte, — eine
Frage für ſpäter, die man jetzt weniger berückſichtigte, — un-
verkennbar hatte der römiſche Hof ein großes Intereſſe dabei,
ihn zum Ausbruch zu bringen, den Kaiſer in dem Augenblick
der wichtigſten conciliaren Beſchlüſſe zugleich von ſeiner Bei-
hülfe abhängig zu machen, und in der Ferne zu beſchäftigen.

Gieng der Kaiſer auf das Bündniß ein, ſo war darum
auch ſeine Meinung nicht, daß es auf Leben und Tod ge-
ſchloſſen ſeyn ſolle; zunächſt aber konnte er nicht allein ſehr
gut fremde Hülfe brauchen, ſondern die Verbindung mit dem
Papſt war ihm auch wegen der Beziehung deſſelben zu dem
katholiſchen Deutſchland erwünſcht. Gleich im nächſten Mo-
nat nahm er die guten Dienſte des Papſtes an dem bairi-
ſchen Hofe in Anſpruch.

Hierüber und über die förmliche Eröffnung des Conci-
liums ward nun zwiſchen Kaiſer und Papſt im Laufe des
Jahres 1545 weiter unterhandelt.

Der Papſt hätte gewünſcht, das Concilium nach Rom
zu nehmen und hier die Sache ſobald wie möglich zu ſol-
chen Entſcheidungen und Urtheilsſprüchen zu fördern, auf
welche eine Execution durch die Waffen folgen konnte. 1

Der Kaiſer war ganz hiegegen. Er wollte das Con-
cil ſchlechterdings in Trient feſthalten, weil nun einmal eine
Kirchenverſammlung in deutſchen Landen verſprochen war,
wozu ſelbſt Trient kaum noch gerechnet werden durfte; er

alcuno, li Luterani, S. Beatne non sol concorrerà con ogni somma
di danari ma col proprio regno. (Archiv. Medic.)
1 Instruttione per Mor Beceatello. Poli Epp. IV, 281. Dal
trasferirsi a Roma ogni cieco puo vedere quanto vantaggio re-
sulterebbe.
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[378/0390] Achtes Buch. Erſtes Capitel. Welches auch der Erfolg des Krieges ſeyn mochte, — eine Frage für ſpäter, die man jetzt weniger berückſichtigte, — un- verkennbar hatte der römiſche Hof ein großes Intereſſe dabei, ihn zum Ausbruch zu bringen, den Kaiſer in dem Augenblick der wichtigſten conciliaren Beſchlüſſe zugleich von ſeiner Bei- hülfe abhängig zu machen, und in der Ferne zu beſchäftigen. Gieng der Kaiſer auf das Bündniß ein, ſo war darum auch ſeine Meinung nicht, daß es auf Leben und Tod ge- ſchloſſen ſeyn ſolle; zunächſt aber konnte er nicht allein ſehr gut fremde Hülfe brauchen, ſondern die Verbindung mit dem Papſt war ihm auch wegen der Beziehung deſſelben zu dem katholiſchen Deutſchland erwünſcht. Gleich im nächſten Mo- nat nahm er die guten Dienſte des Papſtes an dem bairi- ſchen Hofe in Anſpruch. Hierüber und über die förmliche Eröffnung des Conci- liums ward nun zwiſchen Kaiſer und Papſt im Laufe des Jahres 1545 weiter unterhandelt. Der Papſt hätte gewünſcht, das Concilium nach Rom zu nehmen und hier die Sache ſobald wie möglich zu ſol- chen Entſcheidungen und Urtheilsſprüchen zu fördern, auf welche eine Execution durch die Waffen folgen konnte. 1 Der Kaiſer war ganz hiegegen. Er wollte das Con- cil ſchlechterdings in Trient feſthalten, weil nun einmal eine Kirchenverſammlung in deutſchen Landen verſprochen war, wozu ſelbſt Trient kaum noch gerechnet werden durfte; er 1 1 Instruttione per Mor Beceatello. Poli Epp. IV, 281. Dal trasferirsi a Roma ogni cieco puo vedere quanto vantaggio re- sulterebbe. 1 alcuno, li Luterani, S. Beatne non sol concorrerà con ogni somma di danari ma col proprio regno. (Archiv. Medic.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/390>, abgerufen am 19.05.2024.