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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Neuntes Capitel.
wenden. Durch diese Priester ward eine Mehrheit gegen jede
Reform gebildet, die nun das ganze Capitel vorstellte. In
dessen Namen griff sie Butzern an und bekämpfte überhaupt
das Vorhaben des Erzbischofs.

Dagegen waren nun aber die weltlichen Stände des
Stiftes auf der Seite ihres Churfürsten.

Am 15ten März 1543 hielt Hermann einen neuen Land-
tag in Bonn. Er kündigte an, daß er jetzt mit der Abfassung
eines definitiven Reformationsentwurfes beschäftigt sey, und
bat die Versammlung einen Ausschuß zu ernennen, mit dem
er denselben berathen könne.

Das Domcapitel widersetzte sich mit allem Eifer einer
bedrohten, in ihrem Besitz gestörten und sich doch für un-
fehlbar haltenden Orthodoxie. Es legte den übrigen Stän-
den die Schriften vor, die es mit dem Erzbischof gewechselt,
und forderte sie auf, ihn zu ersuchen, sich der Religion auf
eine andre Weise anzunehmen als er jetzt thue, und zwar
auf eine solche die ihm bei Päpstlicher Heiligkeit, Römischem
Kaiser und König und den gehorsamen Ständen des Reiches
unverweislich sey. 1 Allein die weltlichen Stände waren schon
selbst von reformatorischem Begehren ergriffen: die Verhält-
nisse des Capitels konnten ihnen kein Geheimniß seyn: ohne
Bedingung nahmen sie das Erbieten des Fürsten an, und über-
ließen ihm, den Ausschuß aus ihrer Mitte selbst zu wählen,
dem jener Reformationsentwurf vorgelegt werden könne.

Hatte sich der Churfürst früher durch die Beschlüsse des

1 Instruction des Dhomcapitels an Graven, Ritterschaft, Stette
und gemeine Landschaft uf dem Landtag im März 1543 zu Bon. Wir
ersehen daraus den ganzen ergangenen Schriftwechsel. Vergl. den
Anhang.

Siebentes Buch. Neuntes Capitel.
wenden. Durch dieſe Prieſter ward eine Mehrheit gegen jede
Reform gebildet, die nun das ganze Capitel vorſtellte. In
deſſen Namen griff ſie Butzern an und bekämpfte überhaupt
das Vorhaben des Erzbiſchofs.

Dagegen waren nun aber die weltlichen Stände des
Stiftes auf der Seite ihres Churfürſten.

Am 15ten März 1543 hielt Hermann einen neuen Land-
tag in Bonn. Er kündigte an, daß er jetzt mit der Abfaſſung
eines definitiven Reformationsentwurfes beſchäftigt ſey, und
bat die Verſammlung einen Ausſchuß zu ernennen, mit dem
er denſelben berathen könne.

Das Domcapitel widerſetzte ſich mit allem Eifer einer
bedrohten, in ihrem Beſitz geſtörten und ſich doch für un-
fehlbar haltenden Orthodoxie. Es legte den übrigen Stän-
den die Schriften vor, die es mit dem Erzbiſchof gewechſelt,
und forderte ſie auf, ihn zu erſuchen, ſich der Religion auf
eine andre Weiſe anzunehmen als er jetzt thue, und zwar
auf eine ſolche die ihm bei Päpſtlicher Heiligkeit, Römiſchem
Kaiſer und König und den gehorſamen Ständen des Reiches
unverweislich ſey. 1 Allein die weltlichen Stände waren ſchon
ſelbſt von reformatoriſchem Begehren ergriffen: die Verhält-
niſſe des Capitels konnten ihnen kein Geheimniß ſeyn: ohne
Bedingung nahmen ſie das Erbieten des Fürſten an, und über-
ließen ihm, den Ausſchuß aus ihrer Mitte ſelbſt zu wählen,
dem jener Reformationsentwurf vorgelegt werden könne.

Hatte ſich der Churfürſt früher durch die Beſchlüſſe des

1 Inſtruction des Dhomcapitels an Graven, Ritterſchaft, Stette
und gemeine Landſchaft uf dem Landtag im Maͤrz 1543 zu Bon. Wir
erſehen daraus den ganzen ergangenen Schriftwechſel. Vergl. den
Anhang.
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[336/0348] Siebentes Buch. Neuntes Capitel. wenden. Durch dieſe Prieſter ward eine Mehrheit gegen jede Reform gebildet, die nun das ganze Capitel vorſtellte. In deſſen Namen griff ſie Butzern an und bekämpfte überhaupt das Vorhaben des Erzbiſchofs. Dagegen waren nun aber die weltlichen Stände des Stiftes auf der Seite ihres Churfürſten. Am 15ten März 1543 hielt Hermann einen neuen Land- tag in Bonn. Er kündigte an, daß er jetzt mit der Abfaſſung eines definitiven Reformationsentwurfes beſchäftigt ſey, und bat die Verſammlung einen Ausſchuß zu ernennen, mit dem er denſelben berathen könne. Das Domcapitel widerſetzte ſich mit allem Eifer einer bedrohten, in ihrem Beſitz geſtörten und ſich doch für un- fehlbar haltenden Orthodoxie. Es legte den übrigen Stän- den die Schriften vor, die es mit dem Erzbiſchof gewechſelt, und forderte ſie auf, ihn zu erſuchen, ſich der Religion auf eine andre Weiſe anzunehmen als er jetzt thue, und zwar auf eine ſolche die ihm bei Päpſtlicher Heiligkeit, Römiſchem Kaiſer und König und den gehorſamen Ständen des Reiches unverweislich ſey. 1 Allein die weltlichen Stände waren ſchon ſelbſt von reformatoriſchem Begehren ergriffen: die Verhält- niſſe des Capitels konnten ihnen kein Geheimniß ſeyn: ohne Bedingung nahmen ſie das Erbieten des Fürſten an, und über- ließen ihm, den Ausſchuß aus ihrer Mitte ſelbſt zu wählen, dem jener Reformationsentwurf vorgelegt werden könne. Hatte ſich der Churfürſt früher durch die Beſchlüſſe des 1 Inſtruction des Dhomcapitels an Graven, Ritterſchaft, Stette und gemeine Landſchaft uf dem Landtag im Maͤrz 1543 zu Bon. Wir erſehen daraus den ganzen ergangenen Schriftwechſel. Vergl. den Anhang.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/348>, abgerufen am 22.11.2024.