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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Achtes Capitel.

Und daran knüpft sich, daß auch die braunschweigische
Sache auf eine Weise, mit welcher beide Theile zufrieden
seyn konnten, erledigt ward. Herzog Heinrich trug in einer
Versammlung des Nürnberger Bundes, wie nicht anders zu
erwarten war, auf unverweilte Herstellung an. Er hatte da
aber nicht einmal die Mehrheit der Stimmen für sich, ge-
schweige den Kaiser, der sein Unglück ihm selber Schuld gab.
Aber auch den Protestanten erklärte Carl, es würde seiner
Hoheit schlecht anstehn, die Verjagung eines Reichsfürsten
aus seinen Lehen zu dulden. Sie willigten ein, das Land
ihm selbst, dem Kaiser, zur Sequestration zu überlassen; sie
machten nur die Bedingung, daß die Religion daselbst in
dem Stande bleibe, wie sie nunmehr sey.

Bei dieser gegenseitigen Nachgiebigkeit in Streitfragen
von zugleich so umfassendem und so nahem Interesse eröff-
nete sich noch einmal die Aussicht auf eine allgemeine fried-
liche Entwickelung der Dinge. Was man hier fast unerwar-
tet erreicht hatte, schien den Weg zu einem allgemeinen Ver-
ständniß zu bahnen.

Der Kaiser kündigte die Absicht an, auf dem nächsten
Reichstage den Entwurf einer christlichen Reformation den
Ständen vorzulegen. Die Protestanten erwiederten, daß sie
nicht versprochen haben wollten, einen solchen Entwurf als-
dann sogleich zu dem ihren zu machen. Der Kaiser gab nach,
daß von allen Ständen ähnliche Entwürfe einer Reform, d. i.
einer gemeinschaftlichen Anordnung der religiösen Angelegen-
heiten im Reiche, eingebracht würden.

Ein Zugeständniß, doppelt wichtig durch die nähern Be-
stimmungen, mit denen es in den Reichsabschied kam. Der

Siebentes Buch. Achtes Capitel.

Und daran knüpft ſich, daß auch die braunſchweigiſche
Sache auf eine Weiſe, mit welcher beide Theile zufrieden
ſeyn konnten, erledigt ward. Herzog Heinrich trug in einer
Verſammlung des Nürnberger Bundes, wie nicht anders zu
erwarten war, auf unverweilte Herſtellung an. Er hatte da
aber nicht einmal die Mehrheit der Stimmen für ſich, ge-
ſchweige den Kaiſer, der ſein Unglück ihm ſelber Schuld gab.
Aber auch den Proteſtanten erklärte Carl, es würde ſeiner
Hoheit ſchlecht anſtehn, die Verjagung eines Reichsfürſten
aus ſeinen Lehen zu dulden. Sie willigten ein, das Land
ihm ſelbſt, dem Kaiſer, zur Sequeſtration zu überlaſſen; ſie
machten nur die Bedingung, daß die Religion daſelbſt in
dem Stande bleibe, wie ſie nunmehr ſey.

Bei dieſer gegenſeitigen Nachgiebigkeit in Streitfragen
von zugleich ſo umfaſſendem und ſo nahem Intereſſe eröff-
nete ſich noch einmal die Ausſicht auf eine allgemeine fried-
liche Entwickelung der Dinge. Was man hier faſt unerwar-
tet erreicht hatte, ſchien den Weg zu einem allgemeinen Ver-
ſtändniß zu bahnen.

Der Kaiſer kündigte die Abſicht an, auf dem nächſten
Reichstage den Entwurf einer chriſtlichen Reformation den
Ständen vorzulegen. Die Proteſtanten erwiederten, daß ſie
nicht verſprochen haben wollten, einen ſolchen Entwurf als-
dann ſogleich zu dem ihren zu machen. Der Kaiſer gab nach,
daß von allen Ständen ähnliche Entwürfe einer Reform, d. i.
einer gemeinſchaftlichen Anordnung der religiöſen Angelegen-
heiten im Reiche, eingebracht würden.

Ein Zugeſtändniß, doppelt wichtig durch die nähern Be-
ſtimmungen, mit denen es in den Reichsabſchied kam. Der

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[306/0318] Siebentes Buch. Achtes Capitel. Und daran knüpft ſich, daß auch die braunſchweigiſche Sache auf eine Weiſe, mit welcher beide Theile zufrieden ſeyn konnten, erledigt ward. Herzog Heinrich trug in einer Verſammlung des Nürnberger Bundes, wie nicht anders zu erwarten war, auf unverweilte Herſtellung an. Er hatte da aber nicht einmal die Mehrheit der Stimmen für ſich, ge- ſchweige den Kaiſer, der ſein Unglück ihm ſelber Schuld gab. Aber auch den Proteſtanten erklärte Carl, es würde ſeiner Hoheit ſchlecht anſtehn, die Verjagung eines Reichsfürſten aus ſeinen Lehen zu dulden. Sie willigten ein, das Land ihm ſelbſt, dem Kaiſer, zur Sequeſtration zu überlaſſen; ſie machten nur die Bedingung, daß die Religion daſelbſt in dem Stande bleibe, wie ſie nunmehr ſey. Bei dieſer gegenſeitigen Nachgiebigkeit in Streitfragen von zugleich ſo umfaſſendem und ſo nahem Intereſſe eröff- nete ſich noch einmal die Ausſicht auf eine allgemeine fried- liche Entwickelung der Dinge. Was man hier faſt unerwar- tet erreicht hatte, ſchien den Weg zu einem allgemeinen Ver- ſtändniß zu bahnen. Der Kaiſer kündigte die Abſicht an, auf dem nächſten Reichstage den Entwurf einer chriſtlichen Reformation den Ständen vorzulegen. Die Proteſtanten erwiederten, daß ſie nicht verſprochen haben wollten, einen ſolchen Entwurf als- dann ſogleich zu dem ihren zu machen. Der Kaiſer gab nach, daß von allen Ständen ähnliche Entwürfe einer Reform, d. i. einer gemeinſchaftlichen Anordnung der religiöſen Angelegen- heiten im Reiche, eingebracht würden. Ein Zugeſtändniß, doppelt wichtig durch die nähern Be- ſtimmungen, mit denen es in den Reichsabſchied kam. Der

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/318>, abgerufen am 22.11.2024.