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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Achtes Capitel.
wurden verworfen. Die Stände faßten den Beschluß, man
müsse den König von Frankreich, sie sagten nicht etwa, zur
Einsicht bringen, zur Trennung von den Osmanen nöthigen,
sondern man müsse ihn strafen, "damit jeder andre Potentat
sich ähnlicher unchristlicher Handlungen enthalte."

Unter diesen Umständen hatten die Bewilligungen keine
Schwierigkeit.

Der Kaiser forderte eine Defensivhülfe, mit welcher er
24000 M. z. F. und 4000 M. z. Pf. 8 Monat lang (vom
ersten Mai an) im Feld erhalten könne.

Die Stände fragten, nach welcher Seite hin er diese
Hülfe zunächst zu verwenden gedenke, ob gegen die Türken
oder gegen die Franzosen. Der Kaiser sprach den Wunsch
aus, daß seinem Bruder 8000 M. z. F., 1000 M. z. Pf.
gegen die Türken, und ihm 16000 M. z. F. und 3000 M.
z. Pf. gegen die Franzosen bewilligt werden möchten. Diese
letztern Mannschaften denke er mit eignem Volk dergestalt zu
vermehren, daß er hoffen dürfe etwas Rechtes auszurichten,
um später unverhindert von andern Seiten den Osmanen be-
gegnen zu können. Bemerken wir wohl, daß er sein Wort
verpfändete, nach geendigtem französischen Kriege die Osma-
nen anzugreifen. 1 Schon ward auf die Ernennung eines
Oberbefehlshabers in dem nächsten Türkenkriege Bedacht ge-
nommen.

Die Stände bewilligten die ganze Summe der Hülfs-
gelder die der Kaiser gefordert, auf 6 Monat. Sie stellten

1 Antwort auf die Duplica 29 März. Dahin hatte von An-
fang König Ferdinand gezielt. Lettre de Ferdinand a l'empereur
18 Oct.
1543. (S. den Anh.)

Siebentes Buch. Achtes Capitel.
wurden verworfen. Die Stände faßten den Beſchluß, man
müſſe den König von Frankreich, ſie ſagten nicht etwa, zur
Einſicht bringen, zur Trennung von den Osmanen nöthigen,
ſondern man müſſe ihn ſtrafen, „damit jeder andre Potentat
ſich ähnlicher unchriſtlicher Handlungen enthalte.“

Unter dieſen Umſtänden hatten die Bewilligungen keine
Schwierigkeit.

Der Kaiſer forderte eine Defenſivhülfe, mit welcher er
24000 M. z. F. und 4000 M. z. Pf. 8 Monat lang (vom
erſten Mai an) im Feld erhalten könne.

Die Stände fragten, nach welcher Seite hin er dieſe
Hülfe zunächſt zu verwenden gedenke, ob gegen die Türken
oder gegen die Franzoſen. Der Kaiſer ſprach den Wunſch
aus, daß ſeinem Bruder 8000 M. z. F., 1000 M. z. Pf.
gegen die Türken, und ihm 16000 M. z. F. und 3000 M.
z. Pf. gegen die Franzoſen bewilligt werden möchten. Dieſe
letztern Mannſchaften denke er mit eignem Volk dergeſtalt zu
vermehren, daß er hoffen dürfe etwas Rechtes auszurichten,
um ſpäter unverhindert von andern Seiten den Osmanen be-
gegnen zu können. Bemerken wir wohl, daß er ſein Wort
verpfändete, nach geendigtem franzöſiſchen Kriege die Osma-
nen anzugreifen. 1 Schon ward auf die Ernennung eines
Oberbefehlshabers in dem nächſten Türkenkriege Bedacht ge-
nommen.

Die Stände bewilligten die ganze Summe der Hülfs-
gelder die der Kaiſer gefordert, auf 6 Monat. Sie ſtellten

1 Antwort auf die Duplica 29 Maͤrz. Dahin hatte von An-
fang Koͤnig Ferdinand gezielt. Lettre de Ferdinand à l’empereur
18 Oct.
1543. (S. den Anh.)
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[302/0314] Siebentes Buch. Achtes Capitel. wurden verworfen. Die Stände faßten den Beſchluß, man müſſe den König von Frankreich, ſie ſagten nicht etwa, zur Einſicht bringen, zur Trennung von den Osmanen nöthigen, ſondern man müſſe ihn ſtrafen, „damit jeder andre Potentat ſich ähnlicher unchriſtlicher Handlungen enthalte.“ Unter dieſen Umſtänden hatten die Bewilligungen keine Schwierigkeit. Der Kaiſer forderte eine Defenſivhülfe, mit welcher er 24000 M. z. F. und 4000 M. z. Pf. 8 Monat lang (vom erſten Mai an) im Feld erhalten könne. Die Stände fragten, nach welcher Seite hin er dieſe Hülfe zunächſt zu verwenden gedenke, ob gegen die Türken oder gegen die Franzoſen. Der Kaiſer ſprach den Wunſch aus, daß ſeinem Bruder 8000 M. z. F., 1000 M. z. Pf. gegen die Türken, und ihm 16000 M. z. F. und 3000 M. z. Pf. gegen die Franzoſen bewilligt werden möchten. Dieſe letztern Mannſchaften denke er mit eignem Volk dergeſtalt zu vermehren, daß er hoffen dürfe etwas Rechtes auszurichten, um ſpäter unverhindert von andern Seiten den Osmanen be- gegnen zu können. Bemerken wir wohl, daß er ſein Wort verpfändete, nach geendigtem franzöſiſchen Kriege die Osma- nen anzugreifen. 1 Schon ward auf die Ernennung eines Oberbefehlshabers in dem nächſten Türkenkriege Bedacht ge- nommen. Die Stände bewilligten die ganze Summe der Hülfs- gelder die der Kaiſer gefordert, auf 6 Monat. Sie ſtellten 1 Antwort auf die Duplica 29 Maͤrz. Dahin hatte von An- fang Koͤnig Ferdinand gezielt. Lettre de Ferdinand à l’empereur 18 Oct. 1543. (S. den Anh.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/314>, abgerufen am 22.11.2024.